Qualitatives Wachstum

Qualitatives Wachstum

Dem Begriff des qualitativen Wachstums liegt die Annahme zugrunde, dass durch wachsendes Können und in Innovationen[1] umgesetztes Wissen der Weltbevölkerung die Qualität von Produkten und Dienstleistungen steige. Langlebige, gut gewartete und energiesparende Geräte und Anlagen seien der Schlüssel zu weniger Rohstoffverbrauch und geringeren Emissionen. Das heute übliche Massengeschäft mit kurzlebigen Billigprodukten werde deshalb wieder durch langlebige Qualitätsware mit garantiertem Service abgelöst werden müssen. Das produzierende Gewerbe könne also durch Qualitätsverbesserung die Wertschöpfung bei sinkenden Stoffumsätzen steigern. Sollte dieser notwendige Strukturwandel Arbeitskraft freisetzen, bestehe schier unendlicher Bedarf für soziale, pädagogische und kulturelle Dienstleistung an einer mehrheitlich armen und von Wissensquellen ausgeschlossenen Weltbevölkerung.

Als ökonomische Strategie und politisches Programm reagiert qualitatives Wachstum auf die insbesondere von Ökologen geäußerte Wachstumskritik, grenzt sich aber von Forderungen nach Wachstumsrücknahme ab.

Inhaltsverzeichnis

Messung des qualitativen Wachstums

Den mit dem qualitativen Wirtschaftswachstum erreichten Zuwachs an Lebensqualität in einer Volkswirtschaft wird je nach Modell mit verschiedenen Indikatoren gemessen. Die OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development) hat acht Hauptziele als Ansatzpunkte eines Indikatorsystems festgelegt:

  • Gesundheit
  • Lernen und Ausbildung
  • Qualität des Arbeitslebens
  • Freizeit und Zeiteinteilung
  • wirtschaftliche Situation und Kaufkraft
  • physische Umwelt
  • persönliche Sicherheit
  • soziale Beteiligungschancen

Es werden in diesem Modell Verhältniszahlen zur Berechnung verwendet.

Kritik am Konzept

Autoren wie Niko Paech halten Qualitatives Wachstum für ebenso paradox wie utopisch, weil in ihm "eine Fülle von Rebound-Effekten alle Einsparungen zunichte" mache[2]. Paech sieht hingegen eine reale Nachhaltigkeitsperspektive nur in einer "Postwachstumsökonomie"[3].

Siehe auch

  • Index of Sustainable Economic Welfare
  • Enquete-Kommission Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität – Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der Sozialen Marktwirtschaft

Einzelnachweise

  1. Charles I. Jones: Introduction to Economic Growth, 2002, ISBN 0393977455, S.12. Grafik „World per capita GDP and growth rates“, Jones verwertet hier Daten von Robert E. Lucas jr. (1998) und Angus Maddison (1995).
  2. Niko Paech: Wachstum light? Qualitatives Wachstum ist eine Utopie. In: Wissenschaft & Umwelt INTERDISZIPLINÄR, 13/2009, S. 85
  3. Niko Paech: Die Postwachstumsökonomie - ein Vademecum. In: Zeitschrift für Sozialökonomie 46 / 160-161, S. 28-31

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