Moshe Teitelbaum

Moshe Teitelbaum
Moshe Teitelbaum

Rabbi Moshe (Moses) Teitelbaum (* 1. November 1914 in Sighetu Marmației, Österreich-Ungarn, heute Rumänien; † 24. April 2006 in New York City) war als Rabbiner das geistliche Oberhaupt der ultraorthodoxen jüdischen Gemeinschaft der Satmar Chassidim.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rabbi Moshe Teitelbaum wurde 1914 geboren. Er verlor beide Eltern im Alter von 11 Jahren und wuchs bei seinem Großvater und bei seinem Onkel Rabbi Joel Teitelbaum auf. 1944 wurde er mit seiner Familie in das KZ Auschwitz deportiert, wo seine erste Frau Leah und ihre drei Kinder ermordet wurden. Er selbst wurde in das KZ Theresienstadt verlegt, wo er 1945 die Befreiung erlebte. Mit seiner zweiten Frau Pessel Leah emigrierte er in die USA. Dort leitete er den Wiederaufbau der Sigheter Gemeinde in Boro Park, an deren Spitze er stand, bis er nach dem Tod seines Onkels zum Satmar Rebben ernannt wurde.

Seit 1980 stand er an der Spitze der ursprünglich aus Ungarn stammenden Satmar-Gemeinde. Der größte Teil der Gemeinde lebt im New Yorker Stadtteil Williamsburg, in einer eigenen Kleinstadt namens Kiryas Joel, weiters in Monsey, in Boro Park und Gemeinden in Israel, Europa und Argentinien.

Nachfolge

In den letzten Jahren war Rabbi Moshe Teitelbaum Oberhaupt einer zunehmend gespaltenen Bewegung. Der Konflikt trat zutage, als er 1999 seinen drittältesten Sohn Salman Lejb zum Oberrabbiner der zentralen Satmar Gemeinde in Williamsburg ernannte, was von manchen als Hinweis gedeutet wurde, dass er für die Nachfolge seines Vaters auserkoren war, und nicht Aron, der als ältester Sohn bis dahin als aussichtsreichster Kandidat gegolten hatte. Seit damals gab es wiederholt öffentliche und zum Teil gewalttätige Konfrontationen zwischen den beiden Brüdern und ihren Anhängern. Außerdem sind mehrere Gerichtsverfahren um die Macht in der Bewegung anhängig, die unter anderem gemeindeeigene Immobilien betreffen, deren Wert auf rund 500 Mio. Dollar geschätzt wird.

Rabbi Moshe Teitelbaum hinterließ vier Söhne und zwei Töchter (eine dritte Tochter verstarb Anfang der 1990er Jahre).

Ideologie

Satmar betont die geistige und soziale Isolation von der nicht-orthodoxen Gesellschaft und Kultur und lehnt den Zionismus in jeder Form vehement ab. Grundlegendes Argument ist dabei die Talmudtraktat Ketubot 111a vorgebrachte Lehre von den „Drei Schwüren“, die König Salomon im Hohelied den „Töchtern Zions“ (d.h. dem jüdischen Volk) auferlegte. Der Talmud erklärt dies dahingehend, dass das jüdische Volk nicht als Gruppe unter Anwendung von Macht und Gewalt ins Heilige Land ziehen, nicht gegen die Regierungen ihrer Gastländer rebellieren und nicht durch ihre Sünden das Kommen des Messias verzögern darf. In seinem 1958 erschienenen VaJoel Mosche legt Rabbi Joel Teitelbaum seine Meinung dar, dass der Zionismus die „Drei Schwüre“ verletze. Nur der von Gott gesandte Messias könne eine neue jüdische Regierung im Heiligen Land bringen, und jede Initiative seitens der Menschen, dies durch die Neugründung Israels vorwegzunehmen, sei eine Sünde und von großer Gefahr für alle Beteiligten. Daher warnte Rabbi Joel Teitelbaum eindringlich vor jeglichem Kontakt mit dem Staat Israel und seinen Vertretern und forderte unter anderem dazu auf, israelische Wahlen zu boykottieren. Er ging so weit, den Besuch der Westmauer am Jerusalemer Tempelberg abzulehnen, weil sie durch die israelische Armee befreit wurde. Er sah in seiner Ablehnung des Zionismus einen Beitrag, um jüdisches Leben zu schützen und Blutvergießen zu vermeiden, und einen Ausdruck wahrer Liebe zum Land Israel, das er selbst mehrmals besuchte, und in dem große Gemeinden seiner Anhänger leben. Seine Schlussfolgerungen aus der Ablehnung des Zionismus wurden dennoch von großen Teilen der jüdischen Orthodoxie nicht geteilt.

