Oberhessische Schwelle

Oberhessische Schwelle

Die Oberhessische Schwelle ist ein Höhenzug des Westhessischen Berg- und Senkenlandes in Nord- und Mittelhessen, der auf der Rhein-Weser-Wasserscheide die montaneren Mittelgebirge Kellerwald und Vogelsberg in Nord-Süd-Richtung verbindet. Die Schwelle teilt sich auf in die Gilserberger Höhen im Norden, den zentralen Neustädter Sattel und das im Süden liegende Nördliche Vogelsberg-Vorland.

Blick von der Amöneburg auf die Gilserberger Höhen mit Burgholz (379,1 m, links) und auf den dahinter liegenden Kellerwald mit Hohem Lohr (656,7 m, links, Fernsehturm), Jeust (ca. 585 m, Mitte) und Wüstegarten (675,3 m, rechts). Links im Vordergrund die Stadt Kirchhain.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Im Norden gehen die Gilserberger Höhen unmittelbar in den deutlich höheren Kellerwald mit den Bergen Jeust und Wüstegarten über, im Nordosten in den Löwensteiner Grund, der zu den Ostwaldecker Randsenken gezählt wird.

Getrennt durch die Wohra schließt sich im nördlichen Westen der Burgwald an die Gilserberger Höhen an. Im südlicheren Westen folgt die Ohm und das flache Amöneburger Becken an den Neustädter Sattel und das Nördliche Vogelsberg-Vorland.

Das Vogelsberg-Vorland geht im äußersten Südwesten − wieder mit der Ohm als Abgrenzung − über in das Lumda-Plateau. Das Lumda-Plateau wird zum sogenannten Vorderen Vogelsberg gerechnet, dem sich östlich des Ohmtales im Süden schließlich der Untere Vogelsberg anschließt. Wie auch der eigentliche (Hohe) Vogelsberg gehört dieser bereits zum Osthessischen Bergland.

Östlich schließt sich den drei Teilen der Oberhessischen Schwelle die Westhessische Senke in Form der Schwalm am gleichnamigen Eder-Nebenfluss an.

Naturräumliche Gliederung

Die Oberhessische Schwelle gliedert sich als Teil des Westhessischen Berglandes (Haupteinheitengruppe 34) wie folgt:[1]

  • 346 Oberhessische Schwelle
    • 346.0 Gilserberger Höhen (164,97 km²)
    • 346.1 Neustädter Sattel (84,49 km²)
    • 346.2 Nördliches Vogelsberg-Vorland (199,16 km²)

Gilserberger Höhen

Die Gilserberger Höhen sind weitgehend bewaldet; der nördliche Teil gehört zu großen Anteilen zum Staatsforst Treysa, der Südwestausläufer beim Burgholz zum Staatsforst Rauschenberg bzw. zum Kirchhainer Stadtwald.

Werden im Norden, in unmittelbarer Nachbarschaft zum noch gut 200 m höheren Kellerwald, noch Höhen von bis zu 470,6 m (Hundskopf) erreicht, flacht der Höhenzug nach Süden auf die maximale Gipfelhöhe von 379,1 m (Burgholz) ab.

Blick von der Wolfskaute bei Rauschenberg auf Gilserberger Höhen als Teil der Oberhessischen Schwelle, die den Vogelsberg (773 m, ganz rechts im Hintergrund) und den Kellerwald (bis 675,3 m, ganz links) verbindet. Rechts der Burgholz (379,1 m), rechts der Mitte im ferneren Hintergrund der Kirschenwald (bis 532,8 m) im Knüll (bis 635,5 m), links der Mitte die Windkraftanlage von Ernsthausen; ganz links die optisch miteinander verschmolzen scheinenden Jeust (ca. 585 m) und Wüstegarten (675,3 m), am äußersten linken Rand das Hohe Lohr (656,7 m, Fernsehturm)
Blick von der Wolfskaute bei Rauschenberg auf Gilserberger Höhen als Teil der Oberhessischen Schwelle, die den Vogelsberg (773 m, ganz rechts im Hintergrund) und den Kellerwald (bis 675,3 m, ganz links) verbindet. Rechts der Burgholz (379,1 m), rechts der Mitte im ferneren Hintergrund der Kirschenwald (bis 532,8 m) im Knüll (bis 635,5 m), links der Mitte die Windkraftanlage von Ernsthausen; ganz links die optisch miteinander verschmolzen scheinenden Jeust (ca. 585 m) und Wüstegarten (675,3 m), am äußersten linken Rand das Hohe Lohr (656,7 m, Fernsehturm)

Neustädter Sattel

Blick von der Amöneburg auf Neustädter Sattel und Knüll (635,5 m). Direkt links des Sattels der größtenteils gerodete, Krückeberg (345,4 m), der naturräumlich noch zum Sattel zählt, rechts des Sattels das Hochplateau vom nördlichen Vogelsberg-Vorland (388 m)

Der (als Naturraum gesehen) in Nord-Süd-Richtung sehr schmale Neustädter Sattel ist der niedrigste Teil der Rhein-Weser-Wasserscheide zwischen Kellerwald und Vogelsberg. Die Main-Weser-Bahn quert ihn zwischen Stadtallendorf und Neustadt auf einer Höhe von etwa 285 m ü. NN, die Bundesstraße 454 auf knapp 300 m ü. NN.

