Qiu Jin

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Qiu Jin

Qiū Jǐn (chinesisch 秋瑾; * 8. November 1875 in Xiamen, Bezirk Minhou, Provinz Fujian; † 15. Juli 1907 in Shaoxing, Provinz Zhejiang) war eine Ikone der chinesischen Revolution zum Ende der Qing-Zeit, Autorin und frühe Feministin. Sie wurde nach einem fehlgeschlagenen Aufstand exekutiert.

Inhaltsverzeichnis

Leben

  • Kindheitsname: Yùgū (玉姑)
  • Ehrennamen: Xuánqīng (璿卿) und Jìngxióng (競雄)
  • Spitzname: Jiànhú Nǚxiá (鑑湖女俠)

Geboren wurde sie in Xiamen als jüngstes Kind und einzige Tochter einer Beamtenfamilie aus Shaoxing (Zhejiang). Als ihr Großvater Qiū Jiā Hé einen hohen Beamtenposten (長官) in Xiamen erhielt, zog die gesamte Familie um. Da Xiamen zu dieser Zeit ein Vertragshafen der Engländer war, hatte ihr Großvater ständig mit den Engländern zu tun und war deren Demütigungen ausgesetzt. Seine Verbitterung übertrug sich auch auf die junge Qiu Jin.

Qiu Jin wurde nicht nach den damals noch üblichen Konventionen erzogen. So blieb ihr das Füßebinden erspart. Ihre Mutter Dāntài (單太), eine wohlhabende und gebildete Frau, brachte ihr statt dessen das Lesen und Schreiben bei. Mit elf Jahren lernte sie die klassischen Dichter kennen und war besonders von Du Fu fasziniert. Im Elternhaus ihrer Mutter trainierte sie auch das Reiten, den Schwertkampf sowie Hoch- und Weitsprung. Auf Fotos ließ sie sich gern mit einem japanischen Schwert abbilden. Ihr Leben lang empfand sie tiefe Dankbarkeit ihrer Mutter gegenüber, und ließ nach deren Tod mit 62 Jahren einen Maler ein Bild von ihr anfertigen.

Im Alter von 21 Jahren wurde sie mit Wang Tíngjūn verheiratet, dem ersten Sohn einer einflussreichen Familie aus Hunan. Sie zog zu ihm nach Peking und gebar ihm zwei Kinder. Ihr Ehemann stellte sich bald als Alkoholiker heraus.

Im Herbst 1904 versetzte sie ihren Schmuck, um sich zum Studium nach Japan abzusetzen. Am Kōbun-Gakuin (弘文学院) wurde sie in einen Intensivkurs für Lehrer aufgenommen. In den vom Verein der chinesischen Austauschstudenten (中国留学生会館) angebotenen Japanischkursen verbesserte sie ihre Sprachkenntnisse und nahm an den wöchentlichen Treffen der Studenten ihrer Heimatregion Zhejiang teil. An der Praktischen Frauenschule Aoyama (aoyama jissen jogakkō 青山実践女学校) studierte sie Pädagogik, Kunsthandwerk und Krankenpflege. Bis spät in die Nacht widmete sie sich dem Studium. Im Kampfkunstverein von Kōjimachi-Kagurazaka lernte sie die Herstellung von Sprengstoffen und verbesserte ihre Treffsicherheit.

Kurz nach ihrer Ankunft in Japan trat sie der Kōmontenchikai (洪門天地会, auch sangōkai 三合会), einer Geheimgesellschaft in Yokohama bei und stieg in den Rang eines „weißen Fächers“ auf. Aktiv wurde sie auch in der im September 1904 gegründeten Guangfuhui (光復會 „Revive the Light Society“) und der im September 1905 gegründeten Tongmenghui von Sun Yat-sen. In der Tongmenghui entstand ein enges Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den aus Zhejiang stammenden Studenten. Qiu Jin wirkte auch an der Gründung einer rein weiblichen Organisation mit, der Gongaihui (chinesisch 共愛會).

