Mitteldeutsche Zeitung

Mitteldeutsche Zeitung
Mitteldeutsche Zeitung
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Beschreibung regionale Tageszeitung in Sachsen-Anhalt
Verlag Mitteldeutsches Druck- und Verlagshaus GmbH und Co. KG
Erstausgabe 16. April 1946 (als Die Freiheit)
Erscheinungsweise täglich Montag bis Sonnabend
Verkaufte Auflage (IVW 3/2011, Mo-Sa) 205.206 Exemplare
Reichweite (MA  2009) 0,739 Mio. Leser
Chefredakteur Hans-Jürgen Greye und Hartmut Augustin
Herausgeber Alfred Neven DuMont, Christian DuMont Schütte
Weblink mz-web.de
MZ-Pressehaus

Die Mitteldeutsche Zeitung ist eine deutsche regionale Tageszeitung für das südliche Sachsen-Anhalt, die in Halle (Saale) mit mehreren Lokalausgaben erscheint und zur Kölner Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg gehört. Ihre verkaufte Auflage beträgt 205.206 Exemplare.[1] Zu dem Herausgeber-Verlag (Mitteldeutschen Druck- und Verlagshaus GmbH und Co. KG) sind auch zahlreiche Tochterunternehmen untergliedert, wie zum Beispiel das Callcenter MZ-Dialog und das Aroprint Druck- und Verlagshaus in Bernburg (Saale).

Die Mitteldeutsche Zeitung erscheint fast ausschließlich als Monopolzeitung. In ihrem hauptsächlich auf den Süden des Landes konzentrierten Verbreitungsgebiet hat die MZ keine Konkurrenz durch andere regionale Tageszeitungen. Das Verbreitungsgebiet der Magdeburger Volksstimme ist entsprechend den früheren DDR-Bezirken von dem der Mitteldeutschen Zeitung getrennt. Die 1990 gegründete Altmark Zeitung ist nur im Norden Sachsen-Anhalts aktiv und wird, da sie keinen eigenen Mantelteil produziert, nicht einmal als publizistische Einheit gewertet. Mit 96 Prozent befindet sich ein Großteil der gesamten Tageszeitungsauflage in Sachsen-Anhalt überwiegend in einer Monopolposition.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mitteldeutsche Zeitung – Vorläufer

Bereits im 19. Jahrhundert erschien in Weißenfels in Sachsen-Anhalt die Mitteldeutsche Zeitung. (Weißenfelser Geschäfts-Anzeiger.) Unabhängiges Organ für Stadt und Land. Sie wurde bis 1895 vom Lokalhistoriker und Kommunalpolitiker Bernhard Stadié, Inhaber von Druck und Verlag der Mitteldeutschen Zeitung, herausgegeben. Die Dampfschnellpressen-Druckerei des Verlages befand sich in der Klosterstraße Haus Nr. 29: „Drucksachen aller Art finden … bei mäßigen Preisen sauberste Ausführung und schnellste Erledigung“ (Zeitungsanzeige). Die Leitung des Verlages übernahm 1895–97 dessen Witwe Mathilde Stadié geb. Wahl, und anschließend deren Töchter Erna und Grete Stadié, die den Verlag 1904 verkauften. Die Zeitung bestand noch bis etwa 1910. Sie wird aufbewahrt in Halle, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (dort bis ca. 1910).

Die Freiheit

Am 16. April 1946 erschien die jetzt bestehende Zeitung erstmals unter dem Namen Freiheit als Organ der SED in Halle. Das spätere Organ der SED-Bezirksleitung des Chemiearbeiterbezirkes erreichte Tagesauflagen von 533.000 Exemplaren.

Über den Ausreisestrom zu Beginn der Wende in der DDR schrieb die Zeitung nur wenig. Die Ausreise wurde als „von der BRD geschürt“ und als „organisierter Menschenhandel“[3] bezeichnet. Eine erste einspaltige Notiz zu den Demonstrationen in der DDR wurde am 9. Oktober 1989 veröffentlicht, die Montagsdemonstrationen in Leipzig fanden aber bereits seit dem 4. September statt. In der Nachricht wurden die Demonstranten als „jugendliche Krakeler“ bezeichnet. Der erste größere Bericht zu den politischen Ereignissen wurde am 23. Oktober desselben Jahres veröffentlicht. Der Chefredakteur Hans-Dieter Krüger wurde am 29. November 1989 von der SED entlassen und Steffen Lehnebach übernimmt seinen Posten. Am 28. Dezember 1989 erschien in der Zeitung erstmals eine Seite, auf der sich Parteien und Bürgerbewegungen vorstellen konnten, die nicht mit der SED verbunden waren. Die Auflage betrug am 31. Dezember 1989 593.817 Exemplare.[4] Am 15. Januar 1990 erklärte die Zeitung auf ihrer Titelseite, dass sie sich von der SED/PDS losgesagt habe und nun als unabhängige Zeitung agieren wird. Die wirtschaftliche Tragfähigkeit dieser Unabhängigkeit (die Zeitung erhielt erhebliche Zuschüsse von der VOB Zentrag) war zu diesem Zeitpunkt noch ungeklärt[5] und auch politisch war die Zeitung noch nicht von der SED entlassen.

