Metropolis (1927)

Metropolis (1927)
Dieser Artikel behandelt den Stummfilm Metropolis von Fritz Lang aus dem Jahr 1927. Für andere Artikel zum Stichwort Metropolis siehe Metropolis.
Filmdaten
Originaltitel: Metropolis
Produktionsland: Deutschland
Erscheinungsjahr: 1927
Länge: 139 Minuten
Originalsprache: Deutsch
Stab
Regie: Fritz Lang
Drehbuch: Fritz Lang, Thea von Harbou
Produktion: Erich Pommer
Musik: Gottfried Huppertz
Kamera: Karl Freund, Günther Rittau, Walter Ruttmann
Schnitt: Fritz Lang
Besetzung

Metropolis ist ein deutscher Spielfilm von Fritz Lang aus dem Jahre 1927. Er ist einer der bekanntesten Science-Fiction-Filme der Filmgeschichte und zugleich einer der visuell einflussreichsten Stummfilme. Der Film wurde nach seiner Uraufführung am 10. Januar 1927 in Berlin kein kommerzieller Erfolg. Auch eine im selben Jahr herausgebrachte umgearbeitete und gekürzte zweite Fassung (Premiere am 25. August 1927 in Stuttgart und München) fand kein Publikum. Die filmhistorische Bedeutung von Metropolis ergab sich erst in späteren Jahrzehnten. Mit 5 Millionen Reichsmark[1] (dies entspricht in etwa 16,6 Millionen Euro heutiger Kaufkraft) Produktionskosten war Metropolis der bis dahin teuerste Film der deutschen Filmgeschichte. Durch den ausbleibenden Erfolg wurde die Ufa vorübergehend ruiniert.

Lange Zeit existierten nur gekürzte Fassungen des Films und die originale Langfassung galt als verschollen. Erst 2008 wurden in Buenos Aires Filmrollen (etwa 30 Minuten fehlender Sequenzen) wiederentdeckt, die derzeit restauriert werden.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die im Folgenden beschriebene Handlung bezieht sich auf die ursprüngliche Fassung des Films und nicht die 1927 von der Paramount gekürzte Version, deren Handlung in einigen Punkten abweicht (s.u.).

In einer überdimensionierten und technisch entfesselten Stadt namens Metropolis leben die einzelnen Gesellschaftsschichten voneinander völlig getrennt. Die Oberschicht genießt paradiesische Lebensverhältnisse und gibt sich in einem „Yoshiwara“ genannten Amüsierviertel rauschhaften Vergnügungen hin. Im „Klub der Söhne“ lebt die junge Elite in absolutem Luxus, während die gewöhnlichen Arbeiter im Untergrund in einem Viertel unter der Stadt hausen und in Zehnstundenschichten an überdimensionalen Maschinen schuften müssen. Das Hirn von Metropolis ist Joh Fredersen, der aus seiner Steuerungszentrale im „Neuen Turm Babel“ die Stadt steuert und überwacht. Fredersen betrachtet die Arbeiter als minderwertig und ist davon überzeugt, dass sie einzig als Diener von Metropolis eine wirklich sinnvolle Aufgabe erfüllen. Sein Sohn Freder Fredersen trifft eines Tages auf Maria, eine geheimnisvolle Frau aus der Unterstadt, und verliebt sich in sie. Auf der Suche nach Maria erlebt er die Not der Arbeiter im Untergrund der Stadt und versucht erfolglos, seinen Vater von dessen hartherzigem und ausbeuterischem Regiment abzubringen. Gemeinsam mit dem von Fredersen entlassenen Josaphat und dem Arbeiter „11811“ plant er, eine Initiative zur Änderung der Verhältnisse in Metropolis zu beginnen. Doch „der Schmale“, ein Agent von Joh Fredersen, treibt „11811“ in die Unterstadt zurück und sperrt Josaphat in dessen Wohnung ein.

