Poseidon

Poseidon
Poseidon (Rom, Lateran)

Poseidon (griechisch Ποσειδῶν) ist in der griechischen Mythologie der Gott des Meeres und Bruder des Zeus. Das Pferd ist ihm heilig, weshalb Hippios (lateinisch Hippius) einer seiner Beinamen ist.

In der etruskischen Mythologie wurde er dem Nethuns gleichgesetzt, in der römischen dem Neptun. In der Tiefe des Meeres steht sein kristallener Palast.

Inhaltsverzeichnis

Verehrung

Poseidon ist auf spätmykenischen Linear-B-Tontafeln aus Pylos als oberster Gott bezeugt. Nach Robert Muth sprechen das Vorhandensein von Fest, Heiligtum und Priester für Poseidon sowie das bei Homer beschriebene Opfer von neun schwarzen Stieren des Nestor[1] dafür, dass im Kult dieser Zeit eine Konkurrenzsituation zwischen Zeus und Poseidon bestanden habe, in der sich letztlich Zeus behauptete.[2]

Daneben bestehen typologische Ähnlichkeiten zwischen Zeus und Poseidon, welche die ursprüngliche Gleichrangigkeit beider Götter stützen. Wie Zeus verfügte Poseidon über den Blitz als Waffe, mit dem er die Salzquelle im Erechtheion geöffnet und dadurch ein Blitzmal hinterlassen habe,[3] kann ebenso wie Zeus Erdbeben verursachen[4] und zeigt eine vergleichbare sexuelle Aktivität mit entsprechend großer Nachkommenschaft. Bei Homer tritt er zwar eingeengt auf seine Funktion als übellauniger Meeresgott auf, ist jedoch die einzige Gottheit, die Zeus im Trojanischen Krieg herausfordern kann.

Nach der Auffassung von Herodot war Poseidon ursprünglich ein libyscher Gott.

Poseidon war Gott des delphischen Orakels, bevor Apollon dies übernahm, und mit Athene auch der Schutzgott der Stadt Athen. Auch war er Schutzgott der Stadt Pylos. In Eleusis galt er als Vater des Königs Oilmophos, in Troizen als Vater des Theseus. Außerdem gab es ihm zu Ehren einen Hippioskult, da das Pferd (altgriechisch Ἵππος) zu seinen Attributen gehörte. Im Attischen Kalender gab es einen ihm geweihten Monat.

Seefahrer beteten zu Poseidon für eine sichere Überfahrt und opferten ihm Pferde, die sie im Meer versenkten. Wenn er gut gelaunt war, erschuf Poseidon neue Inseln und ließ die See still und schiffbar sein. Wenn er ergrimmte, stach er mit seinem Dreizack in die Erde, verursachte so Erdbeben, Überschwemmungen und brachte Schiffe zum Sinken.

Kunst

Poseidon von Kap Artemision, Nordeuböa, 460 v. Chr., Bronze, Archäologisches Nationalmuseum Athen
Poseidonstatue, Marmor, Archäologisches Nationalmuseum Athen

In der Kunst wird Poseidon mit einem Streitwagen dargestellt, der von großen Hippokampen gezogen wird. Oft wird er mit dem Dreizack zusammen mit Delphinen dargestellt. Manchmal wird er gemeinsam mit Athene dargestellt, da er sich mit ihr um die Herrschaft von Attika gestritten hat. Häufig findet man auch Darstellungen der Hochzeit des Poseidon mit Amphitrite, die meist auf einem Wagen gezogen von Pferden, begleitet von Triton und Nereiden dargestellt sind.

Im Archäologischen Nationalmuseum von Athen steht die antike, 2,09 m große Bronzestatue des "Gottes aus dem Meer", häufig als "Poseidon von Kap Artemision" (Fundort an der Nordspitze Euböas) bezeichnet. Inzwischen sind die meisten Archäologen jedoch der Ansicht, dass es sich dabei um eine Zeusstatue handelt, die in der leeren rechten, erhobenen Hand ein waagerechtes Blitzbündel trug, da Zeus der einzige Gott mit diesem Attribut ist. Poseidon hielt seinen Dreizack in antiker Darstellung nie waagerecht. Vergleiche der Gesichtsformen mit anderen Skulpturen des Strengen Stils des 5. Jahrhunderts unterstützen diese These[5].

Mythologisches

Geburt und Kindheit

Poseidon ist der Sohn des Kronos und der Rhea. Nach seiner Geburt verschlang ihn sein Vater, und erst sein letztgeborener Bruder Zeus errettete ihn und seine anderen Geschwister mithilfe der Titanen. Als die Welt in drei Teile geteilt wurde, erhielt Zeus den Himmel, Hades (ein weiterer Bruder Poseidons) die Unterwelt und Poseidon den Ozean (vgl. Ilias XV,190 ff.) (Ὠκεανός).

Ehe und Lieben

Poseidon war mit Amphitrite verheiratet und hatte mit ihr den Sohn Triton und die Töchter Rhode und Benthesikyme.

