NAK-karitativ

NAK-karitativ
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Die Neuapostolische Kirche (NAK) ist eine christliche Religionsgemeinschaft, die sich Ende des 19. Jahrhunderts aus den katholisch-apostolischen Gemeinden entwickelt hat. Die Kirche sieht sich als Fortsetzung der urchristlichen Kirche, ist auf die nahe Wiederkunft Christi und eschatologisch ausgerichtet in Erwartung der nahen Wiederkunft Jesu Christi (Gemeinschaft mit apokalyptischer Endzeiterwartung).

Kirchengebäude mit Emblem (Karlsruhe, Karlstraße)
Neuapostolisches Gotteshaus in Dortmund-Lanstrop
Neuapostolisches Gotteshaus in Otterndorf

Die offizielle Abkürzung lautet im deutschsprachigen Bereich NAK für Neuapostolische Kirche; in anderen Sprachen variiert die Abkürzung, beispielsweise im Englischen NAC, im Französischen ENA. Im Internet hat sich mittlerweile das Präfix „nak-“ für Bezirks- und Gemeindeseiten, Gruppen und Organisationen innerhalb der NAK eingebürgert. Die internationale Kirche wird mit NAKI, für NAK International, abgekürzt.

Das Emblem der Neuapostolischen Kirche stellt ein über stilisierten Wellen schwebendes weißes Kreuz auf hellblauem Grund dar. Am Horizont geht aus diesen Wellen die Sonne auf.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Die Neuapostolische Kirche hat weltweit über 11 Millionen Mitglieder[1] und ist in Deutschland mit rund 367.000 Mitgliedern[2] nach den Orthodoxen Kirchen die viertstärkste christliche Konfession. Neben dem deutschsprachigen Raum (Schweiz: 36.000; Österreich: 5.200) ist sie in Zentralafrika, dort speziell in Angola, der Demokratischen Republik Kongo und Sambia, in Südafrika, in Nordamerika, in Australien sowie in einigen asiatischen Ländern, hauptsächlich in Indien, verbreitet. Die Zahl der Gemeinden wächst aufgrund der Missionstätigkeit vor allem in Afrika, wo die NAK heute einen Großteil ihrer Mitglieder hat, stetig an, während sie in Mitteleuropa rückläufig ist. Weltweit gibt es mehr als 360 Apostel.

Lehre

Die geistlichen Führer der Neuapostolischen Kirche werden als Apostel bezeichnet. Sie gelten als unerlässlich, um die Kirche auf das Glaubensziel vorzubereiten. Dieses Ziel der neuapostolischen Christen ist es, bei der Wiederkunft Christi, welche im Mittelpunkt des neuapostolischen Glaubens steht, in die ewige Gemeinschaft mit Gott geführt zu werden.

Die Lehre basiert auf der Bibel, wobei das Gesamtverständnis des Evangeliums durch die Apostel erarbeitet wird. Dies entspricht in etlichen Ansichten den Auslegungen anderer Kirchen, jedoch beispielsweise nicht in der Lehre von der Versiegelung und den Vorstellungen über Verstorbene.

Die Apostel der Neuapostolischen Kirche verstehen sich als Nachfolger der ersten Apostel, welche Jesus Christus ausgesandt hat. In deren Tradition verstehen sie sich als Missionare, die zu allen Menschen gehen um das Evangelium Jesu Christi zu verkündigen und die Menschen auf sein Wiederkommen und das ewige Leben vorzubereiten. Außerdem ist es die Aufgabe der Apostel und weiteren Amtsträger der NAK, das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Kirche zu pflegen und die Mitglieder in der Seelsorge zu unterstützen.[3][4]

Nach dem Verständnis der Neuapostolischen Kirche ist das Apostelamt heilsnotwendig, um die Wiederkunft Jesu Christi mit anschließender „Hochzeit im Himmel“ mitzuerleben. Das bedeutet nicht, dass nicht andere Gläubige vor Gott Gnade finden können. Es wird betont, dass das Apostelamt nur bis zur Wiederkehr Christi wirken soll. Für die Frage, wer im Endgericht Heil erlangen wird, spielt das Apostelamt keine Rolle. Diese Feststellung ist wichtig, weil große Teile der Christenheit auf das Endgericht warten. Zu deren Glaubenshaltung steht die NAK laut eigener Einschätzung nicht im Widerspruch.[5]

Sakramente

Hostie
glutenfreie Hostie

Die Neuapostolische Kirche kennt drei Sakramente: Heilige Wassertaufe, Heiliges Abendmahl und Heilige Versiegelung.

Taufe und Versiegelung werden an jedem Mitglied einmal vollzogen und gelten als heilsnotwendig - vorbehaltlich der souveränen Entscheidung Gottes. Beide Sakramente zusammen bewirken die „Wiedergeburt“ aus Wasser und Geist und vermitteln die „Gotteskindschaft“. Durch die Wassertaufe wird nach neuapostolischem Verständnis „die erste und grundlegende Gnadenmitteilung an dem Menschen, der an Christus glaubt“ vollzogen.[6] Sie bewirkt außerdem die Abwaschung der „Erbsünde“. Die Versiegelung (Taufe mit Heiligem Geist) wird als Übermittlung der Gaben des Heiligen Geistes verstanden und bewirkt erst die „Gotteskindschaft“, d. h. die Mitgliedschaft in der Kirche.

Das Abendmahl wird in jedem Gottesdienst gefeiert, dazu werden ausschließlich Hostien mit drei Weinflecken verwendet. Am Abendmahl nehmen auch Kinder teil.

Entschlafenenwesen

Eine konfessionelle Besonderheit bietet die Lehre über Verstorbene. Dreimal jährlich findet ein „Gottesdienst für Entschlafene“ statt, bei welchem den Seelen verstorbener Menschen die Sakramente der NAK gespendet werden (stellvertretend an zwei Amtsträgern durch einen Apostel).

Das Abendmahl wird in gleicher Weise jeden Sonntag in Gottesdiensten, die von Bezirksaposteln oder vom Stammapostel geleitet werden, verstorbenen „Berechtigten“ (die vor Gott Gnade gefunden haben) gespendet.

Siehe auch: Entschlafenenwesen der Neuapostolischen Kirche

Die Bibel

Der Bibel wird eine besondere Autorität zugeschrieben, da sie durch vom Heiligen Geist inspirierte Menschen geschrieben wurde[7]. In deutschsprachigen Ländern wird die Lutherbibel verwendet, seit 1998 die 1984er Revision. Das Apostelamt hat als Lehramt über die richtige Auslegung zu wachen[7].

Die Bezirksapostelversammlung Nizza vom 22. bis 24. September 2004 bekräftigte erneut, dass die Bibel als religiöse Grundlage der Lehre der Neuapostolischen Kirche anerkannt und gewertet wird. Normsetzend sind vor allem die Aussagen des Neuen Testaments, besonders die Worte Jesu und die Apostelbriefe. Aussagen über einzelne Bibelbücher oder Bibelstellen, aber auch die Aussagen der heute lehrenden Apostel und Amtsträger der Kirche müssen in der Heiligen Schrift einen konkreten Anhalt haben. Die Lehre und ihre Verkündigung dürfen nicht im Widerspruch zu den Aussagen in der Heiligen Schrift stehen.[8]

Das neuapostolische Glaubensbekenntnis

siehe Artikel: Neuapostolisches Glaubensbekenntnis

Das Neuapostolische Glaubensbekenntnis fasst die für die Neuapostolische Kirche verbindlichen Grundlagen der Lehre in zehn Glaubensartikeln zusammen. Die ersten drei Artikel entsprechen im Wesentlichen dem apostolischen Glaubensbekenntnis, die weiteren Artikel den spezifischen Lehren der Neuapostolischen Kirche.

Das Glaubensbekenntnis findet keinen Gebrauch in der Liturgie.

Sünde und Sündenvergebung

Die Vergebung der Sünden Absolution wird durch Apostel oder Priester durch die „Freisprache“ in jedem Gottesdienst erteilt. Sie hat im Bewusstsein vieler Mitglieder fast einen eigenen Sakramentscharakter bzw. wird fälschlicherweise für einen Teil des Sakramentes „Abendmahl“ gehalten.