Maria verkündet den Arbeitern in konspirativen, gottesdienstgleichen Sitzungen in den Katakomben der Stadt die baldige Ankunft eines „Mittlers“, der eine Brücke zwischen Hirn (Führungsschicht von Metropolis) und Händen (Arbeiterschaft) bauen wird. Joh Fredersen sieht durch den Einfluss Marias auf die Arbeiter die Gefahr einer Revolte und weist den Erfinder Rotwang an, einem Maschinen-Menschen das Antlitz Marias zu geben, damit dieser die Arbeiter beeinflusse. Fredersen und Rotwang verbindet eine besondere Beziehung. Einst hat Joh Fredersen dem Erfinder dessen geliebte Frau Hel genommen. Bei der Geburt von Freder war sie gestorben. Mit dem Maschinenmenschen will Rotwang sich nun seine Hel neu erschaffen. Aus Rache hintertreibt er Joh Fredersens Plan und bringt den Maschinenmenschen dazu, die Arbeiter in der Gestalt Marias zu einer Revolte aufzuhetzen. Der Mob stürmt die unterirdischen Fabriken und zerstört dabei auch die für Metropolis lebenswichtige Herz-Maschine, woraufhin die Wohnquartiere der Arbeiter im Untergrund der Stadt überflutet werden und es zu Unterbrechungen in der Energieversorgung kommt. Der echten Maria gelingt es aber, zusammen mit Freder Fredersen und Josaphat, der sich inzwischen befreit hat, die Kinder der Arbeiter im letzten Moment vor dem Ertrinken zu retten und im „Klub der Söhne“ in Sicherheit zu bringen.

Grot, dem Werkmeister der Herz-Maschine, gelingt es, die revoltierenden Arbeiter zur Besinnung zu bringen. Sie erkennen die ausgelöste Katastrophe und wähnen ihre Kinder ertrunken. Nun wendet sich die Wut gegen die vermeintliche Anstifterin Maria. Der Maschinen-Mensch mit Marias Gestalt wird eingefangen und auf einem Scheiterhaufen vor der Kathedrale verbrannt. Zeitgleich wird die echte Maria von Rotwang gejagt und aufs Dach der Kathedrale gehetzt. Der Erfinder ist wahnsinnig geworden und sieht in Maria seine Hel vor sich. Freder Fredersen rettet Maria und liefert sich einen finalen Kampf mit Rotwang. Rotwang stürzt letztendlich vom Dach und stirbt.

Unter dem Motto „Der Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein“ versöhnen sich anschließend der Fabrikant Joh Fredersen und die Arbeiterschaft durch Freders Vermittlung.

Thema und Interpretationen

Fritz Lang hat oft und gern behauptet[2], bei seiner Amerikareise im Oktober 1924 habe er, das Schiff lag in der Nacht noch vor dem Hafen von New York, der Wolkenkratzer und beleuchteten Straßen ersichtig die Geschichte von Metropolis ersonnen. Nach seiner Rückkehr habe Thea von Harbou mit der Arbeit am Drehbuch begonnen. Die Eingebung kann sich höchstens auf die beim Dreh verwirklichten visuellen Ideen, nicht jedoch auf das Drehbuch beziehen, da dieses nachweislich schon im Juli 1924 der Fertigstellung nahe war. Von Harbou verfasste auch einen Roman, der auf der Filmhandlung basiert.

Bei der Darstellung der Gesellschaftsordnung lehnt sich Metropolis einerseits an den Marxismus an; es gibt zwei scharf voneinander getrennte Klassen, wobei die eine die andere ausbeutet, und keinerlei Aufstiegschancen bestehen. Dass der Sinn mancher Maschinen nicht ersichtlich wird, steht für die Entfremdung von der Arbeit. Andererseits aber übt der Verlauf der Handlung klar Kritik an der Revolution, welche die Lebensgrundlage der unteren Klasse vernichtet. An den Nationalsozialismus wiederum erinnert die propagierte Zusammenarbeit der Klassen anstelle eines Klassenkampfes. Eine solche korporatistische Wirtschaftsstruktur entsprach dem Programm der NSDAP. Die Parabel vom Turmbau zu Babel wird abgeändert: In der hier gezeigten Variante sprachen die Planer und die Arbeiter dieselbe Sprache, aber verstanden einander nicht; es gibt auch keinen Einfluss von Seitens Gottes, der den Turm zerstört, vielmehr wird der Turm bei der Revolte der Arbeiter gegen die Sklaventreiber schlicht und einfach nicht fertiggestellt. Dem christlichen Fundus entnommen ist die echte Maria, die das Gute personifiziert und die Ankunft eines Erlösers verkündigt.

