Mehemed Ali

Mehemed Ali
Muhammad Ali Pascha, Gemälde von Auguste Couder

Muhammad Ali Pascha arabischمحمد علي باشا ‎, DMG Muḥammad ʿAlī Bāšā (Albanisch: Mehmet Ali Pasha) oder Mehmet Ali Paşa auf Türkisch (* 1769 in Kavala; † 2. August 1849 in Alexandria) war 1805 bis 1848 Vizekönig von Ägypten sowie osmanischer Pascha. Er begründete die bis 1953 regierende ägyptische Herrscherdynastie und erreichte eine relative Unabhängigkeit Ägyptens vom Osmanischen Reich.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Muhammad Ali Pascha wurde 1769 als Sohn albanischer Eltern [1][2][3][4][5] in Kavala geboren. 1799 kämpfte er als Leutnant gegen die Ägyptische Expedition Napoléon Bonapartes. Muhammad Ali zeichnete sich in den Kämpfen aus und ihm wurde das Kommando über das albanische Korps übergeben. In der Auseinandersetzung zwischen den Mamluken und den Türken um die Macht in Ägypten hielt er sich in der Mitte. 1805 nahm er als Pascha anstelle des vertriebenen türkischen Gouverneurs von der Zitadelle in Kairo Besitz.

Mohammed Ali Pascha

1807 besiegte er, im Bündnis mit den Mamluken, die britische Armee und zwang sie zum Abzug aus Ägypten.[6]. Muhammad Ali sah die Mameluken aber als potentielle Gefahr für seine Macht und als Hindernis beim Aufbau einer modernen Armee. Am 1. März 1811 befahl er seinen albanischen Truppen ein Massaker unter den Mamelukenfamilien anzurichten. Rund 1.000 Mitglieder dieser Militärelite kamen dabei ums Leben. Er motivierte seine albanischen Soldaten dadurch, dass er die Häuser der Mameluken zur Plünderung und ihre Frauen der Vergewaltigung freigab. Sein Sohn Ibrahim Pascha beendete die restliche Macht der Mameluken mit einem Feldzug nach Oberägypten 1812 vollkommen.[7] Danach versuchte er seine albanischen Truppen der Disziplin einer modernen Armee zu unterwerfen. Der Versuch scheiterte und gipfelte in einem misslungenen Mordkomplott albanischer Soldaten gegen ihren Befehlshaber. Im späteren Verlauf seiner Herrschaft schickte er die albanischen Truppen an den arabischen Kriegsschauplatz gegen wahhabitische Rebellen. Er nahm dabei bewusst in Kauf, dass ein Großteil der Männer nicht mehr zurückkehren würde.[8] Mithilfe einer neuen, europäisch ausgebildeten Führungsschicht begann Muhammad Ali Pascha mit dem Aufbau einer modernen Verwaltung und der Förderung der Wirtschaft durch die Gründung von exportorientierten Industrien.[9] Auf dem Land schaffte er die Privilegien der Feudalherren ab und setzte die Besteuerung des Landbesitzes islamischer Stiftungen durch. Auch bemühte er sich um die Ausdehnung der kultivierbaren Fläche durch Bewässerung. 1820 wurde der nach dem osmanischen Sultan benannte Mahmudiya-Kanal fertiggestellt. Der Kanal verband Alexandria mit dem Nildelta. Für den dreijährigen Bau des Projekts ließ Muhammad Ali bis zu 300.000 Bauern als Arbeiter zwangsverpflichten. Ebenso versuchte er durch Schutzzölle und staatliche Investitionen eine eigene Industrie in der Provinz Ägypten aufzubauen. Die Staatseinnahmen seines Machtbereichs stiegen vom Beginn seiner Herrschaft bis 1821 um mehr als das Fünffache an.[10]

Auch wenn der Versuch einer Industrialisierung des Landes und die Umsetzung einer Landreform nicht so erfolgreich waren wie gedacht, bildete sich doch im Bereich der Baumwollindustrie und des Baumwollhandels eine neue Mittelschicht. Der mangelnde Erfolg ist nicht zuletzt auf die Interventionen von europäischen Mächten zurückzuführen[11].

Mit der neu aufgestellten und nach französischem Vorbild, durch den französischen Oberst Sève (Süleyman Pascha), ausgebildeten Ägyptischen Armee, wurden im Auftrag des osmanischen Sultans, die Wahabiten im Osmanisch-saudischen Krieg vernichtend geschlagen. Für die erworbenen Verdienste wurde Muhammad Ali Pascha 1813 vom Sultan mit der Insel Thasos belehnt, wo er zahlreiche Verwaltungsreformen einleitete.

Mohammed Ali Pascha, Gemälde von David Wilkie

Entlang des Nils stießen seine Truppen nach Süden vor. 1821 wurde das Sultanat von Sannar von ägyptischen Truppen unter Führung Ismael Kamil Paschas, dem Sohn von Muhammad Ali, erobert. Khartum wurde gegründet und das Land als Türkisch-Ägyptischer Sudan beherrscht.

