Meret Oppenheim

Meret Oppenheim

Meret Oppenheim (* 6. Oktober 1913 in Charlottenburg, heute Berlin; † 15. November 1985 in Basel) war eine deutsch-schweizerische surrealistische Künstlerin und Lyrikerin.

Meret Oppenheim war eine der wichtigsten Vertreterinnen des magischen Surrealismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geboren wurde Meret Oppenheim 1913 als Kind des Hamburger Arztes Erich Alfons Oppenheim und seiner Schweizer Frau Eva Wenger. Ihren Namen erhielt sie nach Gottfried Kellers Meretlein aus dem Grünen Heinrich. Meret wurde evangelisch erzogen. Während des Ersten Weltkrieges zog sie mit ihrer Mutter nach Delémont ins Haus der Großeltern. Von 1918 bis 1932 lebte die inzwischen auf drei Kinder angewachsene Familie in Steinen im Südwesten Deutschlands nahe der Schweizer Grenze.

Nach Absolvierung der Volksschule besuchte Meret Oppenheim die Oberrealschule in Schopfheim, eine Privatschule in Zell, die Rudolf-Steiner-Schule in Basel, das Herrnhuter Mädcheninternat in Königsfeld im Schwarzwald und die Oberschule in Lörrach. Merets Lieblingsfächer waren Deutsch, Geschichte, Zeichnen und Naturkunde. Die Zeichnungen in ihrem Mathematikheft deuteten schon früh auf ihren Weg, und sie wollte Malerin werden.

Schon ihre Großmutter Lisa Wenger hatte in Düsseldorf die Kunstakademie besucht und war Malerin und Kinderbuchautorin. So kam Meret Oppenheim schon frühzeitig in Kontakt zu Kunstschaffenden, wie auch mit dem Schriftsteller Hermann Hesse, der mit ihrer Tante Ruth Wenger einige Jahre verheiratet war. Während ihrer Jugend freundete sie sich mit der Literatur von Goethe, den Romantikern, Gottfried Keller, Rilke und Hesse an.

Meret Oppenheim: Der grüne Zuschauer (Einer der zusieht, wie ein anderer stirbt) (1933/1977). Duisburg, Kant-Park

1931 beschloss sie, ebenfalls Künstlerin zu werden. Sie fuhr 1933 mit der befreundeten Malerin Irène Zurkinden nach Paris. Dort lernte sie Alberto Giacometti und Hans Arp kennen, die von ihren Arbeiten fasziniert waren und sie einluden, im Salon des Surindépendants auszustellen. In dieser Zeit, in der sie in den Kreisen von André Breton, Marcel Duchamp und Max Ernst verkehrte, entstanden einige Kunstobjekte. Darunter waren das sie bald berühmt werden lassende Déjeuner en fourrure (Frühstück im Pelz) – eine pelzbezogene Kaffeetasse, die im selben Jahr auf der Londoner International Surrealist Exhibition gezeigt wurde – und Ma gouvernante – my nurse – mein Kindermädchen, die von Alfred Barr jr. für das Museum of Modern Art in New York erworben wurden. Man Ray fotografierte sie 1934 in dem Bildzyklus Érotique voilée, was ihr den Ruf der „Muse der Surrealisten“ einbrachte.

Um eine finanzielle Durststrecke zu überbrücken, machte sie 1936 auch Modeentwürfe. Danach folgte eine Schaffenskrise. Sie kehrte in die Schweiz zurück, hatte Kontakt zur antifaschistischen Künstlergruppe Gruppe 33 und besuchte während zweier Jahre die Gewerbeschule, um ihre technischen Fertigkeiten zu verbessern. 1939 beteiligte sich Oppenheim an einer Ausstellung für fantastische Möbel und zeigte dort unter anderem einen Tisch mit Vogelfüssen.

Im Jahr 1949 heiratete sie Wolfgang La Roche. Mit ihm lebte sie bis zu seinem Tod 1967 in Bern. 1954 war ihre Krise überwunden, und sie bezog ihr eigenes Atelier. 1956 entstanden Kostüme und Masken für Daniel Spoerris Inszenierung von Picassos Theaterstück Wie man Wünsche am Schwanz packt.