Fritz Lang bekannte später, dass er die Aussage, das Herz vermittle zwischen Hand und Gehirn, inzwischen für falsch halte und den Film deshalb nicht mehr möge.[3] Das Problem sei ein soziales und kein moralisches.[2] Obwohl die Kernthese von Hirn, Hand und Herz von Thea von Harbou stammt, sei er zu mindestens 50 Prozent dafür verantwortlich, da er den Film ja gedreht hatte. Nur war er als damals unpolitischer Mensch zu wenig an der Handlung und stattdessen mehr an der Technik und Architektur interessiert.[4]

Der Misserfolg des Werks beim zeitgenössischen Publikum kann auch damit erklärt werden, dass das entworfene soziale Bild dem damals kaum hinterfragten Fortschrittsglauben entgegensteht, technische Neuerungen determinierten eine humanere und zivilisiertere Gesellschaft. Science-Fiction war damals in der Regel positive Utopie, während bei Lang in der Zukunft die Sklavenheere aus biblischen Urzeiten wiederkehren. Die gigantischen Maschinen bringen der niederen Klasse ein unwürdigeres Leben, als sie es im vorindustriellen Zeitalter hatten. Die Menschenmasse ist mittels instinktiver Reflexe leicht manipulierbar, auch wird ein mittelalterlicher Ritus wie die Hexenverbrennung wieder praktiziert. „Mit zunehmender Industrialisierung hört die Maschine auf, blosses Werkzeug zu sein, beginnt ein Eigenleben, zwingt dem Menschen ihren Rhythmus auf. Er bewegt sich, sie bedienend, mechanisch, wird zum Teil der Maschine.[5]

Eine länger zurückliegende Zukunftsstudie wie Metropolis kann mit der Gegenwart verglichen werden, leicht lässt sich zeigen, was anders verlaufen ist als vorausgesehen: die soziale Differenzierung in der Wohlstandsgesellschaft; die Tertiarisierung und der Wegzug der Industrie aus den Städten.

Die Architektur im Film

Metropolis ist eine aus Hochhäusern bestehende Stadt, deren Architektur an damals existierende Wolkenkratzer (hauptsächlich in New York) erinnert. Entwurf und Gestaltung der Bauten für die utopische Filmstadt erfolgte durch die Filmarchitekten Otto Hunte, Erich Kettelhut, Karl Vollbrecht und Walter Schultze-Mittendorf (Maschinenmensch und Skulpturen).

In den Häuserschluchten winden sich Straßen und Gleise für Einschienenbahnen. Die von der Oberschicht benutzten Gebäude sind prunkvoll ausgestattet, während die unterirdische Arbeiterstadt schlicht und düster wirkt. Daneben gibt es auch mehr am Mittelalter orientierte Gebäude, wie die gotische Kathedrale und Rotwangs Haus, welches dem von Otto Bartning entworfenen Direktorwohnhaus (1923-25) in Zeipau ähnelt.[6] Rotwangs Werkstatt gleicht mehr der Küche eines Magiers denn einem wissenschaftlichen Labor. Von der anfänglich verfolgten Idee, Rotwang gar Zauberkräfte zu verleihen, sind Lang und von Harbou mangels Mut wieder abgekommen.[4]

Hintergrund

Ästhetik und Technik

Der vom 22. Mai 1925 bis 30. Oktober 1926 von Fritz Lang mit einem großen Aufwand an Technik und Darstellern verfilmte Stoff legt großen Wert auf ästhetische Aspekte und die bildliche Inszenierung. Metropolis wird durch einen großen Aufwand an Statisten, Kulissen und durch eine beeindruckende Tricktechnik perfekt inszeniert. Neben der dystopischen Riesenstadt mit ihren Sklavenarbeitern wurden in Metropolis erstmals im Kino Roboter, Einschienenbahnen und Bildtelefon gezeigt. Die zwischen den Hochhäusern dahinströmenden Fahrzeuge wurden mittels Stop-Motion-Technik in Bewegung gebracht.

Im Gegensatz zu der hervorragenden handwerklichen Filmarbeit geriet die Handlung nach dem Drehbuch von Thea von Harbou relativ kitschig und naiv.

