Mosgortrans

Mosgortrans

Mosgortrans (russisch Мосгортранс) ist ein staatliches russisches Verkehrsunternehmen, das einen Großteil des öffentlichen Personennahverkehr in Moskau betreibt. Der seit 1958 als Unternehmen organisierte Betrieb wickelt in der russischen Hauptstadt den gesamten Straßenbahn-, Stadtbus- und Trolleybusbetrieb ab. Nicht von Mosgortrans betrieben werden dagegen die Metro, welche ein eigenständiges Verkehrsunternehmen ist, und das innerstädtische Eisenbahnnetz, das den Russischen Eisenbahnen gehört.

Mosgortrans-Busse aus russischer Produktion an einem Busbahnhof in Moskau

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mosgortrans wurde am 31. Juli 1958 auf Beschluss der Stadtverwaltung Moskaus gebildet. Die neu gegründete Organisation, deren Bezeichnung ursprünglich Verwaltung des öffentlichen Verkehrs Moskaus (Управление пассажирского транспорта Москвы) lautete, ersetzte damit zwei bis dahin getrennte Organisationen, die für den Omnibusverkehr einerseits und den Trolleybus- und Straßenbahnverkehr andererseits verantwortlich waren. Mit dieser Neugründung entstand der größte städtische Verkehrsbetrieb der damaligen Sowjetunion. Im Jahre 1960 beförderten die von Mosgortrans verwalteten Verkehrsmittel insgesamt 2,669 Milliarden Fahrgäste; der Fahrzeugpark bestand aus 1776 Straßenbahnwagen, 1360 Trolleybusen und 2665 Autobussen, aufgeteilt auf 11 Busbetriebshöfe und acht Straßenbahndepots.

Drehkreuz für die Fahrscheinkontrolle in einer Moskauer Straßenbahn

In den 1990er-Jahren geriet Mosgortrans im Zuge des wirtschaftlichen Niedergangs nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in eine ernsthafte finanzielle Krise, die es unmöglich machte, die Qualität der Fahrgastbeförderung auf befriedigendem Niveau zu halten. In dieser Zeit wurden nur wenige neue Fahrzeuge beschafft, was zu einer erheblichen Veraltung des Fuhrparks und erhöhter Störanfälligkeit des oberirdischen Moskauer ÖPNV führte. Erst ab Ende der 90er konnten die finanziellen Probleme teilweise gelöst werden. So konnten die bis dahin durch zahlreiche Schwarzfahrer entgangenen Einnahmen durch die Anfang der 2000er-Jahre durchgeführte Installation von Drehkreuzen an den Eingangstüren der Busse, Obusse und Straßenbahnen wieder gesichert werden, was eine teilweise Erneuerung des Fahrzeugparks möglich machte. Allerdings geriet Mosgortrans im Zusammenhang mit der Installation der Drehkreuze auch mehrfach in die öffentliche Kritik, da dies gerade auf stark beanspruchten Linien zu erheblichen Verzögerungen des Fahrgastwechsels führt.

Gegenwärtige Daten

Ein typisches Moskauer Haltestellenschild; die Zahlen zeigen hierbei für jede Linie die planmäßigen Taktzeiten in Minuten an Wochentagen bzw. Wochenenden an

Nach dem Stand von Ende 2006 ist Mosgortrans das größte städtische Nahverkehrsunternehmen Russlands und befördert jährlich rund 4,2 Milliarden Fahrgäste, was rund 47 Prozent des gesamten städtischen Aufkommens entspricht. Täglich sind bis zu 5800 Fahrzeuge im Einsatz. Der Fahrzeugpark ist auf insgesamt 17 Busbetriebshöfe, sieben Trolleybusbetriebshöfe, einen kombinierten Betriebshof für Auto- und O-Busse sowie fünf Straßenbahndepots aufgeteilt.

Für die Beförderung mit Bussen, O-Bussen und Straßenbahnen werden einheitliche Fahrscheine verkauft. Der Fahrpreis für eine Einzelfahrt beträgt mit dem Stand von 2010 24 Rubel (umgerechnet etwa 0,65 EUR), was geringfügig billiger ist als ein Einzelfahrschein für die Metro (26 Rubel). Darüber hinaus werden Mehrfahrtentickets für 5, 10, 20 oder 60 Fahrten angeboten. Eine Besonderheit ist hierbei, dass der Erwerb eines Fahrscheins beim Fahrer zwar möglich ist, jedoch mit 28 Rubeln pro Einzelfahrt deutlich teurer zu Buche schlägt als der Kauf an einem der speziellen Kioske, die es aber nicht an jeder Haltestelle gibt. Diese Preispolitik wird von der Moskauer Stadtverwaltung entgegen mehrfacher Kritik damit begründet, dass der Ticketverkauf durch Bus- bzw. Straßenbahnfahrer eine Ausnahme bleiben solle, da er den Fahrgastwechsel an Haltestellen verzögere.