Aktuelle Entwicklungen

Zur Zeit werden manche Lehren, auch zum Kirchenverständnis, von innerkirchlichen Gremien (Projektgruppen) bezüglich der Authentizität und dem Hintergrund- bzw. Sprachverständnis überarbeitet, unter anderem durch Verwendung von Quellen der großen Kirchen. Das führt zu Korrekturen oder deutlichen Abgrenzungen von Lehren. Vom Stammapostel werden diese Lehrkorrekturen als "Schärfungen" bezeichnet. Am 4. Dezember 2007 wurde für die Außendarstellung ein sieben Punkte umfassendes Selbstbild veröffentlicht, das den neuapostolischen Glauben Außenstehenden erläutern soll.

Gottesdienst und Praxis

Liturgie

Die Liturgie der Neuapostolischen Kirche entsprach anfänglich (bis etwa 1885) der der katholisch-apostolischen Gemeinden, die starke Elemente des Ritus der katholischen und anglikanischen Kirchen enthielt.

Unter dem Einfluss des niederländischen Calvinismus verlagerte sich der gottesdienstliche Schwerpunkt um 1885 auf den Wortgottesdienst (hoher Predigtanteil). Vereinzelt finden sich noch Rudimente der katholisch-apostolischen Tradition in der neuapostolischen Liturgie. Bis 1998 wurde das Abendmahl nur am Sonntag und kirchlichen Feiertagen gefeiert, seit 1998 findet auch in den wöchentlichen Gottesdiensten eine Abendmahlsfeier statt.

Schematischer Ablauf eines neuapostolischen Gottesdienstes:

  • Vor dem Beginn des Gottesdienstes:
    • Musikbeiträge (Orgelmusik, Chorgesang und/oder Instrumentalmusik)
    • evtl. organisatorische und/oder terminliche „Bekanntmachungen“ durch einen Amtsträger
    • evtl. Ruhephase zur persönlichen Einstimmung auf den Gottesdienst
    • Gemeindelied, unterdessen Einzug des/der Apostel und/oder priesterlichen Amtes/Ämter in das Kirchenschiff, der Dienstleiter nimmt seinen Platz hinter dem Altar ein
  • Gottesdienst
    • Gebet des Dienstleiters
    • Verlesen eines Bibelwortes für den Gottesdienst
    • Musikbeitrag (meistens Chorgesang, aber auch Gemeindelied, Solo- oder Instrumentalstück)
    • Predigt des Dienstleiters
    • Musikbeitrag (meist Chorgesang oder Gemeindelied)
    • Predigten weiterer Amtsträger
  • Feier des Heilgen Abendmahls
    • Gemeindegebet Unser Vater
    • Freisprache (Absolution – Vergebung der Sünden)
    • Opfergebet
    • Aussonderung (Konsekration) der Hostien (Brot und Wein) und Spendung/Ausgabe der Hostien an die Apostel/priesterlichen Ämter und Diakone
      • anschließend eventuell
        • Taufe
        • Aufnahme
        • Versiegelung
        • Konfirmation (Segenshandlung – in der Regel am Palmsonntag)
    • Spendung des Heiligen Abendmahls an die Gemeinde, währenddessen/danach Gemeindegesang und/oder Chorgesang
    • nur bei Gottesdiensten der Apostel, Bezirksapostel und des Stammapostels: Spendung des Abendmahls für die Entschlafenen
      • anschließend eventuell Segenshandlungen, zum Beispiel:
        • Trauungen, Hochzeitsjubiläen
        • Ordinationen oder Ruhesetzung von Amtsträgern usw.
  • Abschluss:
    • Dankgebet
    • Schlusssegen, Gemeinde singt das sog. „dreifache Amen“
    • evtl. organisatorische und/oder terminliche „Bekanntmachungen“ durch einen Amtsträger
    • Musikbeitrag (Gemeindegesang, Chorvortrag etc.)

Predigt

Die Amtsträger predigen ohne Manuskript. Zur Vorbereitung auf den Gottesdienst dient die monatlich von der Kirchenleitung herausgegebene Schrift Leitgedanken zum Gottesdienst. Dieses seit Dezember 2007 überarbeitete Informationsblatt bietet dem Dienstleiter eine strukturelle Einführung in die Thematik. Darunter Hintergundwissen zur Bibelstelle, geschichtliches Wissen, Querverweise, zusätzliche Quellenangaben und vieles mehr. Außerdem werden mehrere Gottesdienste zu einem Gesamtthema zusammengefasst. Damit befasst sich jeder einzelne Gottesdienst mit einem Unterpunkt, um die Zusammenhänge für die Zuhörer besser verständlich zu machen. Die beauftragten Amtsträger predigen ohne die Anforderung einer besonderen Ausbildung oder theologische Fortbildung, es soll in direkter Weise der Heilige Geist durch sie sprechen. Kritikern zufolge führte dies in der Vergangenheit allerdings zu einer Überforderung der theologisch nicht ausgebildeten Prediger und damit zu einer klischeebeladenen, floskelhaften Beschwörung der wenigen, immer gleichen Inhalte. Um dem entgegenzuwirken, wurden vermehrt kirchliche Seminare zur Predigtvorbereitung angeboten und Schulungen durchgeführt. Außerdem ist es erwünscht, dass die Amsträger in einer Gemeinde ein Predigtthema gemeinsam ausarbeiten.

Gottesdienstbesuch

Neuapostolische Kirche in Augsburg
Neuapostolische Kirche auf Norderney

Von den in den Kirchenbüchern registrierten Mitgliedern besuchen je nach Gemeinde 20 bis 100 Prozent regelmäßig die Gottesdienste, wobei der Kirchenbesuch gerade in den europäischen Ländern rückläufig ist. Regelmäßige Gottesdienstbesucher beteiligen sich meist auch rege am Gemeindeleben und zeichnen sich durch ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl aus. Es existiert eine ausgeprägte Kinder-, Jugend- und Seniorenbetreuung. Zudem sind oft gepflegtes Auftreten und formelle Kleidung üblich.

Kirchenmusik

Mit der beginnenden Öffnung der Kirche hat sich auch das kulturelle Leben in der NAK entwickelt. Mittlerweile gibt es neben traditionellen Kirchenchören, die in einigen Fällen auch über Konfessionsgrenzen hinaus für ihre Qualität bekannt sind, progressivere Musikgruppen und Ensembles, die zunehmend auch im außerkirchlichen Bereich auftreten. Wesentlicher Bestandteil der Musikliteratur sind dabei Werke, die im 19. Jahrhundert oder später verfasst wurden.

Teile der neuapostolischen Musikliteratur werden derzeit überarbeitet und durch Literatur aus anderen christlichen Kreisen ergänzt. Seit Ostern 2005 ersetzt – zunächst nur im deutschsprachigen Raum – das neue Gesangbuch das bis dahin verwendete von 1925. Im Gespräch ist auch die Überarbeitung der für Deutschland einheitlichen Chormappe; diese soll bis 2008 erfolgen. Bei der Überarbeitung werden meist Stücke mit weltlichem Ursprung (z. B. Opernchöre mit „selbstgedichteten“ christlichen Texten) aussortiert, Textänderungen an bisher verwendeter Kirchenmusik rückgängig gemacht (z.B. „Himmel“ statt „Heimat“) und eigene Liedtexte der gültigen Lehre angepasst. Insgesamt ist eine Hinwendung zu allgemeiner christlicher Kirchenmusik zu beobachten.

siehe: Neuapostolische Kirchenmusiker

Gemeinschaft

Als eine ihrer besonderen Stärken betrachtet die NAK die von Mitgliedern der Kirche gefühlte familiäre Gemeinschaft. Es gilt der Slogan: "Wir halten zusammen. Wir helfen uns, wir duzen uns, wir kennen uns alle, wenn einer eine Garage baut, dann packen wir mit an. Wir sind eine kleine Familie." [9]

Organisation

Hierarchie

Siehe auch Liste der Stammapostel und Bezirksapostel der Neuapostolischen Kirche.

