- NATO Response Force
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Die NATO Response Force (NRF, eng. NATO Reaktionsstreitmacht) ist eine Eingreiftruppe der NATO, die in zeitlich hoher Verfügbarkeit durch ihren modularen Aufbau in einem breiten Spektrum möglicher Operationen eingesetzt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bemerkenswert an der Entstehungsgeschichte der NRF ist das politisch dominierte Tempo von den ersten Beschlüssen bis hin zur Umsetzung. Der Startschuss fiel beim informellen Treffen der NATO-Verteidigungsminister in Warschau vom 23.–25. September 2002. Hier schlug der Verteidigungsminister der USA, Donald Rumsfeld, den Aufbau einer Schnellen Eingreiftruppe vor. Auf dem NATO-Gipfel in Prag am 21./22. November 2002 beschlossen die Staats- und Regierungschefs den Aufbau der NRF und gaben die Entwicklung eines umfassenden Konzepts in Auftrag. Bereits fünf Monate später wurden vom NATO-Militärausschuss (Military Committee) die wichtigsten militärischen Rahmenbedingungen für die Aufstellung und den Einsatz der NRF in Grundsatzdokumenten festgelegt. Das Gesamtkonzept folgte auf dem Frühjahrstreffen der NATO-Verteidigungsminister am 12./13. Juni 2003. Unter anderem wurden Kriterien für Aufstellung, Ausbildung und Zertifizierung und die weiteren Implementierungsschritte festlegt.
Im Folgenden gingen die Konzeptentwicklungs- und Implementierungsphase fast nahtlos ineinander über bzw. überlappten sich teilweise. Am 15. Oktober 2003 begann offiziell die "Implementation Stage NRF", noch mit begrenzten Fähigkeiten und einer 30 Tage-Verlegebereitschaft als erster Test für die NRF-Verfahren und -Strukturen. Schon ein Jahr später, am 13. Oktober 2004 wurde nach Durchführung der Übung DESTINED GLORY auf Sardinien die vorläufige (bedingte) NRF-Einsatzfähigkeit (Initial Operational Capability) mit etwa 17.000 Soldatinnen und Soldaten erklärt[1]. Im Jahr 2005 wurden Teile der NRF zur Katastrophenhilfe, insbesondere zum Transport von Hilfsgütern, in den USA (Hurrikan Katrina) und in Pakistan[2] (Erdbebenhilfe) eingesetzt. Beim NATO-Gipfel in Riga im November 2006 erfolgte schließlich die Erklärung der „Full Operational Capability“, also ihrer vollen Einsatzbereitschaft, nachdem diese mit NRF-Kräften im Juni 2006 durch die Übung STEADFAST JAGUAR auf den Kapverdischen Inseln nachgewiesen worden war.
Im Juli 2007 wurde die Einsatzbereitschaft der NRF durch den NATO-Oberbefehlshaber (SACEUR) US-General Craddock in Frage gestellt[3][4], da durch mangelnde Bereitschaft zur Bereitstellung von Kräften im NRF-CJSOR dringend erforderliche Fähigkeiten der NRF nicht oder unzureichend vorhanden sind. Beim Treffen der NATO-Verteidigungsminister in Noordwijk Ende Oktober 2007 wurde daher beschlossen, das NRF-Konzept anzupassen. Die Umsetzung steht noch aus.
Im März 2008 beschloss das NATO-Nichtmitglied Finnland sich unterstützend an der NRF zu beteiligen, ohne jedoch an der Truppenrotation teilzuhaben. [5]
Idee
Mit der Schaffung der NRF wurden zwei Ziele verfolgt:
- Einerseits sollte ein hocheffizientes Kräftedispositiv in einer sehr hohen zeitlichen Verfügbarkeit (verlegbar innerhalb von 5 bis 30 Tagen) zusammengestellt werden. Mit der Fähigkeit zum weltweiten Einsatz sollen mögliche entstehende Krisen frühzeitig bereits durch Abschreckung - also noch vor einem tatsächlichen militärischen Einsatz - eingedämmt bzw. unterbunden werden. Die Bandbreite möglicher Einsätze der NRF umfasst das gesamte Spektrum von NATO-Operationen, wie humanitäre Hilfe, Evakuierungsoperationen, Durchsetzung von Embargos, Unterstützung nach Terroranschlägen, Kampf gegen terroristische Kräfte, bis hin zu Kampfeinsätzen als „Initial Entry Force“.
