Museum August Kestner

Museum August Kestner
Museumsschild

Das Museum August Kestner ist ein 1889 entstandenes Museum für Kulturgeschichte neben dem Neuen Rathaus in Hannover. Benannt ist das Museum nach August Kestner (1777-1853). Um Verwechselungen mit der ebenfalls in Hannover beheimateten Kestnergesellschaft zu vermeiden, bekam das zuvor Kestner-Museum genannte Haus im Dezember 2007 den heutigen Namen.

Inhaltsverzeichnis

Bestände

Im Inneren des Museums verbirgt sich ein Bau im Neorenaissance-Stil

Das Museum präsentiert in der „Ägyptischen Sammlung“ altägyptische Kunst vom 4. Jahrtausend v. Chr. bis in die römisch-christliche Zeit. Dazu gehören Reliefs, Skulpturen, Stelen, Amulette, Papyri, Mumien. Ein Schwerpunkt sind dabei Werke der Amarna-Kunst.

Die „Antiken-Sammlung“ bietet Gegenstände des griechisch-römischen Mittelmeergebietes und des Vorderen Orient aus der Zeit von 1500 v. Chr. bis 500 n. Chr. Dazu gehören figürliche Statuetten aus Bronze und Terrakotta sowie Alltagsgegenstände. Die Bestände an griechischen Vasen und etruskischer Kunst besitzen Weltrang. Eine Münzsammlung mit Prägungen aus dem antiken Griechenland (u.a. aus Olympia), der Römischen Republik, des deutschen Mittelalters umfasst 2500 Jahre Geldgeschichte.

Ein weiterer Schwerpunkt des Bestandes ist europäische Angewandte Kunst und Design, wie mittelalterliche Handschriften, Textilien, Bronze-, Elfenbein- und Email-Arbeiten. In den letzten Jahren werden regelmäßig Beispiele von aktuellem Produktdesign präsentiert.

Aktivitäten

Das Museum August Kestner bietet unter anderem folgende Aktivitäten an:

  • Führungen in Fremdsprachen (englisch, französisch, italienisch) und für Hörgeschädigte
  • Workshops für Kinder und Schüler
  • Kindergeburtstage und Entdeckerpartys mit Schminken sowie Kleiden wie im Alten Ägypten
  • Museumfeste, wie „Lange Nacht der Museen“, Kinderfest
  • Intermezzo-Ausstellungen (hier wird Sammlern, Studierenden oder auch museumsnahen Vereinigungen die Möglichkeit gegeben, Teile ihrer Sammlungen oder auch Ergebnisse ihrer Arbeiten einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen)

Geschichte

Gründer

Einen wesentlicher Teil des Gründungsbestandes des Museums trug der hannoversche Diplomat August Kestner zusammen. Er war Gesandter beim Heiligen Stuhl in Rom und lebte dort von 1818 bis zu seinem Tode 1853. Als Kunstliebhaber sammelte er ägyptische sowie griechisch-römische Kleinkunst und Münzen. Nach seinem Tod erhielt sein Neffe Hermann Kestner die Sammlung mit der Auflage vermacht, den Kunstschatz der Stadt Hannover zu übergeben. Ergänzend trug der hannoversche Schulsenator und Industrielle Friedrich Culemann einen weiteren Teil zum Fundus des Museums bei.

Entstehung

Plan von 1894
Unterschrift von Carl Schuchhardt als Direktor des Kestner-Museums am 1. Juni 1906

Zur Gründung des Museums trugen im 19. Jahrhundert kunstinteressierte Bürger in Hannover bei. Es wurde 1889 eingeweiht und hatte zu dieser Zeit eine Fassade im Stil der Neorenaissance, die sich heute unter einer modernen Fassade verbirgt. Bereits zur Eröffnung besaß es umfangreiche Kunstschätze des Alten Ägyptens, der Antike und des Mittelalters. Erster Direktor war Carl Schuchhardt, der aber 1908 als Direktor der Vorgeschichtlichen Abteilung an das Völkerkundemuseum in Berlin wechselte.

Das alte Museumsgebäude besteht heute nicht mehr in seiner ursprünglichen Form, da es durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört wurde. 1958-1961 erfolgte ein architektonisch interessanter Wiederaufbau unter der Leitung von Irmgard Woldering. Dabei wurden die Gebäudereste von einem Neubau in Form eines Betonwürfels überformt, welcher heute unter Denkmalschutz steht. Er enthält 5.000 kleine Fenster. 1979 gründete sich ein „Freundes- und Förderkreis Antike & Gegenwart“, der das Museum unterstützt.

Das Kestner-Museum ist das älteste städtische Museum der Landeshauptstadt. Heute zählt es zu den wichtigsten Museen der angewandten Kunst in Deutschland. Seit 1999 wird es von dem Kunsthistoriker Wolfgang Schepers geleitet. Um das „Museum an die Gegenwart heranzuführen“ (Schepers), wurde dem Produktdesign in den letzten Jahren verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet. Dies zeigt sich in großen Designausstellungen wie „Das Jahrhundert des Design“ (2000) oder „Setz dich - Sit down“ (2003). Zudem wurde eine „Intermezzo“-Reihe ins Leben gerufen, die Sammlern oder auch Studierenden der Fachhochschule Hannover, Studiengang „Design und Medien“, Raum für eigene Präsentationen gibt.


Direktoren

  • 1888 bis 1908: Carl Schuchhardt, Klassischer Archäologe, Prähistoriker
  • 1908 bis 1912: Wilhelm Behncke, Kunsthistoriker
  • 1912 bis 1920: Albert Gideon Brinckmann Kunsthistoriker
  • 1920 bis 1937: Carl Küthmann, Ägyptologe
  • 1938 bis 1945: Ferdinand Stuttmann, Kunsthistoriker
  • 1945 bis 1951: Carl Küthmann, Ägyptologe
  • 1952 bis 1955: Alfred Hentzen, Kunsthistoriker
  • 1955 bis 1969: Irmgard Woldering, Ägyptologin
  • 1970 bis 1981: Peter Munro, Ägyptologe
  • 1982 bis 1998: Ulrich Gehrig, Klassischer Archäologe
  • Seit 1999: Wolfgang Schepers, Kunsthistoriker

Weblinks

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