Die Hierarchie umfasst in absteigender Reihenfolge drei Amtsgruppen:

An der Spitze der Neuapostolischen Kirche steht seit dem 15. Mai 2005 Stammapostel Wilhelm Leber. Dessen Vorgänger war Richard Fehr, der seit 1988 die Kirche in diesem Amt führte. Als Stammapostel leitet er die Kirche von ihrem Hauptsitz in Zürich aus. Wilhelm Leber ist Hamburger und der achte Stammapostel seit Gründung der Kirche. Der Stammapostel entscheidet über alle Angelegenheiten, die die Gesamtkirche betreffen, vornehmlich in Fragen der Lehre und Seelsorge. Zur Entscheidungsfindung bedient er sich der Bezirksapostelversammlung oder anderer von ihm eingesetzter Gremien.[10] Stammapostel der Neuapostolischen Kirche waren:

Dem Stammapostel unterstellt sind die Bezirksapostel. Sie leiten die jeweiligen Gebietskirchen. Ihnen sind weitere Apostel zugeordnet. Gemeinsam mit dem Stammapostel sorgen sie für die weltweite Einheit der Glaubenslehre und der Seelsorge. Der Stammapostel und die Bezirksapostel kommen regelmäßig zusammen, um Kirchenangelegenheiten von internationaler Bedeutung zu beraten. Alle drei Jahre findet eine internationale Vollversammlung sämtlicher Apostel statt.

Bei der Erfüllung regionaler Aufgaben helfen den Aposteln Bischöfe, Bezirksälteste und Bezirksevangelisten. Das Zentrum des kirchlichen Lebens sind die einzelnen Gemeinden. Mit ihrer Leitung beauftragen die Apostel Hirten, Evangelisten oder Priester. Diese Gemeindevorsteher werden von weiteren Priestern sowie Diakonen unterstützt.

Die Neuapostolische Kirche kennt in der Amtsgruppe der Apostel die Beauftragung (Tätigkeit ohne Ordination) als „Bezirksapostelhelfer“; bei den priesterlichen Ämtern die Beauftragung als Vorsteher (Leiter) einer Gemeinde (regulär werden Hirten/Evangelisten/Priester beauftragt) bzw. eines Bezirkes (in der Regel Bezirksälteste/Bezirksevangelisten). Eine weitere Besonderheit im Apostolat der NAK stellt der „Stammapostelhelfer“ dar: Zur Unterstützung des amtierenden Stammapostels wird ein Apostel in diese Funktion ordiniert. Dieses Amt wurde jedoch seit längerer Zeit nicht mehr vergeben, da sich damit i.d.R. die Nachfolge als Stammapostel verband.

Alle Amtsträger sind Männer und haben bis auf Einzelfälle keine theologische Ausbildung; sie arbeiten bis zur Stufe des Bezirksältesten in der Regel ehrenamtlich. Bischöfe und Apostel (Stammapostel, Bezirksapostel und Apostel) sind oftmals Angestellte der Kirche.

Eine Frauenordination ist in der Neuapostolischen Kirche nicht bekannt. Jedoch nehmen Frauen Lehrtätigkeiten in der Vorsonntagsschule (Kinder bis 6 Jahren), der Sonntagsschule, im Religions- und Konfirmandenunterricht sowie (auch leitende) Aufgaben im Musikwesen wahr. In einzelnen Gemeinden und Bezirken übernehmen Frauen auch Aufgaben aus dem Tätigkeitsbereich eines Diakons. In manchen Gegenden wurden bis vor wenigen Jahren auch Diakoninnen offiziell beauftragt.

Jeder Funktionsträger unterliegt in seinem Handeln für die NAK auch in Details oft noch den Weisungen des höhergeordneten Amts- bzw. Funktionsträgers. Während über organisatorische Fragen durchaus auch diskutiert wird, sind Fragen, die den Glaubensinhalt und die damit verbundenen Glaubenslehren betreffen, nicht ausdiskutierbar und keine Ansichtssache. Verbreitungen anderer oder verfälschter Lehren von Amtsträgern der Neuapostolischen Kirche werden nicht toleriert. In einem solchen Fall verliert ein Funktionsträger teilweise sein Amt, für einen hauptamtlich tätigen Funktionsträger kann dies unter anderem auch den Verlust der Rentenansprüche zur Folge haben.

Amtsinhaber können sich von ihrem freiwillig übernommenen Auftrag vorübergehend beurlauben lassen oder ihn niederlegen.

Struktur

Der Hauptsitz der NAKI (Neuapostolische Kirche International), als dem Verbund aller neuapostolischen Apostel, befindet sich in Zürich.[11]

Die Neuapostolische Kirche ist in Gebietskirchen aufgeteilt, die - rechtlich selbstständig - von Bezirksaposteln geleitet werden. In der Lehre sind die Bezirksapostel mit dem Stammapostel verbunden. Mehrere Gebietskirchen können von einem Bezirksapostel geleitet werden; sie werden dann als Bezirksapostelbereich bezeichnet. In Deutschland gibt es zehn Gebietskirchen in sechs Bezirksapostelbereichen. Die Gebietskirche Österreich gehört mit der Gebietskirche Schweiz zu einem Bezirksapostelbereich. Rechtlich sind die Gebietskirchen in Deutschland Körperschaften des öffentlichen Rechts, in der Schweiz ist sie ein Verein.

Die Gebietskirchen sind in rechtlich unselbstständige Bezirke untergliedert, die ihrerseits in ebenfalls rechtlich unselbstständige Gemeinden aufgeteilt sind. Die Leitung eines Bezirkes bzw. einer Gemeinde obliegt einem Bezirks- bzw. Gemeindevorsteher. Zehn bis dreißig Gemeinden bilden einen Bezirk. Ein Apostel und ein Bischof betreuen in der Regel drei bis sechs Bezirke.

Finanzen

Die Neuapostolische Kirche finanziert sich aus Spenden, so genannten Opfern der Mitglieder, eine Orientierung am biblischen Zehnten wird empfohlen. Eine Kirchensteuer wird von den Gebietskirchen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, obwohl rechtlich durch den Körperschaftsstatus möglich, nicht erhoben. Kritiker bemängeln, dass in Predigten dem Opfernden Gottes Segen in Aussicht gestellt wird, bei Zurückhalten des Opfers jedoch Segensentzug.[12]

Die internationale Kirche wird durch Umlagen der Gebietskirchen finanziert, sie organisiert auch die Unterstützung finanzschwächerer Gebietskirchen durch finanzstärkere. Der weitaus größte Teil der Einnahmen fließt in den Bau und Unterhalt der Kirchengebäude, die grundsätzlich nicht von den Einzelgemeinden, sondern von den Gebietskirchen unterhalten werden. Auch für die Missionstätigkeit wird ein beträchtlicher Teil des Kirchenbudgets aufgewandt. Die Kontrolle der kirchlichen Einnahmen und Ausgaben nehmen unabhängige Wirtschaftsprüfer vor.[13] Die Kirche veröffentlicht zusammengefasste Übersichten über Jahresabschluss, ihre Einnahmen und Ausgaben (u. a. auch in der kircheneigenen Zeitschrift „Unsere Familie“).

Darüber hinaus erbringt die Kirche humanitäre Hilfsleistungen und unterstützt Hilfsaktionen in Katastrophenfällen.[14] Solche karitative Hilfsmaßnahmen werden über Sonderopfer (Dankopfer zum Erntedankfest) und Spenden an das Hilfswerk der Neuapostolischen Kirchen Deutschlands „NAK-Karitativ“ unterstützt, aber i. d. R. nicht aus dem regulären Kirchenhaushalt finanziert.

Weitere kirchliche Einrichtungen und Gruppen

Verlag

Der von Johann Gottfried Bischoff, dem Vater des Namensgebers, gegründete Verlag Friedrich Bischoff hat seinen Sitz in Frankfurt am Main. Er ist der Gebietskirche Süddeutschland unterstellt. Er verlegt im Wesentlichen drei kircheninterne Zeitschriften:

Unsere Familie

Unsere Familie hat eine internationale Gesamtauflage von 350.000 Exemplaren. In den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Indonesisch erscheint sie zwei mal im Monat. Monatlich erscheint die Zeitschrift in 21 weiteren Sprachen. Der Inhalt beschäftigt sich neben Gottesdienst- und Reiseberichten des Stammapostels auch mit religiös-geschichtlichem Hintergrundwissen, Berichten aus dem Gemeindeleben und Annoncen.

Wir Kinder

Wir Kinder hat eine internationale Gesamtauflage von 18.000 Exemplaren und erscheint in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch, Portugiesisch und Niederländisch. Der Inhalt beschäftigt sich mit Themen rund um „Christen & Bibel“. Die Zeitschrift bietet mit Lesetexten, Ausmalbildern, Bastelanleitungen, Rätseln und Mitmach-Aktionen die klassischen Elemente von Kinderzeitschriften.