Stellt der Neustädter Sattel eigentlich die Senke zwischen dem Plateau des nördlichen Krückeberges (an den nach Süden endenden Gilserberger Höhen) und dem davon südöstlichen Wahlener Hochplateau (am Nordrand des Nördlichen Vogelsberg-Vorlandes) dar, so wird zum Naturraum „Neustädter Sattel“ auch der Krückeberg selber gezählt, das Wahlener Hochplateau indes nicht.

Mittelmeer-Mjösen-Zone

Der Neustädter Sattel ist Teil der Mittelmeer-Mjösen-Zone, einer Abfolge von Talsenken, die sich vom Rhonetal über den Oberrheingraben, die Wetterau und das Gießener Becken, unterhalb des Vorderen Vogelsberges schließlich zum Amöneburger Becken, von dort über den Neustädter Sattel in die Westhessische Senke und weiter über den Leinegraben bis zum Oslograben zieht.[2]

Nördliches Vogelsberg-Vorland

Der Norden des Nördlichen Vogelsberg-Vorlandes wird, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Neustädter Sattel, von einem bis 388 Meter hohen, komplett gerodeten Hochplateau um die Kirtorfer Ortsteile Wahlen, Arnshain und Gleimenhain dominiert. Hier stehen diverse Windkraftanlagen, die Fernsicht reicht bei guten Sichtverhältnissen z. B. bis zum 70 km entfernten Hohen Meißner im Nordosten und ist in praktisch alle Himmelsrichtungen ungestört.

Im Nordwesten liegt der kaum über 300 m ü. NN erreichende Herrenwald bei Stadtallendorf, auch der Süden ist zu großen Teilen bewaldet.

Im Südwesten fließt die Gleen, die im Süden auch zum Teil Grenzfluss zum Unteren Vogelsberg ist.

Geologie

Die Gilserberger Höhen liegen überwiegend auf Buntsandstein, der zentral in südöstliche Richtungen vom Momberger Muschelkalkgraben durchzogen wird. Der Neustädter Sattel ist von Lösshaltigen Böden geprägt, die an der südlichen Nahtstelle zum Nördlichen Vogelsberg-Vorland auch von Ton abgelöst werden. Im letztgenannten Naturraum schließlich geht der Ton in Buntsandstein über, der allmählich dem Basalt des Vogelsberges und seines Umlandes weicht. [2][3]

Berge (Auswahl)

  • Hundskopf (470,6 m) − äußerster Norden der Gilserberger Höhen
  • Dachsberg (388 m) − höchste Erhebung auf dem gerodeten Hochplateau im Norden des Nördlichen Vogelsberg-Vorlandes auf der Rhein-Weser-Wasserscheide, unmittelbar südlich des Neustädter Sattels
  • Burgholz (379,1 m) − äußerster Südwesten der Gilserberger Höhen; Aussichtsturm
  • Kohlkopf (371,4 m) − im Westen des Staatsforstes Treysa, Gilserberger Höhen
  • Hochberg (359,4 m) − Stadtberg von Homberg (Ohm) mit dank Rodung guter Aussicht an der Südwestgrenze des Nördlichen Vogelsberg-Vorlandes zum Lumda-Plateau
  • Krückeberg (345,4 m) − gerodetes Hochplateau im Norden des Naturraums Neustädter Sattel, das sich unmittelbar an den Süden der Gilserberger Höhen anschließt und durch den eigentlichen Sattel mit dem südöstlichen Wahlener Hochplateau verbunden wird
  • Nellenberg (344,6 m) − kuppiger Neustädter Stadtberg mit Burgruine am Südrand des Neustädter Sattels

Orte

Die Gilserberger Höhen liegen im Schwalm-Eder-Kreis und im Landkreis Marburg-Biedenkopf, der Neustädter Sattel überwiegend im Landkreis Marburg-Biedenkopf und das Nördliche Vogelsberg-Vorland überwiegend im Vogelsbergkreis (und nur im äußersten Nordwesten zum Teil in Marburg-Biedenkopf).

Wichtige Orte sind Gilserberg im Norden, Jesberg an der Nordostgrenze, Schwalmstadt an der Ostgrenze, Kirchhain an der Westgrenze, Stadtallendorf und Neustadt im Zentrum sowie Homberg (Ohm) und Kirtorf an der Südgrenze.

Siehe auch

  • Bergsattel (mit dem Neustädter Sattel als Beispiel)

Einzelnachweise

  1. Karte und Beschreibung im Umweltatlas Hessen
  2. a b LAGIS: Geologische Karte Hessens und Erläuterungstext
  3. Bundesamt für Naturschutz: Landschaftssteckbriefe "Gilserberger Höhen", "Neustädter Sattel" und "Nördliches Vogelsberg-Vorland"

Weblinks


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