Muhammad Ali konnte das Land zwar unter seine Kontrolle bringen, das Hauptziel des Eroberungszuges, nämlich die Beschaffung von Sklaven als Soldaten für seine Armee konnte er nicht zufriedenstellend erreichen. Rund 20.000 Männer wurden von seinen Soldaten gefangen und als Sklaven nach Ägypten verschleppt. Doch nur rund 3.000 von ihnen überlebten die strapaziöse Reise und dienten später in der Armee des Paschas. Auch die Soldaten des Paschas litten schwer unter diesen Bedingungen, Tausende fielen aufgrund mangelnder Ernährung, Hygiene und medizinischer Versorgung Seuchen zum Opfer.[12]

Während der Griechischen Revolution war der osmanische Sultan Mahmut II., nach drei misslungenen Feldzügen, gezwungen Muhammad Alis, zu seiner Unterstützung zu rufen. 1824 wurde er vom Sultan zum Statthalter von Morea ernannt. Die disziplinierte ägyptische Armee, unterstützt von einer gut organisierten Flotte, erreichte schnell was den Türken nicht gelungen war. Um 1826 waren die Griechen zu Land praktisch unterworfen, und Ibrahim Pascha bereitete sich vor die griechischen Inseln zu erobern. Durch das Eingreifen einer britisch-französischen Flotte in der Schlacht von Navarino musste das Osmanische Reich 1830 aber Griechenland in die Unabhängigkeit entlassen.

Muhammad Ali Pascha bot dem osmanischen Sultan Mahmud II. an, die unruhige Provinz Syrien zu unterwerfen. Im Gegenzug wollte er als Statthalter in Syrien eingesetzt werden. Nachdem der Sultan ihm das verweigerte, besetzten ägyptische Truppen unter Ibrahim Pascha 1831 Palästina und Syrien. Am 27. Mai 1832 erstürmten sie Akkon und am 18. Juni Damaskus. Die ägyptischen Truppen stießen nach Siegen über die Osmanen bei Homs (am 7. Juli) und Konya (im Dezember 1832) nach Anatolien vor. Am 8. April 1833 wurde der Frieden von Kütajeh geschlossen und Muhammad Alis Herrschaft über Syrien vorerst anerkannt. 1838 fühlte sich das Osmanische Reich stark genug, den Kampf gegen die ägyptischen Truppen unter Ibrahim Pascha in Syrien wiederaufzunehmen. Die ägyptischen Truppen besiegten aber die osmanische Armee unter Hafiz Pascha in der Schlacht von Nizip am 24. Juni 1839. Erst durch die Intervention Großbritanniens, Russlands, Preußens und Österreichs (1840) wurde Muhammad Ali Pascha 1841 gezwungen, Syrien und Palästina wieder zu räumen (Orientkrise). Außerdem musste er Ägypten der europäischen Wirtschaft öffnen, was die Entwicklung einer eigenen Industrie behinderte. Die Osmanen mussten allerdings Muhammad Ali Pascha als erblichen Vizekönig in Ägypten anerkennen. Er starb 1849.

Muhammad Ali Pascha hatte vier Söhne. Sein Sohn Ismael Pascha starb 1822. 1848 übergab Ali Pascha seinem Sohn Ibrahim, dem Eroberer Syriens, die Herrschaft. Dieser verstarb aber bereits im gleichen Jahr, so dass Muhammad Ali erneut die Macht übernahm. Ihm folgte der Sohn des 1816 verstorbenen Ahmad Tousson Prinz Abbas I.. Nach diesem kam der jüngste Sohn von Muhammad Ali, Mehmet Sa'id, auf den Thron.

In Kairo hinterließ er die von 1824 bis 1884 errichtete Mohammed-Ali-Moschee.