Spirit

Spirit ist eine Zeitschrift speziell für junge neuapostolische Christen. Alle zwei Monate werden aktuelle Themen aufgegriffen und teilweise aus kritischer und neuapostolischer Sicht beleuchtet. Vereinzelte Berichte über kritisch behandelte Themen[15] finden auch außerhalb der Jugend Interesse und werden zum Teil in Foren diskutiert.[16]

Jugend in der Kirche

Bei der Neuapostolischen Kirche gibt es in den Gebietskirchen jährliche Jugendtage. Veranstaltungsorte sind Messehallen oder Stadthallen. Der Ablauf gliedert sich häufig in zwei Teile. Vormittags findet ein Jugendgottesdienst statt, der vom Bezirksapostel der Gebietskirche, teilweise auch vom Stammapostel gehalten wird. Im Anschluss gibt es in der Regel ein gemeinsames Mittagessen. Anschließend folgt das Nachmittagsprogramm. Dort werden von Chor und Orchester Lieder vorgetragen und von Jugendlichen religiöse Themen in Form von Filmen, Bühnenstücken oder ähnlichem präsentiert. Im Jahr 2009 findet zum ersten Mal ein europäischer Jugendtag in der Düsseldorfer LTU-Arena statt.

Innerhalb der Bezirke finden verschiedene Jugendaktivitäten statt. Dazu zählen Jugendgottesdienste, regionale und örtliche Jugenstunden, Chorstunden, Sportveranstaltungen und Jugendfreizeiten.

Hostienbäckerei

In Bielefeld befindet sich die zentrale Hostienbäckerei.[17] Eine weitere Hostienbäckerei befindet sich in Kapstadt, diese versorgt Teile Afrikas mit Hostien.[18]

Karitative Einrichtungen

Der Sitz von „NAK-Karitativ“[19] Förderverein für karitative Projekte der Neuapostolischen Kirchen Deutschlands e. V., befindet sich in Dortmund. Eine neuapostolische Einrichtung für ältere Menschen befindet sich in Fröndenberg.

Außerhalb Deutschlands (z. B. in Ländern wie Portugal, Indien und Südafrika) gibt es zahlreiche weitere kirchliche Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten und Waisenhäuser, die teilweise von NAK-Karitativ betreut, teilweise auch von den örtlichen Gebietskirchen finanziert werden. Das Hilfswerk „Jugend hilft Jugend“ der NAK Nordrhein-Westfalen betreut Projekte für benachteiligte Jugendliche im Ausland. So ist in Südafrika vor kurzem das zweite „Amazing Grace“-Kinderheim offiziell eröffnet worden

Regenbogen-NAK

1999 entstand Regenbogen-NAK, eine private Initiative schwuler und lesbischer neuapostolischer Gläubiger. Die besonderen Problemfelder in Gesellschaft und Kirche, von denen homosexuelle Menschen häufig umgeben sind, sind Hauptthemenfelder.

NAK-Unternehmerforum e. V.

Im Mai 2007 wurde auf Betreiben des Präsidenten der Gebietskirche Nordrhein-Westfalen, Bezirksapostel Armin Brinkmann, das NAK-Unternehmerforum e. V. gegründet. Dieser Verein, dessen Vorstandsmitglieder aktive Mitglieder der NAK-Gebietskirche Nordrhein-Westfalen und satzungsgemäße Unternehmer sein müssen, hat es sich nach eigenen Angaben u. a. zum Ziel gesetzt, die gegenseitige Unterstützung seiner Mitglieder, soziales und karitatives Engagement sowie Kontakte zu anderen werteorientierten Personen und Organisationen zu fördern.

Geschichte

Die neuapostolische Kirche geht auf Anfänge im 19. Jahrhundert in Großbritannien zurück. Der Schwerpunkt der Organisation verlagerte sich bald nach Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die außereuropäischen Gemeinden zunehmend wichtiger, besonders in Afrika.

Anfänge

In den 1830er Jahren entstand in Großbritannien eine endzeitlich geprägte konfessionsübergreifende Erweckungsbewegung. In Teilen dieser Bewegung kam es zu einzelnen Gemeindegründungen. Unter dem Eindruck endzeitlicher Prophezeiungen wurden zwölf Persönlichkeiten aus Großbritannien zu „Aposteln“ berufen, deren Aufgabe es sein sollte, die Kirche auf das zweite Kommen Jesu vorzubereiten. Sie versammelten sich in Albury und verfassten das sogenannte Testimonium, das sie verschiedenen weltlichen und kirchlichen Häuptern der damaligen Welt überreichten. Die Gemeinschaft geriet 1855 nach dem Tod dreier Apostel in eine Krise, da man die vakant gewordenen Plätze wegen fehlender biblischer Belege nicht wieder besetzte. Den anfangs noch ökumenischen Anspruch illustriert ein Zitat aus dem Jahr 1874: „Am Himmelfahrtstag empfingen vier Christen die Versiegelung, dann viele Entschlafene, darunter die Reformatoren MELANCHTHON, CALVIN, ZWINGLI, STILLING, DA COSTA und HARMS mit Frau. Somit ist unsere Zahl vermehrt und wir sind der Herrlichkeit einen Schritt näher gekommen.“ [20]

Der Großteil der Glieder der Gemeinde in Hamburg einschließlich dem Ältesten Friedrich Wilhelm Schwarz, dem Priester Carl Wilhelm Louis Preuß und dem Propheten Heinrich Geyer wurde vom Apostel Francis Valentine Woodhouse aus den katholisch-apostolische Gemeinden ausgeschlossen, nachdem der deutsche Prophet Heinrich Geyer Rudolf Rosochacki zum Apostel ausgerufen hatte. Rosochacki trat kurz darauf von seinem Apostelamt zurück und verblieb bei der katholisch-apostolischen Gemeinde. Die Hamburger Gemeinde nannte sich jetzt Allgemeine christliche apostolische Mission und wurde vom Apostel Carl Wilhelm Louis Preuß geführt, während Friedrich Wilhelm Schwarz als Apostel in die Niederlande gesandt wurde, wo er der Gründer der späteren Hersteld Apostolische Zendingkerk wurde.

Durch einen Nachfolgestreit nach dem Tod des Apostels Preuß im Jahr 1878 kam es zu einer Trennung zwischen dem Großteil der Hamburger Gemeinde mit Prophet Heinrich Geyer mit dem Apostel Johann Friedrich Güldner unter Beibehaltung des Namens „Allgemeine christliche apostolische Mission“ einerseits und den Aposteln Friedrich Wilhelm Menkhoff und Friedrich Wilhelm Schwarz sowie Eduard Wichmann und Fritz Krebs andererseits.[21]

1881 wurde Friedrich Krebs zum Apostel für Nord- und Ostdeutschland ernannt. Er entwickelte das Konzept des Stammapostels, eines Apostels, der über den Aposteln steht und wurde damit zum eigentlichen Gründer der neuapostolischen Kirche. Nach dem Tod von Schwarz 1895 stellten sich die Apostel mehr und mehr unter die Führung des Apostels Friedrich Krebs. Seit 1897 wurde dieser als Stammapostel bezeichnet. Nach dem Tode von Menkhoff setzte Krebs am 21. Juli 1896 Hermann Niehaus zum Apostel für den Bielefelder Bereich ein. 1898 bestimmte er ihn dann in einem Gottesdienst in Berlin als seinen Nachfolger als Stammapostel. Am 20. Januar 1905 starb Krebs und Niehaus übernahm das Amt. Er galt vielen Gemeindemitgliedern damals als direkter „Träger des Geistes des verstorbenen Stammapostels Krebs“. Seine Bedeutung für die Entwicklung der NAK im Hinblick auf innere Festigung, Ausbreitung und Profilgebung ist außerordentlich groß.

Im August 1906 setzte Niehaus für den verstorbenen Apostel Ruff den Apostelhelfer Johann Gottfried Bischoff zum Bezirksapostel für Mitteldeutschland und Württemberg ein. Außerdem benannte er 1907 die Gemeinschaft von „Neuapostolische Gemeinde“ in „Neuapostolische Kirche“ um und erwarb den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Er setzte zahlreiche jüngere Amtsträger ein und berief regelmäßig Apostelversammlungen ein. Er gründete 1907 die Kirchenschrift Apostolisches Sonntagsblatt (später Neuapostolische Rundschau) als zusätzliche wöchentliche Lektüre neben Der Herold und Wächterstimme aus Ephraim. 1908 gab er die Allgemeinen Hausregeln heraus und 1916 das erste Lehrbuch über den neuapostolischen Glauben Fragen & Antworten. Dieses gibt es in seiner überarbeiteten Auflage von 1992 heute noch.

