Mühlendamm (Berlin)

Mühlendamm (Berlin)
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Bundesstraße 1 number.svg Mühlendammbrücke
 Mühlendammbrücke
Mühlendammbrücke; 1969
Nutzung Straßenverkehr, Fußgänger
Überführt Bundesstraße 1
Querung von Spree
Ort Berlin-Mitte
Konstruktion zwei getrennte Brückenteile
Gesamtlänge 114,2 m
Breite 45,2 m
Längste Stützweite 70,2 m
Lichte Höhe 4,3 m
Baubeginn 1966
Fertigstellung 31. Dezember 1968
Lage
Mühlendamm (Berlin) (Berlin)
Mühlendamm (Berlin)

Mühlendamm bezeichnet gleichzeitig die Mühlendammbrücke im Berliner Ortsteil Mitte und die die Spree überquerende Straße zwischen Gertraudenstraße und Molkenmarkt. Erst entstand ein Damm, der nicht nur als Flussübergang, sondern auch für Wassermühlen benutzt wurde. Über die weiteren Stationen der Anlage eines Wehrs, einer Schleuse und einer Bebauung erfolgten häufige Veränderungen der Spreequerung. Die heutige Spannbetonbrücke stammt aus dem Jahr 1968 und ist Teil der Ost-West-Straßenverbindung im Berliner Stadtzentrum.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Straße und der Brücke

Künstlerisch-phantasievolle Darstellung von Berlin (rechts) und Cölln (links) um 1400

Seine Entstehungsgeschichte hängt mit der Lage an einem Fernhandelsweg zwischen dem Teltow (von Halle und Wittenberg her) und dem Barnim (Richtung Oderberg und Stettin) zusammen, der an dieser schmalen und flachen Stelle den Spreefluss kreuzte. Im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts angelegt, entstand der neue Spreepass in Konkurrenz zu den bisherigen Übergängen in Spandau und Köpenick. An der Furt wurde zunächst eine Brücke errichtet, die dann zu einem Damm verfüllt wurde zur Nutzung der Wasserkraft, insbesondere für Mühlen.[1] Dieser neue Spreeübergang war die Ursache für die Gründung der Orte Cölln und Alt-Berlin.[2] Der Damm erhielt die Bezeichnung Mühlendamm.

Der Name Mühlendamm („Molendam tu Berlin“) stammt aus der Zeit der Stadtgründung, als der Damm der einzige befestigte Spreeübergang zwischen den Städten Berlin und Cölln war. Dort liefen die im Spreetal angelegten Fernstraßen zusammen. Zugleich diente der Mühlendamm als Wehranlage und Mühlenstau für die seit 1220 betriebenen Wassermühlen. Die sechs Korn-, Walk- und Schneidemühlen lagen quer durch den Fluss, nur ein Mittelstück zur Schiffspassage wurde freigehalten. Seit 1448 befanden sich die einträglichen Mühlen im Besitz des Landesherrn, verwaltet durch das Kurfürstliche Amt Mühlenhof (heute Standort Neue Münze). Die hier bearbeiteten Erzeugnisse wurden in einfachen hölzernen Buden an Ort und Stelle zum Verkauf angeboten. Das bestehende Stapelrecht beim Umladen der Schiffe auf ihrem Weg zwischen Schlesien und Hamburg führte zur Niederlassung weiterer Händler, was der Stadtkasse wiederum zu guten Einnahmen verhalf. Am Mühlendamm herrschte ein reges Markttreiben.

1578 wurde hier die erste schiffbare Schleuse erbaut. Die Verkaufsstände wurden 1687 auf Geheiß des Großen Kurfürsten iim Zusammenhang mit einem befestigten Flussübergang in Stein neu errichtet:

„Um dem Ganzen ein besseres Aussehn zu geben, wurde das Untergeschoss des Baues als Arkaden eingerichtet, während auf der südlichen Seite des Mühlendamms der Durchgang auf die sogenannte Fischerbrücke mit einem hohen Portal verziert wurde, über dessen Schlussstein die Büste des Kurfürsten aufgestellt ward. Die fünf Gänge, wodurch das Wasser gegenwärtig auf die Mühlen einströmt, liess Friedrich I. in den Jahren 1706 bis 1710 durch den Baumeister Soothé aus Quadern ausführen.“

Samuel Heinrich Spiker: Berlin und seine Umgebung im 19. Jahrhundert

Die neuen Verkaufseinrichtungen – sechs massive Gewölbe – wurden nach Plänen von Johann Arnold Nering gebaut und Mühlenkolonnaden genannt. Über ihnen befand sich ein Saal, der den Kaufleuten für Zusammenkünfte diente und bis 1739 auch als Börse fungierte.[3]

Blick vom Molkenmarkt auf den Mühlendamm, im Vordergrund das Ephraim-Palais; um 1830
Mühlendamm mit Mühlendammgebäude, 1902

Nach mehreren Bränden in den folgenden Jahrzehnten wurden die Kolonnaden Anfang des 19. Jahrhunderts aus Sandstein neu errichtet. Der Mühlendamm war zu dieser Zeit eine belebte Geschäftsstraße.

