Montauban

Montauban
Montauban
Wappen von Montauban
Montauban (Frankreich)
Montauban
Region Midi-Pyrénées
Département Tarn-et-Garonne (Präfektur)
Arrondissement Montauban
Kanton Hauptort von 6 Kantonen
Koordinaten 44° 1′ N, 1° 21′ O44.0172222222221.355100Koordinaten: 44° 1′ N, 1° 21′ O
Höhe 100 m (72–207 m)
Fläche 135,17 km²
Einwohner 55.974 (1. Jan. 2008)
Bevölkerungsdichte 414 Einw./km²
Postleitzahl 82000
INSEE-Code
Website http://www.montauban.com/

Die alte Brücke von Montauban

Montauban (okzitanisch: Montalban) ist eine Stadt mit 55.974 Einwohnern (Stand 1. Januar 2008) in der Landschaft Quercy im Südwesten Frankreichs und Verwaltungssitz des Départements Tarn-et-Garonne.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Stadt liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Toulouse an der Mündung des Tescou in den Tarn. Zwischen Montauban und Montech verläuft der Canal de Montech (deutsch: Montech-Kanal), über den eine schiffbare Verbindung mit dem Canal latéral à la Garonne (deutsch: Garonne-Seitenkanal) gewährleistet ist.

Geschichte

Planstadt des Mittelalters

Neben Mont-de-Marsan ist Montauban eine der ältesten Bastiden (Pflanzstadt) in Südfrankreich. Sie wurde 1144 von Alphonse Jourdain, Graf von Toulouse, gegründet. Die Einwohner ließ er vornehmlich aus dem Nachbardorf Montauriol holen, das der Abtei St. Théodard unterstand und von den Mönchen ausgepresst wurde, aber auch Leute mit krimineller Karriere werden durch das Asylversprechen, die Freiheit vor jeder Verfolgung, angezogen. Auf einem Vorsprung am Tarn zwischen dem Tescou und der Lagarrigue (jetzt getunnelter Fluss) lag Montauban in strategischer Position und wachte im äußersten Norden der Grafschaft über den Tarnübergang, gegen Franzosen und Engländer. Ein rechteckiges Straßenraster verrät die Planstadt, in der Mitte bleibt ein Quadrat frei: der Marktplatz (Place Nationale). Die großzügig erteilten Steuerprivilegien zogen schnell Leute an. Nach dem Fall der Grafschaft Languedoc-Toulouse in den Albigenserkriegen kam das Languedoc 1229 im Vertrag von Paris zu Frankreich und die Niederlegung der Stadtmauern wurde befohlen. Die Stadt litt unter den Plünderungen durch die Albigenser und unter der Inquisition. Um 1317 wurde sie von Papst Johannes XXII. zum Sitz einer Diözese bestimmt. Die Basilika St. Théodard wurde Kathedrale. 1304–1335 gelang der Bau einer festen Brücke über den Tarn, die heutige Pont de Pierre, und machte Montauban zur begehrtesten Flussquerung für das gesamte Haut-Languedoc. Der Handel mit Tuch, Wein und dem in den Flussmühlen im Tarn gemahlenen Getreide machte die Stadt reich. 1361 fiel Montauban mit dem Vertrag von Bretigny an die Engländer – als deren letzte Festung von Bordeaux nach Süden. Verwaltet wurde es vom Schwarzen Prinzen. Immer wieder von der einen oder anderen Seite angegriffen und zudem durch die Pest entvölkert, erlitt es einen Niedergang. 1414 endete die englische Macht.

Hochburg des Calvinismus

In der Händlerstadt breitete sich die kalvinistische Reformation seit 1550 rasant aus. In Frankreich begann der Religionskrieg. 1561 brachen protestantische Massen die Kathedraltore auf, plünderten die Kirche und setzten sie in Brand. Das Gleiche geschah mit allen anderen Kirchen und Kapellen außer St. Jacques, die als Tempel diente. Die Klöster wurden aufgelöst und abgerissen, aus den Steinen wurden Bastionen um die Stadt gebaut. Viele katholischen Bürger wurden vertrieben. Die Stadz widerstand zwei Angriffen der katholischen Armee (1562 durch Monluc). 1565 befahl König Karl IX. die Schleifung, die aber nur teilweise durchgeführt wurde. 1576 kam Heinrich von Navarra, der zukünftige Henri IV., als Anführer der protestantischen Truppen und ließ die Befestigung ausbauen. Er sicherte den Brückenkopf auf der anderen Tarnseite durch einen Vorort mit drei Bastionen, genannt Ville-Bourbon. Jahrelang wurden die Befestigungen ausgebaut. Im Edikt von Nantes 1598 wurde Montauban einer der Sicherheitsplätze (place de sûreté) wie La Rochelle. Die Stadt wurde zu einer kleinen Hugenotten-Republik mit 15.000 Einwohnern, mit einer Akademie als Pfarrerkolleg und einer Universität. Der Gewerbefleiß der Hugenotten bewährte sich auch hier und die Textilindustrie brachte ein reiches Handelsbürgertum hervor.