Verkehrsmittel

Omnibusse

Der Omnibusverkehr besteht in der russischen Hauptstadt seit 1907 und stellt heute mit über 530 Linien das bedeutendste oberirdische öffentliche Verkehrsmittel dar. Das Haupteinsatzgebiet der Autobusse sind die Außenbezirke, wo sie meistens als Hauptzubringer der Metro dienen. Der Fahrplantakt liegt, je nach Uhrzeit und Auslastung der Linie, zwischen fünf und 25 Minuten; einige wenige Linien verkehren nur zu bestimmten Zeiten, die in diesem Fall durch einen Fahrplan an Haltestellen ausgewiesen werden. Der Fuhrpark besteht größtenteils aus Einzel-, seltener auch Gelenkdoppelwagen der russischen LiAZ-Werke aus den 1990er- und 2000er-Jahren, aber auch aus Ikarus-Gelenkbussen aus den 80er- und frühen 90er-Jahren. In den letzten Jahren kommen zunehmend auch Niederflurbusse zum Einsatz.

Trolleybus der SiU-9-Baureihe
Niederflur-Trolleybus

Trolleybusse

Das Moskauer Trolleybusnetz besteht seit 1933 mit dem LK-1 und ist mit gegenwärtig 85 Linien das weltweit größte seiner Art. Im Gegensatz zu Autobussen verkehren Moskauer Trolleybusse vorwiegend im Stadtzentrum sowie auf größeren Ausfallstraßen. Da die Einrichtung neuer Trolleybusstrecken aufgrund der nötigen Fahrleitungsverlegung wesentlich aufwändiger ist als Einführung neuer Buslinien, gilt die zukünftige Entwicklung des Moskauer Trolleybusnetzes, insbesondere im Hinblick auf die aktuelle Überlastung der Moskauer Straßen, als ungewiss. Für einige Strecken gibt es bereits Stilllegungspläne.

Die Trolleybusse für Moskau werden von den Trolsa-Werken in der Wolga-Stadt Engels hergestellt. Gegenwärtig ist bei Mosgortrans eine recht breite Palette verschiedener Modelle im Einsatz, die vom 1972 entwickelten und bei den ex-sowjetischen Trolleybusbetrieben immer noch weit verbreiteten Modell SiU-9 bis hin zu unlängst entwickelten Niederflurtypen reicht.

Sowohl Auto- als auch Trolleybuslinien von Mosgortrans sind ein- bis zweistellig nummeriert, etliche Buslinien auch dreistellig. Dabei kann eine Bus- und eine Trolleybuslinie durchaus auch eine identische Nummer aufweisen, was für einen auswärtigen Stadtbesucher verwirrend sein könnte. Eine Besonderheit stellt die Trolleybus-Ringlinie Б (der kyrillische Buchstabe „B“), die auf dem Gartenring verkehrt.

Straßenbahnen

Hauptartikel: Straßenbahn Moskau

Straßenbahndepot Krasnopresnenskoje

Die elektrische Straßenbahn existiert in Moskau seit 1899 und ist damit das älteste öffentliche Verkehrsmittel der Stadt. Im Jahre 2007 bestand das Netz aus 37 Linien auf insgesamt etwas über 200 Kilometer Gleisen. Zum Einsatz kommen sowohl Einzel- als auch Doppeltraktionen der Wagenmodelle Tatra T3, KTM-8 und KTM-19. Im Laufe der letzten Jahrzehnte verlor die Moskauer Straßenbahn unter allen Verkehrsmitteln der Stadt kontinuierlich an Bedeutung; fast alle Strecken im historischen Stadtzentrum sind inzwischen stillgelegt und teilweise durch Bus- oder Trolleybuslinien ersetzt worden. Auch mehrere Strecken an wichtigen Ausfallstraßen wurden in jüngster Vergangenheit ganz oder teilweise abgebaut, um zusätzlichen Platz für den immer weiter zunehmenden Autoverkehr zu schaffen. Während „traditionelle“ Straßenbahnstrecken permanent von Stilllegung bedroht sind, existieren in jüngster Zeit Pläne für einige Schnellstraßenbahnlinien nach dem Vorbild einer Stadtbahn. Diese sollen in bestimmten Außenbezirken den Busverkehr in seiner Funktion als Metrozubringer entlasten.

Siehe auch

Weblinks


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