Naginatadō

Naginatadō
Turnierkampf

Naginatadō [na.gi.na.ta.doː] (jap. 薙刀道/長刀道) ist die Kunst des Kampfes mit der japanischen Naginata; dies ist eine Art von Hellebarde, die etwa wie eine Kurzschwertklinge (Wakizashi) an einer langen Stange aussieht. Die Gesamtlänge der Waffe beträgt etwa 7 shaku, also ca. 2,12 m.

Naginata wird auch heute noch vor allem in Japan häufig praktiziert; diese Waffenkunst ist dort auch bei Frauen besonders beliebt. In Europa leitet sich daraus oftmals das Fehlurteil ab, Naginata sei eine reine Frauensportart, was aber nicht den Tatsachen entspricht. Sie gehört zu ältesten japanischen Kampfkünsten und geht bis zu den Ursprüngen der Kriegerklasse zurück ( 7. Jahrhundert v. Chr. und 8. Jahrhundert v. Chr.). Es ist also eine Kampfart, die mindestens so alt ist wie der Schwertkampf und das Bogenschießen, möglicherweise sogar älter als letzteres. Die japanischen Behörden datieren die ältesten regulären Schulen für Naginata-Technik bis 1168 zurück, während man annimmt, dass die älteste Schule für Schwertkampf um 1350 gegründet worden ist.

Damals gab es verschiedene Sorten von Naginata, so etwa Waffen mit einer kreuzförmigen Klinge, die den europäischen Hellebarden sehr ähnlich sieht. Diese Waffen waren bei den Kriegern sehr populär, besonders bei den aufrührerischen klösterlichen Armeen im 11. und 12. Jahrhundert und später bei den Bushi, den Angehörigen der Kriegerklasse vom 12. bis ins 15. Jahrhundert.

Adlige beim Training.

Mit der Zeit begann man den Yari, einen leichten Speer mit gerader Klinge, als Waffe gegen das Schwert vorzuziehen. Er erwies sich sowohl zu Fuß als auch zu Pferd wirkungsvoller. So wurde während des Ōnin-Krieges (1467-1477) der Yari auf Kosten der Naginata eingeführt, und letztere wurde in den Haushalt der Bushifrauen und in gewisse Sekten verbannt. Heute wird Naginatadō vor allem an Mädchenschulen unterrichtet und gewinnt seit kurzem auch in den USA und in kleinerem Ausmaße in Europa an Popularität.

Wie beim Kendō entwickelten sich auch beim Naginata verschiedene Schulen. Man schätzt die Anzahl der Schulen, die Naginata im Laufe der Geschichte unterrichtet haben, auf etwa 425, wobei zu beachten ist, dass nicht wenige dieser Schulen zusätzlich auch andere Kampfstile unterrichteten. Die Techniken dieser Schulen waren meistens drastischer als die heutigen, und wurden vor allem von Frauen ausgeübt. Es gibt heute nur wenige Männer, die diese Kunst ausführen, wobei diese häufig einen hohen Grad erreichen.

Für Naginata-Jutsu war ein großes Maß an Durchhaltevermögen notwendig, um die schwere Waffe richtig zu handhaben, also von der Klinge und dem Griff vollen Gebrauch zu machen.

Modernes Training.

Das heutige Ausüben dieser faszinierenden Sportart unter der Aufsicht des gesamtjapanischen Naginata-Verbandes nennt sich Atarashi-Naginata, was wörtlich übersetzt ein neuer Naginatastil bedeutet. Die Trainingskämpfe werden meist Naginata gegen Naginata ausgetragen. Man verwendet bei den Trainingskämpfen eine verhältnismäßig leichte Naginata mit einer Bambusklinge, die mit dem Shinai aus dem Kendo vergleichbar ist. Diese Trainingswaffe ist etwa zwei Meter lang, besonders große Schüler brauchen allerdings längere Waffen. Die Schutzkleidung (Bogu) ähnelt der im Kendō, jedoch werden zusätzlich noch Schienbeinschoner (Sune ate, 脛当て) getragen.

In Deutschland gibt es mittlerweile 5 Dōjōs, die Unterricht im Atarashi-Naginata anbieten. Diese sind der SC Kamakura (in Berlin), der SG Egelsbach (bei Frankfurt), der Postsportverein Opladen, der Polizeisportverein Mainz und Unisport Mainz. Die älteste noch bestehende Naginata Gruppe in Deutschland findet sich im SC Kamakura Berlin. Sie ist Mitglied im Deutschen Naginata Bund, der sich 2003 gründete.

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