Mentoring

Mentoring

Als Personalentwicklungsinstrument, insbesondere in Unternehmen, aber auch beim Wissenstransfer in persönlichen Beziehungen bezeichnet Mentoring die Tätigkeit einer erfahrenen Person (Mentor), die ihr fachliches Wissen oder ihr Erfahrungswissen an eine unerfahrenere Person (Mentee oder Protegé) weitergibt. Ziel ist, den Mentee bei seiner persönlichen oder beruflichen Entwicklung zu unterstützen. Bereiche, die in Mentoring-Beziehungen thematisiert werden, reichen von Ausbildung, Karriere und Freizeit bis hin zur Persönlichkeitsentwicklung, Glauben und Spiritualität.

Allgemein bezeichnet das Wort „Mentor“ die Rolle eines Ratgebers oder eines erfahrenen Beraters, der mit seiner Erfahrung und seinem Wissen die Entwicklung des Mentees fördert. Mentor war ursprünglich in der griechischen Mythologie der Freund des Odysseus und Erzieher von dessen Sohn Telemach (siehe Mentor (Mythologie)).

Inhaltsverzeichnis

Einsatz

Mentoring wird eingesetzt, um den Wissenstransfer zwischen Erfahrenen und weniger Erfahrenen zu fördern. Im Unterschied zum Coach ist der Mentor üblicherweise nicht eigens für diese Tätigkeit ausgebildet, sondern verfügt lediglich über einen Erfahrungs- und/oder Wissensvorsprung. Organisierte Mentoring-Programme innerhalb von Unternehmen, Hochschulen und anderen Institutionen (formelles Mentoring) beziehen auch nur selten professionelle organisationsexterne Mentoren (resp. Coaches) mit ein. Mentoring-Partner werden in solchen Programmen meist von einer zentralen Koordinationsstelle einander zugeteilt und bei Zielvereinbarung und Gesamtablauf unterstützt. Ein populärer werdender Ansatz aus den USA empfiehlt hingegen formelle Mentoring-Programme, bei denen sich Tandems in Eigenregie (self-selection) zusammenfinden und lediglich eine Randbetreuung von zentraler Stelle erhalten.

Informelle Mentoring-Beziehungen finden wiederum außerhalb von institutionellen Strukturen statt und entstehen in der Regel durch persönliche Beziehungen und Netzwerke. Ein bekanntes Beispiel für derartige Verbindungen ist Konrad Adenauer, der politischer Ziehvater und Mentor von Helmut Kohl war.

Die inhaltlichen Schwerpunkte von Mentoring-Beziehungen sind grundsätzlich abhängig von der jeweiligen Form und des Einsatzbereichs des Mentorings. Grundsätzlich steht allerdings stets die Vermittlung von (Erfahrungs-) Wissen im Vordergrund.

Einsatzbereiche formeller Mentoring-Programme:

  • Unternehmen
  • Hochschulen
  • Schulen
  • Stiftungen
  • Vereine
  • Soziale Einrichtungen
  • Städte und Kommunen

Nutzen

Auch wenn auf den ersten Blick vor allem die Mentees von der Förderung profitieren, sollten die Vorteile für die Mentoren nicht unterschätzt werden, das Konzept geht von einem gegenseitigen Geben und Nehmen aus.

Mentees erhalten unter anderem die Möglichkeit,

  • die eigenen Fähigkeiten besser kennen und einschätzen zu lernen
  • Unterstützung bei Tätigkeit (z. B. im Studium, im Unternehmen, in Partei) zu erhalten
  • selbige effizienter zu gestalten
  • Ideen für die Berufsfindung zu entwickeln
  • Einblicke in die Strukturen der Berufswelt zu erhalten und entsprechende Kontakte zu knüpfen
  • Mut zur eigenen Karriere zu entwickeln und diese zielstrebig anzugehen
  • Einbindung in ein Netzwerk, das neue Impulse ebenso wie konkrete Hilfe bieten kann (Praktika, Stellenangebote, Karriereförderung etc.)