Zahlreiche Liebschaften - oft mit Meernymphen (Nereiden, Okeaniden) - führten zu weiteren Kindern, wie z. B. dem Riesen Orion, dem Pferd Areion und dem einäugigen menschenfressenden Zyklopen Polyphem. Der Pegasus, das geflügelte Pferd, Sohn der Medusa, war ebenfalls ein Kind des Poseidon.

Poseidon zeugte 5 Zwillingspaare mit der sterblichen Kleito, einer Bewohnerin der Insel Atlantis. Die 10 Kinder dieser Verbindung waren Atlas und Gadeiros (Eumelos auf Griechisch), Ampheres und Euaimon, Mnaseas und Atochthon, Elasippos und Mestor, Azaees und Diaprepes. Unter ihnen teilte er das Land (Atlantis) auf und machte sie zu den 10 Königen von Atlantis, wobei Atlas die Herrschaft von Poseidon übernahm und so der erste unter ihnen und König der Hauptinsel wurde. (Atlas ist nicht mit dem Titan Atlas zu verwechseln.)

Mit der Erdgöttin Gaia soll er eine Liebschaft gehabt haben; aus dieser ist Antaios entstanden. Zu Poseidons Söhnen zählt der Ringkämpfer Kerkyon. Er liebte auch den jungen Pelops und schenkte ihm ein prächtiges Gespann. Manche Quellen sprechen davon, Poseidon sei der Vater des Brüderpaares Otos und Ephialtes, den Aloiden, deren Mutter Iphimedeia ist.

Sagen

Neptun und Amphitrite, Mosaik aus Herculaneum

Athene und Poseidon stritten um die Schutzherrschaft über Attika. Kekrops I., der König Attikas, entschied, dass beide Götter den Menschen Attikas ein Geschenk machen sollen. Derjenige, der das bessere Geschenk gäbe, sollte die Herrschaft erlangen. Der Wettbewerb wurde auf dem Felsen ausgetragen, auf dem später die Akropolis entstehen sollte. Poseidon stieß seinen Dreizack in den Fels und ließ einen Wasserquell sprudeln (nach anderen Quellen einen Salzwasserquell, oder er gab das Pferd zum Geschenk). Athene pflanzte den Attikern den ersten Olivenbaum. Kekrops entschied sich für das Geschenk der Athene, und die Hauptstadt von Attika wurde Athen genannt. Aus Wut darüber, dass Kekrops sich für Athenes Geschenk entschieden hatte, verdammte er ihn dazu, nie wieder Land berühren zu dürfen - entweder bis zu seinem Tod oder bis ihn die Liebe erlöst. Athene gab ihm Unsterblichkeit und somit die Hoffnung, irgendwann von seinem Schiff der Verdammnis herunter zu kommen.

Weil einmal Poseidon und Apollon Zeus beleidigt hatten, mussten sie König Laomedon von Troja dienen. Er ließ sie große Mauern um die Stadt bauen und versprach den Göttern, sie reich zu belohnen, ein Versprechen, das er nach Fertigstellung der Mauern brach. Voller Wut schickte Poseidon ein Meeresungeheuer (oder nach anderen Erzählungen auch einen Löwen). Ihm sollte zur Begütigung Hesione, die Tochter Laomedons (die er mit Leukippe hatte), geopfert werden, jene wurde aber von Herakles gerettet. Er gab sie seinem Gefährten Telamon zur Frau.

Literarische Verarbeitungen

Am bekanntesten ist Poseidon für seinen unerbittlichen Hass auf Odysseus, zumal dieser auf seiner zehnjährigen Odyssee seinen Sohn Polyphem blendete, wie Homer berichtet. Außerdem hatte Odysseus das dem Poseidon heilige Pferd dazu missbraucht, die Trojaner zu überlisten.

In Platons Atlantis-Dialogen wird Poseidon als Stammvater des Herrschergeschlechtes von Atlantis dargestellt.

In der Jugendbuchreihe Percy Jackson des Amerikaners Rick Riordan ist Poseidon der Vater des jungen Helden, der im ersten Teil erfährt, dass er ein Halbgott ist. In der Verfilmung Percy Jackson – Diebe im Olymp wird Poseidon von Kevin McKidd gespielt.

Von Franz Kafka existiert eine kurze Geschichte namens "Poseidon" aus dem Jahre 1920.

Literatur

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Poseidon – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Poseidon – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Homer: Odyssee 3, 5-9.
  2. Robert Muth: Einführung in die griechische und römische Religion. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1998. ISBN 3-534-13654-3. S. 46f.
  3. Herodot 8, 55.
  4. Walter Burkert: Griechische Religion der archaischen und klassischen Epoche. Stuttgart 1977, ISBN 3-17-004345-5. S. 217.
  5. George E. Mylonas: The Bronze Statue from Artemision. In: American Journal of Archaeology 48.2. April 1944. S. 143-160.

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