Oracle

Oracle
Oracle Corporation
Logo der Oracle Corporation
Rechtsform Corporation
ISIN US68389X1054
Gründung 1977
Sitz Redwood Shores, Vereinigte Staaten
Leitung Lawrence J. (Larry) Ellison Gründer und CEO
Mitarbeiter 105.000 (Stand: 1 Jul. 2010)
Umsatz 22,4 Mrd. USD (2007/2008)
Branche Softwareentwicklung
Website www.oracle.com

Oracle Corporation [ˈɔːɹəkl̩ ˌkɔːɹpəˈɹeɪʃn̩] ist einer der weltweit größten Softwarehersteller.[1] Seinen Hauptsitz hat das Unternehmen in Redwood Shores (Silicon Valley, Kalifornien). Bekanntestes und erfolgreichstes Produkt des Unternehmens ist das Datenbankmanagementsystem Oracle Database, welches üblicherweise mit dem Namen Oracle in Verbindung gebracht wird. Seit der Übernahme von Sun Microsystems am 27. Januar 2010 hat Oracle das Portfolio um Hardware erweitert.

Gegründet wurde das Unternehmen von Lawrence J. Ellison (Larry Ellison), der bis heute den Vorsitz in der Firma führt.

Oracle beschäftigt mehr als 100.000 Mitarbeiter in 145 Ländern.[2] Allein in Deutschland gibt es zehn Geschäftsstellen. Die Deutschlandzentrale ist in München, außerdem gibt es seit 2001 Oracle Direct in Potsdam. Oracle produziert und vertreibt neben dem Datenbankprodukt Oracle Database die Oracle Fusion Middleware sowie die JEE-Server Oracle Application Server und Oracle WebLogic.

Im Markt für Unternehmenslösungen (Package Applications) ist Oracle mit Oracle Applications, E-Business Suite, PeopleSoft Enterprise, JD Edwards EnterpriseOne, JD Edwards World und Siebel Systems vertreten.[3]

Inhaltsverzeichnis

Produktstrategie des Unternehmens

Die Produktliste des Herstellers ist aufgrund der Übernahmen von PeopleSoft, Siebel Systems und anderen sehr lang.[4]

Derzeit versucht Oracle, mit seiner E-Business Suite und der Collaboration Suite im Bereich ERP-Software bzw. Groupware Fuß zu fassen, in dem SAP (SAP ERP, R/3), Microsoft und IBM (Lotus) bereits etabliert sind. Ferner positioniert sich Oracle mit dem Oracle Application Server beziehungsweise dem Oracle WebLogic und zahlreichen Zusatzprodukten gegen SUN iPlanet, IBM WebSphere und SAP NetWeaver im J2EE-Bereich. Eine Ausweitung des Geschäftsfeldes scheint notwendig, weil der Markt für relationale Datenbanken weitgehend ausgereizt erscheint.

Oracle übernahm am 13. Dezember 2004 seinen langjährigen Rivalen PeopleSoft in einer feindlichen Übernahme für 10,3 Mrd. US-Dollar und stärkte damit seinen Bereich betriebswirtschaftliche Standardsoftware. Trotz der Übernahme liegt Oracle in diesem Bereich (22 % Marktanteil, Stand: 2004) hinter dem Konkurrenten SAP (40 % Marktanteil, Stand: 2004). Es ist derzeit noch offen, ob Oracle die vier ähnlichen Produkte (Oracle E-Business Suite, PeopleSoft, JD Edwards Enterprise One, JD Edwards World) erfolgreich zu einem Produkt verschmelzen kann. Unter dem Namen „Fusion“ haben die Arbeiten an einer übergreifenden Produktplattform begonnen, die diese Angebote vereinen soll. Diese „Fusion Application Suite“ soll 2008 auf dem Markt verfügbar sein.

Am 12. September 2005 verkündete Oracle, dass es den CRM-Anbieter Siebel Systems für 5,85 Milliarden Dollar übernehmen werde. Die Übernahme wurde im ersten Quartal 2006 abgeschlossen.

Im Oktober 2005 stellte Oracle eine für private und kommerzielle Nutzung kostenlose Datenbankversion unter dem Namen „10g Express Edition“ vor.