Die Unterwerfung

1620 begann sich der Kampf Ludwigs XIII. gegen die Protestanten abzuzeichnen. Ludwig und sein Befehlshaber de Luynes belagerten 1621 Montauban mit einer Armee von 25.000 Mann und einer riesigen Artillerie. Vom 18. August bis zum 21. November wurde die Stadt beschossen, doch der König belagerte die Stadt 86 Tage lang, ohne dass sie aufgab. Er konnte die Bürger nicht zur Kapitulation zwingen und zog ab. Die Stadt lag trotzdem zerbombt und verarmt da. Richelieu ging zielstrebig an die Beseitigung des Protestantismus in Frankreich; er eroberte La Rochelle und unterwarf sich 1629 auch Montauban, Richelieu zog am 20. August in die Stadt ein und ließ die Stadtmauern niederlegen. Noch im gleichen Jahr starben 6000 Einwohner an der Pest. Es begann die Rekatholisierung. 1630 kamen zuerst die Kapuziner, dann die übrigen katholischen Orden. Die Jesuiten bauten ihr Kolleg, der Bischof seinen Palast. Intendant Foucault ließ große Plätze und Straßen anlegen. Katholische Bauern und Handwerker aus dem Umland wurden in der Stadt angesiedelt. Der Stadtrat musste zur Hälfte katholisch sein (mi-parti, 1631). Viele Verwaltungsdienststellen wurden nach Montauban verlegt, um königs- und kirchentreue Beamte von auswärts in die Stadt zu bringen. 1635 wurde Montauban Sitz einer umfangreichen Intendanz (Generalität), die von Bordeaux abgetrennt wurde und eines Bureau des Finances, der kgl. Steuerverwaltung. Wirtschaftlich ging es schnell aufwärts, die Intendanten als Vertreter aller königlichen Gewalten machten aus Montauban eine der bedeutenden Provinzstädte Frankreichs. Montauban wurde Gerichts- und Juristenstadt: Sénéchaussée (Unteres Gericht), Présidial (Mittleres Gericht, für das Quercy: Cahors und Montauban, darüber das Parlament von Toulouse). Aus Cahors wurde das „Tribunal de la Cour des Aides“, der Finanzgerichtshof, nach Montauban verlegt, wodurch viele reiche „Gens des Robes“ in die Stadt kamen. Trotz der Rekatholisierungsbemühungen blieb die freie Ausübung des protestantischen Glaubens gewahrt. Dies änderte sich mit dem Machtantritt Ludwigs XIV. Erneut erlitten die Protestanten als Angehörige der „R.P.R.“ (Religion Pretendue Reformée, Kürzel der königlichen Urkunden für Hugenotten) zahlreiche Unterdrückungsmaßnahmen. Seither wurden die Protestanten von den öffentlichen Ämtern ausgeschlossen (1661 vom Konsulat=Stadtrat, später auch vom Conseil de Police – für öffentliche Ordnung – und Conseil Général – für Finanzen). Beide protestantischen Tempel wurden abgerissen. Die Dragonaden folgten: Soldaten des Königs wurden in den Häuser der Hugenotten einquartiert, um die Bewohner so lange zu drangsalieren, bis sie konvertierten; sie wurden gefoltert, zu willkürlichen Strafen verurteilt, auf die Galeeren geschickt oder einfach gehängt, ihre Häuser wurden abgerissen. Mit der Rücknahme des Edikt von Nantes im Jahre 1685 erging das Verbot der Ausübung der protestantischen Konfession, königliche Soldaten fielen nochmals über die Protestanten der Stadt her. Diejenigen, die sich weigerten, ihrem Glauben abzuschwören, wurden deportiert, ihre Kinder wurden von den Eltern getrennt und in katholische Internate gebracht. Die letzten protestantischer Familien wurden exiliert. 1692 wurde der Grundstein der neuen Kathedrale gelegt, für die Ludwig XIV. seine besten Architekten schickte. Mit der Vernichtung des Protestantismus war auch der Untergang der seit dem Mittelalter tradierten städtischen Selbstverwaltung verbunden, der König setzte überall seine Leute ein, die absolutistische Regierung begann. Durch die Tuchherstellung blühte der Handel wieder auf; der „Cadis“ von Montauban, ein fester Stoff, wurde bis nach Kanada exportiert. Mit 27.000 Einwohnern war Montauban die drittgrößte Stadt des Südwestens nach Toulouse und Bordeaux. Die Revolution wurde von den verbliebenen Protestanten begrüßt, brachte der Stadt aber eine vernichtende Herabstufung in der politischen Hierarchie: die drittgrößte Stadt des Südwestens, Hauptstadt einer großen Generalität, wurde nicht mal Hauptstadt eines Departements. 1808 lud der Bürgermeister Napoleon auf dem Rückweg von Spanien ein und dieser versprach die Einrichtung eines neuen Departments, Tarn-et-Garonne. Eine Fusion aus Languedoc, Gascogne, Rouergue und Quercy. Dennoch begann der wirtschaftliche Niedergang. Erst in den 1960er-Jahren wuchs die Einwohnerstadt wieder über den Stand von 1790.

