Nieder-Kainsbach

Nieder-Kainsbach
Nieder-Kainsbach
Gemeinde Brensbach
Koordinaten: 49° 45′ N, 8° 53′ O49.7533097005388.8819259405136185Koordinaten: 49° 45′ 12″ N, 8° 52′ 55″ O
Höhe: 185 m ü. NN
Fläche: 2,27 km²
Einwohner: 743 (31. Dez. 2009)
Eingemeindung: 1. Aug. 1972
Postleitzahl: 64395
Vorwahl: 06161

Nieder-Kainsbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Brensbach im Odenwaldkreis in Hessen, Deutschland. Nieder-Kainsbach hat zusammen mit dem benachbarten Stierbach 743 Einwohner. [1]

Inhaltsverzeichnis

Portrait

Panoramablick über Nieder-Kainsbach
Bachgasse in Nieder-Kainsbach
Ansicht von Nieder-Kainsbach nach einer alten Ansichtskarte von 1903


Nieder-Kainsbach, ein kleines Dorf mit noch landwirtschaftlicher Prägung, befindet sich im südhessischen Odenwaldkreis und ist zusammen mit dem so genannten Wohnort Stierbach seit 1972 Ortsteil der Gemeinde Brensbach.

Umgeben von fruchtbaren Ackerböden und tiefgründigen Wiesen in den Gersprenzauen liegt das Dorf mit einem kleinen Gewerbegebiet im Gersprenztal in der Region Starkenburg sowie im Bereich Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald und gehört zum gleichnamigen Landschaftsschutzgebiet.

Über früheste Ursprünge gibt es nur wenige Fakten, obwohl das nähere Umfeld zu Nieder-Kainsbach bereits 1012 erwähnt wird. Der heutige Ortsname dürfte sich ausgehend von Cuningesbach, über Kunspach und Nydern-Konspach herleiten.

Bedingt durch den strukturellen Wandel mit seinen negativen Begleiterscheinungen insbesondere im ländlichen Raum sind viele Einwohner gezwungen täglich zu pendeln und legen zum Teil erhebliche Entfernungen zurück, um zu ihrem Arbeitsplatz in den Ballungszentren im Rhein-Main-Gebiet zu gelangen. Nieder-Kainsbach ist jedoch die damit häufig verbundene Entwicklung zu einem reinen "Schlafdorf" erspart geblieben. Großen Anteil daran, dass der soziale Zusammenhalt in Nieder-Kainsbach funktioniert, hat sicherlich auch das ausgeprägte Vereinsleben. Ganze Familien sind häufig in mehreren Vereinen aktiv und tragen so direkt zum Erhalt der Dorfgemeinschaft bei. Das Zusammenleben in Nieder-Kainsbach ist trotz des tief greifenden Wandels intakt geblieben.

Nieder-Kainsbach bietet Lebensqualität, trotz infrastruktureller Defizite. Im Ort sind zum Beispiel nur zwei Einzelhandelsgeschäfte verblieben und Schulen oder Ärzte sind nicht direkt vor Ort zu finden. Die günstige Lage des Dorfes im Einzugsbereich von Darmstadt sowie im landschaftlich reizvollen Odenwald mit seinen vielen Freizeitmöglichkeiten gleicht dieses Defizit jedoch mehr als aus und trägt zu einer besonderen Lebensqualität bei.

In Nieder-Kainsbach leben etwa 800 Einwohner, die überwiegende Mehrzahl (64 Prozent) gehört der evangelischen Kirche an. Der Anteil ausländischer Einwohner an der Gesamteinwohnerzahl ist mit drei Prozent relativ gering. Die Gemarkungsfläche des Dorfes umfasst 227 Hektar.

Die Nähe zu den Ballungszentren im Rhein-Main-Gebiet, die gute Verkehrsanbindung, der relativ hohe Freizeitwert, die Ruhe und Sicherheit im ländlichen Raum, sowie die intakte Dorfgemeinschaft zeichnen das Dorf aus.

Gliederung

Der Ortsteil besteht aus den Dörfern Nieder-Kainsbach und Stierbach.

Geografische Lage

Nieder-Kainsbach liegt im nördlichen Odenwald an der Mündung des Kainsbachs in die Gersprenz.

Geologie, Klima

Die Gemarkung der Gemeinde Brensbach mit den Ortsteilen Nieder-Kainsbach und Stierbach gehört geologisch zum kristallinen Odenwald und gliedert sich in zwei Haupteinheiten, dem Reinheimer Hügelland und dem Vorderen Odenwald.

Die Flächen beiderseits der Gersprenz stellen sich als junge Hochflutablagerungen, bestehend aus Lehm, Sand und Kies, dar.

Das Gebiet der Gemeinde Brensbach ist dem warmgemäßigten Regenklima zuzuordnen. Gegenüber anderen Mittelgebirgsregionen ist das Klima weniger rau.