Für Mentoren liegen die Chancen darin,

  • Einblicke in die aktuelle Forschung zu bekommen
  • frische Ideen und Impulse vom akademischen Nachwuchs zu erhalten
  • qualifizierten Nachwuchs für das eigene Unternehmen/ die eigene Institution aufzubauen und zu rekrutieren
  • eigenes Arbeiten zu reflektieren
  • soziale und kommunikative Kompetenzen zu trainieren
  • Kontakte auch zu anderen Mentoren aufzubauen
  • im Netzwerk neue Kooperationsmöglichkeiten zu gewinnen

Formen des Mentoring

  • Informelles Mentoring (Kontakt entsteht zufällig, Verlauf nach Möglichkeit und stark abhängig von den herrschenden Rahmenbedingungen, nicht zwangsläufig offengelegt)
  • Institutionalisiertes Mentoring Programm (Kontakt entsteht durch Vermittler, Verlauf beinhaltet eine Begleitung, Formalisierung trägt zur Ernsthaftigkeit und offiziellen Anerkennung der Beziehung bei, in der Regel offengelegt)
  • Internes Mentoring (innerhalb einer Organisation (z.B. Unternehmen) werden Mitglieder zueinander vermittelt, i.d.R. keine Hierarchiefreiheit)
  • Externes/organisationsübergreifendes Mentoring, Cross-Mentoring (Mentoring-Tandems aus unterschiedlichen Organisationen bzw. Branchen, hierarchiefrei)
  • Individuelles Mentoring (exklusive one-on-one-Beziehung zwischen Mentor und Mentee)
  • Team-Mentoring (Betreuung einer Gruppe von Mentees durch einen Mentor)
  • Cross-Gender (gemischtgeschlechtliche Mentoring-Tandems)
  • Equal-Gender Mentoring (gleichgeschlechtliche Mentoring-Tandems)
  • e-Mentoring (Mentoringbeziehung vorwiegend online)
  • Peer-Mentoring (Mentoring unter Gleichgestellten/ Gleichrangigen, häufig auch in Gruppen)
  • Support-Mentoring (Zum Beispiel in Internetforen frage-stellenden Personen zu helfen)

Qualitätsstandards

Das Forum Mentoring e.V. hat Qualitätsstandards für Mentoring-Programme bestimmt. Die Kriterien sind in Mindestkriterien, die vorhanden sein müssen, und Zusatzkriterien unterteilt, die auf ein ausdifferenziertes Programm verweisen. Der Kriterienkatalog kann sowohl zur Selbstevaluierung von Mentoring-Programmen herangezogen werden, als auch zur Orientierung bei der Konzeption neuer Programme dienen. Die Qualitätsstandards sind unter folgendem Link einsehbar: http://forum-mentoring.de/download/2007_Kriterien_Mindeststandards_Messmethoden_de.pdf

