Muxmäuschenstill

Muxmäuschenstill
Filmdaten
Deutscher Titel Muxmäuschenstill
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2004
Länge 89[1] Minuten
Altersfreigabe FSK 16[1]
Stab
Regie Marcus Mittermeier
Drehbuch Jan Henrik Stahlberg
Produktion Martin Lehwald
Musik Phirefones
Kamera David Hofmann
Schnitt Daniela Boch, Andrea Guggenberger, Sarah Clara Weber
Besetzung

Muxmäuschenstill ist ein pseudo-dokumentarischer Film von Marcus Mittermeier, der sich mit dem Widerspruch zwischen gut gemeinten moralischen Ansprüchen und deren exzessiver Durchsetzung durch Selbstjustiz befasst. Das Drehbuch für den aus dem Jahr 2004 stammenden Film verfasste Jan Henrik Stahlberg, der auch die Hauptrolle spielt.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Herr Mux, Anfang 30 und ehemaliger Philosophiestudent, will seinen Mitmenschen auf recht unkonventionelle Weise wieder Ideale und Verantwortungsbewusstsein beibringen.

Im Berliner Großstadtdschungel macht Herr Mux gezielt Jagd auf Schwarzfahrer, Vergewaltiger, Schwimmbadpinkler, Falschparker, Ladendiebe und Graffiti-Sprüher. Als seine rechte Hand rekrutiert er den etwas unterbelichteten ehemaligen Langzeitarbeitslosen Gerd, der ihn auf „Streife“ stets begleitet und die „Einsätze“ mit einer Videokamera festhält. Neben selbstjustiztypischer Gewalt, die zum Beispiel auf Zurschaustellung, Nötigung und einmal versehentlich sogar auf den Tod (bei einer Flucht auf ein Bahngleis) hinausläuft, berechnet Mux seinen „Kunden“ für diesen „Dienst“ stets eine „Gebühr“ und ergreift „Erziehungsmaßnahmen“, die im Laufe des Films immer brutaler ausfallen.

Bei einem Besuch in einer Bar verliebt Herr Mux sich in die junge Kira, die er später immer „Mäuschen“ nennt. Zwischen den beiden scheint sich bald eine echte Liebe zu entwickeln. Doch die Beziehung scheitert letztendlich an Mux’ endlosen Moralpredigten gegenüber seiner Freundin und seiner eigenartigen Weltanschauung.

Mit der Zeit kann Herr Mux ein bundesweit operierendes, medienwirksames Unternehmen aufbauen. Er ist nach einem Familiendrama sogar in allen Medien präsent und kann zahlreiche Mitarbeiter einstellen. Doch mit der fanatischen Verfolgung seiner Ideale macht Mux sich am Ende selbst zum Mörder: Er erschießt Kira, nachdem er sie auf einer Kirmes beim Oralverkehr mit einem anderen Mann ertappt hat. Der darauffolgende Selbstmordversuch misslingt. Er vergräbt Kiras Leiche mit Gerds Hilfe im Wald, gibt die Leitung des Berliner Standortes an Björn, einen Mitarbeiter, ab und flüchtet mit Gerd Hals über Kopf nach Italien. Dort verunglückt Mux tödlich, als er versucht, sich auf der Landstraße einem Temposünder in den Weg zu stellen. Der Film endet mit einem Monolog von Mux, den er vorher auf Band aufgezeichnet hatte. Er betrifft Gerd, der in dessen Heimatstadt Darmstadt Mux’ Ideen verbreiten soll. Vor dem Abspann sieht man noch einen schwarzen Hintergrund, auf dem in weißer Schrift „Still“ zu lesen ist – als letzter Teil des Titels nach „Mux“ und „Mäuschen“.

Kritik

„Eine intelligente rabenschwarze Komödie, die das moralische Empfinden brüskiert und kontroverse Diskussionen herausfordert. Zwischen fiktiven und quasi-dokumentarischen Bildern changierend und von überzeugenden Darstellern getragen, zielt der Film letztlich auf eine Kritik an der zeitgenössischen Medienkultur.“

film-dienst 14/2004[2]

Auszeichnungen

Muxmäuschenstill gewann den Max-Ophüls-Preis 2004 in vier Kategorien und den Deutschen Filmpreis in der Kategorie Bester Schnitt (nominiert außerdem in den Kategorien Bester Film und mit Fritz Roth als Bester Nebendarsteller).[1] Der Film lief sehr erfolgreich auf der Berlinale (Perspektive Deutsches Kino).