Arbeitsbedingungen

Trotz allen künstlerischen Lobes ist der Umgang von Lang mit den Darstellern kritisiert worden. Er war bei einer Szene, in der Gustav Fröhlich vor Brigitte Helm auf die Knie fällt, auch nach etlichen Wiederholungen noch immer nicht zufrieden. Sie wurde zwei Tage lang geübt und Fröhlich konnte danach kaum noch stehen. Für die Überflutungsszene kamen, im kühlen Herbst 1925, schlecht ernährte Kinder zum Einsatz. Im darauffolgenden Winter mussten im unbeheizten Studiohangar nackte Komparsen für die gleiche mehrfach wiederholte Aufnahme bereitstehen. Die Massenszene der überfluteten Stadt, die im Film ca. 10 Minuten einnimmt, hat über 6 Wochen Drehzeit in Anspruch genommen, in der Lang die Statisten immer wieder ins eiskalte Wasser jagte. Die Komparsen rekrutierten sich aus Arbeitslosen, die billig und in großer Zahl verfügbar waren. Brigitte Helm musste als Maria, der Maschinenmensch, ein schweres, metallenes Kostüm tragen und kollabierte mehrere Male fast. So konnten immer nur relativ kurze Szenen gedreht werden, und kurz danach musste Helm von Mitarbeitern des Films mit Ventilatoren erfrischt werden.

Das Filmteam verbrachte pro Tag 14 bis 16 Stunden im Studio unter schlechten Bedingungen; viele fielen wegen Krankheit aus. Unter der Tyrannei des ihnen verhassten Fritz Lang erging es den Komparsen und der Mannschaft nicht viel besser als den im Film zu sehenden babylonischen Sklaven, die für ein monumentales Kunstwerk des Herrschers schwer arbeiten und leiden mussten. Insgesamt kamen 27.000 Komparsen zum Einsatz, gedreht wurde an 310 Tagen und 60 Nächten[7].

Produktion

Für die Aufnahmen wurden mehr als 500 Kilometer Film belichtet. Langs Perfektionismus, aber auch schlechtes Wetter verlängerten die Produktion, welche die Kapazität der Ufa immer stärker absorbierte. Deren Geschäftsleitung machte den Produzenten Pommer allein für das Debakel verantwortlich und entließ ihn am 22. Januar 1926 noch vor Fertigstellung des Films.

Zeitgenössische Rezeption und Kritik / Zitate

Metropolis war 1927 ein kommerzieller Fehlschlag. Der Film wurde nach seiner Premiere am 10. Januar im Ufa-Palast am Zoo im Ufa-Pavillon am Nollendorfplatz aufgeführt und zog dort bis Mai 1927 nur 15.000 Zuschauer an. Daraufhin verzichtete die Ufa auf die deutschlandweite Aufführung der Premierenfassung, zog den Film ein und brachte im Sommer eine umgeschnittene, stark gekürzte und inhaltlich abgewandelte Version heraus, die am 25. August 1927 in den Sendlinger-Tor-Lichtspielen in München und im Ufa-Palast Stuttgart Premiere hatte, aber ebenfalls nicht erfolgreich war. Die finanziell angeschlagene Ufa, die sich mit Metropolis einen Befreiungsschlag erhofft hatte, wurde wenige Monate später von Alfred Hugenberg übernommen.

Die Kritik nach der Uraufführung im Januar 1927 war überwiegend negativ ausgefallen. Zwar wurden die filmischen Effekte und der technische Aufwand gelobt, das Drehbuch von Thea von Harbou fand aber keinen Anklang.

„Thea von Harbou erfindet eine unmögliche Personenhandlung, die in den Motiven überstopft wird. (…) Immer wird mit Gefühlsphrasen gearbeitet. Schrecklich. Ein sachliches Thema grausam verkitscht. Effekte, nicht weil Weltanschauungen zu Explosionen drängen, sondern weil der Film seine Tricks will. Der Schluß, die tränenreiche Versöhnung von Arbeitgeber und Arbeitnehmer -- entsetzlich.“ (Berliner Börsen-Courier, 11. Januar 1927, Nachtausgabe)

„Dem Regisseur schwebte scheinbar ein utopischer Film vor, der Tendenzen der Wirklichkeit enthalten sollte. Für jeden etwas: Der Bourgeoisie die ,Metropolis‘, für die Arbeiter den Sturm auf die Maschinen, für die Sozialdemokraten die Arbeitsgemeinschaft, für die Christlichen das ,Goldene Herz‘ und den Heilandsspuk. (…) Abgesehen von dem kitschigen Inhalt ist die filmtechnische Leistung zweifelsohne hervorragend und in ihrer Art bisher unerreicht. Die Illusion der Wolkenkratzerstadt, die Darstellung der Maschinenunterwelt, die ,Geburt‘ der Menschenmaschine, die Überschwemmung sowie einige der Massenszenen sind ausgezeichnet.“ (Die Rote Fahne, 12. Januar 1927)

„Nimm zehn Tonnen Grausen, gieße ein Zehntel Sentimentalität darüber, koche es mit sozialem Empfinden auf und würze es mit Mystik nach Bedarf; verrühre das Ganze mit Mark (sieben Millionen) und du erhältst einen prima Kolossalfilm. (Simplicissimus Nr. 44/1927)“

Trotz der vernichtenden Premierenkritik gilt Metropolis heute als ein Klassiker der expressionistischen Filmkunst.

