Michael Walther der Jüngere

Michael Walther der Jüngere

Michael Walther der Jüngere (* 3. März 1638 in Aurich; † 21. Januar 1692 in Wittenberg) war ein deutscher Mathematiker und lutherischer Theologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Geboren als Sohn von Michael Walther der Ältere und seiner Frau Margaretha, der Tochter des Osterwiker Stadtrichters Matthias Gleißenberger, genoss er in der Umgebung seiner Eltern zunächst eine vorzügliche Ausbildung. In seinem 16. Lebensjahr bezieht er die Universität Helmstedt und wechselt drei Jahre später am 22. April 1656 an die Universität Wittenberg, wo er sich am 13. Oktober 1659 den akademischen Grad eines Magisters der philosophischen Wissenschaften erwirbt. Daraufhin hält er selbst Vorlesungen und wird am 25. November 1661 als Adjunkt an die philosophische Fakultät aufgenommen.[1] Bereits 1664 hatte man ihn für die Professur der niederen Mathematik in Wittenberg vorgeschlagen.

Da er jedoch die damalige vakante Stelle nicht bekam, begab er sich 1665 auf eine Bildungsreise durch Deutschland, auf der er Bekanntschaft mit umfangreichen Bibliotheken und den anerkannten Männern der Zeitgeschichte machte. Zurückgekehrt nach Wittenberg, wurde durch den Tod von Christoph Notnagel 1666 die Stelle der höheren Mathematik vakant, um die sich Walther bewarb und diese mit Empfehlung der Universität als einziger Bewerber im Juli übernahm. Erst im August erfolgte die kurfürstliche Bestätigung seines Anliegens. Nach dem Tod von Johann Erich Ostermann übernahm er 1668 die Aufsicht über die kurfürstlichen Stipendiaten anvertraut. In seiner Position als Mathematiklehrer bemühte er sich auch beim Kurfürsten um die Errichtung einer Sternwarte in Wittenberg. Er wollte diese auf dem Dach des Augusteums errichten. Jedoch schlug das Ansinnen fehl, zumal die finanziellen Mittel dazu fehlten.

Gern hätten man ihn für das Rektorat am Stettiner Gymnasium gewonnen, ebenso bot man ihm die Stelle eines Professors der Theologie, samt der damit verbundenen Generalsuperintendentur in Greifswald an, ebenso die Generalsuperintendentur in Aurich. Jedoch lehnte er sie alle ab. Nachdem Johann Friedrich Mayer aus seiner Professur ausgestiegen war und Abraham Calov verstorben war, wurde eine Neubesetzung der theologischen Fakultät durchgeführt. Walther übernahm 1687 als treuer Anhänger der lutherischen Orthodoxie die ordentliche vierte theologische Professur und wurde damit verbunden Inspektor der kurfürstlichen Stipendiaten. Daraufhin erwirbt er sich am 12. August 1687 das Lizentiat der Theologie, wird am 15. August offiziell in die theologische Fakultät aufgenommen, wurde am 2. September dafür ordiniert, begann am 25. September mit Vorlesungen und promovierte am 15. Dezember 1687 zum Doktor der Theologie.

Walther hielt seine Vorlesungen meist in lateinischer Sprache ab. Jedoch wenn er über Geschichte oder über Biographien referierte, redete er im klaren Deutsch. Damit hat er als früher Vorläufer dazu beigetragen, dass sich die deutsche Sprache an Universitäten zu etablieren begann. Walther, der zu den typischen Vertretern der lutherischen Orthodoxie zählt und als solcher in der Bestrebung der Herauskristallisierung des Alleinvertretungsanspruches derselben aktiv war, sollte man nicht als streitsüchtig, unduldsam und verblendet betrachten. Er hat entsprechend seiner Zeit aus dem Blickwinkel seines persönlichen Umfeldes agiert. Auch wenn die Lutherische Orthodoxie an dem Rechtsanspruch als einzig wahre Theologie gelten zu wollen, gescheitert ist.

So sollte dieser historische Kontext, jederzeit auf moderne ähnlich gelagerte Ansprüche in der christlichen Theologie reflektierbar sein. Daher ist die Auseinandersetzung mit der lutherischen Theologie, gerade in jenem Kontext heute noch brisant. Walther hat sich zudem auch an den organisatorischen Aufgaben der Universität beteiligt, so hat er semesterweise vier Mal das Amt des Dekans der philosophischen Fakultät verwaltet, war zwei Mal Prodekan der theologischen Fakultät und im Sommersemester 1676, sowie im Wintersemester 1690 zwei Mal Rektor der Hochschule. Nach seinem Ableben wurde er in der Schlosskirche Wittenbergs beigesetzt, wo ihm auch ein Epitaph errichtet wurde, welches bei der Beschießung 1760 verloren gegangen zu sein scheint.