Vermarktung

Vor Filmstart machte der Film durch Guerilla-Vermarktung auf sich aufmerksam. Auf der inzwischen eingestellten Internetseite www.denunziant.com suchte eine Art Bürgerwehr Mitstreiter.

Theater

Das gleichnamige Schauspiel von Nico Rabenald nach dem Drehbuch von Jan Henrik Stahlberg wurde am 17. September 2005 am Maxim-Gorki-Theater, Berlin uraufgeführt. Die Rechte liegen beim Theaterverlag Whale Songs, Hamburg.

Trivia

  • Der Name „Muxmäuschenstill“ ist eine Anspielung auf den Tod von Kira (Mäuschen) durch Mux und die „Stille“ danach.
  • In der Endszene ist Stahlbergs Ehefrau Lucia Chiarla als Gemüsehändlerin zu sehen. Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war sie schwanger.

Literatur

  • Thomas Winkler: Muxmäuschenstill. Marcus Mittermeier. Deutschland 2004. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2004 (online, PDF, 1,88 MB).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Thomas Winkler: Muxmäuschenstill. Marcus Mittermeier. Deutschland 2004. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2004 (online, PDF, 1,88 MB).
  2. Kritik von film-dienst / Lexikon des internationalen Films.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Muxmäuschenstill — Directed by Marcus Mittermeier Produced by Martin Lehwald …   Wikipedia

  • Max-Ophüls-Preis — Das Filmfestival Max Ophüls Preis ist ein jährliches Filmfestival in Saarbrücken für Nachwuchsfilmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es wurde 1980 von Albrecht Stuby gegründet. Damals besuchten 700 Zuschauer die Veranstaltung,… …   Deutsch Wikipedia

  • Max Ophüls Festival — Das Filmfestival Max Ophüls Preis ist ein jährliches Filmfestival in Saarbrücken für Nachwuchsfilmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es wurde 1980 von Albrecht Stuby gegründet. Damals besuchten 700 Zuschauer die Veranstaltung,… …   Deutsch Wikipedia

  • Max Ophüls Preis — Das Filmfestival Max Ophüls Preis ist ein jährliches Filmfestival in Saarbrücken für Nachwuchsfilmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es wurde 1980 von Albrecht Stuby gegründet. Damals besuchten 700 Zuschauer die Veranstaltung,… …   Deutsch Wikipedia

  • Filmfestival Max Ophüls Preis — Das Filmfestival Max Ophüls Preis ist ein jährliches Filmfestival in Saarbrücken für Nachwuchsfilmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es wurde 1980 von Albrecht Stuby gegründet. Damals besuchten 700 Zuschauer die Veranstaltung,… …   Deutsch Wikipedia

  • Jan Henrik Stahlberg — (* 30. Dezember 1970 in Neuwied) ist ein deutscher Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur. Nach dem Abitur an der Otto Kühne Schule in Bonn Bad Godesberg absolvierte er ein Schauspielstudium in München (Schauspielschule Zerboni) und Brüssel… …   Deutsch Wikipedia

  • Perdelwitz — In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Es fehlen... biografische Angaben, Werdegang, Geburtsort, etc Du kannst Wikipedia helfen, indem du sie recherchierst und einfügst. Wanda Perdelwitz (* …   Deutsch Wikipedia

  • Rabenald — Nico Rabenald (* 18. Januar 1969 in Braunschweig) ist ein deutscher Theaterregisseur, Autor und Übersetzer. Rabenald studierte Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Mittlerweile inszenierte er an die 40 Operetten… …   Deutsch Wikipedia

  • Asli Bayram — Asli Bayram, 2007 Asli Bayram (* 1. April 1981 in Darmstadt), Miss Deutschland 2005, ist eine deutsche Schauspielerin türkischer Herkunft. Inhaltsverzeichnis 1 Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Berlinale 2004 — Die 54. Internationalen Filmfestspiele Berlin fanden vom 5. Februar bis zum 15. Februar 2004 statt. Inhaltsverzeichnis 1 Sektion Wettbewerb 1.1 Internationale Jury 1.2 Preisträger 2 Sektion Panorama …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”