Mestwin II.

Mestwin II.
Herzog Mestwin II. von Pommerellen, in einer Darstellung des frühen 17. Jh. (Kloster Oliva)
Denkmal Mestwin II. im Adam Mickiewicz-Park in Oliwa (Danzig).

Mestwin II. (polnisch Mszczuj, Mściwój; * vor 1220; † 25. Dezember 1294) war ab 1250 Herzog von Pommerellen in Schwetz[1], ab 1269/71 in Stolp, Belgard, Dirschau[2], ab 1272 in Danzig[3], ab 1275 in Schlawe und Rügenwalde[4]. Er war der letzte souveräne Herzog von Pommerellen aus der Dynastie der Samboriden; mit ihm starb sein Geschlecht im Mannesstamm aus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mestwin war der Ältere der beiden Söhne von Herzog Swantopolk II.. Bei kriegerischen Auseinandersetzungen seines Vaters mit dem Deutschen Orden geriet er 1243 in Gefangenschaft und wurde erst 1248 freigelassen. Noch zu Lebzeiten seines Vaters, 1250, erhielt er das Gebiet um Schwetz als Teilherrschaft eingeräumt. 1264 schloss er mit Herzog Barnim I. von Pommern, seinem Vetter, in Kammin einen geheimen Erbvertrag über das Erbe, das er nach dem Tode seines Vaters Swantopolk erwarten konnte, um sich des pommerschen Beistands im bevorstehenden Machtkampf gegen seinen Bruder Wartisław II. und Onkel Sambor II. zu vergewissern.

Mestwin erhielt 1266 bei der Erbteilung nach dem Tod seines Vaters das südliche Pommerellen mit Schwetz und das nominelle Supremat über die Teilherzogtümer; der nördliche Teil des Herzogtums mit Danzig, Belgard, Stolp und Schlawe ging an Wartisław. Das Herrschaftsgebiet seines Onkels Sambor II. in Dirschau blieb bestehen.

Gleich nach Swantopolks Tod rückte Herzog Barnim I. in das Gebiet um Schlawe vor, das Swantopolk vor Jahrzehnten an sich gebracht hatte [5]. Er vergab das Territorium um 1270 dem Fürsten Wizlaw II. von Rügen, einem Enkel Swantopolks II., zu Pfand, vermutlich wegen der Ansprüche aus dem Heiratsgut seiner Mutter, das er allerdings bis spätestens 1275 an Mestwin verlor. Der Rüganer verkaufte alsbald seine Pfandrechte am Land Schlawe 1277 gegen eine Summe von 3.600 Mark an die Mark Brandenburg[6]. Zugleich begannen Mestwin und sein Bruder Wartisław im Frühjahr 1267 wieder Auseinandersetzungen mit dem Deutschen Orden; doch bereits im Sommer 1267 mussten Wartisław und Anfang 1268 Mestwin Frieden schließen.

In dieser politisch schwierigen Lage wollte Mestwin sich durch eine Verbindung mit den askanischen Markgrafen der Mark Brandenburg schützen. Im Vertrag von Arnswalde nahm er am 1. April 1269 seinen Machtbereich von den Brandenburgern zu Lehen und leistete ihnen den Vasalleneid. Die brandenburgischen Askanier wurden damit Lehnsherren Mestwins und waren als Suzerän zu seinem Schutz verpflichtet.

Bedingt durch das Bündnis mit der Mark Brandenburg geriet Mestwin im Laufe des Jahres 1269 in Bedrängnis. Wartisław und sein Onkel Sambor II. verbündeten sich mit der Schwetzer Ritterschaft gegen ihn. Um die Jahresmitte 1270 forderte Mestwin die Erfüllung der Vertragspflichten und bat die Brandenburger um militärischen Beistand. Er versprach ihnen die (bisher ihm nicht gehörende) Burg und Stadt Danzig als Entschädigung für ihre Unterstützung. Die brandenburgischen Truppen unter Konrad, einem Sohn von Markgraf Johann I., nahmen schließlich im Frühjahr 1271 Danzig ein. Nach wechselvollen Kämpfen verloren Wartisław und Sambor in der Folge den Machtkampf und suchten Unterstützung beim Deutschen Orden und Kujawien nach.