Logo von Unbreakable Linux

Im Februar 2006 wurden Übernahmeangebote an die Open-Source-Unternehmen JBoss und MySQL bekannt, und nachdem JBoss von Redhat gekauft wurde, erwägt Oracle nun, eine eigene von Redhat abgeleitete Distribution als zertifizierte Basis für Datenbankserver zu veröffentlichen. Dieser Schritt wurde mit der Ankündigung von Oracle Unbreakable Linux auf der Oracle Openworld im Oktober 2006 vollzogen.

Einer möglichen Übernahme von Novell, dem Besitzer von Suse Linux, erteilte Ellison eine Absage, weil das durch die Verflechtung von Novell mit IBM Oracle „bei einer Übernahme in eine sehr ungünstige Situation bringen würde“. Seit 2006 bietet Oracle stattdessen unter dem Namen Oracle Linux eine eigene Linux-Distribution auf Basis von Red Hat Enterprise Linux an.[5]

Mit der Übernahme von Sun Microsystems erweitert Oracle sein Produktportfolio neben Java, einem Unix-System, Linux-Technik, Entwicklungswerkzeugen sowie einer Open-Source-Datenbank außerdem um Server-Hardware[6] (SPARC- und Sun-Server, SPARC-Prozessor, Speicher), was das Unternehmen zu einem Komplettanbieter[7] werden lässt. Das Unternehmen will so an die Erfolge von Apple und Cisco anknüpfen. Daneben könnte sich Oracle durch diese strategische Neuausrichtung auch zu einem ernsthaften Konkurrenten von Branchengrößen wie IBM und Hewlett-Packard entwickeln. Im Januar 2010 genehmigte die EU-Kommission die Übernahme für 7,4 Milliarden US-Dollar ohne Auflagen.[8] Am 27. Januar 2010 wurde die Übernahme von Sun abgeschlossen.

Die Communities einiger Open-Source-Projekte, die zuvor von Sun finanziert worden waren, bildeten ab dem Jahr 2011 Forks, um unabhängig von Oracle zu sein. Dazu zählen die Office-Suite LibreOffice (ehemals OpenOffice.org) sowie der Continous-Integration-Server Jenkins (Software) (ehemals Hudson).

Marketingstrategie des Unternehmens und Wettbewerb

Hauptkonkurrent im Marktsegment für Unternehmenslösungen ist SAP. Das Marktsegment Unternehmensberatung wird von Oracle derzeit (2006) nur wenig bedient (sondern insbesondere im ERP-Bereich über Partner, wie beispielsweise Accenture[9] in Deutschland, abgewickelt), hier wird der Wettbewerb von IBM angeführt.

Im Marktsegment für relationale Datenbanken steht Oracle in Konkurrenz mit Open-Source-Datenbanken, z. B. PostgreSQL, und Anbietern kommerzieller Datenbank-Server-Lösungen wie DB2 und Microsoft SQL Server.

Oracle erwarb sich auch beträchtliche Marktanteile im Bereich der eingebetteten Datenbanksysteme durch die Übernahme von Sleepycat mit dem Produkt Berkeley DB.

Mit der Oracle Express Edition steht das Datenbank-Produkt Oracle Server unter gewissen Auflagen und Einschränkungen zur kostenlosen Benutzung zur Verfügung.

Unternehmensgeschichte

Oracle-Zentrale in Redwood Shores

In den 1970er Jahren ließ sich Larry Ellison durch eine theoretische Arbeit von Edgar F. Codd über relationale Datenbanken inspirieren und versuchte, ein zu IBMs System R Database kompatibles System zu schaffen.

Larry Ellison, Bob Miner und Ed Oates gründeten im August 1977 das Unternehmen Software Development Laboratories (SDL). Hier entstand die erste Version des Datenbanksystems, welches den Namen Oracle erhielt. Die Datenbank wurde bis 1979 für die CIA entwickelt. Das Unternehmen wurde 1979 in Relational Software, Inc. (RSI) umbenannt und zog nach Menlo Park, Kalifornien um. Eine Oracle-Datenbank, die auf einer PDP-11 lief, wurde an die Wright-Patterson Air Force Base verkauft. Das Unternehmen benannte das erste Produkt als Version 2, da es befürchtete, dass sich eine Version 1 schlechter verkauft.