Zwei Tage später verschwand auch das bisher stets auf dem Titelblatt zu findende Proletarier aller Länder, vereinigt euch!. Ab dem 23. Januar 1990 erschien, für drei Monate, die vierseitige Beilage Reformzeitung, in welcher sich unabhängige Parteien und Bündnisse vorstellen konnten.[6] Im Januar 1990 fanden auch die ersten Kooperationsgespräche mit Investoren aus der Bundesrepublik statt. Am 25. Februar 1990 wurde dann eine, durch private Kontakte entstandene, Absichtserklärung zur Zusammenarbeit mit M. DuMont Schauberg unterschrieben. Zum 1. März 1990 werden das Druckhaus und der Verlag Freiheit aus dem Vermögen der PDS/SED entlassen und als Volkseigene Betriebe gegründet. Die Entscheidung dazu fiel offiziell aber erst am 15. Juni 1990 und wurde zurückdatiert.[7] Am 16. März 1990 erscheint das Blatt, nach 13.476 Ausgaben[8] zum letzten Mal unter diesen Namen.

Die Freiheit wurde, anders als die meisten ehemaligen SED-Bezirkszeitungen, von der Versteigerung durch die Treuhandanstalt ausgenommen. Ebenfalls für die Zeitung interessiert hatten sich der Süddeutsche Verlag, die Verlagsgruppe Rhein Main und der Axel Springer Verlag. Ihnen wurde „nur lapidar beschieden, Halle sei an Neven Du-Mont bereits vergeben.“[9] Der Zuschlag kam durch eine Intervention des damaligen Bundesaußenministers Hans-Dietrich Genscher bei der Treuhand-Anstalt zustande. Dieser hatte, wie Aktenvermerke belegen, dem Freund und FDP-Sympathisanten Alfred Neven DuMont die zweitgrößte SED-Bezirkszeitung mit Sitz in seiner Heimatstadt Halle „zugeschoben“.[9] Der Fall weist Parallelen zum Verkauf der Freien Presse durch eine Intervention von Bundeskanzler Helmut Kohl auf. M. DuMont Schauberg hatte als Kaufpreis 103,5 Millionen DM zu zahlen.

Zu den Redakteuren der Freiheit gehörte bis 1969 Max Emendörfer.

Mitteldeutsche Zeitung

Am 17. März 1990 erschien die Zeitung erstmals als Mitteldeutsche Zeitung mit einer Auflage von 593.000 Stück. Am 2. April 1990 stiegen die Preise für die Zeitung. Statt bisher 15 Pfennig pro Blatt betrug der Preis nun 40 Pfennig. Ab dem 4. April 1990 wurde die Bild regelmäßig[10] in der Druckerei der Mitteldeutschen Zeitung gedruckt, bis der Vertrag am 1. Juni 1990 gekündigt wurde. Am 20. April wurde erstmals die tele-prisma, eine Fernsehbeilage, beigelegt. Elf Tage später fusionierten die beiden Volkseigenen Betriebe zur Mitteldeutschen Druck- und Verlagshaus GmbH, die notarielle Beglaubigung erfolgte am 11. Juni 1990. Am 28. Mai wurde die Zeitung erstmals elektronisch, mit einem Cicero-Satzsystem, erstellt. Am 1. Juni 1990 betrug die Auflagenzahl der Mitteldeutschen Zeitung 543.400 Exemplare. Ab dem 22. Juni wurde der Neue Presse-Express, herausgegeben vom ENP-Verlag GmbH & Co. KG, im Mitteldeutschen Druck- und Verlagshaus gedruckt.

Nach der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion am 1. Juli kostete die Mitteldeutsche Zeitung 0,40 DM im Einzelverkauf. Am 5. November wurde erneut begonnen die Bild zu drucken. Am 13. Dezember 1990 erschien erstmals der Wochenspiegel, gedruckt auf den Maschinen des Mitteldeutsches Druck- und Verlagshauses. Am 20. Dezember 1990 ging das Unternehmen offiziell aus dem Vermögen der Treuhand an die Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg. Der Kaufvertrag wurde rückwirkend zum 1. Juli geschlossen.

Zum Ende des Jahres wurden auch die Druckaufträge für das Hallesche Tageblatt, das Neue Deutschland und die Junge Welt durch ihre Auftraggeber gekündigt. Zum 31. Dezember wurde die Buchbinderei Freiheit im Werk II, geschlossen. Am 30. April 1991 wurde die Ausgabe und damit der Druck der Neue Presse-Express eingestellt.