Mestwin wurde 1271, nach der Flucht seines Onkels Sambor und dem Tod seines Bruders Wartisław, bis auf das Land Schlawe, das an Wizlaw von Rügen gegangen war und Danzig, das die Askanier in ihrer Hand behalten hatten, Erbe und alleiniger Herrscher in Pommerellen. Er bereute im Nachhinein seine Zusage an die Brandenburger und belagerte Danzig, das aber von Markgraf Konrad, der die Unterstützung der deutschsprachigen Bürger Danzigs gefunden hatte, erfolgreich verteidigt wurde. Mestwin rief darauf seinen Vetter Herzog Bolesław von Großpolen, mit dem er ein Bündnis schloss, zu Hilfe. Mit dessen Hilfe eroberte er im Januar 1272 im Sturm die Stadt Danzig, nahm auch die Burg ein und vertrieb die Brandenburger. Mestwin schloss Frieden mit der Stadt, die ihre Befestigungen niederlegen musste. Führende Bürger, die auf Seiten der Brandenburger standen, wurden bestraft, einige mit dem Tode, andere mit dem Entzug ihres Vermögens.

Das Siegel von Herzog Mestwin II.

Im Jahre 1273 unterzeichnete Mestwin gegen den brandenburgischen Verzicht auf Danzig einen Friedensvertrag mit der Mark Brandenburg. Außerdem schloss er mit ihr, trotz der negativen Erfahrungen, die aus dem Vertrag von Arnswalde resultierten, einen neuen Lehnsvertrag über die Länder von Stolp, Rügenwalde und Schlawe[7]. Es kann nur gemutmaßt werden, warum er diese, im Rückblick seiner Vergangenheit, unverständliche Entscheidung traf. Wahrscheinlich versuchte er durch den Vertrag mit den Markgrafen seine an der Westflanke liegenden Ländereien gegen pommersch-rügische Ansprüche zu schützen, zudem erwarb 1272 der Deutsche Orden, nach dem Tod von Ratibor, Mestwins Onkel, der 1262 als Herzog abdankte, dessen Herrschaftsrechte im westlichen Pommerellen um Belgard. Der Lehnsvertrag enthielt auch ein Bündnisversprechen gegen beider Feinde, eine Verpflichtung zur Heeresfolge gegen Bolesław von Großpolen, der gleich der pommerschen Herzöge mit der Mark Brandenburg im Streit lag, wurde dabei ausdrücklich ausgenommen, dem er 1278, trotz des Vertrages von 1273, sogar im Kampf gegen die Brandenburger militärisch beistand. Die Freundschaft setzte sich seit 1279 mit Bolesławs Nachfolger Herzog Przemysław II. fort. Ihn setzte Mestwin am 15. Februar 1282 in Kempen zum Erben seines Landes in Form einer „Schenkung unter Lebenden“ ein und ernannte ihn gleichzeitig zu seinem Stellvertreter bei Lebzeiten. In den folgenden Jahren war Mestwin bemüht, Przemysław die Nachfolge in Pommerellen zu sichern. Er schloss 1287 ein Friedensbündnis mit dem Bischof von Cammin und veranlasste die pommerellischen Barone, seiner Schenkung zuzustimmen und Przemysław zu huldigen.