Geschichte

Erstmals wird der Ort im Jahre 1012 erwähnt, als im Lorscher Codex bei der Beschreibung einer Wildbanngrenze der Name Cuningesbach auftaucht. Ob es sich dabei um die Ansiedlung oder den Bach handelt, ist ungewiss. Etwas deutlicher tritt das Dorf 1384 aus dem Dunkel seiner Vergangenheit. Ein im Staatsarchiv Darmstadt aufbewahrtes Lehenrevers besagt, dass Schenk Heinrich von Erbach das halbe Dorf "Kunspach" vom Kloster Fulda zum Lehen erhalten hat. Zu diesem Zeitpunkt war Nieder-Kainsbach grundbesitzmäßig aber schon geteilt, wobei der Dorfbach die Grenze bildete. Eine Hälfte mit 3½ Huben gehörte der Abtei Fulda, während das andere Teil aus einem Hofgut bestand und dem Kloster Lorsch bzw. den Grafen von Katzenellnbogen zugehörig war.

Die Kirchen- und Patronatsrechte hatten seit 1424 die Erbacher Grafen ausgeübt und Nieder-Kainsbach war in Brensbach “eingepfarrt”, wo schon früher die gemeinsame Mutterkirche sowie der Friedhof benutzt wurden. Im Jahre 1443 besitzt Pfalzgraf Ludwig die Hoheitsrechte über den fuldischen Teil, welcher das halbe Dorf "Konßpach" an Schenk Otto von Erbach verliehen hatte. Im Jahre 1455 wird das Dorf in einer Urkunde erstmals "Nydern-Konspach" genannt und die ursprünglichen 3½ Huben haben sich mittlerweile in 14 kleinere Hubengüter aufgeteilt. Mit dem Aussterben des Grafengeschlechtes derer von Katzenelnbogen, gelangte 1476 das Dorfteil mit dem Hofgut an die Landgrafen zu Darmstadt und wurde von Lichtenberg aus verwaltet.

Mit Gründung des Großherzogtums Hessen im Jahre 1806 wurden alle früheren Grundbesitzrechte aufgelöst und die Grafschaft Erbach samt Nieder-Kainsbach nach Hessen eingegliedert. Dabei wurde eine Volkszählung durchgeführt und der Großherzogliche Bürgermeister von Nieder-Kainsbach meldete 226 Einwohner, die in 42 Häusern lebten. Von 1852 bis 1874 war das Dorf dem Landkreis Lindenfels zugeteilt und wurde anschließend wieder vom Kreis Erbach verwaltet.

Nieder-Kainsbach war sowohl mit einer Haltestelle als auch dem Bahnhof Nieder-Kainsbach - Fränkisch-Crumbach vom 10. Oktober 1887 bis August 1964 an die Eisenbahnstrecke der Reinheim-Reichelsheimer-Eisenbahn angeschlossen.

Im Vorfeld der Gebietsreform in Hessen wurde am 1. Februar 1971 die Gemeinde Affhöllerbach mit den zu ihr gehörenden Weilern Kilsbach und Stierbach auf freiwilliger Basis nach Nieder-Kainsbach eingemeindet. Am 1. August 1972 erfolgte durch Gesetz die Eingliederung der so vergrößerten Gemeinde zusammen mit Höllerbach, Wallbach und Wersau in die Gemeinde Brensbach. Nach der Hauptsatzung wurden auf dem Gebiet der eingegliederten Gemeinde zwei Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet, nämlich einer für Nieder-Kainsbach mit Stierbach, und einer für Affhöllerbach mit Kilsbach.[2]

Wappen

Die damals noch selbständige Gemeinde Nieder-Kainsbach wurde 1964 durch eine Genehmigung des Hessischen Ministers des Innern dazu berechtigt, ein eigenes Wappen zu führen. Der Wappenzeichner Ritt aus Bad-Nauheim hatte in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Staatsarchiv in Darmstadt drei Skizzen entworfen, die der Gemeindevertretung von Nieder-Kainsbach zur Beschlussfassung vorgelegt wurden. Das ausgewählte Wappen war vom heraldischen Gesichtspunkt aus geeignet. Das Motiv nimmt durch das schwarze Tatzenkreuz Bezug auf die alt-fuldaische Lehenseigenschaft der Gemeinde Nieder-Kainsbach und durch die sechsstrahligen Sterne auf die Zugehörigkeit zur Grafschaft zu Erbach. Die Gemeindevertreter entschlossen sich 1964 für das nun vorliegende Wappen, da es in jeder Beziehung zufriedenstellend erschien.

Das Wappen wird vom Hessischen Minister des Innern wie folgt beschrieben: "In Rot ein silberner, mit einem durchgehenden, einfachen schwarzen Kreuz belegter Balken, beseitet von drei silbernen sechsstrahligen Sternen."

Einzelnachweise

  1. Einwohnerstatistik Brensbach
  2. Hauptsatzung von Brensbach PDF-Datei 38 KB

Weblinks


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