Moxen

Moxen
Moxa-Zigarre und Moxa-Hütchen

Moxibustion, auch Moxa-Therapie oder kurz Moxen, bezeichnet den Vorgang der Erwärmung von speziellen Punkten, wie sie in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) beschrieben werden. Moxibustion wird dort bei entsprechender Indikation als der Akupunktur gleichrangige Therapie geachtet. Der in westlichen Publikation oft als Akupunktur verkürzt übersetzte Oberbegriff zhēn jiǔ (針灸) umfasst neben der Nadel (zhēn 針) auch die Moxa (jiǔ 灸) und bedeutet soviel wie "Nadeln und Brennen". Das westliche Wort Moxibustion setzt sich aus mogusa (jap.) Brennkraut und dem Nomen combustio (lat.) Verbrennen zusammen. Die Wirksamkeit der Moxa-Therapie ist derzeit Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.[1]

Beim Moxen werden kleine Mengen von getrockneten, feinen Beifußfasern auf oder über Moxibustionspunkten abgebrannt. Der Beifuß (Artemisia vulgaris L., in Ostasien nutzt man auch andere Varianten) ist in Ost und West seit alters her eine Heil- und Gewürzpflanze. Die Blätter der Pflanze werden getrocknet, gereinigt, zerrieben und zu einer Watte aufbereitet. Der traditionellen chinesischen Medizin zufolge wirkt die Hitzeeinwirkung der verglimmenden Moxa auf das Meridiansystem ein.

In Europa wurde die Moxa im 17. Jahrhundert durch ein Buch des batavischen Pfarrers Hermann Buschoff bekannt. [2] [3] Engelbert Kaempfer veröffentlichte in seinem Werk Amoenitates Exoticae (1712) einen Aufsatz mit einem japanischen Spiegel der Moxibustionspunkte (Kyūsho kagami), der 60 Behandlungspunkte aufführt.[4] Die im 17. Jahrhundert besonders in Mitteleuropa heftig diskutierte Therapie wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts zeitweilig weniger beachtet.[5]

Kaempfers Wiedergabe eines japanischen Moxaspiegels

Inhaltsverzeichnis

Formen der Anwendung

Es gibt verschiedene Methoden der Moxa-Anwendung:

  • Moxibustion mit Beifußkegeln: Der Therapeut legt Ingwerscheiben auf die Akupunkturpunkte und entzündet auf diesen kleine Kegel aus getrocknetem Beifußkraut, welche ganz langsam abbrennen. Sobald der Patient ein Hitzegefühl im Akupunkturpunkt spürt, wird der Kegel zum nächsten Akupunkturpunkt geschoben. Jeder Punkt wird mehrmals erhitzt, bis die Haut deutlich gerötet ist. Das wird "indirekte Moxibustion" genannt. In China und Japan setzte und setzt man teils noch heute den Kegel direkt auf die Haut ("direkte Moxibustion"). Die dabei entstehenden Brandblasen sind beabsichtigt und Teil der Therapie.
  • Moxazigarre: Der Therapeut entzündet eine Moxazigarre (in dünnes Papier gerollte Stangen aus Beifußpulver) und nähert die glühende Spitze dem Akupunkturpunkt auf ungefähr einen halben Zentimeter, bis der Patient ein deutliches Hitzegefühl spürt. Dann entfernt er sie wieder kurz, nähert sich und wiederholt dies an insgesamt verschiedenen Punkten, bis die Haut an den Stellen deutlich gerötet ist.
  • Nadel-Moxa: Mit speziellen Nadeln leitet der Therapeut die Hitze des verglühenden Beifußpulvers direkt ins Gewebe.
  • Moxa-Pflaster: Pflaster, deren klebende Seite mit Heilkräutern beschichtet ist. Diese Heilkräuter erzeugen eine Wärmereaktion. Diese Pflaster werden an den Akupunkturpunkten aufgeklebt.

Wirkung

Das Moxakraut Beifuß enthält unter anderem ätherische Öle, darunter Cineol und Thujaöl, außerdem Cholin, Harze und Tannin. Nach der Lehre der TCM wirkt Moxa nach dem gleichen Prinzip wie die Akupunktur. Sie soll also den Energiefluss anregen und gegen so genannte "kalte" Zustände wirken.