Am 19. August 1909 besuchte er zusammen mit Apostel Carl August Brückner als erster Stammapostel die amerikanischen Gemeinden. Der Ausbruch des Krieges 1914 brachte große Belastungen für die Gemeinde. Für die Soldaten wurde das Abendmahl als Feldpostbrief mit einer mit drei Tropfen Wein beträufelten Hostie versandt. 1917 wurde diese – bis heute geltende – Praxis in allen Gemeinden eingeführt.

Am 10. Oktober 1920 ernannte Niehaus den Apostel J. G. Bischoff zum Stammapostelhelfer und am 14. Dezember 1924 bestimmte er ihn zu seinem Nachfolger. Eigentlich war dazu der sächsische Apostel Carl August Brückner vorgesehen gewesen. Dieser hatte sich jedoch seit 1917 gegen die zunehmend von Träumen und Visionen geleitete Führung und den Machtanspruch des Stammapostelamtes gewandt und war am 17. April 1921 aus der Kirche ausgeschlossen worden. Er gründete mit Apostel Max Ecke und etwa 6.000 Anhängern den Reformiert-Apostolischen Gemeindebund. Eine weitere Spaltung hatte es 1911 gegeben, als nach einer Apostelversammlung der australische Apostel Hermann Niemeyer während der Heimfahrt aus der Kirche ausgeschlossen wurde. Er hatte sich wie Brückner gegen den Machtanspruch des Stammapostels zu wehren versucht. Er gründete nach seiner Rückkehr die Apostolic Church of Queensland. Als Reaktion auf diese Krisen ließ Niehaus sich am 21. September 1921 in Bielefeld von allen Aposteln das Vertrauen aussprechen und schloss sie in einem eigenen Verein, dem Apostelkollegium der Neuapostolischen Gemeinden Deutschlands zusammen.

Um den Stammapostel entwickelte sich ein Personenkult, der sich besonders an den Feiern zu seinem Geburtstag zeigte. Zu seinem 80. Geburtstag und 60-jährigen Amtsjubiläum wurde eine Schrift Der Größte unter ihnen vom Apostelkollegium heraus gegeben. Am 3. Oktober 1926 feierte der Stammapostel Niehaus noch seine Silberhochzeit, dann zwang ihn am 25. Januar 1930 ein Unfall am Vorabend der Feiern zu seinem 25-jährigen Stammaposteljubiläum, sich von seiner Tätigkeit zurückzuziehen. Er erholte sich nicht mehr und am 21. September 1930 versetzte ihn das Apostelkollegium in den Ruhestand. Er verstarb am 23. August 1932 im Alter von 84 Jahren. Er erhielt kirchenintern den Namen „Vater Niehaus“.

Im Jahre 1905 hatte Stammapostel Niehaus sechs Apostelbezirke mit 488 Gemeinden übernommen; am Abschluss seiner Wirksamkeit waren daraus zwölf europäische Apostelbezirke mit etwa 1.600 Gemeinden geworden, zu denen noch 200 überseeische Gemeinden, die in dieser Zeit entstanden, zu zählen sind. 1925 zählte die NAK in Deutschland 138.000 Mitglieder.

Im Verlauf der weiteren Entwicklung der NAK kam es zu zahlreichen Abspaltungen. Beispiele sind (in Deutschland) der Reformiert-Apostolische Gemeindebund, die Apostolische Gemeinschaft und die Apostolische Gemeinde des Saarlandes. Auch das Apostelamt Juda, aus dem wiederum das Apostelamt Jesu Christi hervorging, entstand aus der Neuapostolischen Kirche.

Pfingsten 1897 wurde das Stammapostelamt, d.h. ein einzelner Hauptleiter aller Gemeinden, konstituiert.

Stammapostel Hermann Niehaus veranlasste ab 1917 eine Reform der Abendmahlsliturgie: war das Heilige Abendmahl bis dato unter den beiden getrennten Gestalten Brot und Wein gefeiert worden, so finden seitdem bei der Abendmahlsfeier Hostien Verwendung, auf die bereits während der Herstellung drei Tropfen Wein geträufelt wurden.

Die anfänglich tief ökumenische Überzeugung, die in den katholisch-apostolischen Gemeinden und auch noch von Heinrich Geyer gepflegt wurde, wich mit den Jahren der starken Abgrenzung gegenüber den anderen christlichen Konfessionen. Hierfür sind sicherlich mehrere Gründe verantwortlich: Ausschlaggebend wird gewesen sein, dass die theologische Bildung der Geistlichen der Mutterkirche nicht mehr vorhanden war; nur wenige Geistliche hatten noch in den katholisch-apostolischen Gemeinden Dienst getan. Wesentlich für das Wachstum der Gemeinschaft wurden die sozial schwächeren Schichten, aus denen später wichtige Amtsträger hervorgingen. Auch nationalistische Anklänge finden sich in dieser Zeit in den Gesangbüchern und theologischen Schriften. Kennzeichnend ist in diesem Zeitraum die zunehmend hierarchische Kirchenstruktur. Das charismatische Element der katholisch-apostolischen Gemeinden, die Weissagungen, wurden seltener (die letzten mündlichen Berichte darüber fallen in die 1980er Jahre) und das Prophetenamt verschwand.

Die Neuapostolische Kirche im Nationalsozialismus

Wie viele andere kleine Organisationen und Vereine ging auch die Neuapostolische Kirche mit dem nationalsozialistischen Regime Kompromisse ein, um nicht verboten oder verfolgt zu werden. Wenn auch die christlichen Grundsätze der Neuapostolischen Kirche dem Weltbild des Nationalsozialismus grundlegend widersprachen, so wurde sie dennoch nicht wie viele andere Glaubensgemeinschaften verboten oder gar verfolgt. In welchem Umfang nationalsozialistische Ansichten verbreitet und die Einstellung angepasst wurde, und ob dies aus Angst vor Repressalien oder aus eigenem Antrieb geschah, ist bis heute Streitpunkt zwischen Mitgliedern und Kritikern der Kirche.

Im Jahre 1933 wurden alle Neuapostolischen Gemeinden verboten. Der damalige zum Stammapostel berufene Johann Gottfried Bischoff versuchte, gute Beziehungen zum nationalsozialistischen Regime aufzubauen, um ein Teil der Verbote aufzuheben. So schrieb Müller-Scheld, der Leiter der Landesstelle Hessen-Nassau im Reichsministerium für Propaganda und ein Mitarbeiter Joseph Goebbels', in einem Empfehlungsschreiben für Bischoff: „Friedrich Bischoff ist Parteigenosse, mir seit Jahren bekannt und politisch und menschlich absolut zuverlässig.“[22] Am Tag von Potsdam predigte Bischoff, dass jetzt der von Gott gesandte Führer gekommen sei. Den Text der Ansprache ließ er in die Reichskanzlei schicken. In einem Rundschreiben an die Amtsträger vom 25. April 1933 erklärte Bischoff, dass es bei Eintrittsgesuchen von Mitgliedern gut sein werde, „die Personalien solcher Personen der zuständigen Ortsgruppe der NSDAP zur Nachprüfung vorzulegen“ und ihre Aufnahme erst nach dem Vorliegen einer Unbedenklichkeitserklärung der NSDAP zu vollziehen. Im Titel der kircheneigenen Zeitschrift Wächterstimme aus Zion wurde Anfang 1934 das hebräische Wort „Zion“ gestrichen.

In der kircheneigenen Zeitschrift wurde 1940 anlässlich eines Reiseberichtes von Bischoff Sätze gedruckt wie: „Schwarze und Juden steigen auf der sozialen Leiter immer höher, sie verdrängen mit ihrer billigen Arbeitskraft den besser bezahlten Weißen auch aus Stellungen, die dem Weißen allein zustehen sollten … Das farbige Element ist zum Angriff übergegangen … Mit Berechtigung haben wir alles das, was dem Volke im Kino, Theater und Literatur als das Produkt einer jüdisch-marxistischen Klique geboten wurde, abgelehnt.“[23] Und später im selben Jahr hieß es: „Wohl hat sich der Weiße noch eine bestimmte Vorherrschaft erhalten können, sie ist aber stark ins Wanken geraten, und sie wird noch immer mehr ins Wanken kommen, je mehr der Jude Einfluß gewinnt, denn es ist sein Ziel, die Völker zu zersplittern, sie niederzuhalten und sie auszubeuten.“[24]

Stoffel führt aus, die oben beschriebene Haltung im Nationalsozialismus sei von der Kirchenleitung nie kritisch refelektiert, sondern geschönt worden.[25]

Jeder Gottesdienst sollte - laut Amtsauflage - in jener Zeit mit einem „Heil Hitler“ enden. Es muss angemerkt werden, dass sich nicht alle Gemeindevorsteher (gerade auf ländlichen Gebieten) den Vorschriften gebeugt haben. Im Laufe der Zeit wurden immer wieder einzelne Gemeinden geschlossen.

