Miroslav Tichý

Miroslav Tichý

Miroslav Tichý (* 20. November 1926 in Nětčice, Mähren; † 12. April 2011[1] in Kyjov) war ein tschechischer Fotograf und Maler.

Leben

Tichý besuchte in den späten 1940er Jahren die Kunstakademie Prag und galt als talentierter Maler und Zeichner. Nach der Machtübernahme durch die Kommunisten veränderte sich sein Leben. Als Gegner des Regimes verbrachte er acht Jahre in Gefängnissen und psychiatrischen Einrichtungen. Danach wurde er zum Außenseiter und nahm Züge eines Obdachlosen oder Landstreichers an. Er trank viel, wusch sich nicht mehr und seine Kleidung bestand aus Lumpen. Nach dem Verlust seines Ateliers blieb ihm nur noch die Fotografie. Er stellte dafür auch ein paar eigene Kameras her, mit Linsen aus alten Brillengläsern oder geschliffenem Plexiglas, Objektiven aus Klorollen oder Konservendosen, Gehäusen aus Pappe, die mit Teer und Kaugummi zusammengehalten werden und einem Auslöser aus einem alten Gummiband.

Mit diesen Kameras machte er sich zeitweise täglich auf die Suche nach seinen Motiven. In erster Linie waren es Frauen, junge Mädchen beim Sonnenbaden oder im Park, ältere Frauen auf dem Markt und auf der Straße. Seine Vorliebe für Frauen und ihre Körper wird von einigen als Voyeurismus, von anderen als Hommage an die weibliche Figur bezeichnet. Er selbst sagte, er stelle nur dar, was wirklich sei. Bemerkenswert ist auch die reine Menge an Fotografien, die Tichý gemacht hat. So hatte er über Jahrzehnte hinweg die Maxime, täglich eine bestimmte Anzahl an Bildern zu schießen, lange Zeit waren das 3 Filme à 36 Bilder pro Tag.

Die verschwommenen und verwaschenen Fotografien entwickelt er selbst, auf ihnen finden sich so gut wie immer Bromflecken, Fingerabdrücke oder auch das ein oder andere Mal eine mitentwickelte Fliege. Das alles gehört Tichýs Meinung nach zur Kunst dazu. Die Bilder selbst klebt er meist auf Pappe und malt ihnen manchmal mit Filzstiften bunte Rahmen. Hin und wieder "verbessert" (sic!) er die Bilder auch durch Nachzeichnen einiger Linien, z.B. der Augenbrauen oder der Beine. So entstehen ausschließlich Unikate, die Sammlern bereits 12.000 Euro wert waren und in private Sammlungen gelangten. Seine Bilder wurden in New York, Berlin, Zürich und Frankfurt am Main ausgestellt.

Weblinks

  • Dokumentarfilm über Miroslav Tichý: WORLDSTAR
  • Online-Ausgabe der "Zeit": [1]
  • Online-Ausgabe des "Stern": [2]

Einzelnachweise

  1. Kultfotograf Miroslav Tichy gestorben, News, ORF.at vom 13. April 2011. Abgerufen am 13. April 2011.

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