Metoclopramid

Metoclopramid
Strukturformel
Struktur von Metoclopramid
Allgemeines
Freiname Metoclopramid
Andere Namen
  • IUPAC: 4-Amino-5-chlor-N- [2-(diethylamino)ethyl]-2- methoxybenzamid
  • Latein: Metoclopramidum
Summenformel
  • C14H22ClN3O2 (Metoclopramid)
  • C14H22ClN3O2·2HCl·H2O (Metoclopramid·Dihydrochlorid·Monohydrat)
  • C14H22ClN3O2·HCl·H2O (Metoclopramid·Monohydrochlorid·Monohydrat)
CAS-Nummer
  • 364-62-5 (Metoclopramid)
  • 54143-57-6 (Metoclopramid·Monohydrochlorid·Monohydrat)
PubChem 4168
ATC-Code

A03FA01

DrugBank DB01233
Kurzbeschreibung

weißes bis fast weißes, feines polymorphes Pulver[1]

Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Antiemetika

Verschreibungspflichtig: ja
Eigenschaften
Molare Masse
  • 299,80 g·mol−1 (Metoclopramid)
  • 390,73 g·mol−1 (Metoclopramid·Dihydrochlorid·Monohydrat)
  • 354,27 g·mol−1 (Metoclopramid·Monohydrochlorid·Monohydrat)
Schmelzpunkt
  • 146,5–148 °C (Metoclopramid)[2]
  • 148 °C (Zersetzung) (Metoclopramid·Dihydrochlorid·Monohydrat) [2]
  • 182,5–184 °C (Metoclopramid·Monohydrochlorid·Monohydrat)[2]
pKs-Wert

9,27 (25 °C)[3]

Löslichkeit
  • Metoclopramid: praktisch unlöslich in Wasser (200 mg·l−1 bei 25 °C),[3] wenig bis schwer löslich in Ethanol 96 %, schwer löslich in Dichlormethan[1]
  • Metoclopramid·Dihydrochlorid·Monohydrat: löslich in Wasser (48 g·l−1 bei 25 °C), Ethanol (6 g·l−1 bei 25 °C), wenig bis schwer löslich in Benzol und Chloroform[2]
  • Metoclopramid·Monohydrochlorid·Monohydrat: löslich in Wasser[2]
Sicherheitshinweise
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [4]
07 – Achtung

Achtung

H- und P-Sätze H: 302
EUH: keine EUH-Sätze
P: keine P-Sätze [4]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung [5]

Xn
Gesundheits-
schädlich
R- und S-Sätze R: 22
S: 26-36
LD50

750 mg·kg−1 (Ratte p.o.)[3]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Vorlage:Infobox Chemikalie/Summenformelsuche vorhanden

Metoclopramid (MCP) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Antiemetika. Es bessert Bewegungsstörungen im oberen Magen-Darm-Trakt (Motilitätsstörungen) und lindert Übelkeit und Erbrechen. Die Wirkung bei postoperativer Übelkeit wird kontrovers diskutiert.[6] Außerdem fördert es indirekt, durch Beschleunigung der Peristaltik des Magens und Erhöhung der Öffnungsfrequenz des Pylorus, die Aufnahme anderer Medikamente bzw. Wirkstoffe und wird aus diesem Grund vor allem in Migräne-Präparaten in Kombination mit einem Schmerzmittel (z. B. ASS, Paracetamol) eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Pharmakologische Eigenschaften

Aufgrund möglicher zentraler Nebenwirkungen ist MCP in Deutschland rezeptpflichtig. Es ist in Tabletten-, Kapsel- oder Tropfenform sowie als Zäpfchen und Injektionslösung verfügbar.

Wirkungsmechanismus (Pharmakodynamik)

MCP ist ein Dopamin-Antagonist. Dopamin, als körpereigener Botenstoff, hat einen emetischen Effekt, d. h. es kann Erbrechen auslösen. Dopamin-Antagonisten können ebenfalls an den Dopaminrezeptoren binden und diese somit für Dopamin und agonistisch wirkende Substanzen blockieren. Man unterscheidet zwischen zentralen und peripheren Dopaminrezeptoren. Periphere Antagonisten können die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden und haben folglich keine oder sehr wenig Wirkung auf das zentrale Nervensystem, im Gegensatz zu zentralen Antagonisten, die als Psychopharmaka eingesetzt werden. MCP überwindet die Blut-Hirn-Schranke in gewissem Maß und führt daher möglicherweise im zentralen Nervensystem zu neuroleptischen Nebenwirkungen.

