Peter Jochimsen

Peter Jochimsen

Rolf Peter Jochimsen (* 28. Oktober 1950 in Eckernförde) war bis Ende August 2009 Präsident des Baltic Sea International Campus, er ist Kuratoriumsvorsitzender der Peter Jochimsen Stiftung, Lyriker und Autor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Peter Jochimsen wurde am 28. Oktober 1950 in Eckernförde als drittes Kind von Hans-Peter und Ilse (geb. Harrs) Jochimsen geboren. Er wuchs direkt am Strand von Eckernförde auf. Seine Eltern waren Buchhändler. Nach Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg war Hans-Peter Jochimsen am Aufbau der Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein beteiligt, wurde Redakteur der Volkszeitung in Kiel und ging dann nach Bonn als Referent von verschiedenen Bundesministern, zunächst als persönlicher- und Pressereferent von Lauritz Lauritzen. Peter Jochimsens Kindheit wurde durch die politische Arbeit des Vaters und die kulturellen Ereignisse geprägt, die den Vater als Journalisten begleiteten. So gingen im Hause Jochimsen berühmte Persönlichkeiten wie Bernhard Minetti und regionale Größen wie Karl Lambertz ein und aus. Schon als kleiner Junge saß Peter Jochimsen auf dem Schoß von Willy Brandt in einem VW-Käfer. Bedeutend und prägend für Peter Jochimsen war auch sein Onkel Hannes Harrs, der in Südafrika ein auch über die südafrikanischen Landesgrenzen hinaus bekannter Künstler wurde. Der SPD kehrte Peter Jochimsen Anfang 1982 „unter anderem auch wegen Borbyhof“ den Rücken[1]

Schulbildung und Universität

Von 1956 bis 1960 besuchte Jochimsen die Willers-Jessen-Grundschule in Eckernförde. Dort galt er als schwieriger und schlechter Schüler. Zur Zeit der mittleren Reife orientierte Jochimsen sich an seinem drei Jahre älteren Bruder, der seinen Lebensweg im Helfen gefunden hatte. Mit 16 begleitete er diesen zur Universität und verfolgte dort Psychologie-Vorlesungen. So waren die Weichen in Richtung Sonderschullehrer gestellt. Mit 19 begann er ein Sonderpädagogikstudium. In dieser Zeit wurde auch der Studiengang Diplom-Pädagogik ins Leben gerufen, also schrieb er sich in diesem ebenfalls ein. Nach vier Jahren hatte er beide Studien abgeschlossen. An der Pädagogischen Hochschule Kiel (heute Christian-Albrechts-Universität zu Kiel) wurde er im Fach Erziehungswissenschaften promoviert.

Vom Sonderschullehrer zum Rektor

1972 suchte der Leiter des Legasthenieambulatoriums Kiel Mettenhof einen Nachfolger. Jochimsen bewarb sich. Er war zu diesem Zeitpunkt gerade 21 Jahre alt und hatte seine Ausbildung noch nicht abgeschlossen. Der Stadtschulrat erlaubte seine Einstellung und so übernahm Jochimsen die Leitung des Legasthenieambulatoriums als Halbtagsstelle. 1974 trat Jochimsen eine Stelle als Sonderschullehrer für Verhaltensgestörte im geschlossenen Landesjugendheim Selent an. Ein Jahr später wurde er Schulleiter der Heimschule für Verhaltensgestörte in Büsum und nahm die ersten beiden Pflegekinder bei sich auf. Weitere Pflege- und Adoptivkinder folgten. Im gleichen Jahr begann er eine Stelle als Lehrbeauftragter der Pädagogischen Hochschule Kiel für Kommunikationstheorie und Psychologie abweichendens Verhaltens. 1978 bewarb er sich an der FH Kiel auf eine Professur für Spielpädagogik und erhielt dort mit 28 Jahren eine Anstellung als Lehrkraft für besondere Aufgaben. An der FH Kiel führte sein Weg nun steil bergan. Jochimsen widmete sich der Erlebnispädagogik und wurde zunächst Studienrat, dann Oberstudienrat und Schwerpunktleiter, bevor er die Professur erhielt. Im Anschluss wählte der Fachbereichsrat ihn zum Prodekan und er leitete den Bereich der Öffentlichen Ersatzerziehung. Wesentlich trug er dazu bei den Studiengang Spiel- und Theaterpädagogik ins Leben zu rufen. 1990 wurde Peter Jochimsen zum Rektor der Fachhochschule Kiel gewählt. In dieser Zeit war Jochimsen auch als Berater des Kultusministeriums des Landes Schleswig-Holstein tätig.