Quellen

  • Jüdisches Wochenblatt (Wien), Nr. 69 (1. Juni 2006), S. 8-9: Ron Atzmon: Die Satmar Gemeinde. Aus Anlass des Ablebens von Rabbi Moshe Teitelbaum sel. A.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Moshe Teitelbaum — may refer to: Moshe Teitelbaum (Ujhel) (1759 1841) a Hasidic Rebbe. Moshe Teitelbaum (Satmar) (1914 2006) a Hasidic Rebbe. This disambiguation page lists articles associated with the same title. If an …   Wikipedia

  • Moshe Teitelbaum (Satmar) — This article is about the previous Satmar Rebbe. For the 18th Century rabbi from Sátoraljaújhely, see Moshe Teitelbaum (Ujhel) Moshe Teitelbaum Born November 1, 1914( …   Wikipedia

  • Moshe Teitelbaum (Ujhel) — Not to be confused with Moshe Teitelbaum (Satmar). A Jewish amulet, consisting of various Divine Names, attributed to the Yismach Moshe Rabbi Moshe Teitelbaum (1759 16 July 1841) (Hebrew: משה טייטלבוים), also known as the Yismach Moshe, was the… …   Wikipedia

  • TEITELBAUM — TEITELBAUM, family of rabbis and dynasty of ẓaddikim in Hungary and Galicia. Its founder, MOSES BEN ẒEVI OF UJHELY (satoraljaujhely in Hungary; 1759–1841), was born in przemysl , Galicia. A pupil of (the Seer) of Lublin, he first served as rabbi… …   Encyclopedia of Judaism

  • Teitelbaum — ist ein jüdischer Familienname. Teitelbaum ist eine altdeutsche Variante von Dattelbaum, heute Dattelpalme. Namensträger sind u. a.: Alfred Teitelbaum (1901–1983), ein polnischer Mathematiker und Logiker Moshe Teitelbaum (1759 1841) (auch:… …   Deutsch Wikipedia

  • Teitelbaum — (טײטלבױם teytlboym ) is a Jewish surname, which may refer to:* Aaron Teitelbaum (b. 1948) * Chananyah Yom Tov Lipa Teitelbaum * Chaim Tzvi Teitelbaum (1880–1926), the Sigheter Rebbe, author of Atzei Chaim * Joel Teitelbaum (Yoel Teitelbaum)… …   Wikipedia

  • Moshe Leib Rabinovich — Munkacser Rebbe Term 1961 – present Full name Moshe Yehuda Leib Rabinovich …   Wikipedia

  • Moses Teitelbaum — Moshe Teitelbaum Rabbi Moshe (Moses) Teitelbaum (* 1. November 1914 in Sighetu Marmaţiei, Österreich Ungarn, heute Rumänien; † 24. April 2006 in New York City) war als Rabbiner das geistliche Oberhaupt der orthodoxen jüdischen Gruppierung der… …   Deutsch Wikipedia

  • Moshe Sacks — Rabbi Moshe Sacks, also known as the Matnas Moshe , is a prominent rabbi belonging to the Satmar Hasidic movement. He is a dayan and posek affiliated with the Edah HaChareidis rabbinical council of Jerusalem, and spiritual leader of the Bnos… …   Wikipedia

  • Teitelbaum, Moses — (1759 1841)    Galician Hasidic leader. He was born in Przemysl and served as a rabbi at Sieniawa and Ujhely. He was among the first to spread Hasidism in the northern and central districts of Hungary, and became known as a wonder working tzaddik …   Dictionary of Jewish Biography

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”