Misteln

Misteln
Misteln
Weißbeerige Mistel (Viscum album)

Weißbeerige Mistel (Viscum album)

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Sandelholzartige (Santalales)
Familie: Sandelholzgewächse (Santalaceae)
Gattung: Misteln
Wissenschaftlicher Name
Viscum
L.
Misteln in der gemäßigten Zone
2-jährige Mistel (grün) und die Gewöhnliche Gelbflechte
Mistel im Frühling

Die Misteln (Viscum) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Sandelholzgewächse (Santalaceae). In der Literatur findet sich häufig noch die frühere Einteilung in die eigene Familie der Mistelgewächse (Viscaceae).

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung und Verbreitung

Misteln sind immergrüne ein- oder zweihäusige Halbschmarotzer, die auf Bäumen oder Sträuchern wachsen. Ihre bis zu etwa 20 cm langen Zweige verzweigen meist gegabelt weiter. Blätter erscheinen paarig oder in Wirteln. Bei einigen Arten, die ihre Nährstoffe vorwiegend von ihren Wirten beziehen, sind die grünen, zur Photosynthese fähigen Teile (Blätter, grüne Äste) sehr klein. Arten, die auf sukkulenten Wirten wachsen und so mit ihren Wirten saisonalen Wassermangel ertragen müssen, sind selbst sukkulent. Im Extremfall (bei Viscum minimum) befindet sich mit Ausnahme der Blüten die gesamte Pflanze innerhalb des Wirtes.

Die männlichen oder weiblichen Blüten sind unscheinbar, 1 bis 3 mm im Durchmesser und grünlich gelb. Nach der Bestäubung durch Insekten und anschließend erfolgter Befruchtung entstehen weiße oder gelbe Beerenfrüchte, die sich bei Reife manchmal rot färben. In ihnen sind mehrere (selten einzelne) Samen. Die Besonderheit der Mistel-Früchte und Samen liegt darin, dass keine Samenschale ausgebildet wird. Stattdessen bildet das Mesokarp eine klebrige Schicht aus einer Substanz, die als Viscin bezeichnet wird. Das Viscin hat bei der Samenausbreitung zwei Funktionen: Es ist glitschig, so dass die Früchte schnell den Verdauungstrakt der Vögel passieren. Zweitens ist das Viscin sehr klebrig und klebt die Samen an den Ästen der Wirtsbäume fest. Vögel breiten diese Samen aus, indem sie entweder nur das Fruchtfleisch fressen und die klebrigen Samen an anderen Pflanzen abstreifen oder die ganzen Früchte fressen und die unverdauten Samen wieder ausscheiden. Bei der Keimung entsteht statt der Keimblätter ein Schlauch mit endständiger Scheibe, aus der sich bei Kontakt mit einem geeigneten Wirt ein Haustorium entwickelt, durch das der Keimling in die Wirtspflanze eindringen kann.

Misteln sind weltweit in den tropischen, subtropischen und gemäßigten Zonen verbreitet. Die Anzahl ihrer anerkannten Arten ist umstritten und beträgt je nach Autor zwischen 60 und über 1400.

Etymologie

Der botanische Artname lautet Viscum (lat. für Leim oder Klebstoff). Von den Römern wurde aus den klebrigen Beeren Vogelleim hergestellt, der dem Vogelfang diente. Der Begriff Viskosität als ein Maß für die Zähflüssigkeit eines Fluids geht auf den klebrigen Schleim der Mistelbeeren (Mistelleim) zurück, bedeutet also wörtlich „Misteligkeit“ oder „Leimigkeit“.

Kulturgeschichte und Populärkultur

Das Küssen unter in Wohnungen aufgehängten Mistelzweigen gehört zu den Weihnachtsbräuchen in den USA.[1]

Ebenso findet der Mistelzweig eine symbolische Bedeutung in der germanischen Mythologie. Der Gott Loki tötet Balder, den Sohn Odins und Friggs, indem er dem blinden Hödr einen Mistelzweig auf den Bogen spannt und auf ihn zielen lässt. Misteln sind Balders "Achillesferse", da alle anderen Elemente der Erde geschworen haben, dem schönen, jungen Gott nichts zu Leide zu tun.

Misteln sind in allen Asterix-Comics ein Bestandteil des vom Druiden Miraculix gebrauten Zaubertranks. Erst die Misteln verleihen dem Trank und letztendlich den Galliern unglaubliche Kräfte zur Verteidigung des letzten, von den Römern noch nicht eingenommenen Dorfes.

Volkstümliche Bezeichnungen der Mistel sind Donnerbesen, Druidenfuß, Hexenbesen, Hexenkraut, Wintergrün, Bocksbutter, Albranken, Vogelkraut oder Kreuzholz.

In der alternativen Medizin wird Misteln eine antikarzinogene Wirkung nachgesagt, obwohl dies in zahlreichen Studien widerlegt wurde.

Arten (Auswahl)

  • Weißbeerige Mistel (Viscum album): eine einheimische Pflanze.
  • Viscum articulatum: wächst parasitisch auf dem Parasiten Dendrophthoe.
  • Viscum capitellum: wächst parasitisch auf den Parasiten Loranthus sowie auf anderen Viscum-Arten.
  • Viscum coloratum: früher als Unterart der Weißbeerigen Mistel angesehene Art in Ostasien (China, Korea, Japan).
  • Viscum crassulae: sukkulente Art, die auf sukkulenten Crassula-Arten wächst.
  • Rotfrüchtige Mistel (Viscum cruciatum): im südlichen Spanien endemisch.
  • Viscum cuneifolium: auf Madagaskar endemische Art.
  • Viscum loranthi: kommt in Nepal vor und wächst parasitisch auf dem Parasiten Scurrula .
  • Zwergmistel (Viscum minimum): sukkulent, fast vollständig parasitisch und die kleinste Mistelart.
  • Viscum monoicum: wird häufig von den eigenen Sämlingen parasitisch befallen.
  • Viscum orientale: in Asien verbreitete Art.
  • Viscum ovalifolium: recht groß werdende chinesische Art.
  • Viscum triflorum: afrikanische Art, die auf vielen unterschiedlichen Wirten wächst.

Siehe auch

Weiterführende Literatur

H. S. Heide-Jorgensen: Parasitic Flowering Plants. Brill Academic Publishers, 2008, ISBN 978-90-04-16750-6.

Einzelnachweise

  1. Zauberspiegel-online.de: Küsse unter dem Mistelzweig

Weblinks

 Commons: Misteln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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