Der Preis der MZ stieg am 1. Juli auf 0,50 DM pro Exemplar. Da die Deutsche Post den Vertrieb der Zeitung zum Jahresende gekündigt hatte, begann der Eigenvertrieb. Am 1. Juli wurde Quedlinburg die erste Teststadt. Am 15. Juli 1991 wurde mit dem Bau des neuen Druckzentrums begonnen. Im Januar 1992 betrug die Auflage 452.348 Stück. Nach Verlagsangaben ist dies auf Karteileichen der Post zurückzuführen welche durch den Eigenvertrieb bereinigt wurden. Am 1. März 1992 wurden das letzte Mal die Bild Ausgabe Magdeburg im Mitteldeutsches Druck- und Verlagshaus gedruckt, tags darauf begann der Druck für die Bild Dresden. Zum 1. April 1992 wurde die Betriebskrankenkasse des Hauses gegründet. Am 23. September 1992 wurde das erste Druckerzeugnis aus dem neuen Druckhaus herausgegeben.

Zum Januar 1993 stieg der Preis der einzelnen MZ auf 0,60 DM, der Mitteldeutsche Express zog nach und kostete ab dem 17. Mai 0,60 DM.

Der 15. Januar 1993 war die letzte Ausgabe der Bild Ausgabe Halle, welche im Mitteldeutsches Druck- und Verlagshaus hergestellt wurde. Der Druck der anderen Ausgaben war bereits zuvor von der Bild gekündigt worden. Am 1. Oktober 1993 stieg der MZ-Preis erneut um 0,10 DM. Am 15. November 1993 wurde eine Einigung zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat erreicht. Die Löhne wurden auf 85 Prozent des im Westen Deutschlands bestehenden Gehaltsniveaus angehoben. Zugleich sank die Arbeitszeit von 40 auf 38 Stunden zuzüglich einer Stunde Arbeit unter Lohnverzicht. Am 20. Dezember 1993 zog die Betriebskrankenkasse in das Erdgeschoss des Stammhauses.

Am 17. Januar 1994 wurden die sechs noch aus dem Jahr 1959 stammenden Hochdruckrotationsmaschinen abgeschaltet und der Druck erfolgte nun ausschließlich auf Offset-Anlagen.

Ab dem 1. April 1994 kostete die MZ 0,80 DM. Zum 20. Oktober 1994 endete die Tätigkeit von Stefan Lehnebach als Chefredakteur der MZ. Sein Nachfolger wurde Bertram von Hobe.

Der Mitteldeutsche Express wurde am 30. März 1995 wegen zu geringer Auflage eingestellt. Am 5. Mai 1995 wird zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung eine Senkung der Arbeitszeit auf 35 Stunden beschlossen. Zum 30. Dezember 1995 wurde Heinz Verfürth Nachfolger von Bertram von Hobe als Chefredakteur. Zum 1. April 1996 stieg der Einzelpreis für die MZ auf 0,90 DM. Die Volltexte der Printausgaben der Mitteldeutschen Zeitung sind seit dem 1. April 1994 im Internet frei zugänglich.

Anfang 2000 wurde durch die MZ als Tochterfirma die MZZ-Briefdienst GmbH (MZZ) gegründet. Die MZZ ist als privater Postdienstleister tätig, wie es seit der 1998 einsetzten Postliberalisierung möglich ist. Mit ihm ist die Brief- und Postkartenzustellung über ein Partnernetz in fast den gesamten neuen Bundesländern möglich.

Seit Januar 2010 ist die Mitteldeutsche Zeitung an dem regionalen Online-Anzeigenportal kalaydo.de beteiligt.

Zum 1. Juni 2010 wurde Hartmut Augustin, vorher Ressortchef bei der Berliner Zeitung, Chefredakteur.

Lokalausgaben

Literatur

  • Mitteldt. Druck- und Verl.-Haus (Hrsg.), Von der „Freiheit“ zur Mitteldeutschen Zeitung, 1997
  • Elizabeth Moore: Never the twain? „Ossies“ and „Wessies“ in a German newsroom. (Mitteldeutsche Zeitung, a former East German newspaper now under West German ownership) in Columbia Journalism Review, 1. Juli 1993
  • Walter J. Schütz: Deutsche Tagespresse 2006. In: Media Perspektiven 11/2007, S. 560–588

Weblinks

Einzelnachweise

  1. laut IVW, drittes Quartal 2011, Mo-Sa (Details und Quartalsvergleich auf ivw.eu)
  2. Vgl. Schütz, Walter J.: Deutsche Tagespresse 2006. In: Media Perspektiven 11/2007, S. 560–588
  3. Mitteldeutsche Zeitung Chronik 1989–1996, S. 12
  4. Mitteldeutsche Zeitung Chronik 1989–1996, S. 239
  5. Mitteldeutsche Zeitung Chronik 1989–1996, S. 26
  6. Mitteldeutsche Zeitung Chronik 1989–1996, S. 28
  7. Mitteldeutsche Zeitung Chronik 1989–1996, S. 38
  8. Mitteldeutsche Zeitung Chronik 1989–1996, S. 244
  9. a b Siehe Bitte d. Ministers. In: Der Spiegel. Nr. 13, 1991 (online).
  10. am 29. März 1990 gab es bereits einen Testdruck von 30.000 Exemplaren

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