Pretziener Wehr

Pretziener Wehr
Pretziener Wehr
Detailfoto
Öffnung des Wehres am 15. Januar 2011

Das Pretziener Wehr ist ein Stauwehr zum Hochwasserschutz der Städte Magdeburg und Schönebeck (Elbe) nahe der Ortschaft Pretzien.

Das Wehr befindet sich am Kopf des Elbe-Umflutkanals, der teilweise durch die alte Elbe gelegt wurde und 30 % der Hochwasserfluten weitläufig über Biederitz östlich an den Städten Magdeburg und Schönebeck vorbei leiten kann. Abgesperrt wird er bei Nichtgebrauch durch das Pretziener Wehr.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Wehr schützt neben Magdeburg das ganze Gebiet zwischen den beiden alten Flussarmen, das zum Teil bis zu zwei Meter unterhalb der Hochwasserpegel lag. Die ursprünglichen Deiche der Ortschaften waren nicht koordiniert und führten zur stärkeren Versandung der alten Elbe. Die Hochwasserstände stiegen weiter an, und der Boden ließ das Wasser durchsickern. Es wurde eine Lösung gesucht und in Form eines einheitlichen Umflutkanals mit beidseitiger Eindeichung und einem geregelten Wasserlauf gefunden.

1869 beschloss die Preußische Regierung den Bau des Elbe-Umflutkanals und des Pretziener Wehres. Von 1871 bis 1875 wurde das Pretziener Wehr vorwiegend von italienischen Bauarbeitern und französischen Kriegsgefangenen gebaut. Es ist das größte Schützentafelwehr in Europa und zählt als Meisterbauwerk damaliger Baukunst. Die erste Öffnung erfolgte im Dezember 1875.

Auf der Pariser Weltausstellung 1889 erhielt das Pretziener Wehr eine Goldmedaille.

Deutschlandweite Bekanntheit erlangte das Wehr durch seine Öffnung während der Jahrhundertflut im August 2002, als die Elbe und einige ihrer Nebenflüsse weite Teile Sachsens und Sachsen-Anhalts überfluteten. Magdeburg und Schönebeck entgingen dadurch einer größeren Überschwemmung.

Danach wurden bis zum 16. Oktober 2010[1] zahlreiche Instandsetzungsarbeiten an den Metallteilen und dem Mauerwerk vorgenommen.

Bisher wurde das Wehr insgesamt 62 Mal gezogen, davon 54 Mal im Winter und 8 Mal im Sommer. Nach der Öffnung im März 2006 war das Wehr das letzte Mal vom 15. bis 29. Januar 2011 geöffnet. Das Öffnen dauerte 5 Stunden, es waren dafür 16 Mitarbeiter nötig.

Anlage

Das Wehr hat einen Sandstein-Unterbau mit einer Länge von 162,8 Metern, einer Breite von 7,5 Metern und einer Höhe von 3,8 Metern. Darauf befinden sich zwei Land- und acht Mittelpfeiler, die 5,75 Meter hoch sind, mit dazwischen neun Jochen, welche eine lichte Weite von 12,55 Metern haben. Die nutzbare Durchflussbreite beträgt somit 112,95 Meter. Das Wehr ist 134 Meter lang und hat 10 gemauerte Stützpfeiler mit 9 Jochöffnungen dazwischen, in denen jeweils 36 eiserne Schütztafeln eingesetzt sind.

Die je 100 Kilogramm schweren und 1,31 mal 0,83 Meter großen Schütztafeln können nach oben weggezogen werden. Dazu schiebt man zwei elektrisch betriebene Winden auf Gleisen von Joch zu Joch und zieht die Schützentafeln mittels Seilzügen einzeln hoch. Die freistehenden Losständer werden per Handwinde ausgeklinkt und nach oben geknickt, um für Schwemmgut und eventuell vorhandene Eisschollen einen freien Durchfluss zu ermöglichen.

Das Wehr wird geöffnet, wenn am Messpunkt Barby der Richtpegel von 5,92 Metern erreicht und mit Sicherheit überschritten wird. Die Öffnung nimmt mehrere Stunden in Anspruch. Dabei müssen die B246a zwischen Schönebeck und Plötzky sowie die Straßen Elbenau–Plötzky und Pretzien–Ranies gesperrt werden.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Pretziener Wehr fertig saniert. Mitteldeutsche Zeitung vom 16. Oktober 2010 (abgerufen am 15. Januar 2011)
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