Arkanprinzip

Arkanprinzip

Das Arkanprinzip (von lateinisch arcanum – „Geheimnis“) ist der Grundsatz, Kultbräuche und Rituale nur einem Kreis von Eingeweihten zugänglich zu machen und sie vor der Öffentlichkeit geheimzuhalten.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung

Bereits in vorchristlicher Zeit existierte in Mysterienkulten eine Verpflichtung, Kultgebräuche geheim zu halten. Diese Tradition wurde vom Christentum übernommen. So wurden in der Spätantike vor Ungetauften die Taufe und das Taufbekenntnis, der Brauch des Abendmahls und das Vaterunser geheim gehalten. Es gab aber keine allgemein anerkannte Festlegung des Umfangs der Geheimhaltungspflicht, und von Strafbestimmungen für den Fall einer Übertretung ist nichts bekannt.

Arkandisziplin

Unter Arkandisziplin versteht man eine förmliche Verpflichtung des in ein religiöses Geheimnis Eingeweihten, dieses zu wahren. Der Begriff wurde in der Neuzeit geprägt. Er stammt von dem französischen reformierten Theologen Jean Daillé (Dallaeus), der in seiner Schrift De usu patrum ad ea definienda religionis capita, quae sunt hodie controversa (Genf 1656) von einer disciplina arcani schrieb, die im Christentum vor dem 4. Jahrhundert unbekannt gewesen sei. Daillé wandte sich in seiner Abhandlung gegen die katholische Tradition, die den Kirchenvätern in Fragen des Glaubens und des Kultes Autorität zubilligte. In den damaligen Auseinandersetzungen zwischen reformierten und katholischen Theologen spielte die Frage einer geheimen, nur mündlich weitergegebenen Tradition der Kirchenväter eine Rolle; Katholiken rechtfertigten die Geheimhaltung, der reformierte Gelehrte Isaac Casaubon führte sie auf den Einfluss heidnischer Mysterienkulte zurück.

Dietrich Bonhoeffer hat unter dem Eindruck der Vereinnahmung der christlichen Kirchen durch den Nationalsozialismus und der gleichzeitigen quasi-sakralen Selbstinszenierung des NS-Regimes die Wiederherstellung einer Arkandisziplin in der Kirche gefordert, "durch die die Geheimnisse des christlichen Glaubens vor Profanierung geschützt werden."[1] Die Kirche müsse für die Öffentlichkeit eine Sprache entwickeln, die "vielleicht ganz unreligiös, aber befreiend und erlösend, wie die Sprache Jesu" sei. Bis dahin werde "die Sache der Christen eine stille und verborgene sein." Es werde aber Menschen geben, "die beten und das Gerechte tun und auf Gottes Zeit warten."[2]

Der bis dahin im nichtreligiösen Kontext ungebräuchliche Ausdruck „Arkandisziplin“ wurde erstmals 1962 von Jürgen Habermas abwertend auf die Geheimhaltungspraktiken der öffentlichen Verwaltung angewandt und ist heute als polemischer Begriff in der politischen Auseinandersetzung um die Schaffung bzw. Erweiterung von Informationsfreiheitsgesetzen in Gebrauch.

Die Soziolinguistik erforscht die sogenannten Arkansprachen.[3]

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. D. Bonhoeffer, DBW 8,415
  2. ebd., 436; vgl. umfassend: Andreas Pangritz: Dietrich Bonhoeffers Forderung einer Arkandisziplin - eine unerledigte Anfrage an Kirche und Theologie, Pahl-Rugenstein, Köln 1988, ISBN 3891440294.
  3. Sprachen im Geheimendiepresse.com, 13.November 2010, abgerufen am 16. November 2010

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