- Die NRF dient im Rahmen der Transformation der Verbesserung der Einsatzfähigkeit der NATO-Streitkräfte, vor allem der europäischen Anteile[6]. Erklärte Zielsetzung ist, mittels der NRF die Fähigkeiten der jeweiligen nationalen Streitkräftebeiträge zunehmend zu verbessern. Im Vordergrund stehen vor allem die Fähigkeit zur strategischen Verlegung von Kräften und die Verbesserung der Interoperabilität, um streitkräftegemeinsam und multinational Einsätze durchführen zu können. Dies soll vor allem durch gemeinsame Übungen und die Erarbeitung gemeinsamer Standards erreicht werden.
NRF in der Kräftestruktur der NATO
Die NRF ist kein eigenständiges neu aufgestelltes Element. Sie greift vielmehr auf die bereits vorhandenen Kräfte der NATO-Streitkräftestruktur zurück. Diese werden der NATO abwechselnd im Rahmen einer Vorbereitungsphase jeweils für Übungen und Überprüfungen angezeigt und (derzeit) für ein halbes Jahr in erhöhter Bereitschaft gehalten. Diese Vorgehensweise soll unter anderem sicherstellen, dass möglichst viele Verbände am Verbesserungsprozess teilhaben.
Gleichzeitig ist dies aber die größte Herausforderung für viele Nationen: Bei parallel laufenden Einsätzen bedeutet eine NRF-Assignierung eine zusätzliche, gegebenenfalls zu hohe Belastung für die Streitkräfte. Hinzu kommt, dass die Übungsbeteiligung und die geforderte materielle Ausstattung hohe finanzielle Belastungen für den Truppensteller bedeuten, die vor dem Hintergrund überdehnter Verteidigungshaushalte häufig nicht zu leisten sind.
Zusammensetzung
Die NRF hat eine Stärke von ungefähr 25.000 Soldaten. Sie setzt sich zusammen aus Landstreitkräften bis zur Brigadestärke, Seestreitkräften bis zur Stärke einer “NATO Task Force” (einer Flugzeugträgerkampfgruppe), Luftstreitkräften für bis zu 200 Einsätze pro Tag und erforderlichen Unterstützungkräften. Sie ist für bis zu 30 Tage durchhaltefähig.
Die operative Führung der NRF erfolgt durch Hauptquartiere der NATO-Kommandostruktur (JFC Brunssum/JFC Neapel/JHQ Lissabon) für jeweils zwölf Monate.
Grundlagen des Einsatzes
Den Beschluss zum Einsatz der NRF treffen die NATO-Staaten grundsätzlich einstimmig im Nordatlantikrat (North Atlantic Council). Ist er erfolgt, werden im Rahmen der Operationsplanung[7] die erforderlichen Fähigkeiten identifiziert. Die Mitgliedstaaten, die diese Fähigkeiten im CJSOR zur Verfügung gestellt haben, zeigen mit einer offiziellen Bestätigung an ob sie ihre gemeldeten Kräfte für diesen Einsatz freigeben oder herauslösen. Diese Freigabe unterliegt in Deutschland dem Parlamentsvorbehalt [8].
NRF bei der Übung Steadfast Jaguar
Auf den Kapverden testete vom 1. Juni bis 12. Juli 2006 die NATO die Einsatzfähigkeit der NRF erstmals mit einem großen Manöver. An der Übung Steadfast Jaguar nahmen 6.500 Soldaten, darunter 2.000 deutsche Soldaten teil. Das deutsche Kontingent umfasste unter anderem Soldaten der Deutsch-Französischen Brigade und des Jägerbataillons 292 aus Donaueschingen, außerdem die Fregatte Augsburg, den Einsatzgruppenversorger Berlin und andere Einheiten der Deutschen Marine.
Die Koordination dieses NATO-Großmanövers übernahmen gemäß dem Rotationsprinzip für die Marinekräfte (MARFOR) der spanische Stützpunkt in Rota, für die Luftstreitkräfte die Ramstein Air Base und als Führungsschiff und mobiler Gefechtsstand operierte das amphibische Führungsschiff USS Mount Whitney (LCC-20), zugleich Flaggschiff der 6. US-Flotte. Oberkommandierender der NRF-Übung war der deutsche General Gerhard W. Back.
Einzelnachweise
- ↑ Geschichte der NRF
- ↑ Janes
- ↑ Handelsblattmeldung
- ↑ Tagesschau-Meldung (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Botschaft von Finnland
- ↑ Transformation
- ↑ Entscheidungsprozesse in der NATO
- ↑ Parlamentsvorbehalt
Weblinks
Offizielle Informationen
- NATO (englisch)
- Allied Command Operations (englisch)
- Kritische Betrachtung (englisch)
- Allied Rapid Reaction Corps (englisch)
- US Marine - Center for Contemporary Conflict (englisch)
- Allied Air Component Command HQ Ramstein
NRF in der Presse
Kategorien:- Militärischer Verband (NATO)
- Allied Command Operations
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