Krankheit und Beginn eines zweiten Lebens

1996 erkrankte Jochimsen an Leukämie. Nach Beendigung seines Krankenhausaufenthaltes und seiner Wahlperiode als Rektor ging er mit 46 Jahren in Pension. Allerdings war er weiterhin als Berater und Gutachter tätig und wurde Geschäftsführer eines privaten Trägers der freien Wohlfahrtspflege mit vielen sozialen Projekten in verschiedenen Ländern. 2004 wurde er Geschäftsführer und akademischer Leiter des Baltic Sea International Campus auf dem Gelände der ehemaligen Fachhochschule für Bauwesen in Eckernförde, nachdem er zwei Jahre für den Erhalt dieser Fachhochschule in der Ostseestadt[2] gekämpft hatte. Aber vor allem widmete er sich verstärkt dem Schreiben.

Der Autor und Lyriker

„Immer schon war mir klar, dass ich Schriftsteller werden muss“, erklärt Jochimsen seine Berufung. So verfasste er seine ersten Gedichte mit sechs Jahren und veröffentlichte diese zum ersten Mal in einer Schülerzeitung. 1985 ging sein erster Erzählband Damals in Eckernförde unter dem Pseudonym Ido Schwansen in Druck. 2002 erschien im Borbyer Werkstatt Verlag eine Sammlung seiner lyrischen Texte unter dem Titel Edition Häute. Doch zum Beruf gemacht, habe er seine Leidenschaft erst 2007 mit dem Roman Tote in der Badewanne. Bevor Peter Jochimsen den Baltic Sea International Campus übernahm und seitdem einen großen Teil des Jahres in China verbringt, lebte er die Hälfte des Jahres in einem tausend Jahre alten, maurischen Haus in Spanien, fernab der Zivilisation, um zu schreiben. Nächstes Jahr will er die nächsten beiden Romane fertigstellen. Weitere Romanideen stehen schon fest und warten ebenfalls auf ihre Umsetzung.

Werke

Prosa und Lyrik

  • Ruth Sawady-Fürbringer und P. Jochimsen: Zeckentochter. Dokumentarroman. (2009)
  • Glasbuch Durchsicht. Gedichte von P. Jochimsen auf Glaskunst von Seontae Hwang (2008)
  • Tote in der Badewanne. Die Dutschke - Barschel Story. Roman (2007)
  • Edition Häute. Lyrische Texte. (2002)
  • Damals in Eckernförde. Erschienen unter dem Pseudonym Ido Schwansen (1985)
  • Vier Jahreszeiten. Antworten der Hoffnung. Gedichte. Ido Schwansen und Michael Engler (1985)
  • Trau dich: Geschichte einer Theater-Tour. Herausgegeben von Peter Jochimsen (1984)

Wissenschaftliche Arbeiten (Auszug)

  • Spiel als sozialpädagogisches Medium. Aus der Arbeit mit verhaltensgestörten Kindern. Stuttgart 1982
  • Spiel- und Verhaltensgestörtenpädagogik. Theorie, Didaktik u. Unterrichtspraxis in Schule und Heim. Berlin 1984
  • Pflegefamilien: Eine Einführung in ihre Probleme (mit Henning Trabandt). Eckernförde 1989
  • Spielraumtheater: Zur Methode eines neuen pädagogischen Mediums (mit Ulrike Hanke). Eckernförde 1989

Weblinks

Fußnoten

  1. eigene Angabe auf einer Veranstaltung der „BI gegen Borbyhof“ im Februar 1982; bei dem Thema handelte es sich um ein geplantes Großbauprojekt in Eckernförde, bei dem es innerparteiliche Auseinandersetzungen in der Orts-SPD gab
  2. sie wurde nach Lübeck verlegt

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