Michail Illarionowitsch Kutusow

Michail Illarionowitsch Kutusow
Michail Illarionowitsch Kutusow 1813

Fürst Michail Illarionowitsch Kutusow-Smolenskij (russisch Михаил Илларионович Кутузов-Смоленский, wiss. Transliteration Michail Illarionovič Kutuzov; * 5. Septemberjul./ 16. September 1745greg. in Sankt Petersburg; † 16. Apriljul./ 28. April 1813greg. in Bunzlau) war Generalfeldmarschall der russischen Armee. Kutusow gilt in Russland als Held des Vaterländischen Krieges von 1812/1813 gegen Napoleon.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als Sohn eines Ingenieurgenerals absolvierte er 1759 die Ingenieursschule, war als Lehrer für Mathematik tätig und trat 1761 in das Astrachaner Ingenieurregiment ein. Kutusow wurde 1762 dem Revaler (Tallinner) Generalgouverneur Großfürst Peter August als Flügeladjutant zugeteilt.

1778 heiratete er Ekaterina Bibikowa. Er nahm sowohl am Feldzug gegen die polnischen Konföderierten 1764/1765 teil als auch an den Russisch-Türkischen Kriegen, in denen er nach einer schweren Verletzung durch eine Kugel sein rechtes Auge verlor. Als Generalmajor kommandierte er am 21. Dezember 1790 die fünfte Angriffskolonne beim Sturm auf die türkische Festung Ismail. General Suworow erwähnte in seinem Bericht ausdrücklich Kutusows Mut und Können.

Von 1792 bis 1794 war Kutusow Gesandter in Istanbul sowie offizieller Vertreter Russlands auf internationalen Konferenzen. Die Jahre 1794 bis 1799 verbrachte er damit, das Landkadettenkorps zu leiten sowie als Inspekteur der Truppen in Finnland. 1798 war das Jahr seiner Beförderung zum General der Infanterie. In den Jahren 1799 bis 1801 und 1801/02 fungierte er als Militärgouverneur von Litauen beziehungsweise von Sankt Petersburg. Von 1802 bis 1805 war er in Ungnade gefallen.

Am 11. November 1805 errang er in der Schlacht von Dürnstein einen Sieg, dafür wurde er mit dem Großkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet. 1805 war Kutusow Oberbefehlshaber des russischen Heeres in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz, in der er sich nur äußerst widerstrebend den Plänen des österreichischen Befehlshabers Franz von Weyrother beugte. Russland kämpfte dort an der Seite Österreichs gegen die Armee Napoleons in Böhmen, musste sich jedoch geschlagen geben.

1806/07 war er Militärgouverneur von Kiew, 1808 Kommandierender General über ein Korps im Fürstentum Moldau, 1809 bis 1811 Militärgouverneur von Litauen und 1811 Kommandeur der Moldaufront, als der er erheblichen Anteil am Sieg gegen das Osmanische Reich hatte und Bessarabien für Russland eroberte.

Vaterländischer Krieg

Kutusow in der Schlacht von Borodino 1812

Am 24. Juni 1812 marschierte Napoléon in Russland ein, womit der Vaterländische Krieg begann. Die russischen Truppen unter Barclay de Tolly zogen sich jedoch immer weiter in die Weite des Landes zurück und verweigerten eine frühe offene Feldschlacht. Nach der Schlacht von Smolensk löste der 67jährige Kutusow am 20. August Barclay de Tolly als Oberbefehlshaber der russischen Truppen im Kampf gegen Napoleon ab. Am 29. August stieß Kutusow bei Zarewo Saimistsche zur Armee und befahl den Ausbau der dortigen Stellungen zu beschleunigen. Am 7. September stellte er sich bei Borodino der Schlacht. Die Schlacht von Borodino verlief für beide Seiten äußerst blutig und verlustreich und endete unentschieden. Kutusow zog es jedoch vor, mit den zahlenmäßig unterlegenen Truppen weiter zurückzuweichen und sogar Moskau preiszugeben. Diese Entscheidung erfolgte am 18. September 1812 im Kriegsrat bei Fili westlich von Moskau. Bekannt ist sein Ausspruch: "Wenn wir Moskau dem Feind überlassen, bewahren wir unsere Armee, wenn wir jedoch die Armee verlieren, ist Moskau und Russland verloren". Der Kriegsrat wurde im Jahre 1880 vom russischen Maler A. Kriwschenko festgehalten.

Durch den Pyrrhussieg bei Borodino gelang es Napoléon zunächst, ohne weiteren Kampf das verlassene Moskau einzunehmen, ohne dass darauf Verhandlungsangebote von der russischen Seite kamen. Am 18. Oktober griff Kutusow Marschall Murat vor Moskau an. Dies gab letztendlich den Ausschlag für den Rückzug Napoleons. Durch den Sieg bei Malojaroslawez zwang Kutusow die Franzosen auf die bereits geplünderte Smolensk-Route zurück. Bei ihrem Rückzug ließ Kutusow Napoleons Truppen immer wieder angreifen, so dass von ursprünglich 612.000 Soldaten weniger als 40.000 Mann zurückkamen. Von Zeitgenossen wurde Kutusow wegen seiner vorsichtigen Kriegsführung kritisiert, erntete aber später umso größeren Ruhm.

Im Oktober 1811 wurde Kutusow in den Grafenstand und im Dezember 1812 in den Stand eines Fürsten von Smolensk erhoben. Er starb am 28. April in Bunzlau als Fürst Golenischtschew-Kutusow. Kurz vor seinem Tod wurde er noch zum Oberbefehlshaber der preußisch-russischen Truppen berufen.

Die Rolle Kutusows in der Dreikaiserschlacht und im Krieg 1812 gegen Napoleon werden in dem Roman Krieg und Frieden von Leo Tolstoi thematisiert. Historisch bedeutsam ist diese Darstellung eher nicht, da die russisch-patriotischen Elemente im Vordergrund stehen.

Namenspatron

Leichter Kreuzer (heute Museumsschiff) Michail Kutusow, im Hafen von Noworossijsk

Im Jahr 1943 stiftete Stalin den Kutusoworden. Die ehemals östlichste Stadt des deutschen Reiches Schirwindt wurde nach dem Krieg Kutusowo genannt, ebenso heißt der innerstädtische Teil der Moschaisker Landstraße in Moskau seit 1957 Kutusow-Prospekt. Außerdem trägt ein Schiff der russischen Schwarzmeerflotte Kutusows Namen.

Orden und Ehrenzeichen

Weblinks

 Commons: Michail Illarionowitsch Kutusow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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