Musikautomat

Musikautomat

Unter Mechanischen Musikautomaten, umgangssprachlich auch mechanischen Musikinstrumenten versteht man selbstspielende Musikinstrumente, die ohne Interpreten Musik erzeugen können. Schon aus der Antike sind solche Instrumente bekannt.

Einige dieser Instrumente lassen auch durch Umschalten oder Umrüsten weiterhin manuelles Spiel durch einen Interpreten zu.

Umgangssprachlich werden diese Vorrichtungen oft als mechanische Musikinstrumente bezeichnet, während die herkömmlichen Musikinstrumente umgangssprachlich oft als akustisch bezeichnet werden. Dabei sind die Vorgänge in einem Pianola und in einem Piano oder bei einer Geige und bei einer "Geige" im Orchestrion in jedem Fall mechanisch, ja sogar identisch. Und alle Musikinstrumente sind notwendigerweise akustisch, ohne akustische Wellenabstrahlung kann man nichts hören.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Musikautomaten

In der Antike erklärt z.B. Heron von Alexandria in seinem Werk Automata nicht nur Tempeltüren, die sich automatisch wie von Geisterhand öffnen sondern auch Musikmaschinen.

Die ältesten noch erhaltenen mechanischen Musikinstrumente sind die Glockenspiele in den Monumentaluhren des späten Mittelalters. In der Renaissance schufen Kunsthandwerker in Augsburg wertvolle Musikautomaten und selbstspielende Spinette, die über Stiftwalzen gesteuert wurden.

Im 18. Jahrhundert entstand die Flötenuhr, für die Haydn, Mozart und Beethoven Originalkompositionen schufen. Die Ansprüche an die technischen und musikalischen Möglichkeiten selbstspielender Instrumente stiegen ständig, und zu Beginn des 19. Jahrhunderts konstruierten sog. "Musikmaschinisten" wie Johann Nepomuk Mälzel ganze selbstspielende Orchester, die "Orchestrien".

Um die gleiche Zeit entstanden in der Schweiz die Spieldosen, bei denen die Stifte einer sich drehenden Messingwalze die Zähne eines Tonkamms anrissen und zum Klingen brachten. Im Zuge der Industrialisierung wurde es später möglich, preisgünstige und somit für jedermann erschwingliche Geräte herzustellen: Die über gelochte Pappscheiben gesteuerten Drehinstrumente "Ariston" und "Herophon" wurden zu Hunderttausenden verkauft. Sie wurden um 1890 von den Plattenspieldosen abgelöst, deren bekannteste Fabrikate "Polyphon", "Symphonion" und "Kalliope" waren.

Mit der Einführung der Pneumatik gegen Ende des 19. Jahrhunderts gelang es erstmals, selbstspielende Klaviere herzustellen, die eine befriedigende dynamische Abstufung erlaubten. Die über "Pedale" betriebenen "Phonolas" und "Pianolas" gehörten zu jeder gutbürgerlichen Einrichtung. Für Gasthäuser und Tanzsäle wurden elektrische Klaviere und riesige pneumatische Orchestrien gebaut, und eine als achtes Weltwunder gepriesene selbstspielende Geige begeisterte die Musikliebhaber. Die um 1700 entstandene Handdrehorgel wurde zur klangstarken Karussell- und Tanzorgel weiterentwickelt.

1904 brachte die Firma Welte & Söhne den Klavierspielapparat "Mignon" auf den Markt, der es erstmals erlaubte, das Klavierspiel eines Pianisten mit allen dynamischen und agogischen Details wiederzugeben. Mit der Verbreitung von Grammophon und Rundfunk gerieten die mechanischen Musikinstrumente zunehmend in Vergessenheit. Dies gilt aber nicht für Reproduktionsklaviere, so stellt z.B. Bösendorfer seit 1986 einen Computerflügel her, der durch eine elektronische Aufnahmeeinrichtung in der Lage ist, das Spiel eines Pianisten perfekt aufzunehmen und zu reproduzieren oder die Aufnahmen anschließend elektronisch zu editieren.


[1] Quelle für den ganzen Abschnitt sowie verschiedene Wikipedia-Artikel - siehe Links.

Beispiele

Sammlungen von Musikautomaten

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. GSM Gesellschaft für Selbstspielende Musikinstrumente e.V.: Homepage www.musica-mechanica.de, Essen 1997-2005, Stand 1.12008

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Musikautomat — Mu|sik|au|to|mat 〈m. 16〉 mechan. Musikinstrument, z. B. elektr. Klavier, Spieldose * * * Mu|sik|au|to|mat, der: a) Apparat, der mit mechanischer Antriebsvorrichtung ein od. mehrere Musikstücke abspielt; b) Musikbox. * * * Mu|sik|au|to|mat, der:… …   Universal-Lexikon

  • Musikautomat — Mu|sik|au|to|mat 〈m.; Gen.: en, Pl.: en〉 mechan. Musikinstrument, z. B. elektr. Klavier, Spieldose …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Musikautomat — Mu|sik|au|to|mat der; en, en: a) Apparat, der mit mechanischer Antriebsvorrichtung ein od. mehrere Musikstücke abspielt; b) svw. ↑Musikbox …   Das große Fremdwörterbuch

  • Musikautomat — Mu|sik|au|to|mat …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Tanzbär (Musikautomat) — Der Tanzbär ist ein mechanischer Musikautomat in Form einer selbstspielenden Ziehharmonika mit rein mechanischer Abtastung der Notenrolle. Inhaltsverzeichnis 1 Beschaffenheit 2 Hersteller 3 Siehe auch …   Deutsch Wikipedia

  • Ariston (mechanischer Musikautomat) — Ein Ariston Abmessungen: 42x42x24 cm Gewicht: ca. 5 kg Das Ariston ist der Name einer mechanischen Drehorgel, die zwischen 1880 und 1910 von der Fabrik Leipziger Musikwerke (vormals Paul Ehrlich Co) in Gohlis (Leipzig) hergestellt wurden. Es… …   Deutsch Wikipedia

  • Mechanischer Musikautomat — Unter Mechanischen Musikautomaten, umgangssprachlich auch mechanischen Musikinstrumenten, versteht man selbstspielende Musikinstrumente, die ohne Interpreten Musik erzeugen können. Schon aus der Antike sind solche Instrumente bekannt. Einige… …   Deutsch Wikipedia

  • Polyphon (Musikautomat) — Ein Polyphon. Polyphon ist eine zusammenfassende Bezeichnung für frühe mechanische Geräte zur Wiedergabe von Musik, bei denen zumeist Lochwalzen, Stiftwalzen oder Lochscheiben als Träger verwendet wurden (siehe Spieldose). Größere Geräte wie… …   Deutsch Wikipedia

  • Jukebox — Musikbox * * * Juke|box 〈[ dʒu:k ] f.; , es [ sız]〉 Musikbox, Musikautomat [<engl. (umg.) juke „Unordnung“ + Box] * * * Juke|box [ d̮ʒu:kbɔks ], die; , es od. en [engl. amerik. juke box, aus amerik. (Jargon) juke = ungebärdig, außer Rand und… …   Universal-Lexikon

  • Deutsches Musikautomaten Museum — Das Deutsche Musikautomaten Museum ist im Schloss Bruchsal untergebracht. Es ist eine Außenstelle des Badischen Landesmuseums. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ausstellungsstücke 3 Hörbeispiele aus der neuen Sammlung 4 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”