Mit dem Deutschen Orden schloss Mestwin 1282 den Vergleich von Militsch, in dem er ihm das Mewer Land abtrat, das der von Mestwin vertriebene Sambor dem Orden 1276 überschrieben hatte. Auf seine Ansprüche auf das Land Belgard in Pommern verzichtete Mestwin zugunsten Herzog Bogisławs IV.. Fürst Wizlaw II. von Rügen, besonders die Brandenburger dagegen verzichteten nicht auf ihre Ansprüche bzw. Lehnsherrschaftsrechte in Pommerellen, die bedingt der Aufkündigung der Zusammenarbeit durch Mestwin seit dem Bündnis mit Großpolen de facto zur Makulatur geworden waren. Sie einigten sich am 12. März 1289 bzw. 1292 Pommerellen nach Mestwins Tod unter sich aufzuteilen und versuchten ihre Ansprüche zu Beginn des 14. Jahrhunderts auch militärisch durchzusetzen (Rügen 1300–1302 unter Sambor von Rügen, einem Sohn von Witzlaw II; Mark Brandenburg 1307–1309 unter Otto IV. und Waldemar).

Die letzten zwölf Jahre von Mestwins Herrschaft verliefen friedlich. Herzog Mestwin II. starb am 25. Dezember 1294 ohne männliche Erben. Damit war das pommerellische Herrscherhaus der Samboriden im Mannesstamm ausgestorben. Herzog Przemysław von Großpolen trat ohne Schwierigkeiten in seiner Eigenschaft als Herzog von Pommerellen die Nachfolge in Pommerellen an. Er wurde am 16. Juni 1295 durch den Erzbischof von Gnesen zum König von Polen gekrönt, aber schon im Februar 1296 ermordet. Anschließend kam es zu dem langen pommerellischen Erbfolgestreit, in dessen Ergebnis letztlich der Deutsche Orden 1309 im Einvernehmen mit der Mark Brandenburg und an den Landesrechten der polnischen Krone vorbei, den größten Teil des Herzogtums in Besitz nahm. Bei den Askaniern verblieben dauerhaft, nach dem Verlust von Danzig an den Deutschen Orden 1308, nur die westlichen Teile des Herzogtums um Stolp, Schlawe und Rügenwalde (1307–1317), die diese Gebiete im Vertrag von Templin 1317 an das Herzogtum Pommern-Wolgast übergab, während Polen unter Władysław I. Ellenlang und Rügen nach 1309 aus dem Machtkampf um die pommerellische Erbmasse leerausgingen.

Ehe und Nachkommen

Mestwin war dreimal verheiratet. Seine erste Frau war Jutta (Judith; † um 1275), Tochter von Dietrich I., Graf von Brehna und Wettin, aus dem Haus der Wettiner, die er um 1250 ehelichte. In zweiter Ehe heiratete er nach 1275 Euphrosyna (Euphrosyne; † 1292), Tochter des oberschlesischen Herzogs Kasimir I. Diese Ehe verlief unglücklich und wurde 1288 geschieden. Nach der Scheidung von seiner zweiten Frau heiratete er Sulisława († nach 1292), eine ehemalige Nonne aus dem Prämonstratenserkloster in Stolp.

Aus der Ehe mit Jutta von Wettin-Brehna gingen zwei Töchter hervor:

  • Katharina (ca. 1250–1312), ab etwa 1269 als Gattin von Herzog Pribisław II. († 1316) durch Heirat Titularherzogin von Mecklenburg in Parchim-Richenberg und Herzogin zu Belgard in Pommern;
  • Eufemia (ca. 1260–1317), ab etwa 1273 als Gattin von Graf Adolf V. († 1308) durch Heirat Gräfin von Holstein in Segeberg;

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Unter dem nominellen Supremat seines Vaters bis 1266
  2. Nach der Entmachtung seines Bruders und Onkels im Bürgerkrieg
  3. Nach der Vertreibung der Brandenburger; 1272 vereinigtes Herzogtum Pommerellen, Herzog Mestwin II. faktisch Alleinherrscher
  4. Nach der Vertreibung Wizlaws II. aus dem Gebiet bis spätestens 1275
  5. Eventuell erst 1269, als Antwort für den Abschluss des Vertrages von Arnswalde zwischen Mestwin und den brandenburgischen Markgrafen, mit denen Herzog Barnim im Streit lag
  6. Gustav Kratz: Die Städte der Provinz Pommern, S. 327-328 und 348
  7. Rügenwalde und Schlawe befanden sich zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses, 1273, unter direkter rügischer Herrschaft

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