Oracle V3 für VAX wurde im März 1983 veröffentlicht. Der Code wurde komplett neu in C geschrieben. RSI benannte sich in Oracle um. Oracle V5.1 wurde 1986 veröffentlicht und war das erste Datenbanksystem, das verteilte Abfragen unterstützte. Das Unternehmen Oracle ging am 15. März 1986 an die Börse.

Der Rollout von Oracles Cooperative Development Environment (CDE) sowie die Einführung von Oracle Industries und Oracle Media Server fand 1993 statt. Das Hauptquartier von Oracle wechselte 1994 nach Redwood Shores. Das Unternehmen kaufte im gleichen Jahr das Datenbank-Produkt DEC Rdb (heute Oracle Rdb) von der ehemaligen Firma Digital Equipment Corporation (kurz DEC) auf und entwickelt es heute noch weiter. Oracle Rdb ist nur auf OpenVMS (ebenfalls ehem. DEC-Produkt – heute Hewlett-Packard) lauffähig. Oracle kaufte 1995 für 100 Millionen Dollar die OLAP-Produktline (Express Server) der Information Resources Inc. (IRI).

Im September 2005 kündigte Oracle die Übernahme von Siebel Systems, dem führenden Anbieter von Kundenmanagement-Standardsoftware für rund 5,85 Milliarden Dollar an. Anfang 2006 erfolgte die Übernahme von Siebel Systems und ca. 5500 Mitarbeitern durch Oracle. Anfang November 2006 gab Oracle die Übernahme von Stellent, einem führenden Hersteller von Content-Management-Systemsoftware bekannt.

Die bislang größte Übernahme im Business-Intelligence-Markt geschah im März 2007, als Oracle Hyperion für 3,3 Milliarden Dollar aufkaufte. Zeitgleich reichte das Unternehmen in den USA eine Klage gegen den langjährigen Rivalen SAP wegen Urheberrechtsverletzung ein.[10]

Es folgten weitere Übernahmen. Im Mai 2007 übernahm Oracle die US-Firma Agile Software Corporation für 495 Millionen Dollar (366 Mio. Euro), im Dezember 2007 Moniforce und im Januar 2008 BEA Systems für 8,5 Milliarden Dollar (5,71 Mrd. Euro).

Im Oktober 2008 übernahm Oracle das Unternehmen Primavera Systems Inc., einen Anbieter von Project-Portfolio-Management-Lösungen (PPM).

Am 20. April 2009 gab Oracle bekannt, Sun Microsystems für 7,4 Milliarden US-Dollar übernehmen zu wollen.[11] Der Abschluss der Übernahme war ursprünglich, nach kartellrechtlicher Prüfung, für den Sommer 2009 geplant.[12] Das US-Justizministerium genehmigte den Angaben zufolge die Übernahme durch Oracle ohne Restriktionen.[13][14] Die EU-Kommission genehmigte die Übernahme am 21. Januar 2010 durch Oracle ebenfalls ohne Auflagen.[15]

Am 23. Juli 2009 übernahm Oracle das Unternehmen GoldenGate Software Inc., einen Anbieter von Lösungen für Real-Time Data Integration. Man verspricht sich von der Übernahme verbesserte Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung von betriebswichtigen Anwendungen während der Phase von Upgrades und Migrationen.[16]

Am 29. September 2009 übernahm Oracle das Unternehmen HyperRoll Inc., ein Hersteller von Finanz-Reporting-Lösungen. Oracle ist nun in Besitz von HyperRolls Data Performance Management Suite, welche die schnelle Erstellung von Finanz-Reportings ermöglicht.[17]

Am 4. Januar 2010 übernahm Oracle das Unternehmen Silver Creek Systems Inc., ein Spezialist für Datenqualitätssicherungssysteme. Mit der Software von Silver Creek will Oracle die Produktdatenqualität in seinen Unternehmensanwendungen verbessern und es ermöglichen, Produktdaten über verschiedene Branchen hinweg zu managen.[18]

Am 8. Februar 2010 übernahm Oracle das Unternehmen AmberPoint. Bei Amberpoint handelt es sich um einen SOA- und Softwarespezialisten, welcher Firmen wie Reuters, Bell, Motorola oder Best Buy zu seinen Kunden zählt. Oracle plant durch die Übernahme seine Fusion-Middleware weiter auszubauen.[19]

