Modalpartikel

Modalpartikel

Modalpartikeln (auch Abtönungspartikeln oder Füllwörter) sind eine zu den Partikeln gehörende Wortart. Sie können Modalität in einem Satz ausdrücken, das heißt sie werden verwendet, um die Haltung des Sprechers zur Satzaussage kenntlich zu machen. Modalpartikeln treten hauptsächlich in der gesprochenen Sprache auf. Ihre Verwendung in der Schriftsprache gilt als stilistisch unfein, ist aber in fast jeder Textsorte gebräuchlich und daher als normal zu betrachten.

Modalpartikeln werden meist irrtümlich zu den Füllwörtern gezählt. Echte Füllwörter sind überflüssig in einem Text; Modalpartikeln hingegen können nicht weggelassen werden, ohne die Bedeutung eines Satzes entscheidend zu verändern.

Modalpartikeln haben fast immer Homonyme in anderen Wortarten. Ihre Funktionen sind vielfältig, häufig sind sie wertend oder vermitteln die Haltung des Sprechenden, weshalb sie auch für den Ausdruck von Emotionen verwendet werden. Da sie über den propositionalen Gehalt eines Satzes hinaus Bedeutung tragen, zählen sie zu den metasprachlichen Mitteln.

Die Bedeutung einer Modalpartikel ist meist nur im Kontext zu erfassen, dennoch kann von den Bedeutungen der Homonyme der jeweiligen Partikel auch auf ihre Bedeutung im jeweiligen Satz geschlossen werden. Da Modalität oft fälschlicherweise als etwas „Subjektives“ im Kontrast zu der „objektiven“ Grammatik einer Sprache gesehen wird, entsteht oft der Eindruck, die Modalpartikeln könnten wegfallen, ohne die Bedeutung zu ändern. Das stimmt jedoch nicht: Die Wendung, die Modalpartikeln der Satzbedeutung geben, ist ebenfalls Teil der Satzbedeutung.

Das Deutsche ist im Vergleich zu vielen anderen Sprachen eine an Modalpartikeln reiche Sprache. Griechisch und Japanisch beispielsweise haben viele Modalpartikeln, wohingegen Englisch und Französisch meist andere Mittel wie die Betonung nutzen. Modalpartikeln können hier auch zur Markierung des Satzfokus dienen.

Beispiele für deutsche Modalpartikeln sind:

denn 
Bedeutung besonderen Interesses, z.B. in „Was ist das denn?“
doch 
  • Ausdruck von Verwunderung über Informationsdefizit, z.B. in „Ich bin doch vorhin schon einmal da gewesen.“ (impliziert: "Wie du eigentlich wissen müsstest.")
  • Abmilderung eines Imperativs, z.B. in "geh doch noch einmal zurück!", "Lies doch noch einmal, was ich dir geschrieben habe." anstatt von "geh noch einmal zurück", "Lies noch einmal, was ich dir geschrieben habe." Einer Aufforderung kann durch das Partikel so ihre Schärfe genommen werden.
eben 
Ausdruck einer unter Umständen lästigen Konsequenz, z.b. in „Dann musst du eben morgen wiederkommen.“
eh (oberdeutsch, ersetzt „sowieso“ immer häufiger)
Ausdruck zuvor überschätzter Wichtig- bzw. Dringlichkeit: "Dann ist das ja eh hinfällig / unwichtig / erst morgen nötig."
fei Oberdeutsche Dialekte
  • Markierung, dass es sich um einen Hinweises des Sprechers handelt (im Hochdeutschen meist unmarkiert), z.B. "Des is fei wichtig, dass die Blumen jeden Tag gegossen werden"
  • Im Thüringischen übernimmt „ge“ diese Funktion: „Das ist wichtig, also denk daran, ge!“
freilich (oberdeutsch, sonst veraltet)
Besondere Betonung der Richtigkeit einer Aussage bzw. der Zwangsläufigkeit dieser Richtigkeit, z.B. in "Freilich ist der Himmel immernoch blau und das Gras grün."
gar, rein 
Verstärkung, die Vollständigkeit andeutet, z.B. in „Er wusste rein gar nichts davon.“
gell 
(südmitteldeutsch) (= es gelte; „Gell, Du hast mich gelle gern“, sang Margit Sponheimer)
ja 
  • Andeutung, dass Adressat vielleicht schon über die Information verfügt „Ich bin ja vorhin schon einmal da gewesen.“
  • Verstärkung freudiger wie negativer Verwunderung: "Das ist ja super / eklig!"
halt (oberdeutsch, ersetzt „eben“ immer häufiger)
Implikation, dass etwas bereits früher möglich gewesen wäre, z.B. in „Ich bin halt vorhin schon einmal da gewesen.“ oder in "Das ist halt der Punkt." (impliziert: "Die Einsicht, die ich dir seit Jahren klar machen will.")
mal (umgangssprachliche Kurzform von „einmal“)
  • Implikation, dass man selber einer Sache (im Moment) nicht nachkommen kann, z.B. in „Kannst du das mal machen.“ ("Ich habe grade keine Hand frei.")
  • Implikation eines Versäumnisses des Adressaten, z.B. in "Machst du das endlich mal." ("Wie lange muss man noch warten?")
schon
Negierung der eigenen Wichtigkeit an einer Sache: „Was kann ich da schon ausrichten?“
vielleicht (rheinisch, umgangssprachlich)
Bekräftigung einer Meinung, z.B. in „Ich bin vielleicht ein Tollpatsch.“

Literatur

  • Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. 4. Auflage; Verlag J.B. Metzler, Stuttgart und Weimar, 2010, ISBN 3-476-02335-4; Stichwort: Abtönungspartikel
  • Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. 4. Aufl., Verlag Kröner, Stuttgart, 2008; ISBN 3-5204-5204-9
  • Duden-Grammatik, 8. Auflage, 2009; ISBN 978-3-411-04048-3
  • Sérvulo Monteiro Resende, Die Wiedergabe der Abtönungspartikeln doch, ja, eben und halt im Englischen auf der Grundlage literarischer Übersetzungen, Inauguraldissertation (1995)
  • Katharina Sticharz: Die Übersetzung der Modalpartikeln "doch", "ja" und "schon" ins Englische auf der Grundlage von literarischen Übersetzungen und einer Erhebung mit Probanden. 1. Auflage, 2004; ISBN 978-3-638-91238-9; Google Books

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Abtönungspartikel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary Wiktionary: fei – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary Wiktionary: gell – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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