Quellen

  1. Warren Isham; George Duffield; Warren Parsons Isham; D Bethune Duffield; Gilbert Hathaway: Travels in the two hemispheres, or, Gleanings of a European tour, S. p.70 - 80, Doughty, Straw, University of Michigan 1858
  2. Samuel Shelburne Robison: History of Naval Tactics from 1530 to 1930:The Evolution of Tactical Maxims, S. p.546, The U.S. Naval Institute 1942
  3. Erik Jan Zürcher: Turkey: A Modern History, S. p.32, I B Tauris & Co Ltd 1993
  4. George Duffield, Divie Bethune Duffield, Gilbert Hathaway: Magazine of Travel: A Work Devoted to Original Travels, in Various Countries, Both of the Old and the new, S. p.79, H. Barns, Tribune Office 1857
  5. William Stadiem: Too Rich: The High Life and Tragic Death of King Farouk. Carroll & Graf Pub (New York) 1991
  6. Immanuel Wallerstein: Unthinking Social Science, London, 1991, S. 14 und Ismail Küpeli: Was ging schief beim 'Untergang des Morgenlandes'?, München, 2006, S. 9
  7. Khaled Fahmy : All The Pasha's Men – Mehmed Ali, his army and the making of modern Egypt, Kairo, New York, 1997 S. 82–84
  8. Khaled Fahmy : All The Pasha's Men – Mehmed Ali, his army and the making of modern Egypt, Kairo, New York, 1997 S. 84–86
  9. Immanuel Wallerstein: Unthinking Social Science, London, 1991, S. 14 und Ismail Küpeli: Was ging schief beim 'Untergang des Morgenlandes'?, München, 2006, S. 9
  10. Khaled Fahmy : All The Pasha's Men – Mehmed Ali, his army and the making of modern Egypt, Kairo, New York, 1997 S. 9–11 , S. 72
  11. Immanuel Wallerstein: Unthinking Social Science, London, 1991, S. 14 und Ismail Küpeli: Was ging schief beim 'Untergang des Morgenlandes'?, München, 2006, S. 9
  12. Khaled Fahmy : All The Pasha's Men – Mehmed Ali, his army and the making of modern Egypt, Kairo, New York, 1997 S. 86–89 ; S. 211

Literatur

  • Nicolae Jorga: Geschichte des osmanischen Reiches. Gotha 1913, ISBN 3-8218-5026-4
  • Khaled Fahmy : All The Pasha's Men – Mehmed Ali, his army and the making of modern Egypt, Kairo, New York, 1997

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mehemed Ali — Mehemed Ali, Statthalter von Ägypten, geb. 1769 zu Kawala in Mazedonien, gest. 12. Aug. 1849, wurde 1787 Offizier der irregulären Miliz und war nebenbei Tabakhändler. 1798 bei dem Einbruch Bonapartes in Ägypten einem mazedonischen Aufgebot… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Mehemed Ali — Mehĕmed Ali, Vizekönig von Ägypten, geb. 1769 zu Kawala in Mazedonien, kam 1799 mit einem türk. Heer nach Ägypten, schwang sich 1805 zum Pascha das. empor, führte europ. Reformen ein, vernichtete 1811 die Mamelucken, unterstützte 1824 die Türken… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Mehemed Ali Pascha — Mehemed Ali Pascha, türk. Feldherr, eigentlich Karl Detroit, geb. 18. Nov. 1827 in Magdeburg, gest. 6. Sept. 1878, Sohn eines Hoboisten aus hugenottischer Familie, ging 1843 als Schiffsjunge an Bord einer mecklenburgischen Brigg, von der er im… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Mehemed Ali Pascha — Mehĕmed Ali Pascha, türk. Marschall, eigentlich Karl Detroit, geb. 18. Nov. 1827 zu Brandenburg, entfloh als Schiffsjunge 1843 im Hafen zu Konstantinopel, trat zum Islam über, 1853 in türk. Kriegsdienst, 18. Juli 1877 Oberbefehlshaber der türk.… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Mehemed — Mehemed, 1) so v.w. Muhammed; bes. 2) M. Ali (gewöhnlicher Mehmed Ali), Vicekönig von Ägypten, geb. 1769 zu Kavala in Rumelien, Sohn eines Polizeioffiziers, machte sehr jung mehre Züge gegen Empörer mit, widmete sich aber dem Tabakshandel u.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ali — Ali, 1) A. ibn Abi Tâlib, der Neffe und Adoptivsohn und einer der ältesten und treuesten Anhänger des Propheten Mohammed und durch seine Gattin Fâtima (s. d.) sein Eidam, geboren um 600 n. Chr. zu Mekka, ward nach der Ermordung Othmâns 656 zum… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Ali Pasha (disambiguation) — Ali Pasha may refer to several Ottoman Empire figures:*Çandarlı Ali Paşa, Ottoman grand vizier between 1387 and 1406 *Ali Pasha (d. 1571), commander of the Turkish fleet in the Battle of Lepanto (1571) *Ali Pasha (1741 1822), Ottoman governor of… …   Wikipedia

  • Mehemed Pascha Kübrisli — (d. h. der Cypriot), türk. Staatsmann, geb. 1810 auf Cypern, gest. 6. Sept. 1871 in Konstantinopel, bildete sich im französischen Heer zu Paris und Metz in der Kriegswissenschaft aus, ward nach seiner Rückkehr 1842 General und Direktor der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Mehemed Rüschdi Pascha Schirwani Zade — Mehemed Rüschdi Pascha Schirwani Zade, türk. Großwesir, geb. 1825 zu Schirwan in Transkaukasien, gest. 23. Sept. 1874 in Taif, wurde in Konstantinopel erzogen, trat in die Körperschaft der Ulemas ein und rückte bald zum Mufti auf. Durch Fuad… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Mehmed Ali Pascha — Berliner Kongress gemalt von Anton von …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”