Nino (Heilige)

Nino (Heilige)
Ikone der Heiligen Nino

Die heilige Nino (auch Nina, Nona, Christiana, Chrischona; georgisch წმინდა ნინო; * um 325 vermutlich in Kappadokien (in der heutigen Türkei) oder in Italien; † um 361 in Bodbe, Kachetien, Georgien) war eine Heilerin, die die Bekehrung der Georgier zum Christentum einleitete. Die Georgische Orthodoxe Apostelkirche stellt sie den Aposteln gleich und nennt sie die „Erleuchterin Georgiens“.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nino war eine Christin und stammte vermutlich aus der heutigen Türkei oder Italien. Sie floh in Kappadokien, Zentralanatolien aus der Sklaverei und wanderte über den Kleinen Kaukasus nach Iberien (Georgien) ein. Dort lebte sie zunächst in der Hauptstadt Mzcheta in einer Hütte. Sie erwarb sie sich einen Ruf als kräuterkundige Heilerin. Als ein krankes Kind nach landesüblicher Sitte durch die Straßen getragen wurde, um Heilung zu finden, nahm sie sich des Kindes an, machte es unter Gebeten gesund und gab es der Mutter zurück. Als die todkranke georgische Königin Nana davon erfuhr, ließ sie sich zu Nino bringen und wurde ebenfalls von ihr geheilt.

Basilika über dem Grab der Heiligen Nino, Bodbe

König Mirian III. wollte sie mit Gold und Silber belohnen, doch Nino lehnte das ab. Sie verwies auf ihren Gott, der ihr die Kraft zur Heilung gegeben habe. Als Mirian auf einer Jagd von einer Finsternis überrascht wurde, versprach er nach vergeblichen Gebeten an die überkommenen Götter, er werde den Gott Ninos verehren, wenn er aus seiner Notlage befreit werde. Mirian erhob das Christentum 337 (nach Auffassung der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche 326) zur Staatsreligion, schickte auf Ninos Empfehlung einen Gesandten zu Kaiser Konstantin I. nach Konstantinopel und bat darum, christliche Priester nach Georgien zu entsenden.

Nino lebte später als Einsiedlerin im Kaspischen Gebirge in oder nahe einem kappadokischen Kloster. 361 erkrankte sie auf der Rückreise von Tuschetien, einem Gebiet im Osten Georgiens, an ihren Wohnort. Sie starb bei Bodbe in der Region Kachetien und wurde dort begraben. König Mirian ließ über ihrem Grab eine Kirche errichten. Später wurde dort ein orthodoxes Kloster, Ninozminda, gegründet. Kloster Bodbe beherbergt heute den Frauenorden Kloster des Heiligen Georg.

Nino soll stets ein Weinrebenkreuz bei sich getragen haben, das von Eigenhaar zusammengehalten wurde. Es wird heute in der Sioni-Kathedrale in Tiflis aufbewahrt.

Hagiographie

Ninos Leistung wurde erstmals 403 in Tyrannius Rufinus Historia Ecclesiastica (X, 11) erwähnt, der ihre Lebensgeschichte 395 in Jerusalem von dem georgischen Prinzen Bakur erfahren hatte. Rufinus erwähnte allerdings ihren Namen nicht, sondern nur, dass es sich um eine Frau handelte, die als Gefangene nach Georgien kam. Erstmals genannt wurde der Name der Nino in dem 960 bis 970 im Kloster Schatberdi (heute nordöstliche Türkei) entstandenen georgischen Manuskript S-1141, Die Bekehrung Georgiens.

Spätere Hagiographen verformten Nino zur Missionarin Armeniens, zur Nichte des Jerusalemer Patriarchen Juvenal, einer Verwandten des Heiligen Georg oder gar zu einer römischen Prinzessin.

Der georgische Staat hat Nino 1994 durch ein vom Bildhauer Surab Zereteli geschaffenes Denkmal in der Hauptstadt Tbilisi geehrt.

Schwesternkongregation

Nino ist die Patronin des 1807 gegründeten katholischen Ordens Sta. Christiana (auch Schwestern der heiligen Kindheit Jesu und Mariä), der sich in Europa, Amerika und Afrika der Erziehung und Krankenpflege widmet.

Gedenktage

Ihre orthodoxen Gedenktage sind der 27. Oktober und der 14. Januar, der katholische ist der 15. Dezember. Die armenisch-gregorianische Kirche gedenkt ihrer am 29. Oktober.

Literatur

Monographien

  • Georgien, In: Horst Robert Balz, Gerhard Müller (Hrsg.): Theologische Realezyklopädie. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1984, ISBN 3-11-008579-8, S. 398 ff.
  • H. Jedin (Hrsg.): Handbuch der Kirchengeschichte. Bd. II/1, Freiburg 1985, 3. Aufl., S. 198
  • Gertrud Pätsch (Hrsg.): Das Leben Kartlis. Eine Chronik aus Georgien. S. 300-1200, Leipzig 1985
  • D. M. Lang: Lives and Legends of Georgian Saints. 3rd ed. 1976.
  • Fairy von Lilinfeld: Amt und geistliche Vollmacht der heiligen Nino, „Apostel und Evangelist“ von Ostgeorgien, nach den ältesten georgischen Quellen. In: Horizonte der Christenheit, Festschrift für F. Heyer (Oikonomia 34). Erlangen 1994, 224-249.
  • Die Christianisierung des Kaukasus: Referate des Internationalen Symposions (Wien, 9.-12. Dezember 1999). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-3016-3
  • Constantine B. Lerner (Hrsg.): The wellspring of Georgian historiography : the early medieval historical chronicle The conversion of Kartli and The life of St. Nino, Bennett & Bloom, London 2004, ISBN 1-898948-65-8
  • Die Heilige Nino. In: G. Sophia Vashalomidze: Die Stellung der Frau im alten Georgien: georgische Geschlechterverhältnisse insbesondere während der Sasanidenzeit. In: Eckart, Otto und Siegbert Uhlig (Hg.). Orientalia Biblica et Christiana 16. Harrassowitz- Verlag. Wiesbaden 2007, S. 48-78, ISBN 978-3-447-05459-1

Zeitschriftenartikel

  • M. Tarchnisvili: Die heilige Nino, Bekehrerin von Georgien. In: AOSBM, Berlin (1953), S. 572
  • P. Hauptmann: Unter dem Weinrebenkreuz der hl. Nino: Kirchengeschichte Georgiens im Überblick. in: KO 17 (1974) S. 9-41
  • E.M. Synek: Heilige Frauen der frühen Christenheit: Zu den Frauenbildern in hagiographischen Texten des christlichen Ostens. (Das östliche Christentum NF Bd. 43), Würzburg 1994, S. 80-138

Weblinks

 Commons: Heilige Nino – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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