Ordensburg Tarwast

Ordensburg Tarwast

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Ordensburg Tarwast
Reste der Mauern des Dansker

Reste der Mauern des Dansker

Entstehungszeit: um 1500
Burgentyp: Höhenburg
Erhaltungszustand: Ruine
Ort: Tarvastu
Geographische Lage 58° 14′ 59″ N, 25° 53′ 11″ O58.24972222222225.886388888889Koordinaten: 58° 14′ 59″ N, 25° 53′ 11″ O
Ordensburg Tarwast (Estland)
Ordensburg Tarwast

Die Burg Ordensburg von Tarwast liegt in der Landgemeinde Tarvastu (deutsch: Tarwast oder Tarvast) im estnischen Kreis Viljandi (deutsch: Fellin).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Burg von Tarwast wurde wahrscheinlich im 14. Jahrhundert auf den Fundamenten einer alten estnischen Hügelbefestigung errichtet, die von Wasser umgeben war. Sie war gemischter Natur – eine Kombination aus Burg und mit der Natur verbundenem Bollwerk. Da eine Wassermühle auf der Nordseite bestand, wurde Tarwast als wirtschaftlich wichtige Burg betrachtet. Im Jahr 1329 wurde die Burg von den Truppen des litauischen Großherzogs Gediminas angegriffen. Von diesem Zeitpunkt an begann der Livländische Orden die Befestigung der Anlage zu verbessern. Von 1410 an hielt sich der Hochmeister des Ordens oft in der Burg auf. Aus diesem Grund wurden die Räume mit Gewölben ausgestattet und die Mauern erhöht. Die Wichtigkeit der Wassermühle wird durch den gut befestigten Verteidigungsturm (Dansker), der zur Verteidigung der Burg errichtet wurde, hervorgehoben. Seine Wände sind 14 m breit und 170 cm dick. Die noch bestehende Mauer besteht aus großen unbehauenen Bruchsteinen, die horizontal angeordnet sind.

Mauerreste im Aufgang zur Hauptburg

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts war die Gegend um Tarwast häufigen Plünderungszügen durch die Russen ausgesetzt. Im Jahr 1481 eroberten die Russen die Burg von Tarwast. Nach russischen Berichten starben diejenigen, die sich in den Wäldern verborgen hatten, an Kälte und Hunger. Einige der Bewohner wurden als Gefangene nach Russland verschleppt.

Bis zum Jahr 1582 verblieb die Gegend um Tarwast zusammen mit der ehemaligen Dorpater Diözese unter russischer Kontrolle. Nach der Eroberung durch die Polen im Jahr 1582 wurde Tarwast bald eine selbständige militärische Verwaltungseinheit, ein sogenannter Starostbezirk. Am Anfang des Jahres 1588 wurde das Starostgebiet Tarwast der Hoheit des Obersten des Starostbezirkes Karksi, Jürgen von Fahrensbach, unterstellt.

Durch eine Pulverexplosion gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Burg von Tarwast zur Ruine. Legenden berichten von einer dunkeläugigen polnischen Schönheit, die die in der Burg dienenden jungen Männer zum Narren hielt. Der letzte der von ihr verschmähten Verehrer konnte seine Wut nicht im Zaum halten und erwürgte das Mädchen. Um den Mord zu verdecken warf er sein Opfer in den Burggraben, wo es später gefunden wurde. Der Vater des Mädchens, der Kommandant der Burg, ließ seinen Gram an seinen Untergebenen aus. Zwei Soldaten beschlossen der Bestrafung zu entfliehen und ihre Flucht dadurch zu verdecken, dass sie vorher die Pulvervorräte der Burg zur Explosion brachten. Die Flüchtlinge wurden später gefasst; der Geist des ermordeten Mädchens jedoch haust immer noch in den Mauern der Burg.

Erbbegräbnis und Gut Tarwast

Mausoleum/Kapelle im Vorhof der Burg
Hängebrücke in Fellin

Die Herren der Herrschaft Tarwast, die Familie von Mensenkampff, bestimmten den Vorhof der Burg zu ihrem Familienbegräbnis und erbauten im Jahr 1825 dort eine Kapelle. Die in klassizistischem Stil errichtete Kapelle ist mit ihrem hohen pyramidenförmigen Dach und ihren säulenverzierten Portikus ein würdiges Denkmal für die Herrn der Herrschaft Tarwast. Im Jahr 2001 wurde die Kapelle auf Anordnung der Nationalen Denkmalbehörde restauriert.

Das Herrenhaus von Tarwast befindet sich auf der anderen Seite des Flusses. Es war mit dem Erbbegräbnis durch eine Hängebrücke verbunden. Diese wurde im Jahr 1931 zerlegt und in den Burghügeln von Fellin wiedererrichtet.

Einige Nebengebäude des Gutes Tarwast stehen noch heute: Destillerie-Ochsenstall, Lagerhaus-Trocknung, Verwalterhaus, Keller, Stall-Remise, Stall, Melkerei und Arbeiterhäuser. Das Herrenhaus fiel im Jahr 1905 einem Brand zum Opfer. Nach der Nationalisierung der Güter in den 1920er Jahren trugen die Siedler, die Land erhalten hatten, die Ruinen des Herrenhauses ab und nutzten sie als Baumaterial für ihre eigenen Bauten.

Schnapsproduktion

Das Gut Tarwast war unter anderem bekannt für die Produktion von Schnaps, der im Winter mit Pferden nach Riga transportiert wurde. Die Bauern waren schlau und standen nicht gern frierend um die Alkoholfässer herum. Aus diesem Grund hoben sie die Fassreifen an und bohrten darunter Löcher, aus denen sie einen anständigen Schluck Feuerwasser abzapften. Das Loch wurde sodann mit einem Holzpfropfen verschlossen und der Fassreifen wieder an seinen ursprünglichen Platz geschoben. Von der Außenseite war das Vergehen nicht sichtbar; ältere Fässer jedoch ähnelten auf der Innenseite dem Rücken eines Igels.

Wassermühle

Die Ruinen der im 19. Jahrhundert errichteten Wassermühle befinden sich am Rand des Mühlendamms, der zum Vorhof der Burg von Tarwast führt.


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