Fassungen und Bearbeitungen

Umarbeitung 1927

Urkunde zur Aufnahme der restaurierten Fassung des Films in das Weltdokumentenerbe

Metropolis war bei seiner Premiere ca. 210 Minuten bzw. 4.189 Filmmeter lang. Nach dem Fehlstart des Films wurden 1927 im Auftrag des Parufamet-Verleihs wesentliche Teile der Handlung umgearbeitet und zahlreiche Szenen aus der Premierenfassung entfernt. Vorbild war eine Fassung, die bereits im Dezember 1926 in den USA hergestellt worden war. Die Paramount hatte das für den amerikanischen Markt gekaufte Negativ durch den Bühnenautor Channing Pollock nicht nur stark kürzen, sondern auch inhaltlich neu interpretieren lassen. Durch Auslassungen und neue Zwischentitel wurde in der Neufassung eine völlig andere Geschichte erzählt. Hier wird der Maschinenmensch von Rotwang im Auftrag von Fredersen (der in der US-amerikanischen Fassung John Masterman heißt) erfunden, um die menschlichen Arbeiter zu ersetzen. Dies misslingt und beschwört eine Revolte herauf, welche die Stadt ins Chaos stürzt.

Schlüsselszenen des Films, wie die spannungsgeladene Begegnung Fredersen-Rotwang wurden in einen neuen Kontext gestellt und die Gestalt der Hel vollständig aus der Handlung entfernt. Auch andere Handlungsstränge verschwanden aus dem Film, so z. B. fast alle im „Yoshiwara“ spielenden Szenen mit dem Arbeiter „11811“, die Zusammenkunft von Freder und Josaphat in dessen Wohnung, sowie die dortige Auseinandersetzung mit dem „Schmalen“. Als der Film nach seiner Umarbeitung im Sommer 1927 in Deutschland wieder in die Kinos kam, waren von den 4.189 Filmmetern der Premierenfassung nur noch 3.241 übrig.

Laut Martin Koerber, der maßgeblich an der Rekonstruktion des Filmes beteiligt war, wurden im Jahre 1988 bei der Friedrich Murnau Stiftung in Wiesbaden 30 Originale Filmrollen mit Nitromaterial vernichtet. Davon wurden aber nur fünf Rollen vorher kopiert. Im Buch Metropolis - Ein filmisches Laboratorium der modernen Architektur wird darüber spekuliert, ob es sich dabei um das deutsche Originalnegativ handelte.

Rekonstruktionen

Die bisher werkgetreueste und längste Rekonstruktion (die als Ergebnis einer aufwändigen Suche Fragmentfunde aus der ganzen Welt enthält) wurde im Februar 2001 von Enno Patalas und Martin Koerber im Auftrag der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in restaurierter Bild- und Tonqualität veröffentlicht und hat eine Gesamtlaufzeit von 147 Minuten. Ebenso wurden anhand der wiedergefundenen Partituren der Originalmusik fehlende Szenen durch Standbilder und Texttafeln ersetzt, um den in früheren Fassungen entstellten Sinn der Handlung wiederherzustellen. Ebenso war es möglich, die originale Schnittfolge und die Original-Filmmusik von Gottfried Huppertz zu rekonstruieren. Die Partitur fand sich bei der Witwe des Komponisten in einem oberbayrischen Gartenhaus. Die 1926 und 1927 aus der Handlung entfernten Szenen konnten im Zuge der Restaurierungsarbeiten jedoch nicht wiedergefunden werden und galten als verschollen.

Die digitale Bildrestaurierung, die die Alpha-Omega digital GmbH im Dezember 2000 / Januar 2001 im Auftrag der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung durchführte, war die Grundlage für die Herstellung eines neuen 35mm-Negativs, das am 08. November 2001 von der UNESCO - als erster Film überhaupt - in das Weltdokumentenerbe (Memory of the World) aufgenommen wurde (nicht zu verwechseln mit Weltkulturerbe). Die Überlieferung von Metropolis steht somit auf der gleichen Stufe wie der Handschriftennachlaß von Johann Wolfgang von Goethe, die Gutenberg-Bibel oder die neunte Symphonie von Ludwig van Beethoven.

