Menon

Menon

Menon ist ein um nach 387 v. Chr. entstandener Dialog Platons, in dem die Frage nach den Möglichkeiten der Erkenntnis eine große Rolle spielt. Er wird dessen Frühwerk zugerechnet und zählt zusammen mit den Dialogen Euthydemos, Protagoras und dem Gorgias zur sechsten Tetralogie der platonischen Werke. Zur historischen Person des Menon vgl. den Artikel Menon von Pharsalos.

Inhalt

Menon behandelt zunächst ethische Fragen des gleichnamigen Dialogteilnehmers Menon, zunehmend aber das vom platonischen Sokrates bis zur Aporie (Ausweglosigkeit) des Menon getriebene Erkenntnisproblem des Definierens selbst, und zwar in folgender Stufung der Untersuchungsebenen: „Ist Tugend lehrbar?“, „Was ist Tugend?“, „Wie lässt sich überhaupt etwas definieren?“, „Kann ich etwas suchen, dessen Definition ich noch nicht kenne?“

Letztere Frage wird von Sokrates mit Ja beantwortet, denn sonst gäbe es gar kein Fragen und Forschen und auch keine Erkenntnis. Allerdings seien die Antworten im Suchenden selbst verborgen und müssten durch die Ausweglosigkeit, die Aporie des Suchers, gewissermaßen herausgefordert werden. Solange der Mensch die Antwort ungeprüft und unverteidigt zu kennen glaubt, reizt ihn nichts zur Suche; die Erkenntnis des eigenen Ungenügens, der Schmerz der Ausweglosigkeit, veranlasst ihn zu wissenschaftlicher Unermüdlichkeit, zu eigentlicher, weit aufgespannter Frageoffenheit.

Sokrates zeigt die Folge von scheinbarem Wissen, Aporie und Anamnesis, d.h. erinnerungsartiges Hervorholen des im Seeleninnern verborgenen Wissens, durch ein pädagogisches Experiment mit einem Pflegejungen bzw. Sklaven (griech. „pais“) des Menon auf, den er danach befragt, wie sich ein Quadrat so verdoppeln lässt, dass wiederum ein Quadrat (also das doppelt so große) herauskommt. Das Ausgangsquadrat soll zweimal zwei Fuß groß sein, das resultierende Quadrat muss demnach acht Quadratfuß groß sein. Wie groß ist aber dessen Seitenlänge?

Da der Flächeninhalt acht Fuß beträgt, denkt der Junge, die Seite müsse vier Fuß lang sein. Dies ergäbe allerdings die vierfache Fläche, also sechzehn Quadratfuß. Der Junge wählt nun für die Seitenlänge einen Mittelwert von drei Fuß, aber das Quadrat über drei Fuß hat eine Fläche von neun, nicht von acht Quadratfuß. So kommt der Sklave zu der aporetischen Einsicht, die Lösung bisher noch nicht gewusst zu haben.

Sokrates führt den Jungen nun in kleinschrittigen Rückfragen zu einer schlichten zeichnerischen Lösung, die es dem, der sie sieht, wie Schuppen von den Augen fallen lässt: die Halbierung des Quadrats von sechzehn Quadratfuß ist ja durch die Diagonale möglich; diese Diagonale zieht er aber nicht durch die Mitte, sondern durch jedes der vier Viertel des Sechzehnfußquadrats; das dadurch entstandene Binnenquadrat ist Quadrat auf der Diagonalen je eines der Viertel. Das große Sechzehnfußquadrat ist wiederum Quadrat auf der Diagonalen dieses Binnenquadrats.

Kurz: Verdopplung eines Quadratinhalts wird dadurch erreicht, dass man das Quadrat auf der Diagonale des Ausgangsquadrates bildet.

Menon

Da der Junge nie in Geometrie unterrichtet wurde, muss er dieses Wissen schon vor dem Erinnerungsfeld dieses jetzigen Lebens erlernt haben, sei es in der vorgeburtlichen himmlischen Weisheit, sei es in früheren Leben und ihren unendlichen Erfahrungen, so dass er dieses erworbene Wissen wie eine Erinnerung wieder hervorholen konnte. Allgemeingültige Sätze wie die der Geometrie sind als Bewusstseinsstrukturen im Menschen bereits angelegt.

Literatur

Weblinks


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