Mieszko I

Mieszko I

Mieszko I. (* 922/945; † 25. Mai 992) war der erste historisch nachweisbare Fürst der Polanen und ab ca. 960 Herzog von Polen. Als Sohn des legendären Fürsten Siemomysław entstammte er der Dynastie der Piasten.

Leben

In den ersten Jahren seiner Herrschaft, vor 960, war Mieszko Herr über die Stämme der Polanen, die die Gegend um Gniezno, die damalige Hauptstadt, bewohnten. Außerdem herrschte er über Goplanen am Goplosee sowie Masowier am rechten Weichselufer (um Płock) und Lendizen. Auch Pommerellen gehörte zu seinem Herrschaftsgebiet. Durch die Einigung dieser Stämme legte er die Grundlage für sein Territorium und auf lange Sicht für das Polnische Reich. Das gelang ihm unter anderem durch Expansion und Unterordnung weiterer Gebiete zwischen Oder und Bug. Um das Jahr 960 herum versuchte Mieszko die Gebiete in nordwestlicher Richtung, also die Gegend der Insel Wolin und der Odermündung einzunehmen. Dort traf er auf starken Widerstand des Ostfränkisch-Sächsischen Reiches, da er bereits die Marken (Pufferzonen des Reiches) bedrohte. Gero, Markgraf der Ostmark, schlug ihn mehrfach in Schlachten. Nach diesen Niederlagen entschloss sich Mieszko, 963 Otto I. für einen Teil seines HerrschaftsgebietsTribut zu zahlen. So herrschte er anschließend über ein Gebiet, das ungefähr dem heutigen Polen entspricht. Im Namen der Christianisierung versuchte er dann, weiteres Land von noch heidnischen Slawenstämmen zu erobern, insbesondere im Mündungsgebiet der Oder.

Etwa um 965 heiratete er Dubrawka, die Tochter von Boleslav I., Herzog von Böhmen. Er und sein gesamtes Reich erhielten daraufhin 966 die Taufe in Posen, und Polen wurde damit in die westlich-christliche Gemeinschaft aufgenommen. Vermutlich wurde zeitgleich die Insel Ostrow Lednicki zum Sitz Jordanes´, des ersten Bischofs auf polnischem Gebiet. 967 machte sich Mieszko an die Eroberung der reichen Handelsstadt Wollin. Diese rief Graf Wichmann, den Neffen des Sachsenherzogs Hermann Billung, zu Hilfe. Mit böhmischer Unterstützung gewann Mieszko eine Schlacht, in deren Verlauf Wichmann getötet wurde. Zwar gelang es ihm nicht, Wollin zu erobern, doch konnte der Polenfürst den militärischen Erfolg in Landgewinne umsetzen, durch die er einen Zugang zum Handelsverkehr auf der Ostsee erlangte.

Die territoriale Entwicklung Polens in den Jahren 960–992 während der Herrschaft Herzogs Mieszko I.

Am 24. Juni 972 schlug er die Truppen des Markgrafen Hodo in der Schlacht bei Zehden in der Nähe der heutigen Stadt Cedynia an der unteren Oder. Zu Ostern 973 nahm Mieszko mit anderen slawischen Fürsten am Reichstag in Quedlinburg teil. Nach dem Tod seiner Frau Dubrawka heiratete er 978 die Sächsin Oda von Haldensleben, die Tochter von Dietrich von Haldensleben, Markgraf in der Nordmark, nachdem er sie, vermutlich mit Zustimmung des Vaters, aus dem Kloster Kalbe an der Milde hatte entführen lassen. Diese Hochzeit bedeutete eine Neuausrichtung der Politik Mieszkos: Nicht mehr das Bündnis mit Böhmen, sondern eine Annäherung an das Heilige Römische Reich bestimmte die letzten Jahre seiner Herrschaft. Die Jahrhunderte anhaltende Konkurrenz zwischen Böhmen und Polen nahm in dieser Epoche ihren Anfang. In den Folgejahren kämpfte Mieszko gegen Wieleten und Wolliner südlich der Ostsee und im später so genannten Pommern.

984 erkannte Mieszko zusammen mit Boleslav II. von Böhmen und dem Nakoniden-Fürsten Mistivoj von Mecklenburg in Quedlinburg Heinrich den Zänker als Nachfolger des verstorbenen Kaisers Otto II. an. Dennoch spitzte sich der Konflikt zwischen Böhmen und Polen weiter zu: Mieszko war es gelungen, seinen Sohn Bolesław I. Chrobry mit einer Tochter von Rikdag, Markgraf von Meißen, zu verheiraten. Boleslav von Böhmen sah Meißen jedoch als sein Einflussgebiet an und erlangte bei Heinrich dem Zänker die Erlaubnis, die Burg Meißen zu besetzen. Damit waren die Pläne der Piasten durchkreuzt. Bolesław löste die Ehe mit der Meißnerin und heiratete eine ungarische Prinzessin, um Böhmen durch dieses Bündnis einzukreisen. Allerdings wurden die Ungarn militärisch kaum gegen Böhmen aktiv, so dass Bolesław 987 die Ehe wieder auflöste und Emnilda, die Tochter des einflussreichen Adligen Dobromir heiratete. Auch im Reich änderte sich nun die Lage, da die Regentin Theophanu sich gegen Heinrich durchsetzen konnte. Mieszko erkannte dies früher als Boleslav von Böhmen. Der Polenfürst schlug sich rechtzeitig auf die Seite der Königsmutter und unterstützte sie unter anderem bei den 985 beginnenden Feldzügen gegen die Lutizen. In den ab 990 einsetzenden offenen Grenzstreitigkeiten zwischen Polen und Böhmen unterstützte das Kaiserreich deshalb eher die polnische Seite.

Kurz vor seinem Tode ließ Mieszko das Dagome Iudex verfassen. Heute existiert kein Originaldokument, nur ein 90 Jahre jüngeres Regest mit einer Zusammenfassung. In diesem Text übereignen 'Dago' (wahrscheinlich Mieszko) und seine Gemahlin 'Ote' (Oda) ihr Reich dem Heiligen Stuhl. Darüber hinaus umfasst es eine Aufzählung der Territorien. Über den Sinn der Übereignung an den Heiligen Petrus wird bis heute spekuliert. Solche Schenkungen, bei denen der Geber das Land als Lehen aus kirchlicher Hand zurückerhielt, waren nicht unüblich, wenn auch in kleinerem Umfang. Eine Erklärung ist die beabsichtigte Absicherung des Fürstentums gegen Eroberungen durch andere Reiche. Möglich ist aber auch, dass Mieszko mit der Schenkung Bolesław, seinen Sohn aus erster Ehe, aus der Erbfolge ausschließen wollte, denn er ist in diesem Dokument nicht angegeben. Warum dieser dennoch zu seinem Nachfolger wurde, ist unklar.

Neben Bolesław hatte Mieszko aus erster Ehe die Tochter Świętosława, die laut verschiedenen mittelalterlichen Chroniken mit der Frau des schwedischen Königs Erich dem Siegesfrohen, die dort den Namen Sigrid die Stolze (Sigrid Storråda) trug, identisch ist. Danach soll sie als Gunhild(a) mit Sven Gabelbart von Dänemark verheiratet gewesen sein. Sie wurde unter anderem die Mutter von Knut, König von Dänemark, Norwegen und England.

Aus der Ehe mit Oda von Haldensleben stammen die Söhne Mieszko, Lambert und Świętopełk.


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