Megilla (Mischnatraktat)

Megilla (Mischnatraktat)

Megilla / מגילה (dt. „[Buch]rolle“) ist der 10. Traktat der Mischna in der Ordnung Moed / מועד (dt. „Festzeiten“).

Der Name des Traktates bezieht sich auf das an Purim zu verlesende Buch Ester. Das erste Kapitel behandelt in den ersten vier Mischnajot die Fragen, wann und wo die Ester-Rolle gelesen werden soll. Dabei gilt:

„Städte, die seit den Tagen des Jehoschua bin Nun mit einer Stadtmauer umgeben sind, lesen am 15. [des Monats Adar]. Dörfer und Kleinstädte lesen am 14.“ (mMeg 1,1).

In Schaltjahren, in denen es einen zweiten Adar gibt, wird die Rolle in diesem Monat gelesen. An Mischna 4, welche die Unterscheidung von erstem und zweitem Adar verhandelt, schließt sich eine Liste von Dingen bzw. Regelungen an, die mit der Formel „Es gibt keinen Unterschied zwischen...“ eingeleitet werden. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Frage, wie und durch wen die Rolle gelesen werden und wie sie beschaffen sein muss. Auch hier schließen sich weitere Bemerkungen an, die mit dem Ausgangsthema „Ester-Rolle“ nicht verbunden sind. Im dritten Kapitel wird das Generalthema des Traktates verlassen. Stattdessen werden Fragen zu Synagogen, ihrer Einrichtung sowie den Lesungen an Schabbatot und Feiertagen diskutiert. Das vierte Kapitel schließlich behandelt wiederum die Lesung der Ester-Rolle sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Lesung der Torarolle. Der Traktat schließt mit einer Aufzählung von Tanach-Abschnitten, die gelesen (nicht übersetzt) werden sollen, sowie zwei Abschnitten (Ezechiel 1 und 16), die als Haftara nicht verwendet werden sollen.

Der Traktat ist bedeutsam durch die Nachrichten über die Gestaltung der Liturgie im Frühjudentum sowie die bis heute gültigen halachischen Regeln für Purim. Weitere Informationen finden sich in der Tosefta sowie in der Gemara des eretz-jisra'elischen und des babylonischen Talmuds.

Im Traktat des babylonischen Talmud findet sich auch (Fol. 7b) die bekannte, zum exzessiven Feiern auffordernde Stelle, es sei ein Gebot, an Purim so viel (Alkohol) zu trinken bis man nicht mehr unterscheiden kann zwischen ""verflucht sei Haman" und "gesegnet sei Mordechai".

Literatur

  • Joseph Rabbinowitz: Mishnah Megillah. Edited with Introduction, Translation, Commentary and Critical Notes. Oxford University Press u. a., London 1931 (Nachdruck: Gregg, Westmead 1970, ISBN 0-576-80154-2).
  • Lothar Tetzner: Megilla (Esther-Rolle). Töpelmann, Gießen 1968.
  • Michael Krupp (Hrsg.): Die Mischna. 2. Ordnung. Mo'ed – Festzeiten. Teil 2, 10: Michael Krupp: Megilla – Rolle. Lee Achim Sefarim, Jerusalem 2002, ISBN 965-7221-09-9.

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Siehe auch


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