Museum Liaunig

Museum Liaunig
Museum Liaunig in Neuhaus, Kärnten

Das Museum Liaunig Neuhaus | Suha ist ein 2008 eröffnetes Kunstmuseum in Kärnten. Nach der Sammlung Essl in Klosterneuburg handelt es sich um das zweite österreichische Privatmuseum für zeitgenössische Kunst. Präsentiert wird die Privatsammlung des Industriellen Herbert W. Liaunig, der in Neuhaus im Südosten Kärntens lebt.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Seit etwa dem Jahr 2000 plante Liaunig den Bau eines auch der Öffentlichkeit zugänglichen Museums für seine Sammlung, die auf seinem Wohnsitz Schloss Neuhaus keinen Platz mehr hatte.

Ein erster Wettbewerb für den Bau des Museums fand 2004 statt, den die französische Architektin Odile Decq gewann.[1] Ursprüngliche Zusagen der Kärntner Landesregierung, sich an Bau und Betriebskosten des Museums finanziell zu beteiligen, kamen unter den Kulturreferenten Jörg Haider und Martin Strutz (beide BZÖ) nicht zum Tragen.[2][3] Die Verwirklichung der Pläne Decqs scheiterte unter anderem an der Kostenüberschreitung ihres Projektes. Es folgte ein zweiter, rein österreichischer Wettbewerb, den das Architektenteam querkraft gewann.[4]

Architektur

Das Museum wurde von dem Wiener Architektenteam querkraft konzipiert. Der Bau ist geprägt von Sichtbeton und Stahl, eine Reminiszenz an Liaunigs Industriekarriere, und umfasst eine Nutzfläche von 4.400 m². Das industrielle Erscheinungsbild war von Liaunig in der Ausschreibung gefordert worden. Den Eingangsbereich bildet ein Schaudepot mit etwa 600 m² Fläche, von dem aus der Trakt für Malerei und Plastik beginnt. Dieser Gebäudeteil ist als White Cube mit einem röhrenartigen Hauptraum mit 160 Metern Länge, nur 13 Metern Breite und sieben Metern Höhe aufgebaut, die Größe der Ausstellungsfläche ist hier etwa 2000 m². Die Röhre besteht aus einer betonierten U-Form mit einer Hülle aus pulverbeschichtetem Stahlblech mit Glasstreifen. Der Bau ist großteils in eine Hügelkuppe eingelassen, erhält jedoch in den meisten Bereichen natürliches Oberlicht. An den beiden Enden ragt der Bau über die Böschung, auf einer Seite 30 m weit in Richtung Bundesstraße mit einer Aussichtsterrasse.

Drei weitere Baukörper sind diesem Hauptgebäude untergeordnet, in denen sich ein Bereich für Grafik mit etwa 500 m² und der schwarze Kubus für die Sammlung „Gold der Akan“ mit etwa 350 m² befinden. Die Kosten für das Museum beliefen sich auf rund 9,5 Mio. Euro[5]

Sammlung

Das Museum präsentiert eine Auswahl von 300 Werken aus der Sammlung, die insgesamt etwa 2500 Kunstwerke umfasst. Nach Angaben des Museums handelt es sich um eine der größten Sammlungen österreichischer Kunst ab 1950, ergänzt durch markante Werke ausländischer Maler und Plastiker.[6] Rezensenten sprechen von der größten Schausammlung österreichischer Nachkriegskunst.[7] Zu den in der Sammlung vertretenen Österreichern gehören Arnulf Rainer, Maria Lassnig, Hans Bischoffshausen, Meina Schellander, Cornelius Kolig, Bruno Gironcoli, Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky, Hans Staudacher, Drago Prelog und Helga Philipp[8].

Über eine Lichtinstallation von Brigitte Kowanz wird zudem eine Verbindung zur Sammlung von Goldobjekten aus Afrika hergestellt, die in einem eigenen, komplett unterirdisch gelegenen Trakt präsentiert werden. Die Ausstellung „Gold der Akan“ präsentiert 600 Schmuck- und Kultobjekte afrikanischer Königsstämme (Ashanti, Baule, Ebrie).[9] Die überwiegend aus dem 19. und 20. Jahrhundert stammenden Exponate stellen eine der vier größten Sammlungen der Welt[10] zu diesem Thema dar.

Berater Liaunigs bei Errichtung und Ausrichtung des Museums und Kurator der aktuellen Ausstellung ist Peter Baum, zuvor langjähriger Galerie- und Museumsleiter in Linz[11]. Teile der Schausammlung sollen jährlich ausgetauscht werden.[5]

Das Museum ist nur für Gruppen und nur nach Voranmeldung zu besichtigen. 2009 wurden 8.400 Besucher registriert[12].

Am 1. Mai 2011 verausgabte die Österreichische Post AG im Rahmen der Dauermarkenserie Kunsthäuser eine Briefmarke zu dem Objekt.

Nachweise

  • Matthias Boeckl: Ich bin ein geborener Sammler. Der Industrielle Herbert Liaunig über seine Sammlungen und sein neues Privatmuseum in Kärnten, in: Parnass, Nr. 4 / 2008, S. 116-125.
  1. Die Presse: Kärnten: Neues Museum für Liaunig-Sammlung, 13. März 2004
  2. ORF online: Liaunig-Museum nimmt Gestalt an, 25. Oktober 2007.
  3. Der Standard: Eleganter Kunsttunnel mit Jugendschutzprogramm, 31. Juli 2008.
  4. Die Presse: Kunst in der Röhre, 22. August 2008.
  5. a b Kleine Zeitung: Ich würde es auch Casanova nennen, 29. Oktober 2008, S. 58f.
  6. Darstellung Sammlung Zeitgenössische Kunst auf der Website des Museums
  7. Die Presse: Liaunig-Museum: Goldies aus Österreich, 29. August 2008.
  8. Michael Huber: Glamour für Helden und Nebendarsteller in: kurier.at, 26. April 2010, und in: Tageszeitung Kurier, Wien, 27. April 2010, S. 30
  9. Darstellung Gold der Akan auf der Website des Museums
  10. Herbert Liaunig in: Matthias Boeckl: Ich bin ein geborener Sammler. Der Industrielle Herbert Liaunig über seine Sammlungen und sein neues Privatmuseum in Kärnten. Parnass, Nr. 4/2008, S. 122.
  11. Michael Huber, a.a.O.
  12. Michael Huber, a.a.O.

Weblinks

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