Pöhlde

Pöhlde
Wappen von Pöhlde

Pöhlde ist ein Dorf in Südniedersachsen. Es ist heute ein Ortsteil der Stadt Herzberg am Harz im Landkreis Osterode am Harz. Auf 36,36 km² Fläche leben 2.250 Einwohner (Stand: 1. Januar 2011).

Das Dorf liegt im Urstromtal der Oder und nördlich des Rotenbergs, eines langgestreckten Höhenzugs von bis zu 317 m ü. NN, der parallel zum Südharzrand verläuft. Pöhlde liegt unweit südlich des Harzes und etwa vier Kilometer südlich von Herzberg, fünf Kilometer südwestlich von Scharzfeld sowie sieben Kilometer östlich von Gieboldehausen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Einige Ausgrabungsfunde aus Pöhlde stammen aus der Zeit des 2. bis 4. Jahrhunderts. Pöhlde wurde 927 in einer Schenkungsurkunde von Heinrich dem Vogler an seine Frau Mathilde von Ringelheim erstmalig erwähnt. In dieser Urkunde übereignete er ihr den Königshof „Palithi“. Die Endung „-ithi“ deutet auf eine Zugehörigkeit zur ältesten germanischen Ortsnamensschicht.

Pöhlde liegt an einem Knotenpunkt zweier mittelalterlicher Fernstraßen.

Pöhlde war bis 1990 Standort einer Dauereinsatzstellung des Tieffliegermelde- und Leitdienst(TMLD) der Luftwaffe.

Wallburg König Heinrichs I.

Lageplan der Wallburg auf dem Rotenberg mit Darstellung der Mauern und Tore
Ausgegrabenes Zangentor der Wallburg auf dem Rotenberg

Auf dem nahe gelegenen Rotenberg befindet sich eine Ringwallanlage, die in eine Hauptburg und eine Vorburg unterteilt war und wahrscheinlich als Fliehburg diente. Eine Ausgrabung erfolgte erstmals in den Jahren 1955 bis 1966. Keramikfunden zufolge ist sie auf das 8. bis 10. Jahrhundert zu datieren. Der ältere Teil ist die Unterburg, die 220 x 120 m breit ist. Sie verfügte über eine Mauer und einen Wall. Die fast kreisrunde Oberburg hat einen Durchmesser von etwa 100 m. Sie verfügte über zwei aufwendig konstruierte Zangentore. Mehrere Ausgrabungen auf dem Gelände fanden 1934, 1951 und 1955 bis 1974 statt. Im Inneren der Anlage gab es kaum Funde, so dass die Anlage als kaum genutzte Fluchtburg gesehen wurde.

Als „König Heinrichs Vogelherd“ wurde sie benannt, da Heinrich der Vogler der Sage nach hier 919 die Nachricht erhalten haben soll, dass er als erster Sachse zum König des Ostfrankenreichs gewählt worden sei. Nach einer anderen Überlieferung soll er in der später nach diesem Ereignis benannten Gasse „Finkenherd“ zu Quedlinburg ebenfalls mit einem Vogelherd beschäftigt gewesen sein, als ihn die Nachricht erreichte. Nach der Wahl Heinrichs I. zum König begann durch die Liudolfinger der Ausbau der bestehenden Königsburgen rund um den Harz zu Pfalzen.

Pfalz Pöhlde

Heutige Kirche auf den Grundmauern des Klosters Pöhlde, vorne dargestellte Fundamente des früheren Kreuzgangs
Grundriss von Kloster und Pfalz, rot: heutige Kirche

Die Burganlage auf dem Rotenberg wurde aufgegeben, als die Kaiserpfalz Pöhlde im Ort ihren Aufschwung nahm. Sie entstand aus einem Landgut, das Mathilde von Ringelheim 927 von ihrem Mann Heinrich dem Vogeler erhalten hatte. Nach seinem Tod bat sie ihren Sohn Otto I., das Landgut in ein Kanonikerstift umwandeln zu lassen.