Nach Schilderung der NAK sei es unter größten Schwierigkeiten gelungen, einen Teil dieser Verbote rückgängig zu machen. Darauf würden auch die anderen gegen die NAK ergriffenen Maßnahmen hinweisen: Die Nazi-Regierung habe die NAK mit ungewöhnlich hohen Steuern belastet, die Betreuung der Jugend sei unterdrückt worden, der Kauf von Grundstücken und der Bau von Kapellen abgelehnt worden, die Opfer durften nicht mehr erhoben werden, das Erscheinen der kircheneigenen Zeitschriften sei verboten worden, Bibeln und Gesangbücher hätten nicht mehr gedruckt werden dürfen. Die zur Gemeinde gehörenden Mitglieder jüdischer Abstammung seien nicht abgestoßen, sondern in jeder nur möglichen Weise unterstützt worden.[26]

Diese Haltung wurde unter anderem 1996 von damaligen Stammapostel Fehr erläutert und 2003 vom Sprecher der Öffentlichkeitsarbeit Peter Johanning bei einem Vortrag weiter ausgeführt. Johanning gab einen Artikel aus dem „Jugendfreund“ vom Juli 1933 wieder, worin schon kurz nach der Machtergreifung Hitlers zur „Untertanentreue“ aufgerufen wurde. Durch den Verweis auf Sir 10 EU legitimiere der Text das Verhältnis zwischen Staat und Kirche. „Man mag das heute als naiv empfinden, die Zeit damals brachte andere Schlussfolgerungen zu Tage.“ In jener Zeit seien die kirchlichen Amtsträger in den Richtlinien von 1933 zur politischen Enthaltung aufgerufen worden. „Dieses Bekenntnis zur unpolitischen Arbeit der Kirche“ habe „unmissverständlich die Idealvorstellung der Kirchenleitung“ signalisiert, „sich jeglicher politischer Stellungnahme zu enthalten, auch wenn die Realität hier und da anders ausgesehen“ habe. Im weiteren gab der Pressesprecher dann die Ausführungen Stammapostel Richard Fehrs von 1996 zu diesem Thema wieder, wonach die Anpassung der Kirchenleitung zu dem Zweck geschehen sei, um „der Verkündigung des Evangeliums weiter nachkommen zu können.“

„Botschaftszeit“

Zu Weihnachten 1951 verkündete Stammapostel Johann Gottfried Bischoff, dass Jesus Christus zu seinen Lebzeiten wiederkommen werde. Diese Verkündigung ist innerkirchlich unter dem Begriff „Botschaft“ bekannt geworden. Der Stammapostel führte sie auf eine unmittelbare, persönliche Offenbarung zurück. Die Neuapostolische Kirche erlebte dadurch eine tiefe Krise, aus der mehrere neue Gruppierungen hervorgingen (vgl. Vereinigung Apostolischer Gemeinden). Bischoffs Aussage wurde zum neuapostolischen status confessionis. Als Bischoff starb und die Wiederkunft Jesu nicht eingetreten war, wurde seitens des Apostelkollegiums geäußert, Gott habe „seinen (durch Stammapostel Bischoff geäußerten) Willen geändert“. Bis heute hat sich die Kirche nicht von dieser Auffassung distanziert, stellt es aber ihren Mitgliedern frei, sich ein eigenes Urteil zu bilden, laut Aussage von Stammapostel Leber ist dies „kein Dogma mehr“.) Die ersten offiziellen Entschuldigungen zum damaligen Umgang mit den Botschaftsgegnern, nicht der Botschaft selbst, und Annäherungsversuche bezüglich der Botschaftszeit starteten 2005/2006 in der Schweiz und im Saarland. So besuchen aktuell Mitglieder der Apostolischen Gemeinden des Saarlandes wieder die Gottesdienste der NAK.[27] Bei einem Informationsabend am 4. Dezember 2007 wurde jedoch in einer geschichtlichen Zusammenschau der Zeit von 1938 bis 1955 durch Apostel Drave jeglicher Zusammenhang der Spaltungen im Saarland, in Südafrika, den Niederlanden, der Schweiz und Deutschland mit der Botschaft negiert. Es kam daraufhin zu heftigen Protesten innerhalb der NAK und die Gespräche mit der Vereinigung Apostolischer Gemeinden wurden von dieser beendet.

Der Tod des Stammapostels Bischoff löste einen langsamen, aber stetigen Wandel aus, der beispielsweise zur Formulierung der „Eigenverantwortung“ – jedes Mitglied ist persönlich verantwortlich für sein Seelenheil – durch Stammapostel Hans Urwyler in den achtziger Jahren führte oder zu den wenigen, aber kontinuierlichen Gesprächskontakten mit Gruppierungen, die sich aufgrund der „Botschaft“ aus der Neuapostolischen Kirche gelöst haben. Insgesamt ist das Spektrum innerhalb der Kirche besonders in den letzten zehn Jahren breiter geworden, so dass man heute von einem „konservativen“ und einem „progressiven“ Flügel innerhalb der NAK sprechen kann.

Strukturell verschieben sich die Mitgliederzahlen ganz erheblich. Ist die NAK 1960 noch eine deutsch-europäische Gemeinschaft mit Dependancen in einigen außereuropäischen Ländern, so finden sich im Jahr 2005 nur noch etwa fünf Prozent der Mitglieder in Europa, der weitaus größte Teil der Neuapostolischen Christen lebt in Afrika.

Ökumene

Neuapostolische Kirchengemeinde Dormagen

Die Neuapostolische Kirche ist weder im Ökumenischen Rat der Kirchen noch in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) vertreten und arbeitet auch nicht in der Evangelischen Allianz mit, wobei mittlerweile Aufnahmeanträge gestellt wurden oder Annäherungen bestehen. Da die NAK an einigen exklusiven Aussagen festhält, konnte es noch nicht zu einer umfassenden Einigung kommen.

Dass erste Annäherungen stattgefunden haben, zeigt sich in der Gastmitgliedschaft der Neuapostolische Kirche in der Aschaffenburger ACK seit dem 23. Oktober 2007. Weitere Gespräche in Süddeutschland und in der Schweiz laufen bereits.[28]

Aus Sicht der Neuapostolischen Kirche besteht die Möglichkeit, dass ein neuapostolischer Christ am Abendmahl einer anderen Konfession teilnimmt. Die Teilnahme an der Abendmahlsfeier in den Gottesdiensten der NAK ist für Mitglieder und in die Gemeinde aufgenommene Gäste vorgesehen. Jedoch wird dies nicht kontrolliert und in der Praxis wird niemandem die Teilnahme verwehrt.

Seit Pfingsten 2008 wird auch in der Neuapostolischen Kirche die Version der Lutherbibel 1984 des Vaterunsers gebetet. Die von den meisten anderen christlichen Kirchen benutzte ökumenische Version weicht davon geringfügig ab.