Ab 1958 begann ihr intensives Schaffen, und dabei griff Oppenheim oft auf Skizzen, Entwürfe und Ideen ihrer Pariser Zeit zurück. 1967 hatte sie eine Retrospektive im Moderna Museet in Stockholm. Ab 1972 lebte und arbeitete sie abwechselnd in Paris und Bern.

Der Oppenheimbrunnen in Bern

1974 und 1975 hatte sie weitere Retrospektiven in den Museen von Stockholm, Winterthur und Duisburg. 1974 erhielt sie den Kunstpreis der Stadt Basel. 1981 erschien eine Publikation ihrer Gedichte mit Serigraphien unter dem Titel Sansibar, und daran schloss sich eine ähnliche Arbeit mit dem Titel Caroline an.

1982 wurde Meret Oppenheim mit dem großen Preis der Stadt Berlin geehrt, und sie nahm an der documenta 7 in Kassel teil. 1983 wurde der von ihr geschaffene Oppenheimbrunnen auf dem Waisenhausplatz in Bern eingeweiht, und 1985 schuf sie eine Brunnenskulptur für die Jardins de l'ancienne école Polytechnique in Paris.

1984 erschien in der Kunstrevue TROU Nr. 4 eine Arbeit von Meret Oppenheim, für die Vorzugsausgabe kreierte sie die Originalgraphik mit dem Abdruck ihrer eigenen Hand.

Kurz vor ihrem Tod wurde sie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Am 15. November 1985, am Tag der Vernissage zu ihrem Buch Caroline, starb Meret Oppenheim.

In Basel wurde 2003 der Bau der Passerelle am Bahnhof SBB abgeschlossen und die Strasse darunter ihr zu Ehren Meret Oppenheim-Strasse benannt. Der Schweizer Kunstpreis Prix Meret Oppenheim ist ebenfalls nach ihr benannt.

Werke

  • Déjeuner en fourrure (Frühstück im Pelz). 1936. Museum of Modern Art, New York [1]
  • Ma gouvernante – my nurse – mein Kindermädchen. 1936, Museum of Modern Art, New York
  • Le couple (Das Paar)
  • Tisch mit Vogelfüssen. 1939
  • Miss Gardénia
  • Das Eichhörnchen
  • Das Frühlingsfest
  • Leute auf der Strasse. Kunstmuseum Bern
  • Verzauberung. Kunstmuseum Bern
  • Die Spirale (Der Gang der Natur). Skulptur Brunnen, Montagne Ste Geneviève, Paris
  • Illustrationen zu Lisa Wengers Aber, aber Kristinli. Schweizerisches Jugendschriftenwerk 1935, SJW-Heft Nr. 48. Reprint 2006, ISBN 3-7269-0520-0.

Literatur

Eigenschriften

  • Christiane Meyer-Thoss (Hrsg.) Aufzeichnungen 1928–1985: Träume. Gachnang & Springer, Bern 1986, ISBN 978-3-906127-13-2.
  • Christiane Meyer-Thoss (Hrsg.): Meret Oppenheim: Buch der Ideen. Frühe Zeichnungen, Skizzen und Entwürfe für Mode, Schmuck und Design. Photographien von Heinrich Helfenstein. Gachnang & Springer, Bern 1996, ISBN 978-3-906127-46-0.
  • Geist und Gefühl. Rede beim Erhalt des Kunstpreises der Stadt Basel. In: Katalog der Ausstellung Galerie Levy, Hamburg. / In: Freibeuter #1, Berlin 1979 / In: Marlis Gerhardt (Hrsg.): Essays berühmter Frauen. Insel, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3458336419, S. 134–136.

Sekundärliteratur

  • Therese Bhattacharya-Stettler und Matthias Frehner (Hrsg.): Meret Oppenheim. „mit ganz enorm wenig viel“. Hatje Cantz, Ostfildern 2006, ISBN 3-7757-1746-3.
  • Bice Curiger: Meret Oppenheim. Spuren durchstandener Freiheit. Scheidegger & Spiess, Zürich 2002, ISBN 978-3-85881-136-3.
  • Karoline Hille: Spiele der Frauen. Künstlerinnen im Surrealismus. Belser, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-7630-2534-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Abbildung

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