1888 ersetzte eine neu gebaute 110 Meter lange Schleuse am Mühlendamm die seit dem Mittelalter mehrfach vergrößerte Schleuse im Kupfergraben. Das Spreebett wurde für die zunehmenden Schiffstransporte vertieft und die Brücke umgestaltet. Die Mühlen stellten nun ein Hindernis dar, weswegen der Mühlenbetrieb eingestellt und die Gebäude bis 1892 abgerissen wurden. Die seit 1850 vorhandene burgenartig aus rot-gelben Ziegelsteinen mit Türmen und Zinnen gestaltete Getreidemühle („Mühlendammgebäude“) wurde 1893 zum Sitz der Städtischen Sparkasse, die zuvor zusammen mit der Armenverwaltung im alten Berliner Rathaus untergebracht war. Bei den Berlinern hieß das Gebäude die „Normannenburg“, was von der Bezeichnung des früher an dieser Stelle vorhandenen Kastells abgeleitet worden war. Dabei handelte es sich aber um einen Mehlspeicher. Gottfried Keller, der 1850 bis 1855 in Berlin weilte, erwähnte dieses Gebäude in seinem Gedicht Mühlenromantik mit folgenden Reimen:

„Doch zu Berlin, im ästhetisch erweckten,
da sah ich nagelneu und auf das beste
ausgeführt vom Staatsarchitekten
eine gewaltige normannische Feste.
Und es war eine Mehlfabrike,
hoch und herrlich mit Zinnen und Türmen.
Schäumend und brausend unter der Brücke
sehen die Berliner die Spree herstürmen!“[3]

Erstmals ließen die Stadtoberen – nach einer Vertiefung des Flussbettes – eine auch als Brücke erkennbare Stahlkonstruktion errichten. Zusätzlich mussten weitere Brücken angelegt werden, um die „Gerinne“ und die Kammerschleuse überqueren zu können. Sieben verschiedene eiserne Brückenkonstruktionen verbanden schließlich die Schleuse mit den beiden Ufern der Spree. Es handelte sich unter anderem um die Straßenbrücken Fischerbrücke und Mühlendammbrücke, deren Stützen aus Gusseisen bestanden und die auf eisernen Trägern unterhalb der Fahrbahnen lagerten. Die Mühlendammbrücke erhielt eine 15 Meter breite Fahrbahn für den inzwischen enorm angewachsenen Kutschenverkehr. Für die Fußgänger gab es beiderseits 8,5 Meter breite Gehwege. Die den Fußgängern vorbehaltene neue bogenförmige Mühlenwegbrücke über das „Große Gerinne“ war 4,5 Meter breit und ornamental verziert.

Zwischen 1936 und 1940 wurde der Mühlendamm erneut umgestaltet, wobei das Mühlendammgebäude und das Wehr verschwanden, genauso wie das Ephraim-Palais an der Ecke Poststraße. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhinderte die Vollendung der Umbauarbeiten. Zwei je 35 Meter lange und elf Meter breite stählerne Fachwerkbrücken nach beiden Seiten der Schleuse und eine Stahlbalkenbrücke über den Wehrkanal standen zur Verfügung. In den letzten Kriegstagen wurden die Brücken von der Wehrmacht gesprengt.

Mühlendammschleuse mit Schleusenwärter-Häuschen und der Behelfsbrücke von 1946; Foto von 1956

1946 begann eine behelfsmäßige Wiederherstellung der stählernen Tragwerksteile, die aus der Spree geborgen werden konnten. Die reparierte Mühlendammbrücke wurde am 1. September 1946 dem Verkehr übergeben. In den 1960er-Jahren wurde die Anlage eines modernen Brückenbauwerks geplant. 1964 mussten zunächst Reste der alten Schleusenanlagen abgetragen und der Spreegrund beräumt werden. Zwischen 1966 und 1968 entstand eine schmucklose dreifeldrige Spannbetonbrücke. Die Brücke besteht aus zwei getrennten Brückenteilen, jedes Teil besitzt zehn Meter breite Gehwege und mehrere Fahrspuren. Die Hohlkästen enthalten die notwendigen Versorgungsleitungen. Die Brücke galt bei ihrer Fertigstellung als die größte in der DDR gebaute Straßenbrücke. In der Zeit der Vorbereitung zur 750-Jahr-Feier Berlins wurde 1985 das Ephraim-Palais an seiner alten Stelle wieder aufgebaut.[4]

Institutionen im näheren Bereich

Verschiedene Dachverbände der deutschen Arbeitgeber sind an der Ecke Breite Straße im Haus der Deutschen Wirtschaft vertreten. Hier haben unter anderen der BDI, der DIHK und die BDA seit 1999 ihren Sitz.

Sehenswertes in der Umgebung

Fries am Palais Schwerin

Hier wäre folgende Auswahl zu nennen:[5]

Literatur

  • Eckhard Thiemann, Dieter Deszyk, Horstpeter Metzing: Berlin und seine Brücken. Jaron, Berlin 2003, Seiten 45–50, ISBN 3-89773-073-1
  • Herbert Schwenk: Lexikon der Berliner Stadtentwicklung. Haude & Spener, Berlin 2002, ISBN 3-7759-0472-7, S. 36.
  • Ehrenfried Kluckert: Berlin – Photographien von Waldemar Titzenthaler. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1987, ISBN 3-87584-195-6, S. 42
  • G. Flügge: Mühlendammbrücke. Berliner ABC. Serie in der BZ am Abend, 1968

Weblinks

 Commons: Mühlendammbrücke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hansjürgen Vahldiek: Cölln an der Spree. Ursprung und Wandel der Berliner Spreeinsel. Neue Ansätze in der Forschung. 2. Aufl. Berlin 2005.
  2. Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins, Bd. 1, München 1987, S.  152f.
  3. a b Winfried Löschburg: Die „Normannenburg“ vom Mühlendamm. Vom ältesten Platz unserer Stadt an der schmalsten Stelle der Spree. Spaziergänge durch die Berliner Geschichte. In: Berliner Zeitung, 13. April 1982
  4. Mühlendamm. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  5. Mühlendamm, Mühlendammbrücke auf Berlin.de

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