Otto Engelhardt-Kyffhäuser

Otto Engelhardt-Kyffhäuser
Otto Engelhardt-Kyffhäuser 1945
Portrait des O. E.-K. von Jakob Kneiht

Otto Engelhardt-Kyffhäuser (* 5. Januar 1884 in Artern; † 7. Juni 1965 in Göttingen) war ein deutscher Maler und Kunsterzieher.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der aus der preußischen Provinz Sachsen stammende Engelhardt (den Beinamen erhielt er wegen seines Geburtsortes nahe am Kyffhäuser) durchlief seine Ausbildung an den Kunstakademien in Kassel von 1901–07, inb Berlin und Weimar, wo er Mitglied im Radierverein Weimar war. 1914 wurden seine Arbeiten im Kunstverein Darmstadt ausgestellt. Im Ersten Weltkrieg war er Oberfeldjäger im Reserve-Jägerbataillon 4 und Kriegsmaler bei der kämpfenden Truppe. Von 1919 bis 39 war er in Görlitz tätig, wurde Lehrer für Kunsterziehung an der dortigen Luisenschule (heute Joliot-Curie-Gymnasium) und trat mit zahlreichen Federzeichnungen, Radierungen und Gemälden an die Öffentlichkeit. 1928 wurden in der Aula der Görlitzer Luisenschule mehrere von ihm gestaltete Wandbilder feierlich enthüllt. 1930 war er Mitbegründer des Rotary Clubs Görlitz [1]. Er trat in die NSDAP und SS ein, arrangierte sich mit der zeitgenössischen Progapandabedürfnissen, zeichnete zahlreiche Kriegsbilder und porträtierte mehrere nationalsozialistische Größen.

Im Januar 1940 begleitete Engelhardt-Kyffhäuser auf Wunsch Himmlers einen Treck von Volksdeutschen. Diese wurden aus Galizien und Wolhynien, die zum sowjetisch annektierten Ost-Polen gehörten, in den Warthegau umgesiedelt. Um hier Ansiedlungsplatz zu schaffen, waren zuvor 120.000 Polen deportiert worden. Engelhardt-Kyffhäuser dokumentierte die Fahrt durch zahlreiche Skizzen und Zeichnungen, welche am 30. März 1940 in Berlin ausgestellt und im gleichen Jahr als Buch veröffentlicht wurden. Engelhardt-Kyffhäuser gab "Das Buch zum großen Treck"zusammen mit Alfred Karasek, dem Gebietsbevollmächtigten im Umsiedlungsstab, und Heinrich Kurtz vom Krakauer Amt des Generalgouverneurs heraus, ein Geleitwort steuerte der SS-Obergruppenführer Werner Lorenz bei. Die Bilder dienten als Vorlage für den NS-Propagandafilm „Heimkehr“ von Gustav Ucicky, dessen Entstehung er zudem dokumentierte. Der Film inspirierte ihn wiederum zu Bildern.

Mit seinen Werken beteiligte Engelhardt-Kyffhäuser sich erfolgreich an mehreren Ausstellungen in Deutschland, z. B.

  • auf der Grossen Deutschen Kunstausstellung des Jahres 1940 im Haus der Deutschen Kunst in München,
  • Ausstellung „Rückführung der Deutschen aus Galizien“ vom 2. bis 12. Februar 1940 in der Krakauer Kunsthalle (es war die erste Ausstellung eines deutschen Künstlers im besetzten Polen und die erste Ausstellung über die Umsiedlungsaktion).
  • Eine eigene Ausstellung seiner Bilder wurde unter dem Titel Der große Treck 1940 im Ständehaus Görlitz eröffnet.
  • 1941 folgte die Ausstellung Mit Mann und Roß und Wagen... in der Görlitzer Luisenschule.
  • 1941 Ausstellung Flandern und die Niederlande: Menschen und Landschaft, Saarbrücken, veranstaltet vom VDA Gauverband Westmark und dem Saarpfälzischen Verein für Kunst und Kunsthandwerk.
  • Bei den Ausstellungen Deutsche Künstler und die SS 1944 zeigte er in Breslau das Bild „Vor dem Aufbruch“ und in Salzburg die Bilder „Treck rollt über die Brücke bei Przemysl“ und „Ein Panzerjäger der SS-Pol.-Div.“.

Werke von Engelhardt-Kyffhäuser sind heute in Museen in Görlitz und Bautzen zu sehen. Im Rathaus Artern befindet sich ein Wandgemälde von ihm. Engelhardt-Kyffhäuser war mit Dorothea (geb. Weise) verheiratet.

Schriften

  • (Abend). Brücke und Flußufer. Spaziergänger im Mondschein, Weimar: Selbstverlag des Radierverein, 1907
  • Bilder aus der Champagne und von der Aisne. Zweite Folge. Mit photogr. Abb. und Illustrationen v. O. Engelhardt-Kyffhäuser. Herausgegeben v. d. Champagne-Kriegszeitung, VIII Reserve-Korps, Köln, Du Mont Schauberg, 1916
  • Vorn – Dokumente deutscher Frontkameradschaft in Skizzen, Studien, Bild und Wort, Görlitz-Biesnitz: Kunstverlag C.A. Starke, 1935
  • Das Buch vom großen Treck, 1940 (Beitrag „Aus meinem Tagebuch“, S. 30–48)
  • Up Weddersehen! Malerfahrt durch Flandern und die Niederlande, Berlin: Grenze und Ausland, 1942.

Literatur

  • Otto Engelhardt-Kyffhäuser (1884–1965). Ein Görlitzer Maler zwischen den Weltkriegen; Sonderausstellung vom 2.5. bis 31.10.1993, Ausstellungskatalog. Görlitz: Kulturhistorisches Museum, 1993
  • Otto Engelhardt-Kyffhäuser 1884–1965. Ölbilder. Aquarelle. Monotypien. Zeichnungen. Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück. 28. März–5. April 1976. Ausstellungskatalog, Osnabrück, 1976
  • Wilhelm Fielitz: Das Stereotyp des wolhyniendeutschen Umsiedlers. Popularisierungen zwischen Sprachinselforschung und nationalsozialistischer Propaganda, Kapitel 4, Marburg, 2000.
  • Wilhelm Fielitz: Der Görlitzer Maler Otto Engelhardt-Kyffhäuser und das Kriegsbild, in: Görlitzer Magazin. Beiträge zu Geschichte und Gegenwart der Stadt Görlitz und ihrer Umgebung. Jg. 13, Görlitz Zittau: Oettel, 1999
  • Otto Engelhardt Kyffhäuser besuchte Umsiedler im Warthegau. In: Wartheland, Zeitschrift für Aufbau und Kultur im Osten. 1. Jg. Heft 7, August 1941. S. 31
  • Gerald Trimmel: Der nationalsozialistische Spielfilm „Heimkehr“. Strategien der Manipulation und Propaganda, Krems 2003 (Anmerkung 65, S. 30)
  • Otto Engelhardt-Kyffhäuser: Der große Treck. Heimkehr der Volksdeutschen aus den Baltenländern und Rußland. in: Leipziger Illustrirte Zeitung, Nr. 49–50 vom 30. Mai 1940, S. 385-387.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Andreas Bednarek, Der Rotary Club Görlitz und seine Geschichte - Festschrift zum 10jährigen Bestehen, Görlitz, 2002 Volltext

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