Eine von westlichen Anwendern aufgestellte Theorie besagt, dass durch die Hitze die Nervenenden in der Haut stimuliert werden, was die Hirnanhangsdrüse und die Nebennieren anrege, Hormone auszuschütten.

Indikationen und Kontraindikationen

Die Hauptanwendungsgebiete der Moxa-Therapie sind aus Sicht ihrer Befürworter Schwäche nach chronischen Erkrankungen und Erkrankungen der Atemwege wie chronische Bronchitis und Asthma. Moxa dürfe nicht im Gesicht, am Kopf oder in der Nähe von Schleimhäuten angewendet werden. Auch bei Fieber, akuten Entzündungen, während der Menstruation, Schlaflosigkeit sollte diese Technik nicht eingesetzt werden. In der Schwangerschaft wird die Moxibustion des Zhiyin-Punktes bei Beckenendlage eingesetzt um das Drehen des Kindes in Schädellage zu bewirken.

In der TCM wird die Moxa-Therapie nicht nur zur angestrebten Heilung angewendet, sondern auch zur Vorbeugung von Krankheiten. So besagt ein Sprichwort, dass keine weite Reise unternommen werden soll, ohne vorher das Qi, die Lebensenergie, durch Moxa angeregt zu haben.

Risiken

Als Folge von moxibustionsbedingten Hautverbrennungen [6][7][8], bleiben häufig Narben zurück weshalb manche Anwender präventiv ein Stück Ingwerwurzel oder Knoblauch auf die Haut unter die Moxa legen[9][10][11]. Entsprechende Narben können bei Kindern mit den Folgen einer Misshandlung verwechselt werden [12][13][14], beispielsweise einer Verbrennung durch Zigaretten [15].

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. Coyle ME et al.: Cephalic version by moxibustion for breech presentation, Cochrane Library
  2. [Wolfgang Michel: Hermann Buschof - Das genau untersuchte und auserfundene Podagra, Vermittelst selbst sicher=eigenen Genäsung und erlösenden Huelff=Mittels. Haug Verlag, Heidelberg 1993. 148pp.]
  3. Hermann Buschoff: The gout, more narrowly searcht, and found out; together with the certain cure thereof. London 1676. W Michel,ed. Fukuoka, March 2003
  4. [https://qir.kyushu-u.ac.jp/dspace/bitstream/2324/2999/1/018_EKMoxaspiegel.pdf W Michel: Engelbert Kaempfers merkwürdiger Moxa-Spiegel - wiederholte Lektüre eines deutschen Reisewerks der Barockzeit. Dokufutsu Bungaku Kenkyû, No. 33 (1983), pp. 185-238
  5. W. Michel: Far Eastern Medicine in Seventeenth and Early Eighteenth Century Germany
  6. David Fisman: Unusual skin findings in a patient with liver disease, CMAJ. 11. Juni 2002; 166(12) S. 1567
  7. Chau N., Moxibustion burns, J Hosp Med. November 2006;1(6):367
  8. Condé-Salazar L, González MA, Guimarens D, Fuente C., Burns due to moxibustion. Contact Dermatitis. 1991 Nov;25(5):332-3. PMID: 1809540
  9. Lock, Margaret M. 1978: Scars of Experience: The Art of Moxibustion in Japanese Medicine and Society. Culture, Medicine and Psychiatry 2:151-175
  10. Feldman, Kenneth 1984 : Pseudoabusive Burns in Asian Refugees. American Journal of Diseases of Children 138: 768-769
  11. Canino, Ian A. & Spurlock, Jeanne 1994: Culturally Diverse Children and Adolescents. Assessment, Diagnosis, and Treatment. Guilford Press, New York, NY
  12. Herrmann B, Medizinische Diagnostik bei körperlicher KindesmisshandlungKINDER- UND JUGENDARZT 36. Jg. (2005) Nr. 2
  13. Look KM, Look RM., Skin scraping, cupping, and moxibustion that may mimic physical abuse, J Forensic Sci. 1997 Jan;42(1):103-5. PMID: 8988581
  14. Wong HC, Wong JK, Wong NY., Signs of physical abuse or evidence of moxibustion, cupping or coining? CMAJ. 1999 Mar 23;160(6):785-6. PMID: 10189420
  15. Feldman, Kenneth, 1984 : Pseudoabusive Burns in Asian Refugees. American Journal of Diseases of Children 138: 768-769
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