Die Pfalzgebäude befanden sich nahe der heutigen Kirche im Bereich des Pfarrhauses und des Pfarrgartens.

König Otto I. unterzeichnete die Urkunde am 16.Mai 952 und bestimmte, dass das zu erbauende Kloster neben der Pfalz als Mönchsabtei errichtet werden sollte. Es wurde von Benediktinern besiedelt. Zwischen Pfalz und Klosterkirche bestand ein Verbindungsgang. Durch das Pfalzstift erlangte der Ort Pöhlde weitere Bedeutung. Die Pfalz wurde von den nachfolgenden Kaisern, besonders von Heinrich II., oft besucht: schriftlich dokumentiert wurden 27 Besuche. Weil diese besonders oft zu Weihnachten stattfanden, erhielt die Pfalz Pöhlde den Namen „Weihnachtspfalz“. Gegenpapst Gregor VI. suchte zu Weihnachten 1012 Heinrich II. in der Pfalz Pöhlde auf, um dessen Anerkennung zu erhalten.

Ekkehard I., Markgraf von Meißen und Herzog von Thüringen, wurde am 30. April 1002 von Siegfried II., Benno von Northeim und Heinrich und Udo von Katlenburg in der Pfalz Pöhlde ermordet, weil er Ansprüche auf den deutschen Thron erhob.

1964 bis 1974 wurden auf einer Fläche von 1700 m² neben der heutigen Kirche Ausgrabungen durchgeführt. Dabei wurden die Grundmauern des Pfalzkomplexes freigelegt, der aus mindestens zwölf Gebäuden bestand. Die heutige Kirche entstand 1668 auf den Grundmauern der früheren Klosterkirche, die im Bauernkrieg 1525 Zerstörungen erlitt und danach an Bedeutung verlor. Die Fundamente des früheren Kreuzganges des Klosters sind heute durch Steinplatten im Rasen dargestellt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Gerichtslinde in Pöhlde

Die Grundmauern der Kaiserpfalz wurden auf dem heutigen Pfarrgrundstück ergraben, aus konservatorischen Gründen jedoch wieder zugeschüttet.[1]

Die evangelische Dorfkirche steht auf den Mittelschifffundamenten der einstigen Benediktinerabteikirche. Nördlich von ihr finden sich im Boden Reste des Kreuzgangs.

Eine über 1000 Jahre alte Gerichtslinde steht auf dem Thingplatz. 1048 wurde Graf Thietmar, Bruder von Bernhard II. von Sachsen, angeklagt, einen gescheiterten Mordanschlag auf König Heinrich III. in Auftrag gegeben zu haben. Nach einem als Gottesurteil ausgeführtem Zweikampf wurde der Graf auf diesem Platz getötet.

Knapp drei Kilometer südlich von Pöhlde, am Ortsrand des Nachbardorfes Rhumspringe, liegt die Rhumequelle, eine der größten Karstquellen Europas. Etwa 700 m südöstlich von Pöhlde befindet sich der Erdfall "Schwimmende Insel".

Literatur

  • Martin Claus: Archäologie im südwestlichen Harzvorland. ISBN 3784819109
  • Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 17: Northeim, Südwestliches Harzvorland, Duderstadt. Verlag Phillip von Zabern, Mainz 1970
  • Anette Lenzing: Gerichtslinden und Thingplätze in Deutschland. ISBN 3-7845-4520-3
  • Ernst Andreas Friedrich: Wenn Steine reden könnten. Band II, Landbuch-Verlag, Hannover 1992, ISBN 3-7842-0479-1
  • Uwe Ohainski und Jürgen Udolph: Die Ortsnamen des Landkreises Osterode, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2000, ISBN 3-89534-370-6, Seiten 127-131

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Informationsblatt des Niedersächsischen Instituts für Denkmalpflege, 1994

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