Münzkabinett (Dresden)

Münzkabinett (Dresden)
Schautaler von 1628 mit dem reitenden Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen und dem Kursächsischen Gesamtwappen

Das Münzkabinett in Dresden ist eine Sammlung historischer Münzen, Banknoten, Medaillen, Wertpapiere, Orden und Ehrenzeichen, Petschaften und Siegelabdrücken, Prägestempeln und münztechnischer Geräte, die ihren Ursprung im frühen 16. Jahrhundert hat. Sie gehört damit zu den ältesten deutschen Münzsammlungen und ist mit etwa 300.000 Einzelstücken nach der Berliner und neben der Münchner Sammlung die umfangreichste ihrer Art in Deutschland und eine der größten und bedeutendsten Sammlungen in Europa.

Das Museum gehört zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und befindet sich im Dresdner Residenzschloss.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Sammlung geht zurück auf Georg den Bärtigen. In einem Ausgabenbuch des Herzogs wird der deutsche Medailleur Hans Schwarz 1518 als Gestalter mehrerer Medaillen der Sammlung erwähnt.

Kurfürst August erweiterte die Sammlung durch Anstellung bedeutender Medailleure wie Valentin Maler aus Nürnberg und Tobias Wolff aus Breslau und den Erwerb von Bleiabgüssen fehlender Originale. Johann Georg II. von Sachsen ließ die Münzsammlung aus der Kurfürstlichen Kunstkammer ausgliedern und neu ordnen.

Mit der unter den Kurfürsten aufkommenden Sammelleidenschaft für Münzen im 18. Jahrhundert wurde die Sammlung bedeutend erweitert. Eng damit verbunden ist August der Starke. Dieser erwarb 1716 die Sammlung des Generals von Birckholtz und 1718 eine Sammlung antiker Münzen aus dem Nachlass von Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz.

Nach 1743 war die Sammlung im Taschenbergpalais untergebracht. Im Jahr 1786, unter Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen (ab 1806 König Friedrich August I. von Sachsen), wurde sie zusammen mit der kurfürstlichen Bibliothek und der Antikensammlung im Japanischen Palais, dem neu umgebauten „Museum Saxonicum“, eingerichtet. Unter König Friedrich August I. von Sachsen gelangten mehrere große Privatsammlungen in das Münzkabinett. Darunter befanden sich das Groschenkabinett von Hofrat David Samuel von Madai mit etwa 9.000 Münzen und die Goldmünzensammlung des Hofkaplans Abbé Joseph Gotthart Baumgarten. Die Sammeltätigkeit konzentrierte sich in dieser Zeit zunehmend auf mittelalterliche und sächsische Münzen.

Im Jahr 1831 gelangte das Münzkabinett unter staatliche Verwaltung, wodurch mit höheren finanziellen Mitteln weitere Ankäufe ermöglicht wurden. Aus dem Nachlass von Prof. Moritz Steinla konnten im Jahr 1858 die antiken Münzen erworben werden. In den 1870er-Jahren kamen die Mittelaltersammlung mit 29.000 Einzelstücken und die Bibliothek, bestehend aus 1.400 Bänden aus dem Nachlass von Rudolf Benno von Römer hinzu.

Im Jahr 1877 zog das Münzkabinett in das Residenzschloss um. Zwischen 1911 und 1954 war es im Kanzleigebäude am Stallhof eingerichtet. Der größte Ankauf in dieser Zeit war im Jahr 1916 die Kleinmünzensammlung Geinitz mit 39.000 Einzelstücken.

Im Zweiten Weltkrieg ist von der Sammlung nichts verloren gegangen, allerdings wurde das Kanzleigebäude – der Ausstellungsort derselben – durch die Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945 vollkommen zerstört. Nach Kriegsende wurde die Sammlung in die Sowjetunion gebracht. In den Jahren 1958 und 1959 erhielt Dresden die Sammlung zurück, jedoch ohne die zugehörigen Bücher und Zeitschriften. Die Ausstellung erfolgte im Albertinum, weil das Residenzschloss und das Kanzleigebäude im Krieg völlig zerstört worden waren. Durch die dort untergebrachten Kunstsammlungen waren die Räumlichkeiten allerdings sehr beschränkt, sodass nur eine Auswahl der Sammelstücke gezeigt werden konnte.

Durch den Wiederaufbau des Residenzschlosses ist die Sammlung wieder dort präsent; bis zur endgültigen Fertigstellung des Schlosses ist deren Ausstellung jedoch noch eingeschränkt. Mit den großzügig gestalteten Räumen erhält das Münzkabinett im Schloss eine eigene Bibliothek mit Studiensaal.

Ausstellung

Das Münzkabinett präsentiert bis zur Fertigstellung der Ausstellungsräume Sonderausstellungen im Hausmannsturm des Residenzschlosses, die von April bis Oktober geöffnet sind. Darüber hinaus können Besucher sich in einer 30.000 Titel umfassenden Spezialbibliothek in die Welt der Münz-, Währungs- und Kunstgeschichte vertiefen oder im Studiensaal arbeiten.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Münzkabinett – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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