Im Jahr 2005 erschien eine vom Filminstitut der Universität der Künste Berlin herausgebrachte DVD mit einer Studienfassung von Metropolis. Basis war die von der Murnau-Stiftung restaurierte Version des Films. Diese Studienfassung versuchte eine weitestmögliche Annäherung an die Premierenversion zu erreichen, wobei die zahlreichen fehlenden Fragemente durch Graublenden und optional durch Standfotos und Textinformationen aus der originalen Zensurkarte ergänzt wurden. Musikalisch begleitet wurde diese bewusst als Torso präsentierte Version des Films von der vollständig eingespielten Direktionsstimme für Klavier aus der Originalpartitur der Filmmusik von Huppertz. Außerdem enthielt die Studienfassung ein Digitalisat des Original-Drehbuches und der Zensurkarten. Diese DVD war nie im Handel erhältlich. Sie wurde in kleiner Auflage und ausschließlich zu Forschungszwecken an einschlägige Institutionen verkauft.

Im Juli 2008 wurde bekannt, dass eine Kopie der verloren geglaubten originalen Langfassung des Films in den Beständen des argentinischen Museo del Cine (Filmmuseum) in Buenos Aires gefunden wurde, die nun restauriert werden soll.[8] Diese, jedoch relativ stark beschädigte Kopie, enthält große Teile der nach der Uraufführung herausgenommenen Szenen mit spanischen Zwischentexttafeln.[9][10][11] Bei einem ersten Vergleich des neu entdeckten Materials mit der überarbeiteten Fassung zeigte sich, dass eine annähernde Wiederherstellung der Urfassung möglich ist.[12]

Bearbeitungen anderer Künstler

Große Verbreitung fand die Version des Films, die vom Musiker Giorgio Moroder 1984 hergestellt wurde. Er machte aus dem Stummfilm einen monumentalen Videoclip mit Popmusik (u. a. von Freddie Mercury), eingefärbtem Bild und Beschleunigung des Schnitts, der „nur“ 87 Minuten dauerte. Der Film wurde gewissermaßen zum reinen Bilderbogen reduziert.

Diese Fassung hatte großen Einfluss auf die beginnende Videoclip-Ära; als Beispiele seien Clips von Queen (Radio Ga Ga, 1984) und Madonna (Express Yourself, 1989) genannt, die direkt daraus zitieren.

Der amerikanische Komponist Joe Brooks (Oscar-Preisträger 1977 für die Filmmusik „You Light Up My Life“) bearbeitete zusammen mit Dusty Hughes Metropolis als Musical. Dieses wurde 1989 im Piccadilly Theatre in London uraufgeführt.

Im Jahr 2000 veröffentlichte der US-Amerikaner Jeff Mills bei der Plattenfirma Tresor Records eine Techno-Version des Soundtracks. Jeff Mills gilt als einer der bekanntesten Techno-Produzenten.

Die deutsche Gothic-Metal-Band The Vision Bleak veröffentlichte 2004 auf ihrem Debüt-Album The Deathship has a new captain ein nach dem Film benanntes Lied, dass textlich das Leben in der Metropole beschreibt und sich dabei auf Doom Metal-artige Klänge stützt, die mit walzender, an Maschinen erinnernde Brachialität und tiefer Stimmlage die Stadtatmosphäre wiedergeben wollen.

Andreas Otto und Jan Drees entwarfen für den Film einen eigenen Soundtrack, der analoge und digitale Klänge vermischt.[13]

Der argentinische Komponist Martín Matalón komponierte 1995 in Zusammenarbeit mit dem französischen IRCAM (Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique) die Filmmusik für 16 Musiker und Elektronik, welche mit der 1993 restaurierten Fassung aufgeführt wird.

Der deutsche Komponist Harry Kulzer komponierte 2006 für eine Kurzversion des Films (92 Min.) eine eigene Musik für Klavier. Welturaufführung war am 25. April 2007 in Dachau bei München. Unter dem Namen "Metropolis.Live" ist diese Produktion seit 2007 weltweit unterwegs.