Akademie und Fakultät

1598 beschloss die Nationalsynode der Reformierten Kirche in Frankreich, in Montauban eine Akademie zum Studium der Philosophie, Theologie, Medizin und der Rechte zu errichten. Vor allem dank des Theologen Daniel Chamiers wurde sie in kurzer Zeit sehr berühmt. Nach 1621 konnte die Akademie nur noch als theologische Schule weiterbestehen, wurde 1660 nach Puylaurens verlegt und 1685 aufgehoben.

Nach dem Napoleonischen Konkordat wurde 1808 eine neue Theologische Fakultät gegründet. Sie wurde im 19. Jahrhundert zur Hochburg des konservativen Calvinismus; hier wirkten Daniel Encontre, Adolphe Monod, Guillaume Adam de Félice und Émile Doumergue. 1919 wurde die Fakultät nach Montpellier verlegt.

Sehenswürdigkeiten

Wie in der gesamten Region ist der rote Backstein vorherrschender Baustoff.

  • Die Place Nationale lässt in ihrem Grundriss noch den Marktplatz der Planstadt des Mittelalters erkennen. Damals stand hier das Rathaus. In ihrer heutigen, regelmäßigen Form entstand sie als Place Royale im 17. Jahrhundert. An einem Winkel ist das Ellenmaß der Stadt angebracht. Zwei Joche tiefe gewölbten Laubengänge umziehen den Platz.
  • Die Kathedrale ist ein barock-klassisches Monument des Katholizismus, in ihrem Inneren befindet sich Ingres' Gemälde „Der Schwur Ludwigs XIII.“.
  • Der alte Bischofspalast beherbergt das Musée Ingres mit zahlreichen Werken und dem privaten Nachlass des bedeutendsten Sohnes der Stadt, J. A. D. Ingres. Außerdem sind viele Arbeiten des Bildhauers Antoine Bourdelle zu sehen.
  • Die Kirche Saint Jacques ist der einzige erhaltene mittelalterliche Kirchenbau, eine typische südfranzösische gotische Saalkirche (eglise à nef unique).
  • Von den Befestigungen sind kaum mehr Überreste erhalten.
  • Der sehenswerten Ortsteil Villebourbon liegt auf der anderen Flussseite.
  • Eine Brücke aus dem 14. Jahrhundert, der Pont Vieux , führt über den Tarn. Die Baugenehmigung durch König Philippe le Bel 1303 forderte drei Türme, die dem König gehören sollen. Dazu stiftete der König Steuererlasse und Holz (zum Ziegelbrand). 1311 war der Baubeginn, 1335 vollendete man das Werk. Es widerstand selbst der großen Flut von 1930. Die Pfeiler bestehen aus Tuff, die Löcher dienen zum Wasserdurchlass bei Hochwasser. Auf dem vierten Pfeiler stand der Mittelturm mit der Chapelle Ste Catherine und einem Eisenkäfig zum Eintauchen von Gotteslästerern in den Fluss (vgl. Rabenbrücke Straßburg). Die drei Türme auf der Brücke (wie in Cahors oder Prag) existieren heute nicht mehr.

Persönlichkeiten

Montauban ist der Geburtsort von:

Außerdem wohnte hier der Jazz-Schriftsteller Hugues Panassié, zu dessen Andenken hier auch regelmäßig Jazz-Festivals stattfinden.

Städtepartnerschaften

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Montauban – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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