Die neuapostolische Taufe wird von der katholischen und den evangelischen Kirchen anerkannt, da sie trinitarisch vollzogen wird; auch die Neuapostolische Kirche erkennt ihrerseits jede in einer anderen Kirche trinitarisch vollzogene Wassertaufe als gültiges Sakrament an.[29]

Kontroversen

Die Neuapostolische Kirche bezeichnet sich als politisch neutral. In der DDR blieb die NAK unbehelligt. „Wir geben der Hoffnung Ausdruck, dass auch in Zukunft die Zusammenarbeit zwischen dem Magistrat von Groß-Berlin und unserer Kirche, so wie bisher, eine für beide Teile recht segensreiche bleiben möge.“[30] Sie bewiesen ihre Ergebenheit gegenüber dem neuen Regime, für ihre loyale Arbeit erntete sie Lob politischer Stellen.[31] Um daraus resultierende Vorwürfe zu klären, gehörte es von Anfang an zum offiziellen Auftrag der von Stammapostel Richard Fehr installierten AG Geschichte der Neuapostolischen Kirche, die DDR-Vergangenheit vorrangig zu erforschen. Die interne Akteneinsicht in kirchliche Archive trug wenig zur Aufhellung dieser Gesamtproblematik bei. Zwar gab es offizielle Schreiben an die DDR-Regierung, doch lässt sich daraus weder ein „Anbiedern“ der damaligen Kirchenleitung im Osten noch Vergünstigungen für die Kirche durch das DDR-Regime ableiten.[32]

Da sich die neuapostolische Kirche bis vor wenigen Jahren noch sehr introvertiert zeigte und eine für viele aufgeklärte Zeitgenossen strenge Führungslinie vorherrschte, hat sie bis heute mit starker Kritik zu kämpfen. Bei der Kritikbegutachtung zeigt sich jedoch häufig, dass viele Punkte aus den „alten“ 60-er bis 90-er Jahre bemängelt werden. Mit ihrem Öffnungsprozess nach außen änderte die NAK viele Lehraussagen und Richtlinien zum Teil drastisch und steht im Vergleich zu anderen Religionsgemeinschaften teilweise heute „moderner“ da.[33]

Der ehemalige Stammapostel Fehr erklärte auf einer Pressekonferenz, dass er auf seinen Reisen immer wieder gesehen habe, dass die NAK in anderen Ländern als eine anerkannte Kirche gelte; aber in Zentraleuropa müsse man weiterhin gegen das Sekten-Image ankämpfen. Über den langen Prozess der Wandlung und Öffnung der Kirche verwies er darauf, dass die NAK in den sechziger und siebziger Jahren von den großen Kirchen und auch von den Kanzeln herab angefochten und bekämpft worden sei. Das habe dazu geführt, dass die Kirche eine „Igelposition“ eingenommen, die Stacheln nach außen gestellt und sich abgeschottet habe. Es sei ihm daher ein Anliegen gewesen, dass die Kirche vermehrt in die Öffentlichkeit geht, um Feindbilder abzubauen und aufeinander zuzugehen. Der Stammapostel Leber vertrat die Ansicht, dass eine solche starre Position – nach außen hin völlig abgeschottet zu sein – von der heutigen Generation nicht mehr akzeptiert werden würde.[34]

Lehre

Von evangelischer und römisch-katholischer Seite werden insbesondere folgende Sonderlehren als nichtbiblisch angesehen:[35]

  • die Aussage, das neuapostolische Apostelamt entspreche dem urchristlichen Apostelamt
  • die Lehre, dass nur der Stammapostel die Bibel richtig auslege und den Willen Gottes richtig erkenne
  • die Lehre, dass die echte Gotteskindschaft nur durch das Apostelamt der neuapostolischen Kirche geschenkt werde

Ebenfalls als problematisch angesehen wird die Tatsache, dass die kirchliche Hierarchie der neuapostolischen Kirche keine theologische Ausbildung hat.[36] Religionswissenschaftler Georg Schmid sieht die Predigten als monoton mit wenig Tiefgang, praktisch keiner Exegese und einer sehr schmalen theologische Bandbreite.[37]


Gehorsamsstruktur

Basierend auf der Aussage Jesu, dass nur die direkte Nachfolge zum Ewigen Leben führt, entwickelte sich schon kurz nach Jesu Tod eine Gehorsamsstruktur gegenüber den von Jesu gesandten Aposteln. In dieser Tradition sieht sich das strikte Gehorsamdenken zum Apostelamt der Neuapostolischen Kirche. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war es, auch aus gesellschaftlichen Gründen, üblich einer höher gestellten oder autoritären Person Folge zu leisten. Diese gesellschaftliche Auffassung war auch in der NAK stark ausgeprägt, so dass die Mitglieder bei entscheidenden Fragen im täglichen Leben unbedingt die Meinung der Vorangänger einholten. Diese Meinung war dann auch bindend. Man unterstellte damit, dass dies auch der Wille Jesu sei. So konnte die Kirche, wenn auch größtenteils unbewusst, das Leben der Mitglieder steuern.

Als in Deutschland zur Mitte der 50er Jahre eine neue Generation von Selbstdenkern heranwuchs, ging diese Entwicklung an der NAK vorbei. Dies lag unter anderem daran, dass sich die NAK in eine „Igelposition“ aus Angst vor Angriffen der großen Kirchen zurück zog. Damit war eine gesellschaftliche Änderung innerhalb der NAK unmöglich. Es blieb also bis zu den Anfängen der 80er Jahre bei einer diktatorischen Struktur. Dies wurde von Religionswissenschaftlern ebenso wie von ehemaligen Mitgliedern kritisiert da die Forderung nach Gehorsam gegenüber den Weisungen von Stammapostel, Apostel und nachrangiger Ämter („Glaubensgehorsam“, „Nachfolge“) mit der heimholenden Wiederkunft Christi verknüpft wurde.

Mit Stammapostel Urwyler begann die Wendung und Öffnung der Kirche. Dieser Prozess gestaltet sich fortwährend als schwierig, da sich die NAK in dieser Zeit in eine „konservative“ und „revolutionäre“ (man spricht auch von der „NAK von unten“, so Dr. Fincke, EZW[38]) Hälfte spaltete. Aus Rücksicht vor der konservativen Front wurden dringende Änderungen heraus geschoben oder nur langsam voran getrieben. In dieser Zeit entstand auch eine große Gruppe von Aussteigern, die mit den Verhältnissen in der NAK nicht mehr zufrieden waren. Dieser Kritik öffnete man sich nur langsam, so dass erst unter Stammapostel Fehr und dem jetzigen Stammapostel Leber eine wirkliche Wendung zu erkennen ist.

Dennoch hat die NAK mit starker Kritik bezüglich der Gehorsamsstruktur zu kämpfen. Zum einen sind noch vereinzelte konservative Amtsträger mit Funktionen beauftragt und beeinflussen Änderungen negativ und zum anderen wird von ehemaligen Aussteigern nach wie vor Frust abgelassen. So sagt Fincke vom EZW auch: „Die Kirche reagiert keinesfalls nur auf demographische Verwerfungen. Erstaunlich ist, dass es einigen nicht schnell genug geht, anderen geht’s wahrscheinlich zu schnell, sodass die NAK vor einer Zerreißprobe steht.“[39]


Rolle der Frau

Die Rolle der Frauen beschränkte sich bis Mitte der 80er Jahre auf das Putzen der Kirche, Aufgaben rund um die Kindererziehung wie Sonntagsschule, und das Singen im Chor. In letzter Zeit wird der Rolle der Frau eine größere Wichtigkeit eingeräumt. So ist es in einigen Gemeinden üblich, dass auch Frauen zum Teil die Funktionen von Diakonen übernehmen.[40]

Umgang mit Kritik

Siegfried Dannwolf beschreibt in seinem Buch „Gottes verlorene Kinder“ wie er, nachdem er sich Anfang der 90er Jahre aus der NAK zurückgezogen hatte, mit Lügen und Unterstellungen in der Gemeinde diffamiert wurde. „Selbst seine Frau glaubte ihm nicht mehr. Das ist typisch, meint Siegfried Dannwolf. Das Problem geht mitten durch die Familie, Ehen brechen auseinander. Mit seinen Eltern hat er seit Jahren keinen Kontakt mehr“.[41] Weitere negative psychische Folgeerscheinungen der Mitgliedschaft in der NAK und der Schwierigkeit eines Ausstiegs beschreibt Olaf Stoffel in seinem Buch „Angeklagt“.

Für die Neuapostolische Kirche sind solche negativen Erfahrungen mit ihren Amtsträgern bedauernswerte Ausnahmen. Die kämen aber in allen Kirchen vor und wären angesichts der Mitgliederstärke noch relativ gering (siehe Interview). „Es ist ein großer Unterschied ob ein Baum an der Wurzel dürre wird und der ganze Baum verloren ist, oder ob von einem Baum, nur hin und wieder mal Äste, die dürre geworden sind abbrechen.“[42] Das bestätigt auch der Sektenbeauftragte der Erzdiözese Freiburg, Albert Lampe. Er sieht keinen Vergleich zu gefährlichen Gemeinschaften wie zum Beispiel Scientology, denn „dafür gibt es zu viele Neuapostolen, die ein normales Leben führen und sich nicht in totaler Abhängigkeit befinden.“[43] Gegenüber externen Kritikern greifen interne Drohungen nicht, so dass Stammapostel Fehr zu einer Defensivstrategie überging und vor aggressiven Gegenreaktionen warnte.[44] Stattdessen wurde die Öffentlichkeitsarbeit im Internet und sonst ausgebaut. Die NAK (Neuapostolische Kirche) gibt sich im Internet liberal und streicht alle sektiererischen Passagen z. B. in der Monatszeitschrift „Unsere Familie“.[45] Die Existenz diverser Selbsthilfeorganisationen[46] von Aussteigern, in denen sich auch zahlreiche ehemalige oder formell neuapostolische Menschen engagieren, lässt oben geschilderte Kritik als nach wie vor aktuell erscheinen, wird aber von den aktiven Mitgliedern weitgehend ignoriert.

