Mercalliskala

Mercalliskala

Die Mercalliskala ist eine heute zwölfteilige Skala der Erdbebenstärke, welche die sicht- und fühlbaren Auswirkungen (Stärke) von Erdbeben an der Erdoberfläche aufgrund des beobachteten Geschehens und der bewirkten Veränderung einteilt und zur Beschreibung von Schäden dient. Die Angaben sind subjektiv und hängen vom Beobachter, von den geologischen Beschaffenheiten und von der lokalen Bebauung ab.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Mercalliskala wurde eingeführt, als es noch keine präzisen Messinstrumente und kein internationales Messnetz gab. Sie ist benannt nach dem italienischen Vulkanologen Giuseppe Mercalli (1850–1914). Mercalli entwickelte die Skala in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, indem er die durch Erdbeben entstandenen Schäden dokumentierte und tabellierte. Dadurch konnte er auch den ungefähren Ursprung der Beben festlegen, denn je weiter entfernt ein Ort vom Epizentrum liegt, desto geringer sind die entstandenen Schäden.

Die Mercalliskala war ursprünglich zehnstufig und wurde 1902 von dem italienischen Geophysiker Adolfo Cancani auf zwölf Stufen erweitert und schließlich nach einer weiteren Revision durch den deutschen Geophysiker August Heinrich Sieberg in Mercalli-Cancani-Sieberg-Skala (MCS-Skala) umbenannt. Nach einer weiteren Überarbeitung der MCS-Skala durch die Seismologen Harry O. Wood und Frank Neumann entstand nach 1931 die Mercalli-Wood-Neumann-Skala (MWN-Skala). Heute wird die Skala, welche die direkte Auswirkung von Erdbeben auf Menschen und Gebäude beschreibt, meist Modifizierte Mercalliskala (MM-Skala) genannt.[1]

Einteilung

Die einzelnen Stufen der Modifizierten Mercalliskala sind wie folgt beschrieben:[2][3]

I unmerklich Nur von wenigen Personen unter besonders günstigen Umständen wahrgenommen
II sehr leicht Vereinzelt spürbar (obere Geschosse von Hochhäusern), wird vereinzelt von ruhenden Personen wahrgenommen
III leicht Deutlich zu spüren, vor allem in den oberen Stockwerken von Gebäuden, wenn auch meist nicht als Erdbeben erkannt. Stehende Autos und hängende Objekte schwingen leicht, Erschütterungen ähnlich denen eines vorbeifahrenden LKWs
IV mäßig In Gebäuden von vielen, außerhalb tagsüber von einigen Personen wahrgenommen, einige Schlafende erwachen. Geschirr, Fenster und Türen zittern oder klirren, Wände erzeugen knarrende Geräusche. Stehende Autos schwingen deutlich, Erschütterungen wie die beim Zusammenstoß eines LKWs mit einem Haus
V ziemlich stark Von fast jedem gespürt, viele Schlafende erwachen. Geschirr und Fensterscheiben können zerspringen, instabile Objekte fallen um, Pendeluhren können anhalten. Bäume schwanken, Türen und Fenster können auf- und zugehen
VI stark Von allen verspürt, viele Menschen sind verängstigt, das Gehen wird schwierig. Leichte Schäden an Gebäuden, Risse und ähnliche Schäden im Putz. Schwere Möbel können sich verschieben, Gegenstände fallen von Regalen und Bilder von den Wänden. Bäume und Büsche schwanken.
VII sehr stark Selbst in fahrenden Autos spürbar, das Stehen wird schwierig. Schäden an Möbeln, lose Mauersteine fallen herab. Gebäude in unzureichender Bauweise oder mit fehlerhaftem Bauentwurf werden stark beschädigt, leichte bis mittlere Schäden an normalen Gebäuden. Schäden vernachlässigbar bei guter Bauweise und -art
VIII zerstörend Das Autofahren wird schwierig. Leichte Schäden an Gebäuden mit guter Bauweise und -art, beträchtliche Schäden an normalen Gebäuden bis zum Teileinsturz. Große Schäden an Gebäuden in unzureichender Bauweise oder mit fehlerhaftem Bauentwurf. Einsturz von Kaminen, Fabrikschornsteinen, Säulen, Denkmälern und Wänden möglich. Schwere Möbel stürzen um. Abbrechen von Ästen, in Brunnen Änderungen des Wasserspiegels möglich, bei nassem Untergrund Risse in steilem Gelände
IX verwüstend Beträchtliche Schäden an Gebäuden mit guter Bauweise und -art, selbst gut geplante Tragwerksstrukturen verziehen sich. Große Schäden an stabilen Gebäuden bis zum Teileinsturz. Häuser werden von ihren Fundamente verschoben, Schäden an unterirdischen Rohrleitungen und Talsperren, Risse im Erdboden
X vernichtend Selbst gut ausgeführte Holz-Rahmenkonstruktionen werden teilweise zerstört, die meisten gemauerten Objekte und Tragwerkskonstruktionen werden samt ihrer Fundamente zerstört. Bahnschienen werden verbogen, einige Brücken werden zerstört. Starke Schäden an Dämmen, große Erdrutsche, das Wasser in Seen, Flüssen und Kanälen tritt über die Ufer, weit verbreitet Risse im Erdboden
XI Katastrophe Fast alle gemauerten Gebäude stürzen ein, Brücken werden zerstört, Bahnschienen werden stark verbogen, große Risse im Erdboden, Versorgungsleitungen werden zerstört
XII große Katastrophe Totale Zerstörung, starke Veränderungen an der Erdoberfläche, Objekte werden in die Luft geschleudert, die Erdoberfläche bewegt sich in Wellen, große Felsmassen können in Bewegung geraten

Andere Skalen

Die in der Presse meist falsch genannte Skala für Erdbebenintensitäten ist die Richterskala. In Europa wird auch noch die MSK-Skala (Medvedev-Sponheuer-Karnik-Skala) verwendet, ebenfalls eine modifizierte Form der Mercalliskala. Mit der MSK-Skala lassen sich die „Stärken“ eines Erdbebens für beliebige Orte angeben. Diese Stärken werden ebenso in zwölf Grade eingestuft, für die es jeweils ausführliche Erläuterungen gibt. Außerdem wird auch, insbesondere in Österreich, noch die Mercalli-Sieberg-Skala, auch bekannt als Europäische Makroseismische Skala, verwendet, die ebenfalls zwölfteilig ist.[4]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. meta-evolutions.de
  2. The Modified Mercalli Intensity Scale. USGS, 27. Oktober 2009, abgerufen am 6. März 2010.
  3. The Modified Mercalli Scale of Earthquake Intensity. Nevada Seismological Laboratory, abgerufen am 18. März 2011.
  4. Allgemeines über Erdbeben: Makroseismische Bewertung. Niederösterreichischer Zivilschutzverband

Weblinks


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