MCP beeinflusst zusätzlich Serotonin-Rezeptoren: es wirkt antagonistisch auf 5-HT3-, aber agonistisch auf 5-HT4-Rezeptoren, die Einfluss auf die Peristaltik des Magen-Darm-Trakts haben und die intestinale Sekretion von Wasser und Elektrolyten fördern.

Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen sind Ruhelosigkeit, Müdigkeit oder Schwindelgefühl. Selten treten Depressionen, Kopfschmerzen und Bewegungsstörungen wie Muskelkrämpfe oder Zittern auf.

Möglicherweise ist MCP der häufigste Auslöser für medikamentöse Bewegungsstörungen. Ein erhöhtes Risiko besteht bei jungen Patienten, hoher Dosis und langer Anwendung. Aufgrund möglicher Spätdyskinesien verpflichtete die US-Arzneimittelzulassungsbehörde die Hersteller, eine Black-Box-Warnung anzubringen.[7]

Eine weitere relevante Nebenwirkung von Metoclopramid ist eine Erhöhung des Prolaktinspiegels, die zu nachlassender Libido, Menstruationsstörungen und Impotenz führen kann.

Besondere Patientengruppen

Schwangere

Im ersten Drittel der Schwangerschaft sollte Metoclopramid nicht eingesetzt werden. In der übrigen Schwangerschaftszeit muss die Indikationsstellung streng kontrolliert werden. In der Stillzeit darf Metoclopramid nicht eingesetzt werden. Es wird zwar nur in geringen Mengen über die Muttermilch abgegeben, die Wirkung von Dopamin-Antagonisten auf das kindliche Nervensystem ist aber nicht erforscht.[8]

Morbus Parkinson

Morbus Parkinson ist eine Neurodegenerative Erkrankung. Im laufe der Zeit sterben in der Substantia nigra die dopamniergen Rezeptoren ab. Der Mangel an Dopamin führt dann schließlich zu den Symptomen dieser Krankheit, welche auch unter dem Namen der "Schüttellähmung" bekannt ist. Metoclopramid ist ein Dopamin-Antagonist mit der Fähigkeit die Blut-Hirn-Schranke zu passieren. Und darf deshalb nicht bei Parkinson eingesetzt werden. Bei Übelkeit kann man alternativ Domperidon einsetzten. Domperidon überwindet im Gegensatz zu Metoclopramid nicht die Blut-Hirn-Schranke.

Sonstige Informationen

Chemisch gesehen handelt es sich bei MCP um 4-Amino-5-chlor-N-(2-diethylaminoethyl)-2-methoxybenzamid (auch Methoxychloroprocainamid). Es ist ein Procainamid-Derivat, gehört also zu den Benzamiden, besitzt jedoch keine lokalanästhetische Wirkung. Benzamide sind eine Gruppe von Dopamin-Antagonisten. MCP wurde erstmals 1965 von der Firma Delagrange synthetisiert.

Einzelnachweise

  1. a b Europäische Arzneibuch-Kommission (Hrsg.): Europäische Pharmakopöe 5. Ausgabe. 5.0–5.8, 2006.
  2. a b c d e The Merck Index: An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals, 14. Auflage (Merck & Co., Inc.), Whitehouse Station, NJ, USA, 2006; S. 1058–1059, ISBN 978-0-911910-00-1.
  3. a b c Metoclopramid bei ChemIDplus.
  4. a b Datenblatt Metoclopramide hydrochloride bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 10. April 2011.
  5. Datenblatt METOCLOPRAMIDE CRS beim EDQM, abgerufen am 22. Juli 2008.
  6. J. Wallenborn, L. Eberhart, P. Kranke: Postoperative Übelkeit und Erbrechen – Alles beim Alten in der Pharmakotherapie von PONV?, in: Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther. 2009, 44, S. 296–305; PMID 19367534.
  7. U.S. Food and Drug Administration (26. Februar 2009): FDA Requires Boxed Warning and Risk Mitigation Strategy for Metoclopramide-Containing Drugs. Press Announcements. U.S. Food and Drug Administration. Abgerufen am 16. Juli 2011.
  8. Rote Liste.

Handelsnamen

Monopräparate

Cerucal (D), Gastronerton (D), Gastrosil (A), Metogastron (A), Paspertin (D, A, CH), Primperan (CH), Geffer (ITA), zahlreiche Generika (D)

Kombinationspräparate

Ceolat (A), Migpriv (CH), Migraeflux (D), Migräne-Neuridal (D), Migraenerton (D), Migralave (D),

Veterinärmedizin

Emeprid, Vomed

Siehe auch

Weblinks

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