Stammapostel Leber sagte in einer Pressekonferenz, welche Anpassungen er gegebenenfalls vornehmen werde und wie er mit Kritik im Internet und von Kirchenaussteigern umgehe: In der Vergangenheit haben einzelne Personen und Gruppen eine vehemente Stimmung gegen die Kirche verbreitet. Der Höhepunkt der Aussteigerkritik sei aber längst vorbei. „Wir haben aber auch gelernt, mit Kritik umzugehen.“ Das müsse man eben lernen und dies sei auch ein Prozess, sagte Leber. Zum Stichwort „Dialogbereitschaft“ äußerte er: „Wenn es sachliche Anfragen gibt, werde ich mich immer dafür einsetzen, dass dann Antworten gegeben werden. Dafür stehe ich immer zur Verfügung.“ Wenn Grenzen des fairen Umgangs überschritten würden oder polemisch argumentiert werde, dann mache jedoch eine Fortsetzung des Gesprächs keinen Sinn.[47]

Literatur

Publikationen der Neuapostolischen Kirche

  • 100 Jahre neuapostolische Kirche 1863–1963; Verlag Friedrich Bischoff, 1963
  • Hausregeln für die Mitglieder der neuapostolischen Kirche; Verlag Friedrich Bischoff, 1997
  • Der Jenseitsglaube der neuapostolischen Christen; Verlag Friedrich Bischoff, 2005
  • Fragen und Antworten über den neuapostolischen Glauben; Verlag Friedrich Bischoff
  • Geschichte der neuapostolischen Kirche; Verlag Friedrich Bischoff

Publikationen über die Neuapostolischen Kirche

  • Andreas Fincke: Kompaktinfos: Die Neuapostolische Kirche; Berlin, 2006 (PDF; 42 KB)
  • Andreas Fincke: Die Neuapostolische Kirche im Umbruch. Zwischen Wachstum und Reformstau; Berlin 1999; ISSN 0085-0357
  • Friedrich Wilhelm Haack: Neuapostolische Kirche; 19977; ISBN 3-583-50617-0
  • Rüdiger Hauth (Hrsg.): „… neben den Kirchen“; 1995; S. 252–262; ISBN 3767380129
  • Manuela Martinek: Die Neuapostolische Kirche in Deutschland; 1998; ISBN 3-9802994-8-1
  • Helmut Obst: Die Neuapostolische Kirche. Die exklusive Endzeitkirche?; 2002; ISBN 3761549458
  • Helmut Obst: Apostel und Propheten der Neuzeit – Gründer christlicher Religionsgemeinschaften des 19. und 20. Jahrhunderts; Göttingen 2000; ISBN 3-525-55438-9
  • Katja Rakow: Neuere Entwicklungen in der Neuapostolischen Kirche. Eine Dokumentation des Öffnungsprozesses; Berlin 2004; ISBN 3-89998-036-0

Aussteiger

  • Winnifried Lange: Ich war ein „Gotteskind“; 2004; ISBN 3934601855
  • Siegfried Dannwolf: Gottes verlorene Kinder. Ein Ex-Priester der Neuapostolischen Kirche klagt an; 1997; ISBN 3579011316
  • Olaf Stoffel: Angeklagt: die Neuapostolische Kirche. Erfahrungen eines Aussteigers; Gütersloh 1999; ISBN 3579011391

Weblinks

Offizielle Weblinks

  • nak.org - Homepage der Neuapostolischen Kirche International, Links zu den Landesseiten
  • nak.de - Homepage der Neuapostolischen Kirche Deutschland

Kritische Weblinks

  • NAK-Info.de - Eine kritische Betrachtung
  • naktuell.de - Eigenständiger Informationsdienst mit inhaltlichem Bezug zur Neuapostolischen Kirche
  • Christ im Dialog - Magazin für ökumenisch engagierte Christinnen und Christen

Einzelnachweise

  1. nak.org: Quelle für Mitgliederanzahl weltweit, Stand 31. Dezember 2007
  2. nak.de: Quelle für Mitgliederanzahl Deutschland, Stand 31. Dezember 2006
  3. naki.org: Das Selbstbildnis der Neuapostolischen Kirche
  4. naki.org: Vision und Mission der Neuapostolischen Kirche
  5. nak.org: Offizielle Verlautbarungen: Wie exklusiv ist die NAK?; 13. Juni 2007
  6. nak.org Neuapostolisches Taufverständnis vom 24. Januar 2006
  7. a b Unsere Familie Spezial, Lehre und Erkenntnis I, S. 22f.
  8. nak.org: BAP-Versammlung in Nizza, 22. - 24. September 2004
  9. christ-im-dialog: Interview mit Dr. A. Fincke, EZW
  10. nak.org: Neuapostolische Kirche International: NAK von A bis Z. Stammapostelamt
  11. nak.org: Neues Verwaltungsgebäude NAKI 2002
  12. mediasinres.net: Die Kirche und das liebe Geld
  13. nak.nrw Verfassung NAK NRW, Art. 10 Vermögen und Finanzen
  14. nak.org Humanitäre Projekte
  15. spirit-nak.de: Spirit Inhaltsverzeichnis der Themen
  16. mediasinres.net: Opferbetrachtung, Spirit 04/2007
  17. Hostienbäckerei in Bielefeld
  18. Hostienbäckerei in Kapstadt
  19. NAK-Karitativ-Homepage
  20. De Herinnering, Nr. 20, Amsterdam, den 22. Mai 1874; abgedruckt in: Das Entschlafenenwesen, S. 7; http://waechterstimme.tripod.com/komm2000.html
  21. Lothar Gassmann: Die Geyerianer; in: Handbuch Orientierung
  22. Akt RKM 23418 Bundesarchiv Potsdam
  23. Unsere Familie (5. April 1940)
  24. Unsere Familie (20. April 1940)
  25. Stoffel, 1999, S. 17
  26. naki.org: Geschichte der Neuapostolischen Kirche
  27. naktuell.de: Annäherungen zwischen NAK und AGdS
  28. nak.org: Gastmitgliedschaft in der ACK Aschaffenburg
  29. weltanschauungsfragen.at: Referat für Weltanschauungsfragen: Neuapostolische Kirche
  30. Oldenburger Sonntagsblatt, 21. November 1954
  31. Kurt Hutten: Seher, Grübler, Enthusiasten : das Buch der traditionellen Sekten und religiösen Sonderbewegungen; Stuttgart: Quell-Verlag, 199715; ISBN 3-7918-2130-X; S. 477f
  32. nak.org: Stellungnahme zur DDR Geschichte
  33. mediasinres.net: Wandlungsprozess in der NAK mit Vergleich Zeugen Jehovas. Interview mit EZW-Referent A. Fincke
  34. naktuell.de Pressekonferenz Stammapostelwechsel vom 18.05.2005
  35. Georg Schmid: Kirchen, Sekten, Religionen; 2003; S. 181f
  36. Referat für Weltanschauungsfragen: Neuapostolische Kirche
  37. Georg Schmid: Würdevoll und pathetisch: Bemerkungen zum NAK Gottesdienst 2007
  38. christ-im-dialog: NAK von Unten
  39. christ-im-dialog.de: NAK von Unten
  40. naktuell.de: Die Rolle der Frau in der NAK
  41. Neuapostolische Kirche (NAK)
  42. Walther Schmidt, 14. April , in Stoffel, 1999, S. 128
  43. naktuell.de: Rezension M. Koch, bzgl. Vortrag von Peter Johanning.
  44. Unsere Familie, 20. Januar 1996
  45. Stoffel, 1999, S. 115
  46. Linksammlung u.a. mit Verweisen zu Selbsthilfegruppen für Ex-Neuapostolische
  47. naktuell.de: Pressekonferenz Stammapostelwechsel vom 18. Mai 2005

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