Literatur

  • Burda, Arne; Kremer, H.-Hugo und Pferdt, Frederik G. (2007): Mentoring-Modell Paderborn (MeMoPad) – Konzept und erste Erfahrungen. Zeitschrift für Hochschulentwicklung – ZFHE, 2(4), 79-95. Online-Zugang
  • Edelkraut, Frank; Graf, Nele: Der Mentor – Rolle, Erwartungen, Realität. Pabst Science Publishers, 2011, ISBN 978-3-89967-723-2,
  • Franzke, Astrid; Gotzmann, Helga (Hg.): Mentoring als Wettbewerbsfaktor für Hochschulen – Strukturelle Ansätze der Implementierung. 2006
  • Haasen, Neele: Mentoring. Persönliche Karriereförderung als Erfolgskonzept. Heyne, München 2001, ISBN 3-453-18069-0.
  • Johnson, W. Brad; Ridley, Charles R.: The Elements of Mentoring. Überarbeitete Ausgabe. Palgrave Macmillan, New York 2008, ISBN 978-0-230-61364-5 Buchbeschreibung (englisch) beim Verlag
  • Kram, Kathy: Mentoring at work. Developmental relationships in organizational life. Scott, Foresman and Company, Glenview 1985, ISBN 0-673-15617-6.
  • Peters, Sibylle: Flankierende Personalentwicklung durch Mentoring. Hampp, Mering; Auflage: 2 (2006), ISBN 3-86618-045-4 DNB 979417511, OCLC 170038189.
  • Ragins, Belle Rose; Kram, Kathy E. (Hrsg.): The Handbook of Mentoring at Work: Theory, Research, and Practice. Sage Publications 2007, ISBN 978-1-4129-1669-1 LCCN 2007016878 -. Buchbeschreibung (englisch) beim Verlag
  • Richert, Verena: Mentoring und lebenslanges Lernen. Individuelles Wissensmanagement im Informationszeitalter. Müller, Saarbrücken 2006, ISBN 3-86550-975-4.
  • Weber, Peter: Business-Mentoring. Manager als interne Berater in turbulenten Zeiten. Ein Praxisleitfaden für Mentoren, Mentees und Personalentwickler. Maori, Herdecke 2004, ISBN 3-931943-06-2.
  • Wingels, Rebecca: Diversity Mentoring. Unterschiede erkennen, die einen Unterschied machen. In: Iris Koall (Hrsg.): Diversity outlooks. Managing diversity zwischen Ethik, Profit und Antidiskriminierung. LIT, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-9745-1.

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  • mentoring — mentor men‧tor [ˈmentɔː ǁ tɔːr] noun [countable] HUMAN RESOURCES an experienced person who gives advice to less experienced people to help them in their work: • He now runs his own company and is a mentor to other young entrepreneurs. mentoring… …   Financial and business terms

  • Mentoring — Supervision; Beratung; Unterstützung * * * Mẹn|to|ring 〈n.; od. s, s〉 Berufseinführung von Nachwuchskräften (bes. jungen Frauen) für Führungspositionen durch eine Mentorin od. einen Mentor [engl.] * * * Mẹn|to|ring [auch: mɛntərɪŋ], das; [s], s …   Universal-Lexikon

  • mentoring — noun Mentoring is used before these nouns: ↑programme …   Collocations dictionary

  • Mentoring — Mẹn|to|ring 〈n.; Gen.: od. s, Pl.: s〉 Berufseinführung von Nachwuchskräften (bes. jungen Frauen) für Führungspositionen durch eine Mentorin od. einen Mentor; Mentoring als Instrument der Frauenförderung [Etym.: engl.] …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Mentoring — geplante und systematische Betreuung eines neu eingetretenen oder auf eine andere Position versetzten Mitarbeiters durch eine ranghierarchisch höher stehende Person. Dient der Unterstützung bei Problemen persönlicher oder sachlicher Art und bei… …   Lexikon der Economics

  • mentoring — noun (U) a system of using people with a lot of experience, knowledge etc to advise other people at work, or in their professional life: Support for you in your new job will be provided by a system of mentoring menu / menju:/ noun (C) 1 a list of …   Longman dictionary of contemporary English

  • mentoring — men|tor|ing [ˈmento:rıŋ] n [U] a system where people with a lot of experience, knowledge etc advise and help other people at work or young people preparing for work …   Dictionary of contemporary English

  • mentoring — men|tor|ing [ mentərıŋ ] noun uncount the use of mentors to teach less experienced people about their job or a particular subject …   Usage of the words and phrases in modern English

  • mentoring — mentÉ”rɪŋ / tɔːr n. act of providing guidance and support to another (usually younger or less skilled) person men·tor || mentÉ”r / mentɔː n. spiritual instructor, adviser, counselor, wise man; one who guides and teaches v. act as a mentor… …   English contemporary dictionary

  • mentoring — The process in which a senior employee takes an active role in a junior colleague s development. The mentor usually provides support and encouragement as well as advice on how the mentee can develop his or her competencies to progress along a… …   Big dictionary of business and management

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