Neuverfilmung

Im Jahre 2007 erwarb Produzent Thomas Schühly die Neuverfilmungsrechte an Metropolis. Als Co-Produzent wird Mario Kassar fungieren.[14][15]

Sonstiges

Im November 2005 wurde das vom Grafiker Heinz Schulz-Neudamm gezeichnete Metropolis-Filmplakat in London für 398.000 Pfund Sterling (ca. 600.000 Euro) verkauft, der höchste bis dato gezahlte Preis für ein solches Poster.

Für die Dreharbeiten kaufte die Ufa den bankrotten Rumpler-Werken die Restbestände des legendären futuristischen Tropfenwagens als Requisiten ab. Die Fahrzeuge sind gegen Ende des Films in einer Straßenszene zu sehen und wurden in der finalen Szene zerstört – sie dienten als Sockel des Scheiterhaufens, auf dem der Maschinen-Mensch verbrannt wird[16].

Der kurz vor dem Ende stehende dramatische Kampf Rotwang – Freder im Dach der Kirche und auf dem Turm wurde 1989 von Tim Burton in Batman fast vollständig kopiert (Joker – Batman).

Auszeichnungen

Literatur

  • Thomas Elsaesser: Metropolis – Der Filmklassiker von Fritz Lang, Europa Verlag, Hamburg 2000, ISBN 3-203-84118-5
  • Enno Patalas: Metropolis in/aus Trümmern – Eine Filmgeschichte, Bertz + Fischer Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-929470-19-5
  • Thea von Harbou: Metropolis – Der Roman zu Fritz Langs Film, Ullstein, Frankfurt/M., Berlin, Wien, 1978, ISBN 3-548-03394-6
  • Fred Gehler, Ullrich Kasten: Fritz Lang – Die Stimme von Metropolis, Henschel, Berlin 1990, ISBN 3-362-00522-5
  • Guntram Geser: Fritz Lang, Metropolis und Die Frau im Mond, Zukunftsfilm und Zukunftstechnik in der Stabilisierungszeit der Weimarer Republik, Corian-Verlag, Meitingen 1999, ISBN 3-89048-310-0
  • Ilona Brennicke, Joe Hembus: Klassiker des deutschen Stummfilms. 1910–1930, Citadel-Filmbücher, Goldmann, München 1983, ISBN 3-442-10212-X
  • Jacobsen / Sudendorf Metropolis - Ein filmisches Laboratorium der modernen Architektur Menges Verlag ISBN 3-930698-85-4

Einzelnachweise

  1. Hahn, Ronald M. / Jansen, Volker: Die 100 besten Kultfilme. Heyne Filmbibliothek, München 1998, ISBN 3-453-86073-X, S. 396
  2. a b zum Beispiel in Berg, Gretchen, in: Cahiers du Cinéma, Nr. 179, Juni 1966, S. 50-63
  3. Rivette, Jacques und Domarchi, Jean: Entretiens avec Fritz Lang, in: Cahiers du Cinéma, Nr. 99, September 1959, S. 1-9
  4. a b Bogdanovich, Peter: Who the Devil Made It, S. 178
  5. (nur) das Zitat stammt aus: Schönemann, Heide: Fritz Lang. Filmbilder, Vorbilder. Edition Hentrich, Berlin 1992, ISBN 3-89468-029-6 S. 52
  6. Schönemann, Heide: Fritz Lang. Filmbilder, Vorbilder. Edition Hentrich, Berlin 1992, ISBN 3-89468-029-6 S. 76
  7. McGilligan, Patrick: Fritz Lang. Faber and Faber, London 1997, ISBN 0-571-19175-4, S. 110
  8. "Schlüsselszenen wiederentdeckt"
  9. ZEIT Magazin Leben, Nr. 28, 3. Juli 2008
  10. heute journal, 3. Juli 2008
  11. Spiegel Online: „Utopia wird restauriert“, 3. Juli 2008
  12. http://www.murnau-stiftung.de/pdf/pm/pmmetropolis022009.pdf
  13. http://metropolis.glizz.net/movie.html
  14. Ed Meza. „'Metropolis' finds new life “, Variety, 9. Dezember 2007. Zugriff am 10. Dezember 2007. 
  15. http://www.worstpreviews.com/headline.php?id=6852&count=0
  16. [http://www.deutsches-museum.de/sammlungen/ausgewaehlte-objekte/meisterwerke-iii/tropfenwagen/ "Der Rumpler-Tropfenwagen in „Metropolis“"

Weblinks


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