- Primicerius
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Als primicerius (primus in cera bzw. primus in tabula cerata, d. h. erster auf einer gewachsten Tafel mit einer Liste von Beamten) wurde in der Spätantike jeder Vorsteher einer Verwaltung bezeichnet, z. B. primicerius notariorum, primicerius protectorum. Auch im Byzantinischen Reich blieb der Titel als primikerios (πριμικηριος) mit verschiedenen Steigerungsformen in Gebrauch.[1]
In der Katholischen Kirche der Spätantike und des Frühmittelalters wurde dieser Titel dem Oberhaupt einer Gruppe von Notarii und Defensores verliehen. Als die Kirche im 5. oder 6. Jahrhundert begann, junge Männer in der Ausbildung zum Dienst in der Kirche in Schulen zusammenzuziehen, wurden die Direktoren dieser Einrichtungen üblicherweise ebenfalls primicerius genannt: Eine Lyoner Inschrift aus dem Jahr 551 erwähnt Stephanus primicerius scolae lectorum servientium in ecclesia Lugdunensi. Isidor von Sevilla beschreibt in seiner Epistola ad Ludefredum die Aufgaben eines primicerius des niederen Klerus. Aus dieser Darstellung heraus erwarben die primicerii einen Bedeutungszuwachs in den liturgischen Funktionen.
In den Regeln Chrodegangs und den Statuten des Amalarius von Metz zum täglichen Leben des Klerus an Stiftskirchen und Kathedralen wird der primicerius als dritter in der Rangfolge des Kapitels nach dem Archidiakon und dem Archipresbyter geführt; er war der Vorgesetzte des niederen Klerus und dirigierte die Liturgie und den Gesang. In dieser Form war der primicerius eine Fortentwicklung der früheren primicerii der scola cantorum oder lectorum.
Literatur
- Charles du Fresne, sieur du Cange: Glossarium, s.v. Primicerius.
- Arnold Hugh Martin Jones: The Later Roman Empire. 2 Bde. Baltimore 1986 (orig. in 3 Bde. 1964).
- Paulius Rabikauskas: Primicerius notariorum. In: Lexikon des Mittelalters. Bd. 7, Sp. 212.
Weblinks
- Catholic Encyclopedia (1913), Stichwort primicerius (online bei Wikisource)
Einzelnachweise
- ↑ Glossar bei Prosopography of the Byzantine World Ein Beispiel ist Paulus Silentiarius.
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