Familie

Walther war mehrfach verheiratet. Seine erste Ehe ging er am 30. März 1668 mit Euphrosine († 16. März 1673 in Wittenberg) der Tochter des Konrad Viktor Schneider ein. Bekannt aus dieser Ehe sind die Kinder Michael Conrad (* 28. Februar 1669 in Wittenberg; †26. Januar 1683 in Wittenberg), Euphrosine Sophie (* 25. März 1671 in Wittenberg) und Anne Juliane (* 7. März1673 in Wittenberg; † 12. Februar 1683 ebenda).

Seine zweite Ehe ging er am 6. Juni 1680 mit Anne Margarethe (* 19. November 1658 in Wittenberg; † 8. Februar 1683 in Wittenberg), der Tochter seines einstigen Vorgängers in der Professur der Mathematik Christoph Notnagel und dessen Frau Elisabeth, der Tochter des Assessors an der Wittenberger Juristenfakultät Christian Kremberg, ein. Bekannt sind aus dieser Ehe die Kinder Elenora Christin (* † 27. Juni 1681 in Wittenberg, nach Geburt und Taufe) und Amalie Beathe (* 28.April 1682 in Wittenberg, † 19. September 1682 in Wittenberg).

Die dritte Ehe ging er 28. Oktober 1684 mit der Tochter Anna Coecilia (* 1665; † 2. November 1688), der Tochter des Johann Deutschmann ein. Bekannt sind hier die Kinder Johann Christian (* 12. Juni 1686 in Wittenberg) und Augustin Friedrich Walther.

Seine vierte Ehe ging er ein 1691 mit Christina, der Tochter des Augustin Strauch, aus dieser Ehe sind keine Kinder bekannt.

Werkauswahl

Sein schriftliches Werk ist umfangreich. Sein Sohn, der Leipziger Professor Augustin Friedrich Walther, hat seine unveröffentlichten Schriften der Leipziger Universitätsbibliothek geschenkt.

  • Analecta mathematico-philosophica.
  • Diss. De Eclypsibus
  • De Cometis
  • De longitrudine geographica
  • De Zona torrida
  • De aureo numero
  • De via Sabbathi
  • De Fidei Nicenae veritate, antiquitate & necessitate
  • De justitia inhaerente
  • Quid circa clavem ligantem liceat.
  • De fide ba ptizatorum infantum
  • De jesu ante Mariam
  • De Catechizatione Veterum
  • De concursu Dei
  • De Satisfactionis Christi certitudine ex …
  • De abussu distictionis inter praesentiam intimam & extimam
  • De Disputationibus Academicis
  • De disimilitudine ortus nostri & Christi homnis
  • De Christi homnis…
  • De novo legislatore Christo contra Socinianos & Arminianos
  • Disq. math, de mutuis siderum radiationihus, quas vulgo aspectos vocant. Wittenberg 1660
  • Diss, astron. de eclipsihus in genere, et solis in specie. Wittenberg 1680

Literatur

  • Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Max Niemeyer, Halle (Saale) 1917
  • Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1501–1817. Böhlau, Köln 2002, ISBN 3-412-04402-4
  • Johann Christian Poggendorff: Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften.. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1863, 2. Bd., Sp. 1258 (Online)
  • Johann Christoph Erdmann: Lebensbeschreibungen und literarische Nachrichten von den wittenbergschen Theologen seit der Stiftung der Universität 1502 bis zur dritten hundertjährlichen Säcularfeyer 1802: aus den Matrikeln und andern glaubwürdigen Urkunden; ein Beytrag zur kursächs. Reformations- und Kirchen-Geschichte. Verlag Zimmermann, Wittenberg 1804
  • Paul TschackertWalther, Michael. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 41, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 120 f.
  • Leichenpredigt gehalten von Caspar Löscher am 31. Januar 1692 (Online)
  • Robert Eitner: Biographisch-bibliographisches Quellen-lexikon der Musiker und Musikgelehrten der christlichen Zeitrechnung. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1904, 10. Band, S. 172 f.
  • Walther, Michael, ein Evangelischer Doctor. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 52, Leipzig 1747, Spalte 1857–1861.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bernhard Weissenborn: Album Academiae Vitebergensis- Jüngere Reihe Teil 1 (1602–1660). Magdeburg 1934

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