Moussa Dadis Camara

Moussa Dadis Camara
Moussa Dadis Camara im August 2009. An seinem Barett trägt er ein Abzeichen ähnlich der 1957er Version des Fallschirmschützenabzeichens deutscher Fallschirmjäger

Moussa Dadis Camara (* 1964 in Kouré, Präfektur Lola) war Hauptmann[1][2] in der Armee Guineas und war vom 24. Dezember 2008 bis zum 3. Dezember 2009 de facto Präsident des Landes.

Nach dem Tod des bisherigen Präsidenten Lansana Conté am 22. Dezember 2008 gab Camara bekannt, dass er in seiner Eigenschaft als Chef einer Gruppe von 26 Militärs und sechs Zivilisten, die sich „Nationalrat für Demokratie und Entwicklung“ (Conseil National de la Démocratie et du Développement, CNDD) nannten, vorläufig die Macht in Guinea übernommen habe. Infolge eines Attentates am 3. Dezember 2009 setzte er sich noch am selben Tag schwer verletzt nach Marokko ab.

Lebenslauf

Die Grundschule und das Gymnasium hat Camara in Nzérékoré besucht. Nach seinem Abitur 1986 studierte er an der Universität Gamal Abdel Nasser in Conakry und bekam dort seinen Master im Bereich Finanzwirtschaft. Beim Eintritt in die Armee 1990 erhielt Camara den Dienstgrad eines Korporals. Zuerst diente er bei den Straßenbaupionieren in Conakry (Kaserne Sangoyah), wurde aber kurz danach zum Leiter der Treibstoffabteilung der Armee ernannt. Zwischen 1996 und 2005 verbrachte er insgesamt 4 Jahre in Deutschland und wurde unter anderem an der Bundeswehr-Offiziersschule Dresden sowie der Nachschubschule in Bremen ausgebildet.[3] Nach eigenen Angaben absolvierte er den Fallschirmspringerlehrgang der Bundeswehr, er trägt regelmäßig das Barettabzeichen der deutschen Fallschirmjägertruppe.[4] Nach seiner Heimkehr wurde er im Verteidigungsministerium zum Leiter der Treibstoffdienste der Streitkräfte ernannt.

Camara war einer der Hauptanführer des Putsches von Weihnachten 2008. Da Camara bei der Planung und Durchführung zur Geheimhaltung regelmäßig Deutsch sprach[4] und mit vermeintlich „deutscher Gründlichkeit“ potenzielle Gegner wie Contès Sohn Ousmane sowie den Marinechef und hochrangige Polizisten verhaften ließ, wurde der Putsch auch „le putsch allemand“ (deutscher Putsch) genannt.[5][6]

Camara ist im Gegensatz zur Mehrheit der Bevölkerung Guineas Christ. Er gehört der Volksgruppe der Guérzé an und entstammt somit keiner der drei großen Ethnien Mandinka, Peul oder Susu, die zumeist in Guinea um die Macht rivalisieren. Er ist verheiratet, hat sechs Kinder[7] und spricht fünf Sprachen: Kpèlé, Susu, Malinké, Französisch und Deutsch.[8]

Camara versprach freie Wahlen für Ende Dezember 2010, regierte das Land aber zunehmend autoritär. Im September 2009 kam es zu Unruhen, die blutig niedergeschlagen wurden. Außenpolitisch näherte sich Camara mit seiner Regierung der VR China an.[9]

Am 3. Dezember 2009 wurde Camara bei einem Feuergefecht schwer verletzt und zur Behandlung nach Marokko ausgeflogen.[10][11] Offenbar wurde er vom Chef der eigenen Präsidialgarde, Aboubacar Toumba Diakité, während eines Streites angeschossen. Camara hatte zunächst angekündigt, nicht zur Präsidentschaftswahl 2010 anzutreten, überlegte es sich dann aber anders, was Unmut bei der zivilen Opposition hervorrief. Des Weiteren wollte er die Verträge über den Abbau von Bauxit, Guineas wichtigstem Rohstoff, mit den Förderländern zu günstigeren Bedingungen für sein Land neu verhandeln. Dies wird als Grund gesehen, warum Vertreter der Militärjunta Frankreich vorwarfen, in das Attentat auf Camara verwickelt zu sein. Camaras Stellvertreter Sékouba Konaté übernahm die Amtsgeschäfte und leitete die Rückkehr Guineas zur Demokratie ein. Camara stimmte der Ernennung des Oppositionspolitikers Jean-Marie Doré zum Premierminister einer Übergangsregierung zu und erklärte, seinen Genesungsprozess außerhalb von Guinea fortzusetzen.[12]

