Mütterpflegerin

Mütterpflegerin

Hebammengeschulte Mütterpflegerin ist die Berufsbezeichnung für eine freiberufliche Tätigkeit, die nach § 199 RVO (Reichsversicherungsordnung) und § 38 SGB V mit den Krankenkassen abgerechnet werden kann.

Eine Mütterpflegerin bietet Wöchnerinnen einfühlsame, praktische Hilfe nach der Geburt eines Babys an. Gibt es besondere Indikationen z.B. Frühwehen können die Leistungen auch schon in der Schwangerschaft in Anspruch genommen werden. Mutter und Baby sollen sich gut aneinander gewöhnen und von der Geburt erholen können. Damit dies geschehen kann, kommt eine Mütterpflegerin in den Haushalt der Frau, hält ihr den Rücken frei und unterstützt sie mit tatkräftiger Hilfe und vielen Tipps.

Früher bei Großfamilien und vielen Hausgeburten waren oft kompetente Familienmitglieder zur Stelle, wenn Mutter und Kind nach einer Geburt umsorgt werden mussten. Heutzutage leben Großmutter und Schwestern meist nicht in der gleichen Stadt, Väter sind beruflich oft stark eingespannt und viele Frauen werden so oft bei der Bewältigung der schwierigen Zeit nach einer Geburt alleine gelassen. Mütterpflegerinnen können diese „Versorgungslücke“ qualifiziert schließen.

Inhaltsverzeichnis

Aufgaben einer Mütterpflegerin

Die Hauptaufgabe einer Mütterpflegerin liegt darin, die Mutter bei der Pflege ihres Babys zu unterstützen, in Gesundheitsfragen zu beraten und ihr bei der Organisation des Haushalts zur Seite zu stehen. Dabei

  • kümmert sie sich um eine vollwertige Ernährung der Wöchnerin und deren Familie,
  • sorgt für soviel Ordnung (mit Aufräumen und Putzen) und für soviel Beschäftigung der älteren Kindern wie nötig.
  • nimmt sie sich Zeit, Probleme des Alltags und mögliche Lösungen durchzusprechen, unterstützend wie eine Freundin und nicht „neunmalklug“.
  • unterstützt und berät sie in den Bereichen Stillen, Säuglingspflege, Rückbildung, Stressbewältigung und Entspannung.
  • weiß sie, wie ein gesundes Wochenbett ablaufen soll, und wenn Schwierigkeiten auftreten, kann sie oft selbst helfen. Sie weiß aber auch, wann die zuständige Hebamme oder ein Arzt hinzugezogen werden muss.

Bei Hausgeburten und ambulanter Geburt steht Frauen auch ohne Attest für sechs Tage nach der Entbindung max. acht Stunden am Tag eine Mütterpflegerin zu. Dabei wird in der Regel der Großteil der Kosten von der Krankenkasse übernommen. Hierbei kann man sich auf § 199 RVO und § 38 SGB V beziehen. Bei medizinischer Indikation (z. B. Kaiserschnitt, Brustentzündung (Mastitis), Postpartale Depression) bescheinigt durch Arzt oder Hebamme kann die Einsatzdauer noch verlängert werden.

Unterschied zur einer Haushaltshilfe

Eine Haushaltshilfe kümmert sich meistens nur um den Haushalt, ist aber nicht spezialisiert auf Wochenbett- und Säuglingspflege. Eine Mütterpflegerin ist eine Stütze bei allen gesundheitlichen und seelischen Problemen, die nach der Geburt eines Kindes noch zusätzlich zu den Alltagsproblemen auftauchen können.

Unterschied zu einer Hebamme

Eine Hebamme kommt nach der Geburt auch ins Haus um das Wohlbefinden von Mutter und Kind zu kontrollieren. Sie hat in der Regel nur begrenzte Zeit und kann sich nicht noch zusätzlich um alle möglichen praktischen Dinge wie Haushalt, Ernährung und ältere Kinder kümmern.

Ausbildung

Die Ausbildung zur hebammengeschulten Mütterpflegerin findet in Deutschlands erster und einzigen privaten Mütterpflegerinnen-Schule in Gießen-Rödgen in Hessen statt. Die Schule wurde 1996 durch die Gründerin des Zentrums für natürliche Geburten Dorothea Heidorn ins Leben gerufen und seit dem geleitet. Ihre Arbeit wird seit 1998 durch den an die Schule angeschlossenen Verein für Mütter- und Familienpflege e.V. unterstützt, der die deutschlandweite Vermittlung von Mütterpflegerinnen übernimmt.

Die Ausbildung dauert ein Jahr und beginnt jeweils im Januar und im Juli jeden Jahres. Sie umfasst 290 Stunden praxisnaher Theorie, die meist als Blockveranstaltungen am Wochenende unterrichtet werden, sowie mindestens drei Einsätze à 20 Stunden am Frühwochenbett. Die praktischen Einsätze in Familien ergeben sich aus der Verknüpfung der Mütterpflegerinnenschule mit dem Zentrum für natürliche Geburten sowie guten Kontakten zu Hebammen und Kliniken in der Umgebung. Da es eine private Schule ist muss ein Schulgeld bezahlt werden.


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