Millerand

Millerand
Alexandre Millerand
Portrait von 1918

Alexandre Millerand (* 10. Februar 1859 in Paris; † 7. April 1943 in Versailles) war ein französischer Staatsmann der Dritten Republik und einflussreicher Politiker des letzten Viertels des 19. und des ersten Viertels des 20. Jahrhunderts. Von 1920 bis 1924 war er als Nachfolger von Paul Deschanel Staatspräsident.

Ursprünglich Sozialist, wurde Millerand, der aus einfachen Verhältnissen stammende Sohn eines kleinen Weinhändlers, 1885 Abgeordneter und 1899 zum ersten Mal Minister gegen den Willen seiner Partei. Als Rechtsanwalt verteidigte er mehrere revolutionäre Aktivisten, unter ihnen Lafargue, den Schwiegersohn von Marx. In der Dreyfus-Krise, die das Land spaltete, engagierte er sich als Jurist vehement für die Schuldlosigkeit des jüdischen Offiziers, der des Landesverrats bezichtigt wurde.

Von 1899 bis 1902 gehörte Millerand der Regierung der „Verteidigung der Republik“ unter dem linksgerichteten Ministerpräsidenten Waldeck-Rousseau an. Im Laufe der Zeit neigte er mehr und mehr konservativen Anschauungen zu und gab schließlich seine sozialistische Einstellung völlig auf. 1904 wurde er aus der Sozialistischen Partei ausgeschlossen. Kurz darauf sagte er sich von der Freimaurerei los.

Millerand bekleidete mehrere Ministerämter (u.a. Kriegsminister) und fungierte nach dem französischen Sieg im Ersten Weltkrieg als Generalkommissär der Republik für die Wiedereingliederung von Elsass-Lothringen. Er war der Autor der "Charta" (Wahlprogramm) des "Nationalen Blocks" (Bloc national), der aus den Parlamentswahlen 1919 als Sieger hervorging.

Am 20. Januar 1920 wurde er Ministerpräsident und nach dem unumgänglichen Rücktritt von Paul Deschanel wegen einer Geisteskrankheit bereits am 23. September 1920 dessen Nachfolger als Präsident der Französischen Republik. In seinem Amt versuchte er, eine aktive Rolle zu spielen, hatte aber aufgrund der Verfassung der Dritten Republik nur wenig Spielraum. Nach dem Sieg der Linken („Cartel des Gauches“) bei den Parlamentswahlen 1924 erzwang die neue Mehrheit seinen Rücktritt am 11. Juni. Zu seinem Nachfolger wurde der Radikalsozialist Gaston Doumergue gewählt.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Elysée-Palast gründete Millerand eine neue Partei „Ligue républicaine“. Er wurde kurz darauf in den Senat gewählt, ohne aber nochmals eine bedeutende politische Rolle spielen zu können.

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