Protonuraghe

Protonuraghe

Protonuraghen (auch Korridor- oder Pseudonuraghen) sind eine Vor- oder Frühform der klassischen oder Tholosnuraghen der Nuraghenkultur auf Sardinien.

Inhaltsverzeichnis

Formen

Protonuraghe und Tholosnuraghe

Unter den Protonuraghen gibt es nur wenige, die runde Kammern haben (Izzana bei Aggius und Serra Castrula). Im Übrigen gibt es die Nuraghen in drei Grundformen:

1. Korridornuraghen; Mitunter durchquert ein mit horizontalen Platten (Sturz) gedeckter Korridor das Bauwerk vollständig, wodurch ein doppelter Zugang entsteht. Es gibt ganz simple Gangkonstruktionen, wie sie der Nuraghe Urzeghe zeigt und komplexe, ähnlich den korsischen Torren, an natürliche Felsen angelehnte Anlagen (Albucciu bei Arzachena und Arrubiu bei Quirra).

2. Protonuraghen mit schiffsförmigem Raum; Eine spätere Entwicklung der Protonuraghen stellt ein Typ dar, dessen Korridor nach einem engen und niedrigen mit Sturz gedeckten Stück breiter und höher wird. Ihre Decke weist die Form eines Eselsrückens oder eines umgedrehten Schiffs auf.

3. Am verbreitetsten ist der Typ mit einem blind endenden Korridor, an dem sich kleine seitliche Nischen befinden und den Querkorridore kreuzen, die sich u.U. zu einer Treppe öffnen, die in den oberen Teil des Bauwerks führte. In einigen Fällen (Friarosu, bei Mogorella) befinden sich in der Mauermasse keine Korridore, sondern nur von außen erreichbare kleine Zellen. In anderen Fällen öffneten sich zum Korridor hin kleine mit Kraggewölben gedeckte Räume. Dies sind die Vorboten der Tholosnuraghen. Den Übergang zu den Nuraghen mit Gewölben scheinen die Nuraghen Albucciu, bei Arzachena, Nuraghe Izzana und Nuraghe Su Mulinu, bei Villanovafranca darzustellen, in denen sich beide Deckenformen finden.

Die Grundrisse von Protonuraghen können rund, oval, D-förmig, trapezoid, rechteckig oder unregelmäßig (Nuraghe Brunku Madagui) sein. Im Inneren der gedrungenen Bauten findet sich außer den Korridoren und Nischen mitunter eine so genannte Wächterzelle nahe dem Eingang (z.B. Front'e Mola bei Thiesi. Einzelne der nur bis zu 10 m hohen, jedoch Flächen bis zu 250 m² bedeckenden Formen sind 2-etagig oder hatten eine Dachplattform. In diesen Bauwerken, deren Kennzeichen beachtliche Mauermassen sind, von denen nur ein geringer Teil durch wenige und dazu enge Räume genutzt wurde, war die Plattform der oberen Terrasse der funktionelle Teil.

Protonuraghen wurden, als sich die Architektur der mehr als 25-mal so häufigen Tholosnuraghen durchgesetzt hatte, möglicherweise weiter benutzt.

Tholosnuraghen

Die Tholosnuraghen sind stets rund, weitaus höher (bis 20 m), bedecken aber eine geringere Grundfläche (etwa 100 m²). Ihr Merkmal ist die zentrale, runde Kammer, selten ganz ohne, öfter mit bis zu vier Nischen; meist jedoch mit dreien - wie der skizzierte Nuraghe. Damit entspricht ihre Innenkonstruktion (besonders was die Kuppelform betrifft) grob den irisch-schottischen Megalithanlagen vom Typ Newgrange und Maes Howe, während der Grundriss dem schottischer Brochs entspricht.

Zeitstellung

Die etwa 300 Protonuraghen auf Sardinien entstanden während der Phase B der zweiphasigen Bonnanaro-Kultur, die als Nachfolger der sowohl megalithischen als auch kupferzeitlichen Monte-Claro-Kultur etwa zwischen 1800 und 1500 v. Chr. herrschte.

Liste von Protonuraghen

Protonuraghe (Sardinien)
Friarosu
Friarosu
Brunku Madagui
Brunku Madagui
Front'e Mola
Front'e Mola
Izzana
Izzana
Seneghe
Seneghe
Albucciu
Albucciu
Protonuraghen auf Sardinien


  • Aidu Arbu, Bortigali (NU)
  • Albucciu, Arzachena (OT))
  • Brunku Madagui, Gesturi (MC)
  • Budas - Tempio Pausania (SS)
  • Conchedda, Ghilarza (OR)
  • Corongiu 'e Maria, Nurri (CA)
  • Cunculu, Scano Montiferru (OR)
  • Friarosu, Mogorella (OR)
  • Front'e Mola, Thiesi (SS)
  • Nuraghe Izzana, Tempio Pausania (SS)
  • Larista, Thiesi (SS)
  • Lighedu, Suni (OR)
  • Mulineddu, Sagama (OR)
  • Peppe Gallu, Uri (SS)
  • Sa Corona, Villagreca (CA)
  • Sa Fogàia, Siddi (MC)
  • Scalorza, Sedilo (OR)
  • Seneghe, Suni (OR)
  • Serbassèi, Sadali (CA)
  • Serra Crastula, Bonarcado (OR)
  • Tanca Manna, Tempio Pausania (SS)
  • Tusari, Bortigali (NU)

Siehe auch

Literatur

Weblinks


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