Arbeiterkolonie Schederhof

Arbeiterkolonie Schederhof
Arbeiterkolonie Schederhof auf einer Übersichtskarte der Bürgermeisterei Altendorf aus dem Jahre 1898 im Maßstab 1:5000; im Nordosten schließt sich die Krupp Gussstahlfabrik im hier nicht dargestellten Stadtbezirk Essen an

Die Arbeiterkolonie Schederhof war eine frühe Wohnkolonie südwestlich der Kruppschen Gussstahlfabrik. 1872 bis 1873 durch die Firma Krupp für ihre Arbeiter errichtet, lag sie bis zur Eingemeindung 1901 zur Stadt Essen auf Holsterhauser Gebiet, das bis dahin zur Bürgermeisterei Altendorf gehörte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anfang der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts sah sich Alfred Krupp genötigt, für seine stetig steigende Zahl von Arbeitern seiner rasch expandierenden Gussstahlfabrik, auf dem Gelände des heutigen Krupp-Gürtels, selbst Wohnraum zu schaffen. Eine sich zuspitzende Wohnungsnot in Essen resultierte aus Zuwanderungen von Arbeitskräften für die kruppsche Industrie, aber auch den aufstrebenden Bergbau in der Region. Daraufhin richtete Alfred Krupp ein firmeninternes Baubüro unter der Leitung des Regierungsbaumeisters Gustav Kraemer ein.

Die Arbeiterkolonie Schederhof gehörte zu den ersten wohnungsbaulichen Aktivitäten der Firma Krupp, die mit der Errichtung zweier so genannter Meisterhäuser in den Jahren 1861/1862 und der Arbeiterkolonie Alt-Westend 1863 begann, und nach dem Ende der Gründerzeit 1874, nach dem Bau der Kolonien Nordhof, Schederhof, Baumhof und Kronenberg, aus finanziellen Gründen eingestellt wurde. Erst um 1891 begannen unter Friedrich Alfred Krupp neue Aktivitäten des kruppschen Wohnungsbaus in neuem Maßstab mit den Siedlungen Alfredshof und Altenhof.

Die Kolonie Schederhof

Die durch den leitenden Architekten im kruppschen Baubüro, Julius Rasch, der auch zuletzt die Bauleitung der Villa Hügel innehatte, und Alfred Krupp entwickelte Arbeiterkolonie breitete sich auf einem eigens dafür erworbenen Gelände südlich der Kolonie Westend und südlich des Bahndamms der Bergisch-Märkischen Eisenbahnstrecke aus. Damit lag sie wenige hundert Meter von der Gussstahlfabrik entfernt, welche mithilfe einer Unterführung durch den Bahndamm erreicht werden konnte. Letztlich hatte die Kolonie Schederhof insgesamt 772 Mietwohnungen. Im Gegensatz zu den Vorgängerkolonien waren nun die Mehrzahl der Wohnungen mit drei Zimmern und Toilette entsprechend größer. Der größte Wohnbereich befand sich in dem Bereich zwischen der Wilhelmstraße, der heutigen Schederhofstraße, und der Bahnstrecke. Es handelte sich um parallele, bis zu dreigeschossige Häuserzeilen in bis zu fünf Reihen. Diese Reihen wurden etwa mittig durch einen von Bäumen gesäumten Marktplatz unterbrochen, auf dem ab 1881 mit Genehmigung der Regierung des Deutschen Kaiserreiches ein Wochenmarkt abgehalten wurde.

Alle weiteren Gemeinschaftseinrichtungen, die umfangreichsten im bisherigen kruppschen Wohnungsbau, lagen überwiegend südlich der Wilhelmstraße. Dazu gehörten eine evangelische Schule, die katholische Volksschule Holsterhausen III, eine Haushaltsschule, eine Apotheke, ein Junggesellenheim sowie ein Postamt. Die Konsumanstalt, ein Verkaufsgeschäft, besaß zudem eine Schlächterei, eine Bäckerei, einen Kohlenverkauf, eine Restauration mit Kegelbahn und Außenanlage und eine Kolonialwarenabteilung. Eine weitere Neuheit im kruppschen Wohnungsbau stellten die Schrebergärten am südlichen Ende, und ein größerer Park südwestlich der Kolonie dar. Westlich dieses Parks waren zu den Anfängen der Kolonie Schederhof 1872 zweigeschossige Fachwerkbauten mit Notwohnungen errichtet worden, die eine provisorische und primitive Barackenlösung darstellten, aber doch mehrere Jahrzehnte existierten.

Heutiger Zustand

Von der ehemaligen Arbeiterkolonie sind keine Überreste mehr vorhanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich auf dem Gelände südlich der damaligen Wilhelmstraße, der heutigen Schederhofstraße, das heutige Gewerbegebiet. Nördlich dieser Straße liegt heute das Bahnbetriebswerk (Bw Essen Hbf).

Weiterführende Informationen

Literatur

Weblinks

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