Miniegewehr

Miniegewehr

Das Miniégewehr war ein von Claude Etienne Minié (1849 Hauptmann und Instrukteur an der Ecole Normale in Vincennes) konstruiertes gezogenes Vorderladergewehr.

Es war dadurch gekennzeichnet, dass die umständliche Handhabung der Forcierung der Geschosse mit Hilfe des Ladestocks durch die Kraft des Schießpulvers übernommen wurde. Minié verlagerte das Wirkprinzip auf das Geschoss, ein sogenanntes Expansionsgeschoss, das sich beim Abbrennen des Schwarzpulvers durch dessen Druck am Bodenteil ausdehnt, da dieser als sog. Hohlboden mit einem eisernen Näpfchen (Culot) ausgeführt ist, der durch die Verbrennungsgase und den Culot auseinandergedrückt und in die seichten Züge gepresst wird.

Das Kaliber betrug 17,2 mm, das Gewicht des Expansionsgeschosses etwa 40 g. Das Miniégewehr oder verwandte Konstruktionen (wie das Dorngewehr) mussten in den meisten Heeren erst nach 1866 den Hinterladern weichen.

Durch Miniés Prinzip konnten die Staaten Europas sehr schnell ihre gesamten Armeen mit gezogenen Gewehren ausrüsten, da alleine das Visier lizenzpflichtig war, nicht aber die Geschossform oder die Methode, in die alten großkalibrigen Musketen seichte Züge einzubringen. Dennoch war das Miniégewehr in seiner ursprünglichen Form problematisch, da die Geschosse der großen Kaliber (bis zu .69) häufig im Fluge oder gar schon im Lauf des Gewehrs rissen. Erst Verringerungen des Kalibers brachten hier Besserung.

Die Anwendung im großen Stil fand erstmals bei der britischen Armee statt durch die Einführung der Enfield Rifled Musket 1852 und deren Erfolg im Krimkrieg.

Amerikanisches Minié-Geschoss ohne Culot, Links: vor dem Abschuss
Mitte: nach dem Abschuss
Rechts: Bodenfund aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg

Seine Vollendung fand das Prinzip des Miniégewehrs aber in Deutschland durch das Württembergische Vereinsgewehr von 1857 im Kaliber .547 (13,9 mm) und die Versuche des bayerischen Offiziers Podewils, der eine Form fand, die es ermöglichte, ohne den eisernen Culot auszukommen.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Miniégewehr — Allgemeine Information Zivile Bezeichnung …   Deutsch Wikipedia

  • Cäsar Rüstow — (* 18. Juni 1826 in Brandenburg an der Havel; † 4. Juli 1866 in Dermbach) war Militärschriftsteller und preußischer Offizier. Er war der Bruder von Wilhelm Rüstow und Alexander Rüstow d. Ä. sowie Großvater von Alexander Rüstow. Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Krim-Krieg — Krimkrieg The Thin Red Line, Gemälde von Robert Gibb, von 1881, zeigt die 93rd Sutherland Hig …   Deutsch Wikipedia

  • Orientkrieg — Krimkrieg The Thin Red Line, Gemälde von Robert Gibb, von 1881, zeigt die 93rd Sutherland Hig …   Deutsch Wikipedia

  • Cäsar Rüstow — The title of this article contains the following characters: ä and ü. Where they are unavailable or not desired, the name may be represented as Caesar Ruestow. Cäsar Rüstow (June 18, 1826, Brandenburg an der Havel – July 4, 1866) was a Prussian… …   Wikipedia

  • 10. Württembergisches Infanterie-Regiment Nr. 180 — Aktiv 1897–1919 Land Königreich Württemberg …   Deutsch Wikipedia

  • Dorngewehr — Das Dorngewehr ist eine besondere Büchsenkonstruktion. Die Konstruktion wurde vom französischen Oberst Thouvenin 1844 vorgeschlagen. Bei dieser Konstruktion wird das Geschoss mit Hilfe eines Ladestocks auf einem am Boden der Seele angebrachten… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Adolf Freiherr von Willisen — Willisens Grabkreuz Friedrich Adolf Freiherr von Willisen (* 11. August 1798 in Staßfurt; † …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Adolf von Willisen — Friedrich Adolf Freiherr von Willisen Grab auf dem Protestant …   Deutsch Wikipedia

  • Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württembergisches) Nr. 119 — Aktiv 1806–1919 Land Königreich Württemberg …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”