Einzelnachweise

  1. L' Occidental, 5. Dezember 2009: „Moussa Dadis Camara hospitalisé au Maroc en état difficile“
  2. Guinea Oye, 21. Dezember 2009: „Col. Keita: Camara Still Recovering and “Festivities” Planned for Coup Anniversary“
  3. Focus, 30. September 2009: „Guineas Juntachef von Bundeswehr ausgebildet“
  4. a b Die Welt, 20. September 2009: „Bundeswehr bildete brutalen Junta Chef aus“
  5. tagesschau.de: „Oberst Camara – der 'deutsche' Putschist“ (nicht mehr online verfügbar)
  6. Berliner Zeitung, 1. Oktober 2009: „Der deutsche Putschist“
  7. Privater Weblog, 25. Dezember 2008: „Le Président autoproclamé de Guinée, un diplômé de l'université de Conakry“
  8. Guineenews, 26. Dezember 2008: „Qui est Moussa Dadis Camara, le nouveau président de la Guinée?“
  9. Der Abtrünnige, in: german-foreign-policy.com, 11. November 2009.
  10. taz, 4. Dezember 2009: „Juntachef bei Attentat schwer verletzt“
  11. BBC, 4. Dezember 2009: „Shot Guinea strongman Camara 'flies to Morocco'“
  12. die tageszeitung: Zivilist wird Premierminister, 20. Januar 2010.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Moussa dadis camara — Pour les articles homonymes, voir Camara. Moussa Dadis Camara …   Wikipédia en Français

  • Moussa Dadis Camara — President of Guinea In office 24 December 2008 – 3 December 2009 Prime Minister Kabiné Komara …   Wikipedia

  • Moussa Dadis Camara — 5.to Presidente de Guinea 24 de diciembre de 2008 – 3 de diciembre de 2009 …   Wikipedia Español

  • Moussa Dadis Camara — Pour les articles homonymes, voir Camara. Moussa Dadis Camara Moussa Dadis Camara, en août 2009 …   Wikipédia en Français

  • Camara — oder Câmara ist der Familienname folgender Personen: Abdelaziz Camara, französischer Fußballspieler Abdoulaye Camara, malischer Fußballspieler Aboubacar M Baye Camara, guineischer Fußballspieler Alcar Camara, senegalesischer Fußballspieler… …   Deutsch Wikipedia

  • Moussa Camara — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Moussa Dadis Camara, président de la République de Guinée Moussa Camara, footballeur malien Catégorie : Homonymie …   Wikipédia en Français

  • Camara — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Sommaire 1 Patronymes 2 Plante 3 Entrepris …   Wikipédia en Français

  • 2009 en Guinée — 2007 en Guinée 2008 en Guinée 2009 en Guinée 2010 en Guinée 2011 en Guinée 2007 par pays en Afrique 2008 par pays en Afrique 2009 par pays en Afrique 2010 par pays en Afrique 2011 par pays en Afrique] Années : 2006 2007 2008  2009  …   Wikipédia en Français

  • Conseil national pour la démocratie et le développement — Pour les articles homonymes, voir CNDD. Le Conseil national pour la démocratie et le développement (CNDD) est le nom officiel de la junte militaire au pouvoir en Guinée du 23 décembre 2008 jusqu à la mise en place d un gouvernement… …   Wikipédia en Français

  • Guinée — 7°32′17″N 8°29′50″O / 7.53806, 8.49722 …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”