Arnold Kalle

Arnold Kalle

Arnold Friedrich Wilhelm Kurt Kalle (* 21. Juni 1873 Biebrich am Rhein; † 1952)[1] war ein deutscher Offizier, Diplomat und Politiker (DVP).

Leben und Wirken

Kalle wurde als Sohn des Geheimen Regierungsrat und Gründer der chem. Fabrik Kalle und Co. in Biebrich, Dr. Paul Wilhelm Kalle (1838-1919), geboren. Sein Bruder war der Fabrikant und Reichstagsabgeordnete Dr. Wilhelm Ferdinand Kalle (1870-1954)[2]. Als junger Mann trat er in die kaiserliche Armee ein, in der er ab 1893 als Kavallerieoffizier Karriere machte. 1908 wurde Kalle Hauptmann im Generalstab. Ab 1909 war er im Stab des Kommandos des XV. Armeekorps in Straßburg.

1912 wurde Kalle als Militärattaché an die deutsche Botschaft in Madrid entsandt, wo ihm seit 1913 die Pflege der militärpolitischen Beziehungen des Deutschen Reiches zum spanischen Königreich oblagen. Historisch in Erinnerung geblieben ist Kalles Tätigkeit in Spanien vor allem aufgrund seiner bis heute nicht vollständig geklärten Beziehung zu der ebenfalls in Spanien wirkenden Agentin Mata Hari. Als gesichert kann gelten, dass Kalle und Hari eine Affäre miteinander hatten und mehrfach sexuell miteinander verkehrten, wofür Hari ihrer eigenen späteren Aussage vor einem französischen Militärgericht zufolge auch Geld von Kalle nahm. Ferner erhielt Mata Hari durch Kalle (wohl veraltete, und wie Kalle wusste dem französischen Geheimdienst längst bekannte) Informationen über die Auftankung deutscher U-Boote in spanischen Häfen und die Einschleusung deutscher Agenten nach Monaco.[3] Ungesichert ist dabei, ob Hari, die als französische Spionin nach Spanien kam, ihrer Mission treu blieb und den deutschen Attaché im französischen Interesse auszuspionieren versuchte oder ob sie die Seiten wechselte und als Doppelagentin in deutschen Dienst trat. Gesichert ist jedenfalls, dass Kalle eine Nachricht über die angebliche Tätigkeit Haris für Deutschland nach Berlin schickte, die vom britischen Geheimdienst abgefangen und den Franzosen zugespielt wurde. Es bleibt dabei unklar, ob Kalle in diesem Bericht korrekte Angaben machte (also ob Hari tatsächlich für die Deutschen arbeitete) oder ob er, im Wissen dass der Informationskanal, über den er die Botschaft nach Berlin schickte, den Alliierten Geheimdiensten bekannt war und die Nachricht daher von diesen mit hoher Wahrscheinlichkeit abgefangen werden würde, bewusst eine Falschinformation weitergab, um den Alliierten vorzutäuschen, dass eine ihrer eigenen Agentinnen (und Nicht-Doppelagentin) eine deutsche Doppelagentin sei. Ziel der letzteren Variante wäre es dann gewesen, die Alliierten dazu zu manipulieren, eine ihrer eigenen Agentinnen auszuschalten. Unabhängig davon, welche Variante zutrifft, wurde Hari nach ihrer Rückkehr nach Frankreich aufgrund der abgefangenen Kalle-Depesche verhaftet, wegen Spionage für das Deutsche Reich angeklagt, für schuldig befunden und hingerichtet.[4]

Nach seiner Rückkehr ins Deutsche Reich im Frühjahr 1919 trat Kalle in die von Gustav Stresemann neugegründete Deutsche Volkspartei (DVP) ein. Aus der Armee schied er im Rang eines Oberleutnants aus. Von Februar 1920 bis 1923 amtierte er als stellvertretender Reichskommissar für öffentliche Ordnung. Als Stresemann im August 1923 zum Reichskanzler berufen wurde, wurde Kalle als Reichspressechef Mitglied der Reichsregierung. Seine Ernennung erfolgte am 31. August 1923. Das Amt übte er bis zum 23. Dezember 1923, also auch noch in der Folgeregierung, aus.[5]

Kalle heiratete am 19. November 1926 die Schauspielerin Erika Glässner (* 28. November 1896)[6]

Einzelnachweise

  1. Geburtsdatum und -ort sowie Sterbejahr nach: Otto Renkhoff: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, 1992, S. 376.
  2. Ernst Rudolf Huber: Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, 1984, S. 182.
  3. Toni Bentley: Sisters of Salome, S. 14.
  4. Bernard A. Cook: Women and War. A Historical Encyclopedia from Antiquity to the Present, 2006, S. 397.
  5. Ludwig Richter: Die deutsche Volkspartei 1918-1933, 2002, S. 274.
  6. August Ludwig Degener: Wer ist wer?. Das Deutsche Who's Who, 1928.

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