Am 10. Februar 2010 übernahm Oracle das Unternehmen Convergin, ein Anbieter von J2EE-basierten Echtzeit-Vermittlungslösungen und Netzwerk-Integrationssoftware für die Kommunikationsindustrie. Die Integration der Convergin-Produkte in Oracles Kommunikations-Portfolio soll Kunden auf dem Weg zu vollkommenen IP-Netzwerken unterstützen und die Entwicklung von Pre-Paid- und Value-Added-Services der nächsten Generation vorantreiben.[20]

Am 16. April 2010 übernahm Oracle das Unternehmen Phase Forward, ein auf Software im Gesundheitswesen spezialisiertes Unternehmen. Unter anderem setzen Krankenhäuser SaaS-Produkte des US-Anbieters für die Verwaltung von Patientendaten ein.[21]

Am 2. November 2010 übernahm Oracle das Unternehmen ATG, ein auf ECommerce spezialisiertes Unternehmen, das z.B. Live Chats und Rückrufservices für Internetseiten anbietet.[22]

Produkte

Oracle bietet eine Vielzahl von Produkten an. Die bekanntesten Einzelprodukte sind:

  • Die kostenlose Virtualisierungslösung VirtualBox

Für zahlreiche seiner Produkte bietet Oracle im Rahmen der „Oracle University“ Zertifizierungspfade wie Oracle Certified Professional (OCP) an, darunter den bekannten „Oracle Certified Professional Database Administrator“ für das Oracle Database System.[23]

Laut einer aktuellen Studie belegt „Oracle Hyperion“ Platz 2 beim Business-intelligence-Softwareumsatz in Deutschland mit 104 Mio. Euro Umsatz.

Management

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.softwaretop100.org/global-software-top-100-edition-2011
  2. Careers at Oracle! abgerufen am 26. Dezember 2010: „… representing a variety of sizes and industries in more than 145 countries around the globe. And Oracle's 104,500 global employees …“
  3. Überblick über die Unternehmenslösungen von Oracle
  4. Produktliste von Oracle.com: http://www.oracle.com/products/product_list.html. 21. April 2007.
  5. Netzwelt.de: Einführung in Oracle Linux, 10. August 2011
  6. heise.de: SPARC wird weiterentwickelt
  7. heise.de: Oracle wandelt sich zum Komplettanbieter
  8. ROUNDUP: Oracle darf Sun schlucken – Großfusion
  9. http://www.accenture.com/de-de/Pages/service-technology-oracle-overview-summary.aspx
  10. Komplette Klageschrift gegen SAP von Oracle.com: http://www.oracle.com/sapsuit/index.html. 21. April 2007.
  11. http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,619993,00.html. 20. April 2009.
  12. http://www.oracle.com/sun/sun-faq.pdf. 20. April 2009.
  13. Reuters vom 20. August 2009: UPDATE 1-Oracle wins U.S. approval to buy Sun Microsystems Auf: www.reuters.com, abgerufen am 28. August 2009, 2:00 Uhr
  14. Reuters Deutschland vom 21. August 2009: USA geben Oracle grünes Licht für Sun-Übernahme Auf: de.reuters.com , abgerufen am 28. August 2009, 2:00 Uhr
  15. spiegel.de: Genehmigung durch EU-Kommission – Oracle darf Sun übernehmen (Zugriff am 21. Januar 2010)
  16. http://www.oracle.com/goldengate/index.html. 23. Juli 2009.
  17. http://www.oracle.com/hyperroll/index.html. 29. September 2009.
  18. http://www.oracle.com/silvercreeksystems/index.html. 8. Januar 2010.
  19. http://www.oracle.com/amberpoint/index.html. 8. Februar 2010.
  20. http://www.oracle.com/convergin/index.html. 10. Februar 2010.
  21. http://www.oracle.com/phaseforward/index.html. 16. April 2010.
  22. http://www.oracle.com/atg/index.html. 2. November 2010.
  23. Übersicht Oracle Zertifizierungsprogramm
  24. Oracle Executives oracle.com, abgerufen am 2. Oktober 2010

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