Im Februar 1905 kehrte sie nach China zurück. Ihr Ziel war es, ihren Cousin Xu Xilin, der wie sie selbst in Shaoxing aufgewachsen war, in die Tongmenghui aufzunehmen. Sie bat vor ihrer Heimreise Táo Chéngzhāng (陶成章), ein Mitglied der Guangfuhui, ihr ein Empfehlungsschreiben für die Aufnahme auszustellen. Dieses überreichte sie Cai Yuanpei, dem Anführer der Bewegung in Shanghai, der auch seine Zustimmung gab.

Im Frühling 1905 reiste sie wieder nach Japan, um sich im Verein der chinesischen Austauschstudenten weiter um die Mitgliederwerbung zu kümmern und gegen die japanischen "Vorschriften für Austauschstudenten" (ryūgakusei torishimarikizoku 留学生取締規則) zu protestieren. Im Dezember kehrte sie wieder nach China zurück. Sie gründete eine Zeitung mit dem Namen "Chinesische Frau". 1907 wurde sie Leiterin der Shaoxing Datong Schule für Sportlehrer. Entgegen der Bezeichnung war der eigentliche Zweck der Schule die Ausbildung von militärischen Kadern für die Revolution, der sich auch andere Lehrer der Schule, wie Wang Jinfa und Zhuo Zhuoxian verschrieben hatten. Geplant war, in Zhejiang und Anhui eine Revolution zu starten, um dann die Truppen zu vereinen und Nanjing einzunehmen.

Am 6. Juli 1907 verübte ihr Cousin in Anqing einen erfolgreichen Anschlag auf En Ming, den Gouverneur der Provinz Anhui. Der geplante Aufstand wurde jedoch verraten und niedergeschlagen und Xu Xilin wurde festgenommen, verhört und hingerichtet. Am 12. Juli wurde auch Qiu Jin verhaftet. Da belastendes Material gegen sie vorlag, wurde sie verurteilt und drei Tage später hingerichtet.

Statue von Qiu Jin in Shaoxing

Ihr Grab liegt neben dem Westsee in Hangzhou, in der Volksrepublik China wurde ihr in Shaoxing ein Museum errichtet.


Lu Xun und Qiu Jin

Die Figur der Rebellin Xia Yu (夏瑜) in Lu Xuns Geschichte "Die Arznei" aus dem Sammelband Aufruf zum Kampf ist Qiu Jin nachempfunden. Er änderte ihren Familiennamen von Qiu (秋, „Herbst“) in Xia (夏, „Sommer“) und veränderte auch das Schriftzeichen ihres Vornamens leicht. In einem Essay schreibt er: "Qiu Jin ist durch Verrat getötet worden. Kurz nach der Revolution ist sie als Heldin gefeiert worden, heutzutage nimmt man ihren Namen kaum noch in den Mund." In der Skizze "Fan Ai Nong" (范愛農) beschreibt er, wie die Nachricht von Qiu Jins Tod in Shaoxing nach Tokyo überbracht wird.

Filme

Zweimal wurde ihr Leben in China verfilmt, 1953 (mit Li Li-Hua) und 1983 (von Xie Jin), beide Filme tragen den Titel "Qiu Jin". Ein englischsprachiger Film mit dem Titel "Autumn Gem" wurde von Rae Chang und Adam Tow produziert.

Literatur

  • Catherine Gipoulon : Qiu Jin - Der Stein des Vogels Jingwei. Frau und Revolutionärin im China des 19. Jhs.., München 1977: Frauenoffensive
  • Julia Kristeva : Die Chinesin. München 1976

(deutsche Übersetzungen der unten genannten Werke werden nach Möglichkeit ergänzt)

  • 夏衍:『秋瑾伝』(1936)
  • Takeda Taijun (武田泰淳):『秋風秋雨人を愁殺す・秋瑾女士伝』(1968)
  • Fujimori Setsuko 藤森節子:『秋瑾嘯風』『架空旅行記・紹興の街と秋瑾』(1997)

Weblinks


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